Für ein deutlich höheres Interesse als das eigentliche Teilnehmerfeld sorgte in diesem Jahr der Auswahlskandal im Vorfeld des Wettbewerbs. Nach der Erweiterung der EBU gen Osteuropa, wo beinahe stündlich neue Staaten entstanden, wollten heuer 30 Länder mitmachen beim Grand Prix Eurovision. Laut EBU-Reglement darf die Show erst um 21:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit anfangen. Das entspricht 20:00 Uhr britischer Zeit, dem Beginn der abendlichen Primetime bei der BBC, welche bei der Festlegung dieser Zeitmarke das Sagen hatte. Weswegen die ARD die Lücke zwischen dem Ende der tagesschau und dem Beginn der ESC-Übertragung stets mit dieser furchtbaren, verregneten Grand-Prix-Party von der Reeperbahn überbrücken muss. Schlechter traf es allerdings die nachträglich dazugekommenen Ostländer: in Moskau beginnt die Show um 23:00 Uhr Ortszeit, in Baku (Aserbaidschan) gar erst um Mitternacht. Sollte nun also die Sendung nicht bis tief in die Nacht ausgedehnt werden, musste man das Teilnehmerfeld begrenzen. Bislang bedeutete das für die schlechtestplatzierten Länder des Vorjahres, jeweils eine Runde aussetzen zu müssen, doch diesmal hatte man eine neue Idee.
Alle 30 Bewerbungsvideos für den Jahrgang 1996. Die nehmen 1:30 Stunde in Anspruch. Mit Umbaupausen, Rahmenprogramm und Voting läge die Gesamtsendezeit bei rund 3 Stunden. Das empfand die EBU als deutlich zu lang.
23 Beiträge legte die EBU als für die europäischen Zuschauer:innen maximal verkraftbare Menge fest, also musste man sieben der bereits in nationalen Vorentscheidungen ausgewählten Titel relegieren. So trafen sich die Jurys aller potenziellen Teilnehmerländer am 21. März 1996 und gaben nach dem Anhören der Songs vom Band ihre Voten ab (Vorjahressieger Norwegen hatte als Gastgeber natürlich einen sicheren Startplatz). Und das Unglaubliche geschah: der deutsche Vertreter Leon flog raus! Vermutlich nicht wegen seines Songs ‘Blauer Planet’, der war nämlich um Längen besser als fast alles, was sich nachher im Wettbewerb befand (was nicht für die besondere Qualität von Hanne Hallers Komposition spricht, sondern gegen die ausgesprochen maue restliche Bestückung des diesjährigen Jahrgangs). Es ging den Juror:innen wohl eher um nachträgliche Rache für die deutschen Ohrenfolterer Stone & Stone vom Vorjahr, die mit dem gottgefälligen ‘Verliebt in Dich’ einen der fünf unerträglichsten Lieder der Menschheitsgeschichte abgeliefert hatten. Eine menschlich verständliche Reaktion somit, dennoch grob ungerecht gegenüber dem armen Leon, der sich schon so auf Oslo gefreut hatte, denn “da fahren die immer Ski”!
Major Tom dreht sich im Weltall um seine eigene Achse: Leons abgelehnter Song (DE).
Zu Hause bleiben mussten neben Leon auch Martin Loft und Dorthe Andersen aus Dänemark mit dem öden Softrockgedudel ‘Kun med dig’, das in einer englischsprachigen Coverversion der Band Michael learns to Rock als ‘Paint your Love’ zum Hit im Heimatland, der Schweiz und Asien wurde; außerdem Gjon Delhusa aus Ungarn mit ‘Fortuna’, Galit Bell aus Israel mit ‘Shalom olam’, der Russe Andrej Kosinski mit ‘Ja eta ja’ sowie die späteren Eurovisionsvertreterinnen Monica Anghel (Rumänien 2002) mit ‘Rugă pentru Pacea Lumii’ und Kaliopi Buklé (Nordmazedonien 2012 und 2016) mit ‘Samo ti’. Nachhaltige Folgen für den Wettbewerb hatte vor allem der Rauswurf Leons: die Deutschen zeigten sich mehrheitlich erbost und in ihrem Nationalstolz getroffen. Und zwar auch jene, die sich sonst für den Grand Prix nicht (mehr) die Bohne interessierten. Der Wertungsskandal fand in den Medien, die in den Jahren zuvor nicht mehr die geringste Notiz vom Eurovision Song Contest nahmen, einen breit diskutierten Widerhall. Dabei gab es kaum Häme gegenüber dem singenden Münchener Friseur, sondern fast ausschließlich große Empörung über das einhellig so empfundene krasse Fehlurteil der internationalen Jurys. Der erste von zwei entscheidenden Fehlern, den die klandestinen Punkteschacherer in diesem Jahr begingen.
