Im Gegensatz zu ihrem legendären italienischen Vorgänger zwar kompetent, doch nordisch unterkühlt und bar jeden Charismas: das schwedische Moderationspaar. Musikalisch blieb sehr wenig hängen vom Aufgebot dieses Abends, auch in den Charts resümierte dieses Jahrgang in einer kompletten Fehlanzeige. Und das verwunderte nicht, hatten die fast ausschließlich eigens für den Contest und den Geschmack der internationalen Juror:innen geschriebenen Lieder nun wirklich nicht das Geringste mehr mit aktuellem Hitparadenpop zu tun. Und so blieben mal wieder nur die optischen Eindrücke, die den Bericht lohnen. Wie beispielsweise der als Gimmick eingesetzte, kregle Zeichentrickvogel Song Trush, der jeweils die Postkarten vor den eigentlichen Auftritten einläutete und der später seine virtuelle Heimat auf der exzellenten Songtexte-Seite Diggiloo fand). Oder das riesige Wikingerschiff als Bühnendeko, das die Zuschauer:innen daran erinnern sollte, welches Völkchen hier Millionen für flache Unterhaltung ausgab. Und das die 23 angetretenen Sänger:innen, Trockeneisrauch aus seinem Drachenkopf am Bug speiend, von der Bühne scheuchte, wenn diese ihre drei Minuten zu überziehen drohten.
Drei Stunden tadelloser Organisation und blanker Langeweile: der ESC 1992 aus Malmö.
Augenfällig auch die farbstarken Sakkos der ausgesprochen fröhlichen Israelin Dafna Dekel und ihres männlichen Begleitchores, die in ihrem Beitrag das für den Grand Prix (wie eigentlich auch in der sonstigen Popmusikgeschichte) eher ungewöhnliche Thema ‘Ze rak Sport’ aufgriff zum flotten Rhythmus des Songs herumhoppelte, als wolle sie einen 100-Meter-Lauf im Stand bewerkstelligen. In High Heels. Dafna nahm ihren sechsten Platz sportlich: 1999 kehrte sie als Moderatorin des dann in Jerusalem stattfindenden Wettbewerbs auf die Eurovisionsbühne zurück. Griechenland setzte beim Outfit erneut auf die Komplementärfarbkombination ‘Aspro-mavro’ (schwarz-weiß) – außer im Gesicht der Sängerin Cleopatra Pantazi, wo ein Stukkateur ganze Arbeit geleistet hatte. ‘Olu tu Kosmou i Elpitha’ (‘Die Hoffnung auf der ganzen Welt’) erwies sich, trotz eher orientalisch anmutender “Ohooooo“s, erwartungsgemäß als hochdramatische Angelegenheit. Dementsprechend zog die Interpretin des Öfteren ein Gesicht, als breche sie vor lauter Weltschmerz beziehungsweise unter der Last der alleine auf ihren schmalen Schultern ruhenden Menschheitshoffnungen augenblicklich zusammen. Vielleicht hatte sie aber auch nur ihren Vibrator stecken lassen.
Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs: Cleopatra (GR).
Der hellenische Erzfeind, die Türkei, vom Losglück ungeachtet aller politischen Spannungen zwischen den beiden Nationen auf den Startplatz direkt davor bestimmt, überraschte gleich zum Songauftakt mit der im Kosmos der Grand-Prix-Choreografien (und darüber hinaus) ausgesprochen beliebten Figur der sechs kreisförmig ausgebreiteten Arme, mit denen die drei Chorsänger der Interpretin Aylin Vatankoş die optische Illusion der Hindu-Göttin Gayatri zu erzeugen suchten. Ein solcher unvermittelt aus dem Nichts auftauchender Show-Effekt nennt sich seither in eingeweihten Fan-Kreisen ein ‘Yaz Bitti’-Moment. Er sollte, neben dem ebenfalls unvorhergesehenen, kastratenhaft hohen Gekreische einer der männlichen Backings, das einzige Erinnerungswürdige am Beitrag aus Ankara bleiben, der im Nachhinein wohl selbst seinen Entsendern so peinlich erschien, dass sie ihn aus sämtlichen Youtube-Mitschnitten des 1992er Wettbewerbs herausschneiden ließen.
