Jugo­vi­zi­ja 1969: Vier gewinnt

Wie bereits im Vor­jahr steu­er­ten sechs der acht sei­ner­zei­ti­gen jugo­sla­wi­schen Lan­des­sen­der Bei­trä­ge zur Jugo­vi­zi­ja 1969 zu, die heu­er in kroa­ti­schen Zagreb statt­fand. 17 Songs gin­gen ins­ge­samt ins Ren­nen, von denen sich knapp die Hälf­te noch im Netz fin­den lässt. Zu den bekann­ten Namen im Line-up zähl­ten die ehe­ma­li­gen Eurovisionsrepräsentant:innen Vice Vukov und Lola Nova­ko­vić, die Wiederkehrer:innen Nina Spi­ro­va, Mar­ja­na Deržaj, Maj­da Sepe und Ivo Robić sowie die noch am Beginn ihrer Deka­den umspan­nen­den Schla­ger­kar­rie­re ste­hen­de Neda Ukra­den, deren umfang­rei­ches Hit-Reper­toire einem jeden anemp­foh­len sei, der bereit ist, sich vom Zau­ber des Bal­kan-Schla­ger gefan­gen neh­men zu las­sen. Dane­ben tum­mel­ten sich etli­che Bands: so trat die musi­ka­lisch ein­fluss­rei­che bos­ni­sche Rock­ka­pel­le Indek­si bereits zum zwei­ten Mal bei der Jugo­vi­zi­ja an. Deren ehe­ma­li­ger Key­boar­der Kor­ne­li­je Kovač hat­te die For­ma­ti­on im Vor­jahr ver­las­sen und mit der Kor­ni Grupa sei­ne eige­ne Band gegrün­det, die sich eben­falls dem von psy­che­de­li­schen Klän­gen beein­fluss­ten Prog-Rock wid­me­te, zum Zwe­cke des Geld­ver­die­nens dane­ben aber auch kom­mer­zi­el­le­re Titel veröffentlichte.

Die Play­list mit acht der 17 Jugo­vi­zi­ja-Bei­trä­gen des Jahr­gangs 1969.

Zu denen zähl­te zwei­fel­los ihr eigens für den Wett­be­werb geschrie­be­nes ‘Cigu, Cigu-ligu’, das einen trei­ben­den Bass­lauf, herr­li­che Dis­co­gei­gen, kna­cki­ge Trom­pe­ten, opti­mis­ti­sche Dur-Har­mo­nien und einen laut­ma­le­ri­schen, sinn­be­frei­ten ‘Dig­gi­loo’-Refrain zu einem süf­fi­gen Gesamt­kunst­werk ver­ein­te, das ihnen immer­hin einen geteil­ten drit­ten Rang in der Jury­wer­tung bescher­te. Und das, obwohl der erst vor Kur­zem zur Band gesto­ße­ne neue Lead­sän­ger Dušan Pre­le­vić deut­lich ange­hei­tert zum Fern­seh­auf­tritt erschien. Er ersetz­te die ursprüng­li­che Kor­ni-Front­frau Miros­la­va Koja­di­no­vić, wel­che die Kapel­le auf­grund künst­le­ri­scher Dif­fe­ren­zen ver­las­sen hat­te. Doch auch Pre­le­vić soll­te nicht lan­ge blei­ben: Kovač warf ihn nach die­sem Zwi­schen­fall ver­ständ­li­cher­wei­se raus. Auch als Solo-Künst­ler konn­te Dušan nicht vom Alko­hol las­sen: nur ein Jahr spä­ter nahm er bei einem Musik­fes­ti­val einen Preis im voll­trun­ke­nen Zustand ent­ge­gen, was ihm ein ein­jäh­ri­ges Auf­tritts­ver­bot im jugo­sla­wi­schen Fern­se­hen bescher­te. Die Kor­ni Grupa wech­sel­te noch mehr­fach ihren Front­sän­ger (dar­un­ter Dado Topić und Zdrav­ko Čolić). 1974 schaff­te es die Band dann mit ‘Moja Genera­ci­ja’ zum Euro­vi­si­on Song Con­test, lös­te sich auf­grund der dor­ti­gen schlech­ten Plat­zie­rung und des aus­blei­ben­den inter­na­tio­na­len Erfol­ges jedoch unmit­tel­bar danach auf.