2012 gefeiert, 1996 noch verhindert: Mazedoniens Ausnahmestimme Kaliopi.
Auch die ARD zeigte sich zutiefst beleidigt und weigerte sich, den Wettbewerb, wie üblich, live im Ersten auszustrahlen, sondern zeigte ihn dort nur zeitversetzt zu nachtschlafender Stunde. Zur üblichen Sendezeit übertrug man den Grand Prix lediglich im dritten Programm des Norddeutschen Rundfunks. Und da der Wettbewerb somit ohnehin kein offizielles Ereignis mehr darstellte, brach sich bei Jürgen Meier-Beer die Experimentierfreude Bahn: der Unterhaltungschef des NDR ließ mit Ulf Ansorge einen Kommentator ans Mikrofon, der in dem Spektakel genau das Trashfestival erkannte, das es ist. Er begleitete die Übertragung aus dem Hamburger Funkhaus heraus (die Kosten einer Dienstreise nach Oslo ersparte man den Gebührenzahler:innen) mit wunderbar lustigen bis bösartigen Pointen. Das sorgte zwar für zahlreiche wütende Zuschaueranrufe eher traditionalistischer Grand-Prix-Fans, aber der Eurovision Song Contest wurde durch Ansorges großartige, nicht hoch genug zu lobende Kommentatorenleistung endlich ironiefähig! Der aufrechte Eurovisionsfan Ulf Ansorge leistete so die Vorarbeit und bereitete den Boden für den Meister, der 1998 den Grand Prix rettete.
Auch mit Asthma kann man siegen: ein ganzer Eimer Quinn (IE).
Der somit erst- und letztmalig ohne deutsche Beteiligung stattfindende Wettbewerb endete wiederum (gähn!) mit einem Sieg für Irland. Die Sopranistin Eimear Quinn besang ‘The Voice’, womit sie wohl ihre eigene, unangenehm hohe und ständig von ihren lauten Atemgeräuschen übertönte Stimme meinte. Bescherte ihr gerade dieser Monica-Seles-Effekt den Sieg? Ein anderer Grund (außer der Begeisterung der Juroren für die irische Gastfreundschaft oder pure Gewohnheit) lässt sich nämlich beim besten Willen nicht finden. Erschwerend kam hinzu, dass sich unter den 23 Liedern dieses Abends, die allesamt nicht mal in die Nähe der Singlecharts kamen, nicht ein einziges befand, das der Grand-Prix-Krone tatsächlich würdig gewesen wäre. Mit einer entscheidenden Ausnahme: nämlich der für Großbritannien startenden gebürtigen Australierin Gina G. und ihrem Discohit ‘Ooh aah… just a little bit’, einem Ausläufermodell des besten Musikgenres aller Zeiten, dem Eurodance, der mit Acts wie Snap! um 1990 von Frankfurt am Main aus seinen Siegeszug gestartet hatte und für mehrere selige Jahre die europäischen Charts dominierte. Der britische Song und dessen Arrangement stammten vom House-Produzenten Motiv8, der mit Remixen für Acts wie Pulp, Robert Palmer oder die Spice Girls, deren Debutsingle ‘Wannabe’ er erst den richtigen Schliff verlieh, Bekanntheit erlangte.
You know what I’m looking for: Gina G. (UK)
Der mit sexuellen Konnotationen aufgeladene Popsong notierte zum Zeitpunkt des Contests bereits auf der Spitzenposition der britischen Hitparade und wurde sogar in den USA zum Megaseller (#12 der Billboard Charts, nur #88 in Deutschland). Insgesamt konnte Gina weltweit 2 Millionen Exemplare von ‘Ooh aah…’ verkaufen. In einem 5.000 £ teuren Goldmünzen-Kleid von Paco Rabanne sorgte sie auch optisch für Aufsehen, denn der Designer ging mit den Münzen so sparsam um, dass sie gerade eben reichten, das Nötigste zu bedecken. Als Zeitgeist-Attribut stellte man sogar zwei Computer-Monitore auf die Bühne, vergaß sie allerdings anzuschließen. Dass sie diesen schicken Auftritt mit dem achten Platz abstraften, sorgte denn auch auf der Insel für Wutausbrüche gegenüber den Jurys. Die hatten mit dieser zweiten groben Fehlentscheidung den Bogen endgültig überspannt: 1997 stimmten sowohl Deutschland als auch das Vereinigte Königreich per TED ab. Und nur ein Jahr darauf schaffte die EBU die geschmacklich hoffnungslos verstaubten Kungelclubs – wenn auch zwanzig Jahre zu spät und leider nur vorübergehend – endlich ab. So schaufelt man sich sein eigenes Grab!