Frankreich überraschte mit Karibikklängen. Des anhaltenden Misserfolges des klassischen französischen Chansons überdrüssig, begann die ehemalige Kolonialmacht in den Neunzigern eine musikalische Reise ‘Einmal um die Welt’. Einen ersten, allerdings bis dato einmaligen Ausflug hatte La Grande Nation bereits 1981 mit dem gebürtigen Tahitianer Jean Gabilou und seinem ‘Humanahum’ unternommen. Nach einem Besuch der Maghrebstaaten im Vorjahr folgte nun ein weiterer Abstecher zu den ozeanischen Départements der Grande Nation. Und so verwirrte der vollbärtige Kali (bürgerlich: Jean-Marc Monnerville) von der Karibik-Insel Martinique die Juror:innen mit Steeldrums, Gesang in Kreolisch und sommerlich-leichtem Gitarrensound: ‘Monté la Riviè’. Großartig! Für das Gastgeberland erkrächzte sich ein heiserer Christer Björkman mit der Plattitüde ‘I morgen är en annan Dag’ (eine Weisheit, die er direkt aus dem Text des deutschen Beitrags entnahm) den vorletzten Platz. Trotz dieser ernüchternden Erfahrung blieb der leidenschaftliche Eurovisionsfan dem Wettbewerb in Treue fest verbunden: von 2002 an leitete er für satte zwei Dekaden das schwedische Auswahlverfahren Melodifestivalen. 2013 zeichnete er gar für die Organisation des nach dem Sieg seiner Landsfrau Loreen erneut in Malmö, der Stätte seiner Schande, stattfindenden Eurovision Song Contest verantwortlich.
Einmal um die Welt: Kali (FR).
Nachdem sie als Chorsängerin bereits 1983, 1986 und 1987 für den griechischen Teil der Mittelmeerinsel Dienst geschoben hatte, entsandte Zypern die aufregend schöne Evridiki Theokleous das erste von drei Malen als Soloistin. In einem aufregenden roten Kleid mit langärmeligen Handschuhen trug sie das aufregende, hochdramatische ‘Teriazoume’ vor. In welchem sie, lyrisch zwar sehr ansprechend verpackt, dennoch recht eindeutig, ihren letzten Beischlaf besang. Der wohl verdammt gut gewesen sein muss: es ging um Explosionen, dem Betteln nach Berührungen und kosmische Verschmelzung. Dazu schickte sie derartige Blicke in die Kamera, dass man sich wunderte, warum nicht der Bildschirm von innen beschlug. Selbst bei der nicht mehr ganz taufrischen britischen Kommentatorenlegende Terry Wogan stiegen bei ihrem Anblick die Frühlingssäfte. Die offensichtlich völlig vertrockneten ESC-Juror:innen hingegen bestraften diesen leidenschaftlichen (Eurovisions-)Höhepunkt, ohne Zweifel den sexiesten Auftritt aller Zeiten, mit einem absolut skandalösen Mittelfeldplatz. Anscheinend stand man mehr auf altbackene Hausfrauenkost, wie der unfassliche, ja verbrecherisch zu nennende dritte Platz für die maltesische Mutter Beimer, Mary Spiteri, mit ihrer Brechreiz erregenden Backe-Backe-Kuchen-Ballade ‘Little Child’ unter Beweis stellte.
Jetzt brauche ich eine Zigarette! Evridiki (CY).
