Es hätte eine Warnung sein können: bereits im Jahre 1968 erschien in Frankreich die mit dem (gefakten) Werbesticker “Offizielles Lied Liechtensteins für den Eurovision Song Contest 1969” versehene Single ‘Un beau Matin’, eine possierliche Parodie auf den europäischen Gesangswettbewerb, in der eine Sängerin namens Vichy mit hoher Stimme über einen zuckrigen Geigenteppich Harmlosigkeiten über dort teilnehmenden Nationen intonierte. Nun war der an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz liegende, handtuchgroße Stadtstaat ohnehin niemals Mitglied der EBU und durfte daher gar nicht teilnehmen. Dass man sich aber mittlerweile über die nach wie vor mit staatstragendem Pomp zelebrierte Veranstaltung so offen belustigte, war ein recht neues Phänomen, welches davon Zeugnis ablegte, dass der Grand Prix trotz allem Einschaltquoten- und kommerziellen Erfolg doch auch stets als ein bisschen neben dem aktuellen Zeitgeist liegend wahrgenommen wurde. Das Festival selbst gastierte in diesem Jahr erstmalig (und bis dato letztmalig) in der spanischen Hauptstadt Madrid, wo bereits die merkwürdige Bühnendekoration, eine krude Mischung aus althergebrachten Blumenbeeten, einer von Salvador Dalí gestalteten Fototapete, sakral anmutenden Orgelpfeifen und einer futuristischen Metallskulptur auf das noch folgen sollende Chaos einstimmte.
Einfach nur albern: die französische Parodie ‘Un beau Matin’.
Wobei wohl nichts das Publikum ausreichend auf den als Pausenfüller zwischen den Songs und der Stimmenauszählung produzierten Kurzfilm ‘La España Diferente’ hätte vorbereiten können: eine fünfminütige Kakophonie aus wirren Bildern und schrillen Klangcollagen, die auch nachgeborene Fans, welche ihn heute zum ersten Mal sehen, unisono als “Horrorfilm” und als audiovisuelles Äquivalent zu einer Wurzelbehandlung ohne Betäubung bezeichnen. Für mehr Pläsier sorgte die charmante, in eine adrette Spitzengardine gewandete Gastgeberin Laurita Valenzuela, die neben ihrer Muttersprache auch ein absolut fehler- und akzentfreies Französisch beherrschte. Weswegen ihre Versuche in Englisch (was die Spanier:innen nunmal schlichtweg geburtsbedingt nicht richtig aussprechen können) nur um so niedlicher wirkten. Wobei unsereins gar nicht lästern braucht: das “Hier ahr ze Rehsalz off ze Dschehrman Dschührie” aus dem Munde des deutschen Jurypräsidenten Hans-Otto Grünefeldt vom Hessischen Rundfunk offenbarte, dass man sich auch im polyglotten Frankfurt am Main schwertat mit Fremdsprachen. Frau Valenzuela jedenfalls führte die 1967 von ihrer österreichischen Kollegin Erika Vaal begründete Tradition fort und hieß die Menschen in allen Teilnehmerländern (und den angeschlossenen Interversions-Nationen) mit einem vom Blatt abgelesenen “Guten Tag” in der jeweiligen Landessprache willkommen.
Vorbildlich: nach nur fünf Minuten singt schon der erste Teilnehmer beim ESC 1969 (kompletter Contest).
Damit nahm sie allerdings den an erster Stelle in der Startreihenfolge antretenden Jugoslawen den Wind aus den Segeln. Die verfolgten mit ihrer hemmungslosen, wenn auch wunderbar harmonisch gesungenen Punkteabgreifnummer ‘Pozdrav Svijetu’ (‘Grüße an die Welt’) nämlich die gleiche Anbiederungsstrategie: in acht europäischen Sprachen, einschließlich eines “Guten Tag”, begrüßten sie die Zuschauer:innen zum Auftakt des mit weitem Abstand absurdesten (und somit großartigsten) Contestjahrgangs aller Zeiten. Dass das Ganze bei den Jurys jedoch nicht wie erhofft zündete, lag wohl auch an dem vollbärtigen Ivan (bürgerlich: Ivica Krajač). Eigentlich ein gleichberechtigtes Viertel des Kvartet 4M, verdankte er seine Heraushebung als Leadsänger der damals noch gültigen Eurovisionsregel, die offiziell lediglich Solisten und maximal dreiköpfige Begleitchöre zuließ. Der spätere Musicalkomponist gestaltete seinen Vortrag dermaßen affektiert und theatralisch, dass man an eine weitere Parodie glauben wollte: eine Zwölf auf der Haldor-Lægreid-Skala! Nicht weiter verwunderlich, dass er seinen Song “allen Jungen aller Flaggen” widmete, wie er sang: gemeint war wohl der bei Schwulen beliebte Hanky-Code, denn Mädchen fanden in seinem Lied keine Erwähnung.