Bitte füttert die Frau: Sebnem Paker (TR).
Als schöne Idee des ausrichtenden norwegischen Senders NRK erwies es sich, die Interpret:innen in den Postkarten von den Glückwünschen eines offiziellen Repräsentanten ihres Landes begleiten zu lassen. Das reichte vom Delegationsleiter oder der Staatssekretärin über die Kultusministerin bis hin zum Staatspräsidenten, woraus sich auch wunderbar ablesen ließ, welchen Stellenwert der Eurovision Song Contest im jeweiligen Land besaß. Die Türkei eröffnete den Reigen mit dem Bulimie-Werbemodel Şebnem Paker, die trotz des sehr hübschen, elegischen (und mal wieder sträflich unterbewerteten) ‘Beşinci Mevsim’ erst im nächsten Jahr eine wichtige Rolle spielen sollte. Zypern entsandt – das erste von insgesamt drei Malen – den seinerzeit extra für seinen Auftritt vom Grundwehrdienst freigestellten Schnuckel Constantinos Christoforou, leider mit einem sehr langweiligen Liedchen. Etwas flotter kam die im kurzen Jeansrock wie ein Vorstadtflittchen aufgebrezelte Malteserin Miriam Christine Borg daher. Deren beliebig vor sich hin plätschernder Popschlager ‘In a Woman’s Heart’ punktete mit der frauenfreundlichen Textzeile “I’m down on my Knees”. Für einen höheren als den zehnten Rang fehlte jedoch der Vorspann “Seven Degrees” sowie eine Handvoll Sternenstaub.
Weiße Gurkerl, yeah: der Nußbaumer Schorsch und seine Possee (AT).
Für Kroatien versuchte sich Maja Blagdan an einer klassisch aufgebauten Grand-Prix-Hymne mit einem derartig hoch (und unsauber) gekrischenen Schlusston, dass europaweit die Milch sauer wurde. ‘Sveta Ljubav’ blieb dennoch farblos. Österreich schickte den blinden Georg Nussbaumer, der einen rundweg fantastischen, hoch optimistischen und mitreißenden Gospelsong (“So sind sie, die Österreicher: den ganzen Tag nur singen und tanzen,” neckte Ansorge) über die Freude am Leben darbot. Und das auf Vorarlberger Mundart! Während er am Flügel saß, tanzte und sang direkt hinter ihm die im Folgejahr solo wiederkommen sollende Bettina Soriat in höchster Ekstase, was stellenweise bedrohlich wirkte. “Ob’s der gut geht?” fragte man sich da als Zuschauer:in. Was man angesichts der Zustände von Verwirrtheit für die griechische Vertreterin Mariana Efstratiou ausschließen konnte. Sie behauptete in ihrem von Costas Bigalis geschriebenen Song nämlich, auch im Winter den Frühling zu fühlen. Was zumindest erklärte, warum sie außer einem knappen, nur notdürftig zugeknöpften Jäckchen kein Oberteil trug und ihr Tänzer in einem hauchdünnen, durchsichtigen Lurex-Shirt performte, was eher so aussah, als habe er sich eine Mülltüte übergestreift. Dann doch lieber gleich mit richtig freiem Oberkörper! Und bessere Titel hatten die Hellenen auch schon.
Mei, da steckst net drin: Mariana und ihr Schattenmann (GR).