Finnland belegte mal wieder unverdient den letzten Platz – es war ein ‘Yamma-yamma’! Für die Schweiz blamierte sich eine klimakteriumsgeschädigte Schnepfe mit Namen Daisy Auvray bei dem Versuch, den altehrwürdigen Grand Prix in ein billiges Animierlokal zu verwandeln. Jedenfalls deutete das die schleimige Stripschuppen-Saxophonmusik an, zu dem Daisy den ‘Mister Music Man’ (Discjockey heißt das Wort, das Du suchst, Hase!) keilte, ihr eine Engtanznummer aufzulegen. Gott sei Dank konnte sich Frau Auvray, die als Zweitplatzierte des heimischen Vorentscheids von der Disqualifikation der eigentlichen Siegerin Géraldine Olivier profitierte, im Rahmen ihrer Frustrierte-Hausfrau-spielt-Moulin-Rouge-Show noch soweit zusammenreißen, dass sie wenigstens die Klamotten anbehielt. Alleine schon bei dem Gedanken gingen einem die letzten Reste der von Evridiki zuvor so raffiniert erweckten Libido vollends flöten! Nichts gelernt aus dem Debakel von 1960 hatte Luxemburg, das seine Vertreterin Marion Welter in einer die Augen beleidigenden Patchwork-Jacke und mit einem furchtbaren Lied im zum Singen völlig ungeeigneten lëtzebuergeschen Dialekt (‘Sou fräi’) antreten ließ.
Wie eine kalte Dusche: Daisy (CH)
Österreich bediente sich erneut einer, nunja, Komposition Dieter Bohlens. ‘Zusammen gehn’ sollte Tony Wegas mit Bohlen nicht all zu lange und eigentlich verdiente der im Refrain größtenteils auf dem 1981 als Albumtitel veröffentlichten Lied ‘Ich brauche dich’ von Marianne Rosenberg basierende, dröge Balladenschlager keine weitere Erwähnung. Wenn sich nicht sein Erschaffer Kopist elf Jahre später auf der Suche nach Musikfutter für die Fernsehmischpoke von Deutschland sucht das Superschaf an das von Wegas in den medialen Orkus gesungene Lied erinnert und es unter der neuen Überschrift ‘We have a Dream’ einem kommerziell höchst erfolgreichen Recycling zugeführt hätte. Ungerechte Welt: die RTL-Bande um die mittlerweile auf tragischem Wege von uns gegangene Quaktasche Daniel Küblböck vermochte 2003 mit dem Eurovisionsflop einen Nummer-Eins-Hit in Deutschland zu landen. Seinem Eurovisionsinterpreten brachte er dagegen kein Glück: 1997 verurteilte ein Wiener Richter Tony zu fünf Jahren Haft, nachdem dieser zwei Omas ausgeraubt hatte, um seine Drogensucht zu finanzieren. Was man nach einer derartig traumatisierenden Erfahrung wie einem Grand-Prix-Auftritt mit einem Bohlen-Song irgendwie verstehen kann.
Mit etwas längeren Haaren wäre er eigentlich genau Dieters Typ: Tony Wegas (AT).
Auch der – was sonst! – zweitplatzierte britische Vertreter Michael Ball verbindet mit seiner Eurovisionsteilnahme keine all zu guten Erinnerungen. In einem Interview sagte er später, eher würde er sich die “Augäpfel mit rostigen Gabeln ausstechen”, als noch mal zum Grand Prix zu gehen. Beruht auf Gegenseitigkeit: auch ich stäche ihm eher die Augäpfel mit rostigen Gabeln aus, als noch einmal seine unfassbar blöde Musical-Nummer ‘One Step out of Time’ ertragen zu müssen. Aus aktuellen politischen Gründen (der Jugoslawienkrieg) erfuhr die serbische Vertreterin Extra Nena (bürgerlich: Snežana Berić, also nicht mit Frau Kerner verwandt), die offiziell noch für das sich bereits in der Auflösung befindliche Jugoslawien antrat, eine recht unterkühlte Aufnahme in den Kreis ihrer Sangeskolleg:innen. Sie buhlte mit der wunderschönen Balkanballade ‘Ich küsse dich mit Liedern’ um Zuspruch und hoffte vergeblich, die Juroren mögen “so schnell wie möglich vergessen”. Taten sie nicht: für die nächsten Jahre hieß es für die Serben erst mal “Wir müssen draußen bleiben”, während die sich vom Staatenbund abspaltenden neuen Länder unisono zur Eurovision drängten.
https://youtu.be/5fUwSa89BrE
Tick, Trick & Track oder Humphrey, Carlo & Ben (NL).