Stand zu seiner inneren Lorielle: der Ivan (YU).
Besser schnitt da schon die Schweizerin Paola del Medico ab, die auf eine ähnliche Thematik setzte. Ihr schwungvoller Schlager ‘Bonjour, bonjour’, der wie für Caterina Valente geschrieben klang, erquickte die Hörerschaft mit unbekümmertem, hormonumtostem, Alleinstehende allerdings achtlos ausgrenzendem Rosa-Brillen-Optimismus (“Die Welt ist wunderbar, sie kann nicht schöner sein / Und sie gehört nur den Verliebten allein”), welchem die wie immer etwas steif auftretende spätere Ehefrau von Kurt Felix und Mitmoderatorin der quälend unlustigen TV-Show Verstehen Sie Spaß? mit dem ihr so eigenen Gefrierlächeln nicht ganz gerecht werden konnte. Monaco schickte ein heutzutage lustigerweise als Rugbytrainer arbeitendes, damals jedoch erst zwölfjähriges französisches Milchbübchen namens Jean-Jacques Bortolaï, das seine ‘Maman’ anflehte, bitte bitte noch lange an ihrem Rockzipfel kleben zu dürfen: da manifestierte sich wohl Heintjes unglückseliger (und in dessen Wahlheimat Belgien stets virulenter) Einfluss. Dieses Grauen machte die in einem augenschmerzgrünen Kleid vom Format eines Zirkuszeltes auftretende Irin Muriel Day vergessen, die sich mit einem ekstatischen Veitstanz die ‘Wages of Love’ verdiente.
Erzielt sicher einen guten Liebeslohn: die Muriel (IE).
Für Belgien beschmachtete der bereits zum zweiten Mal antretende Louis Neefs, der Mann mit den wohl gigantischsten Koteletten der Grand-Prix-Geschichte, die dennoch nicht ausreichten, seine Segelohren vollständig zu kaschieren, ein Londoner Mädchen namens ‘Jennifer Jennings’. Er tat das mit stoischer Miene und völlig bewegungslos – bis zum ersten Refrain, als er ohne jede Vorwarnung plötzlich die Arme nach oben riss und in einer artistischen Verrenkung über dem Kopf zusammenschlug. Wie viele ältere Zuschauer:innen dieser völlig unvorhersehbare Gefühlsausbruch in den Herztod schickte, ist nicht überliefert. Finnland entzückte mit einem putzigen, jungverliebten Schlagerduo namens Jarkko & Laura und einer fast ausschließlich aus Refrain und vielen lustigen Klangeffekten bestehenden Ragtime-Ode an die gute alte Zeit. Jarkko hatte sich stilecht mit einem Kreissägenhut und einem Regenschirm kostümiert; beide lieferten während der Brücke eine lustige Tanzeinlage, irgendwo zwischen Kung-Fu, Stummfilm und Stepptanz. Siw Malmkvist schaute hingegen ein wenig verzweifelt drein und trug ihr ziemlich angestaubtes deutsches Spieldosen-Schlagerlein namens ‘Primaballerina’ vor, in dem sie die traurige Einsamkeit eines Porzellanpüppchens besang: ein wirklich sozialkritisch aufrüttelndes Lied. Dazu drehte sie sich selbst etwa so anmutig wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanpüppchenladen.
Den Pony wollen wir beide bitte exakt gleich: Jarkko & Laura (FI).
