Con­cours Euro­vi­si­on 1993: Der Palast der Gewöhnlichkeiten

Als Miss­ing in Action muss lei­der der Schwei­zer Vor­ent­scheid 1993 ver­mel­det wer­den. Auf You­tube lässt sich weder ein Mit­schnitt der Show noch der ein­zel­nen Songs fin­den. Und auch über die heu­er nur sie­ben Teilnehmer:innen gibt das Netz nicht das Gerings­te her. Mit Aus­nah­me von Dia­spro, der Musik­da­ten­bank Dis­co­gs zufol­ge eine vier­köp­fi­ge italo­schwei­ze­ri­sche Band, die ihren Wett­be­werbs­ti­tel ‘Rif­les­so’ auf ihrem ansons­ten eng­lisch­spra­chi­gen Debüt­al­bum ‘It still isn’t clear’ ver­öf­fent­lich­te, dem bis 2011 noch gan­ze zwei wei­te­re Alben fol­gen soll­ten. Ansons­ten: kom­plet­te Fehl­an­zei­ge. Bis auf die Sie­ge­rin Annie Cot­ton natür­lich, die sich in einem neu gewich­te­ten Wer­tungs­ver­fah­ren, wel­ches den Ein­fluss der drei regio­na­len Publi­kums­ju­rys gegen­über der Pres­se und der Sen­der­ju­ry von 60 auf 75% erhöh­te, mit Leich­tig­keit durch­set­zen konn­te. Was viel­leicht dar­an lag, dass man hier auf ver­trau­te Erfolgs­mus­ter setz­te: wie schon die legen­dä­re Céli­ne Dion impor­tier­te man die in ihrer Hei­mat vor allem als Seri­en­schau­spie­le­rin bekann­te Annie aus Kana­da, und wie die­se sang sie eine stimm­ge­wal­ti­ge Bau­kas­ten­bal­la­de. Das reich­te in Mill­street wohl auch des­we­gen für eine Bron­ze­me­dail­le aus, weil sich ihr Song­text zur Freu­de der Juror:innen (wenn auch sehr vage) gegen die ver­derb­te Musik­in­dus­trie rich­te­te, von wel­cher sich der pop­kul­tu­rell mitt­ler­wei­le kom­plett irrele­van­te Grand Prix nie wei­ter ent­frem­det zeig­te als just in die­sen Jah­ren.

Kon­se­quent: Frau Baum­wol­le sang tat­säch­lich nur für sich selbst, der Titel wur­de – außer als limi­tier­te Pro­mo-Sin­gle – nie auf Ton­trä­ger veröffentlicht.

Einen Platz auf dem Trepp­chen soll­te die Eid­ge­nos­sen­schaft erst 2021 mit Gjons Tears wie­der errei­chen, für das nächs­te Vier­tel­jahr­hun­dert ging es erst mal tief hin­ab in das Tal der Trä­nen, mit mas­sen­haf­ten Nicht­qua­li­fi­ka­tio­nen und hin­te­ren Ergeb­nis­sen. Und auch einen öffent­li­chen Vor­ent­scheid gab es erst 1998 wie­der, dazwi­schen behalf man sich mit Direktnominierungen.

Vor­ent­scheid CH 1993

Con­cours Euro­vi­si­on. Sams­tag, 6. Febru­ar 1993, aus dem DRS-Stu­dio in Zürich. Sie­ben Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: San­dra Simó. Drei regio­na­le Publi­kums­ju­rys (75%), Pres­se- und Sen­der­ju­ry (25%).
#Inter­pre­tenSong­ti­telPubli­kumJuryPlatz
01Chris LorensZwei Leben im Strom der Zeit110304
02Annie Cot­tonMoi, tout simplement220801
03MaryNon sia­mo Angeli040107
04Nata­shaPour tou­jours060206
05Dia­sproRif­les­so180602
06Jürg SteinAnt­ar­c­ti­ca100405
07Scar­letDon­ner160503

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