Konnten Wind in den Achtzigern noch regelmäßig zweite Plätze für Deutschland eintüten, so reichte es für die schon mehrfach umbesetzte Kapelle und ihr entsetzlich trostloses ‘Träume sind für alle da’ diesmal gerade für Rang 16. Und das auch nur deswegen, weil sich für eine noch niedrigere Platzierung die Konkurrenz schlichtweg als zu schwach erwies. Die bestand beispielsweise aus einer schwarzen Version der Daltons (eigentlich: Humphrey Campbell und seinen Brüdern), die sich von Holland aus zur vergeblichen Suche nach der Siegerstraße aufmachten: ‘Wijs me de Weg’ baten sie noch die Juroren. Die angesichts der flotten und tanzbaren Nummer, von allen 23 Beiträgen mit Ausnahme Österreichs derjenige, der regulärem Hitparadenpop noch am nähesten stand (oder präziser: die wenigsten Lichtjahre davon entfernt war), wie nicht anders zu erwarten, ratlos mit den Schultern zuckten. Vielleicht lag’s auch am Akkordeon, beim Grand Prix stets ein riskantes Instrument, wie auch Extra Nena (oder, Jahre später, Kuunkuiskaajat) erfahren mussten.
Rechts ging der Stoff wohl aus: Linda Martin (IE).
Offenbar mehr dem altbackenen und eingestaubten Geschmack der geriatrischen Jury entsprach dagegen der Siegertitel: ‘Why me?’ frug sich die nicht mehr unbedingt taufrische, mit einem eher an eine fehlproduzierte Telefonabdeckhaube erinnernden, altertümlichen Brokatungetüm bekleidete Linda Martin angesichts der Wartezeiten an der Passkontrolle auf dem ‘Terminal 3’ des Dubliner Flughafens genervt. “Why not?” dachten wohl die meisten Juroren und krönten sie zur Königin des Abends. Nun ist ihre wenigstens noch klassisch aufgebaute und lediglich mittellahme, mittellangweilige Eurovisionsschnulze aus der Feder von Johnny Logan von allen irischen Gewinnertiteln der Neunziger – und derer sollten noch etliche folgen – noch die mit weitem Abstand erträglichste. Oder, präziser formuliert: die einzige erträgliche. “Why her?” dürfte sich dennoch nicht nur Mia Martini gefragt haben, die für den eigentlich verdienten Sieg offenbar schlichtweg ein “I” zuviel im Nachnamen trug.
Ihr Zahnfleisch ist in Ordnung: Mia Martini (IT).
Die Grand-Prix-Teilnehmerin von 1977 (‘Libera’) begeisterte mit dem besten italienischen Beitrag aller Zeiten: der ergreifenden ‘Rapsodia’, einem tieftraurigen Lied über das Älterwerden, leidenschaftlich vorgetragen mit tiefgerauchter, gänsehauterzeugender Reibeisenstimme. Das hatte seltenen inhaltlichen Anspruch, blieb völlig kitschfrei und ging tief unter die Haut. Eine grobe und groteske, himmelschreiende Ungerechtigkeit ihr vierter Platz! Womit sich der Kreis zu dem hinderlichen “I” aus Martinis Nachnamen schließt: dem Autokennzeichen ihrer Heimat Italien. Gut möglich, dennoch nicht weniger ungerecht, dass Mia den noch nicht verrauchten Zorn der Juroren ob des letztjährigen Moderationsfiaskos in Rom ausbaden musste. So oder so: das Mittelmeerland verlor ob der ständigen Mißachtung durch die Jurys bald darauf für fast zwei Jahrzehnte die Lust an weiteren Teilnahmen. Erst 2011 konnte die EBU Italien nach end- und würdeloser Bettelei zur gnädigen Rückkehr bewegen – natürlich als fixer Finalist. Vorsichtshalber schanzten die Jurys dem Land gleich mal den zweiten Platz zu, obwohl der Beitrag ‘Madness of Love’ grauenhaft war. Selbst wenn man, wie ich, Italopop per se nicht besonders mag: vom Qualitätsstandpunkt her musste man das als Verlust für den Eurovision Song Contest betrachten. Wie natürlich auch das der Geißel Krebs geschuldete, viel zu frühe Ableben Mia Martinis nur zwei Jahre später.
Merethe Trøan lacht Dich aus (NO).