Diese Reise durchs wilde Absurdistan bildete aber nur das Vorspiel für das unübertroffene Drama um die Punkteauswertung. Nach dem umstrittenen Sieg eines ‘La La La’-Liedchens im Vorjahr setzten nun etliche Kombattant:innen auf ähnliche Lautmalereien in ihren Beiträgen. So wie die seit 1965 durchgängig im Zwei-Jahres-Rhythmus entsandte norwegische Schlagerette Kirsti Sparboe mit dem peppigen ‘Oj oj oj’ (nein: keine Skinhead-Ode); die sich als verhinderte Opernsängerin gebärdende Portugiesin Simone de Oliveira, die im Refrain ihres zu Hause einen Rang als nationales Kulturheiligtum innehabenden Songs ‘Desfolhada’ ebenfalls das ein oder andere “La La La” und “Lay Lay Lay” unterbrachte; oder aber wie die für das Vereinte Königreich angetretene, völlig überdrehte Schottin Marie McDonald McLaughlin Lawrie, besser bekannt als Lulu, deren Choreografie-Vorbild offensichtlich diese “lustigen” Katzenuhren bildeten, bei denen sich die weit aufgerissenen Kulleraugen im Sekundentakt übertrieben hin- und herdrehen. Und deren Kardiologe ihr vor dem Wettstreit die aus medizinischer Sicht doch sehr beunruhigende Nachricht überbracht hatte, ihr Herz schlage ‘Boom Bang A Bang’. Womit sie trotz ihres grauenhaften Krächzens einen der ersten Plätze belegte.
Vier gewinnt
Ähm, wie bitte? Einen der ersten Plätze? Jawohl, denn es gab ganze vier Siegertitel an diesem Abend!
Da guckst Du: Lulu (UK) macht den Sieg klar.
Bei insgesamt 16 Teilnehmerländern, einem weniger als zuvor (Österreich, drei Jahre zuvor noch der Sieger, setzte aus politischen Gründen aus, weil man nicht in das damals noch faschistisch regierte Spanien reisen wollte), teilten sich vier Beiträge, also jedes vierte Lied, die Höchstwertung. Bei den weiteren Glücklichen handelte es sich um zum einen um den bisherigen Vielfachgewinner Frankreich (Frida Boccara mit dem klassischen, mit absoluter Präzision und Hingabe gesungenen frankophilen Gefühlssturm ‘Un Jour, un Enfant’) und um das Gastgeberland selbst, welches eine mit einem grotesken, mehrere Kilo schweren Röhrchenfummel bekleidete Naturtranse (also eine als Maria Rosa Marco Poquet geborene, biologisch echte Frau, die aber aussah wie ein überschminkter Transvestit mit pompöser Perücke) mit dem Künstlerinnennamen Salomé auf die Bühne schickte. Auch sie (beziehungsweise ihr männlicher Begleitchor) unterstützte ihren sonnigen, deutlich auf die Erfolgsformel von ‘La la la’ setzenden Eurovisionsschlager ‘Vivo cantando’ mit etlichen kraftvollen “Hey!“s im Refrain. Wobei der Song in der Livefassung aus lediglich einer einleitenden Strophe und fünf sich stetig steigernden Wiederholungen des Kehrreims sowie gleich drei Rückungen bestand. Sie toppte das Ganze mit einer schunkelnden Tanzperformance, bei der die metallicblauen Röhrchen an ihrem Hosenanzug nur so flogen. Sestre, hergeschaut: das ist echter Drag-Queen-Glamour!
Da lach ich doch! Salomé (ES) ist die Siegerin!
Die Niederländerin Lenny Kuhr mit ihrer folkig-herben, selbst getexteten Bänkelsängerballade ‘De Troubadour’, auch sie dem ein oder anderen “Lay lay lay” nicht abgeneigt, vervollständigte das Quartett der Erstplatzierten. Nach meinem Verständnis zählt sie als die echte Siegerin dieses Jahrganges. Leider erst im Nachgang zu diesem peinlichen Debakel erließ die European Broadcasting Union (EBU) die Bestimmung, dass bei einem künftigen Punktegleichstand derjenige gewonnen habe, der die höheren Einzelpunkte vorweisen kann. Eine mittlerweile ins Gegenteil (heute zählt die höhere Anzahl der Wertungen) gedrehte Regel, die erstmals beim ähnlich chaotischen Wettbewerb in Rom 1991 zum Einsatz kam, als Amina Annabi und Carola Häggkvist mit jeweils 146 Zählern vorne lagen. Beide hatten je vier Mal Douze Points kassiert; die Schwedin konnte aber fünf Mal zehn Punkte auf sich vereinen, die Französin nur zwei Mal. So gewann Carola. Wendet man diese Zählweise retroaktiv auf den 1969er Contest an, wie ich es in allen meinen Tabellen (und nicht nur bei den Siegertiteln, sondern auch bei Punktegleichständen auf den unteren Plätzen) tue, ergibt sich ein eindeutiges Bild: Lenny Kuhr gewinnt mit der höchsten Einzelwertung (6 Punkte aus Frankreich) vor Lulu (5 Punkte aus Schweden), Frida Boccara (4 Punkte) und Salomé (3 Punkte).