Cigu-ligu’ flopp­te 1969 als ers­te Sin­gle-Ver­öf­fent­li­chung der Kor­ni Grupa. What the hell is wrong with people?

Abräu­men soll­te bei die­sem Vor­ent­scheid jedoch eine ande­re For­ma­ti­on, näm­lich das Kvar­tet 4M, bestehend aus Ivica Kra­jač, Bran­ko Marušić, Saša Sab­lić und Žel­j­ko Ružić. Ihre Bal­la­de ‘Poz­drav svi­jetu’ (‘Grü­ße an die Welt’) ver­ein­te ein knap­pes Drit­tel aller abge­ge­be­nen Jury-Stim­men auf sich und kann wohl mit Fug und Recht als her­aus­ra­gen­des Bei­spiel eines Grand-Prix-Kon­zept-Titels bezeich­net wer­den, also eines spe­zi­ell für den Wett­be­werb kom­po­nier­ten und mit einer kla­ren Punk­te­ab­greifstra­te­gie arbei­ten­den Lie­des. Offen­bar glaub­te man, mit die­ser Art von kul­tu­rel­lem Appease­ment, näm­lich einer Begrü­ßung mit einem in sie­ben ver­schie­de­nen Spra­chen kraft­voll geschmet­ter­ten “Dobar Dan” (“Guten Tag”), den Erfolgs­pfad wei­ter­füh­ren zu kön­nen, den im Vor­jahr die Dubro­vački Tru­badu­ri beschrit­ten hat­ten. Unglück­li­cher­wei­se beharr­te die EBU jedoch wei­ter­hin dar­auf, dass Grup­pen beim Grand Prix nichts zu suchen hat­ten, und so muss­te man in Madrid not­ge­drun­gen den spä­te­ren Musi­cal-Kom­po­nis­ten und ‑Regis­seur Ivica Kra­jač als angeb­li­chen Solis­ten nach vor­ne stel­len – merk­wür­di­ger­wei­se unter dem Namen “Ivan” – und die drei rest­li­chen Kol­le­gen als Begleit­chor dekla­rie­ren. Aller­dings neig­te Kra­jač extrem zur Thea­tra­lik und ver­dreh­te die Äug­lein der­ma­ßen ver­zickt, dass ihn die homo­pho­ben Jurys mit einem hin­te­ren Platz abstraften.

Eine kla­re Zwölf auf der Hal­dor-Læg­reid-Ska­la: Ivica Kra­jač schraubt die Camp­ness in bis­lang unge­kann­te Höhen.

Vor­ent­scheid YU 1969

Jugo­vi­zi­ja. Sams­tag, 15. Febru­ar 1969, aus den TV Stu­di­os in Zagreb (heu­ti­ges Kroa­ti­en). 17 Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Oli­ver Mlakar. 
#Interpret/inTitelJuryErgeb­nis
01Slave Dimit­rov + Vera JankovaBito­la0111
02Nina Spi­ro­vaBla­godaram0014
03Kor­ni GrupaCigu, cigu ligu0803
04Vice VukovCvi­je­ce za Mariju0308
05Mar­ja­na DeržajCarov­ni­ca0308
06Neda Ukra­denDile­ma0111
07Maj­da SepeGrad iz Peska1102
08Žar­ko DančuoKome da dam svo­ju Ljubav0111
09Josi­pa LisacNaj­lep­si Dan0014
10Ivo RobicNas Rast­anak0506
11Oli­ve­ra VučoPoi­g­raj, poi­g­raj Devojce0803
12Alen­ka PintericPov­pra­saj Mona Lizo0506
134MPoz­drav Svijetu2501
14Lola Nova­ko­vićSecan­je0308
15Mili Kneže­vićTaj ludi mla­di Svijet0014
16Ismet Arn­au­ta­lić, Davorin Popo­vić + Trio IndeksiZabo­rav0705
17Vla­do MracevicZala­zi sun­ce ljubavi0014

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