Nachträgliche Würdigung als Internetmeme erfuhr die norwegische Teilnehmerin Merethe Trøan. Die hatte es während der Proben öfters nicht geschafft, zur richtigen Zeit in die richtige Kamera zu schauen. Als ihr das in der Livesendung dann fehlerfrei gelang, war sie selbst so überrascht, dass ihr ein jauchzendes Lachen entfuhr – mitten im Song! Ein findiger Eurovisionsfan bastelte sich aus diesem Mißgeschick eine unter der Überschrift “Merethe Trøan is mocking you” (“Merethe Trøan lacht Dich aus”) bei Youtube eingestellte Vorlage, die er in Diskussionsrunden auf ESCnation immer dann einstreute, wenn jemand etwas Albernes sagte. So dass unter netzaffinen, eingeschworenen Grand-Prix-Fans der Begriff “Trøan” mittlerweile der offizielle Nachfolger des überstrapazierten LOL ist. Auch ein Weg zur Unsterblichkeit!
Eurovision Song Contest 1992
Eurovision Song Contest. Samstag, 9. Mai 1992, aus dem Malmömässan in Malmö, Schweden. 23 Teilnehmerländer, Moderation: Lydia Capolicchio und Harald Treutiger.# | Land | Interpreten | Songtitel | Jury | Platz |
---|---|---|---|---|---|
01 | ES | Serafín Zubiri | Todo esto es la Música | 037 | 14 |
02 | BE | Morgane | Nous, on veut des Violons | 011 | 20 |
03 | IL | Dafna Dekel | Ze rak Sport | 085 | 06 |
04 | TR | Aylin Vatankoş | Yaz bitti | 017 | 19 |
05 | GR | Cleopatra Pantazi | Olu tu Kosmou i Elpitha | 094 | 05 |
06 | FR | Kali | Monté la Riviè | 073 | 08 |
07 | SE | Christer Björkman | I Morgon är en annan Dag | 009 | 22 |
08 | PT | Dina Veloso | Amor d’Água fresca | 026 | 17 |
09 | CY | Evridiki Theokleous | Teriazoume | 057 | 11 |
10 | MT | Mary Spiteri | Little Child | 123 | 03 |
11 | IS | Heart 2 Heart | Nei eða já | 080 | 07 |
12 | FI | Pave Maijanen | Yamma-yamma | 004 | 23 |
13 | CH | Daisy Auvray | Mister Music Man | 032 | 15 |
14 | LU | Marion Welter | Sou fräi | 010 | 21 |
15 | AT | Tony Wegas | Zusammen gehn | 063 | 10 |
16 | UK | Michael Ball | One Step out of Time | 139 | 02 |
17 | IE | Linda Martin | Why me? | 155 | 01 |
18 | DK | Kenny Lübcke & Lotte Nilsson | Alt det som ingen ser | 047 | 12 |
19 | IT | Mia Martini | Rapsodia | 111 | 04 |
20 | YU | Extra Nena | Ljubim te Pesmama | 044 | 13 |
21 | NO | Merethe Trøan | Visjoner | 023 | 18 |
22 | DE | Wind | Träume sind für alle da | 027 | 16 |
23 | NL | Humphrey Campbell | Wijs me de Weg | 067 | 09 |
Von da an ging‘s bergab ! Was sich Ende der 80er Jahre angedeutet hatte, beschleunigte sich spätestens jetzt : kein halbwegs „ zeitgemässer „ Titel beim ESC 92. Dafür ein grosses Wikingerschiff und viel Carola, die es sichtlich genoss, im Mittelpunkt zu stehen. Auf die immer weniger werdenden Zuschauer wurde endgültig keine Rücksicht mehr genommen, was zählte war den vermuteten Geschmack der internationalen Jury zu treffen. Was Malta mit „ Little Child „ oder auch der Gewinnerin Linda Martin glückte.