Ein bisschen Siegen: Lenny Kuhr (NL).
Anders verhielt es sich in den Charts: dort räumte lediglich Lulu (#8 in Deutschland, #2 in Großbritannien, #1 in Norwegen) richtig ab. An diesem Abend aber blieb es, zur erheblichen Belustigung des anwesenden Saalpublikums und zur Überforderung der Moderatorin nach der Entscheidung des EBU-Schiedsrichters Clifford Brown ganz offiziell bei vier Siegerinnen, die auch alle vier eine Medaille erhielten (dafür gingen die Texter und Komponisten, für welche die weiteren Exemplare eigentlich gedacht waren, leer aus). Und zwar aus der Hand von Vorjahresgewinnerin Massiel, die sich extra für diesen Anlass in einen unglaublich protzigen, mit Goldapplikationen bestickten Chinchilla-Mantel warf und sich überhaupt als eigentlicher Star des Abends gebärdete. Das Chaos auf der rasch überfüllten Bühne meisterte sie jedoch souverän, reihte die Mädels und ihre Komponisten nach Körpergröße sortiert auf wie die Orgelpfeifen, verteilte Orden und Küsschen und hielt beruhigend Händchen, wo es nötig war. Lauritia Valenzuela kämpfte unterdessen noch ein wenig mit ihrer Fassungslosigkeit über das Fehlen einer Tie-Break-Regel. Zumal sie, wie sie später im spanischen Fernsehen erzählte, während der Generalprobe Herrn Brown noch darauf angesprochen habe, was denn im Falle eines Gleichstands sei – den dieser aber nicht für möglich gehalten habe.
Ich verwette meine Seele darauf, dass die an letzter Stelle abstimmende finnische Jury extra ihr Voting geändert hat, um aus dem Dreier- einen Vierergleichstand zu machen: die Abstimmung.
Berührend: die bereits 1996 im Alter von nur 55 Jahren an einer Lungenentzündung verstorbene Französin Frida Boccara, schon beim ersten Gesangsvortrag, aber auch während der Siegerinnenreprise mehr als beeindruckend in ihrer meisterhaft austarierten Balance aus fast schon spartanisch zurückgenommenen und mit sensationeller Stimmkraft herausgeschmetterten, dabei jedoch stets mit höchster Präzision intonierten Gesangsparts sowie in ihrer wohl dosierten Mimik, leuchtete bei der Überreichung ihrer Medaille für wunderbare drei Sekunden von innen heraus so intensiv, als sei genau dieser Moment der beste, wichtigste und schönste ihres gesamten Lebens. Was er ja vielleicht auch war. Den lauten Trubel um sie herum vollständig ignorierend, schaffte sie nur durch ihren Gesichtsausdruck einen kurzen, stillen Augenblick des Glücks; so fragil, dass ich selbst beim wiederholten Anschauen an dieser Stelle jedes Mal unwillkürlich den Atem anhalte, um ihn nicht versehentlich zu zerstören. Mit dieser winzigen, feinen Geste gab sie dem ganzen Abend seine Würde zurück und setzte einen berauschenden Schlusspunkt unter diesen nie wieder zu toppenden Spitzenjahrgang meines Lieblingsevents.
Zum Niederknien: Frida Boccara (FR) führte alleine durch ihr unglaubliches Können eine altertümliche Ballade ohne jeglichen Refrain zum verdienten Sieg. Chapeau!