Von da da ging‘s bergab II Man muss diesem Jahrgang zugute halten, dass es einige Länder : wie z.B. Griechenland, Italien oder Zypern, wenigstens mit Qualität versuchten, während sich Israel und Island zumindest an etwas schnelleren Titeln versuchten und Frankreich mal wieder für ein wenig Exotik sorgte. Aber die übrigen Beiträge waren eigentlich nicht der Rede wert. Natürlich hätte Italien den Sieg eher verdient, aber der chaotische ESC 91 wirkte wohl noch nach. Linda Martin hatte wenigstens noch eine sympathische Ausstrahlung, in den folgenden Jahren sollte es noch viel schlimmer kommen.
Starke Frauen für den Contest! Nur einer Frau hätte in diesem Jahr der Sieg zugestanden: Evridiki! Normalerweise benutze ich dieses Wort eher nicht, aber: war das geil!! Betörend sah sie aus, verführerisch – optisch lagen zwischen dieser mediteranen Göttin und anderen spießig aufgedonnerten Puppenmuttis (Daisy Auvray (CH), Mary Spiteri (MT), Linda Martin (IE)) Welten! Wunderbar in Szene gesetzt auch ihr Song: spannungsgeladen, an den richtigen Stellen mit kleinen orchestralen Details versehen und ein schlichtweg orgasmischer Schluss. Sinnlich, erotisch, zum anbeten schön! Ähh, ja: bevor ich hier mit meiner Evridiki-Gutfinderei total ausschweife – was gab’s denn sonst noch? Mia Martini! Gänsehaut! Eine Stimme, die wirklich unter die Haut geht – mir sind beim Hören von ‘Rapsodia’ schon des Öfteren die Tränen über die Wangen gelaufen, und das obwohl ich als Teenie mit dem Thema ‘Älterwerden’ noch nicht so viel am Hut habe. Allein diese zwei alles überstrahlenden Übersongs, mit den Plätzen 4 und 11 brutal ungerecht bewertet (eigentlich sollten es die Plätze 1 und 1 sein!), werfen ein positives Licht auf den ’92er-Contest, obwohl es sonst wenig interessantes gab, oh, Israel war ganz in Ordnung, sympathische Interpretin, flotter Song mit ungewöhnlichem Thema, hat sich Platz 6 verdient.
Evridiki Ja, die Göttin Aphrodite hätte gewinnen müssen, aber die Jury war zu dämlich. Daher freute ich mich sehr, als sie 2007 nochmals mit einem tollen Song antrat. Doch sie überstand das Semifinale nicht, weil die Zuschauer zu dämlich waren. Da hat sie also zweimal so richtig Pech gehabt.
Evridiki zum 2. Sorry, habe gerade gelesen, daß Evridiki bereits 1994 zum zweiten Mal antrat. Da ich diese Veranstaltung aus beruflichen Gründen verpaßt habe, war es mir nicht bewußt. Sie hat also dreimal Pech gehabt.
Jurys! Sind! W******! Wo sah man das besser als in diesem Jahr?! Die Top 3 ist grotesk, und sorry, ich kann auch mit Italien nix anfangen. Dafür umso mehr mit Griechenland, Zypern und Frankreich, alle drei krass unterbewertet. Und sowas wie die maltesische Platzierung ist bestens dazu geeignet, aus grundsoliden, anständigen Leuten irre Amokläufer zu machen!
Den Sieg Irlands kann man nur dadurch erklären, dass die Jurys an Linda ihr Versagen (also das Versagen der Jurys, nicht das von Linda) von 1984 wieder gut machen wollten – der Name Johnny Logan dürfte auch gezogen haben. Und außerdem weiß man ja, dass auf der grünen Insel erschwingliches Guinness in Strömen fließt. So gesehen kann ich das ja verstehen, aber Herrgottnochmal, Ouzo oder französischen Rotwein kann man durchaus auch trinken!
http://www.youtube.com/watch?v=tpaR99WTcHw
In “YouTube” lacht Merethe Troan auch bestimmte Leute aus. Hier zum Beispiel Carola
Ich finds echt schlimm, was Kostüm- und Maskenbildner an Merethe Trøan verbrochen haben: Das Mädel war 22 und sieht beim Grand Prix aus wie Anfang 40 bestenfalls. Beim Melodi Grand Prix sah sie zumindest einigermaßen altersgemäß aus: https://www.youtube.com/watch?v=67fH5nNvukI