Eurovision Song Contest 1969
Gran Premio de la Canción de Eurovision. Samstag, 29. März 1969, aus dem Teatro Real in Madrid, Spanien. 16 Teilnehmerländer. Moderation: Laurita Venezuela.# | Land | Interpreten | Songtitel | Jury | Platz |
---|---|---|---|---|---|
01 | YU | Ivan + 3M (Kvartet 4M) | Pozdrav Svijetu | 05 | 13 |
02 | LU | Romuald Figuier | Cathérine | 07 | 11 |
03 | ES | Salomé | Vivo cantanto | 18 | 04 |
04 | MC | Jean-Jacques Bortolaï | Maman | 11 | 06 |
05 | IE | Muriel Day | The Wages of Love | 10 | 07 |
06 | IT | Iva Zanicchi | Due grosse Lacrime bianche | 05 | 14 |
07 | UK | Lulu | Boom Bang a Bang | 18 | 02 |
08 | NL | Lenny Kuhr | De Troubadour | 18 | 01 |
09 | SE | Tommy Körberg | Judy, min Vän | 08 | 09 |
10 | BE | Louis Neefs | Jennifer Jennings | 10 | 08 |
11 | CH | Paola | Bonjour, bonjour | 13 | 05 |
12 | NO | Kirsti Sparboe | Oj oj oj, så glad jeg skal bli | 01 | 16 |
13 | DE | Siw Malmkvist | Primaballerina | 08 | 10 |
14 | FR | Frida Boccara | Un Jour, un Enfant | 18 | 03 |
15 | PT | Simone de Oliveira | Desfolhada | 04 | 15 |
16 | FI | Jarkko + Laura | Kuin Sillon ennen | 06 | 12 |
Letzte Aktualisierung: 24.03.2023
Heutiger Stand So, wie das heute offenbar geregelt ist, hätte nicht Lenny Kuhr gewonnen. Heutzutage wird erst mal geschaut, aus wie vielen Ländern das Lied überhaupt Punkte bekommen hat, bevor die Höchstwertungen verglichen werden. Danach ergibt sich folgendes Bild: 1. Frankreich (Punkte aus neun Ländern, darunter zweimal vier Punkte); 2. Spanien (ebenfalls neunmal Punkte, aber immer höchstens drei); 3. Großbritannien (achtmal Punkte); 4. Niederlande (nur siebenmal Punkte).
Die heutige Regelung ist aber scheiße und wird deswegen von mir komplett ignoriert. Das ist so eine typisch grünalternative, politisch korrekte, windelweiche Konsenssülze, die beim Streit um den Putzplan in einer WG oder die Frage, in welcher Szenekneipe die Mädelsclique heute Abend ihr Geld für überteuerten Kaffee mit italienischem Namen zum Fenster rauswirft, angemessen sein mag. Bei einem Wettbewerb (!!!) aber völlig fehl am Platze ist. Selbstverständlich zählt da die höchste Einzelwertung und sind einmal 12 Punkte mehr wert als zwölf mal ein Punkt. Das die von Dir skizzierte, schwachsinnige Regelung heute gilt, illustriert, das es mit dem Feminisierung der Gesellschaft doch zu weit gegangen ist.
Absolut richtig!!!
Naja. Das ist Ansichtssache. Was ist besser – in einem Land richtig einschlagen, oder in fünfen brauchbar punkten? Gibt sich insgesamt nicht viel. Ich jedenfalls habe Verständnis dafür, dass erst mal geschaut wird, wo überhaupt Punkte herkamen. Eine Nullwertung ist auf ihre Weise genauso aufschlussreich wie ein Zwölfer.
Der Grand Prix von Madrid offenbarte die ganze Absdruse dieses Wettbewerbes: Kann man denn Lulu mit Frida Boccara vergleichen???? Welches Lied war denn jetzt “besser”?
Frida Boccara hätte ganz klar auf den letzten Platz gehört! Ihr Beitrag ist ja vor Langeweile nicht zum Aushalten. Lenny Kuhr war klar die Beste der vier Siegerinnen, mein Favorit in dem Jahr ist Norwegen.
Zum Wettbewerb an sich kann ich nur zustimmen: Einer der besten Jahrgänge überhaupt.
Zur Diskussion um die Sinnhaftigkeit der Tiebreak-Regel von 2004 bis 2015:
Ich meine gehört zu haben, dass auch hier das Ausarten des Block- und Diasporavotings Anfang der 2000er eine große Rolle gespielt hat. Mit der Regel hätte im Falle eines Gleichstands das Land gewonnen, welches von den meisten Ländern Punkte bekommen hätte (also von möglichst vielen Ländern aus allen Bereichen Europas) und nicht das Land, welches durch hohe Punktwertungen aus einzelnen Kulturblöcken und Diaspora ohnehin sichere 12, 10 und 8 Punkte en masse bekommen hätte.