Für das Gastgeberland trat erneut Elisabeth Andreassen alias Bettan an, die damit zu ihrem vierten und letzten Eurovisionsauftritt kam. Ihr zu meinem blanken Entsetzen zweitplatzierter Titel handelte nicht nur von der ‘Ewigkeit’, es dauerte gefühlt auch so lange, bis er endlich vorbei war. Das schreckliche, körperlich unerträgliche Panflötengejaule des Songs löst bei mir bereits nach 2 Millisekunden eine derart starke ästhetische Allergie aus, dass jeder Geheimdienstler von mir mit dieser Platte in kürzester Zeit sämtliche erwünschten Geständnisse erpressen könnte. Der bedauerlicherweise anhaltende Eurovisionserfolg keltischer Musik (einer weiteren geeigneten Foltermethode) inspirierte das sich noch immer auf dem Ethnotrip befindliche Frankreich, seinen Eurovisionstitel diesmal nicht in Übersee zu suchen, sondern in der Bretagne. Dan Ar Braz et l’Héritage des Celtes profitierten jedoch nicht vom Trend: Platz 19 für ‘Diwanit Bugale’. Womöglich irritierte die auf englische Texte geeichten Juroren, dass in dem auf Bretonisch gesungenen und somit völlig unverständlichen Lied im zweiten Vers plötzlich klar vernehmlich das Wort “Tomato!” auftauchte.
Bei 1:45 Minuten: bitte keine Paradeiser werfen! (FR)
A propos Tomaten: die Niederlande schickten den hünenhaften singenden Polizisten Franklin Brown und sein halb so großes Standgebläse mit dem ironischen Namen Maxine. Bei ihrem possierlichen Schunkelschlager ‘De eerste Keer’ handelte es sich jedoch nicht, wie der Titel vermuten ließe, um das Motivationslied der holländischen Straßenfeger:innen: der Song beschrieb das schöne Thema “Sex mit dem Ex”. Ärger damit bekam Franklin, den später eine Kollegin wegen angeblicher sexueller Belästigung verklagte. Im Nachhinein stellte sich die Unschuld Browns heraus: abgewiesene Verehrerinnen hatten ihn in eine Falle gelockt. Dabei hätte ich ihm dafür doch jederzeit zur Verfügung gestanden! Für die belgischen Nachbarn ging die heutzutage in Volksmusiksendungen auftretende Lisa del Bo an den Start. Ihr billiger Synthieschlager ‘Liefde is een Kaartspel’ sollte den fünften Platz belegen – allerdings erst fünf Jahre später, dann unter der neuen Überschrift ‘Listen to your Heartbeat’ und dargeboten von den diebischen schwedischen Friends. Sehr niedlich übrigens die deutsche ‘Kartenspiel’-Fassung, die zur Kirmesmusik mit unglaublichen, aber originalgetreu übersetzten Textzeilen wie “Willst Du mich verschlingen?” und “Bin fiebrig vor Verlangen” glänzt!
https://www.youtube.com/watch?v=K_CLxcm2KgY
So macho: Franklin Brown (NL)
Wo wir gerade bei betrügerischen Schweden sind: die schickten zwei Frauen mit fetten Hannelore-Elsner-Perücken. Was bei der Melodifestivalen-Legende Nanne Grönvall optisch noch durchging, Maria Rådsten allerdings aussehen ließ wie Peggy Bundy. Sie hatten einen am Enya-Sound (einer dankenswerterweise nur für eine sehr kurze Periode erfolgreichen Pest des Äthers) geschulten, vordergründig mystischen Ethnobeitrag über ‘Den Vilda’ am Start. Bei dem es sich in Wahrheit jedoch um eine besonders perfide Form der Schleichwerbung handelte: nämlich für den umstrittenen schwedischen Atomstromgiganten Vattenfall (Wasserfall), dessen Name das Duo One More Time werbewirksam gleich acht Mal in ihrem Titel unterbrachte. Pfui! Islands Anna Mjöll Ólafsdóttir umging den verhassten und wettbewerbshinderlichen Heimatsprachenzwang mit dem Titel ‘Sjúbidú’ und der hierzu erwartbaren Auflistung toter amerikanischer Jazzsänger:innen. Lebendiger machte das ihren Song aber auch nicht.
Eine schrecklich nette Schwedin: Peggy Bundy alias Maria Rådsten plus ihre Kollegin Nanne Grönvall als Hannelore Elsner.
Zum Fanfavoriten avancierte der hochdramatische und erwartungsgemäß mit vielen hoch gekrischenen Tönen aufwartende polnische Schmachtfetzen. Bedauerlich, dass der Songtitel fast ausschließlich aus Konsonanten bestand und für Menschen außerhalb des Entsendelandes so noch nicht mal aussprechbar war. Und dass die Sängerin Kasia Kowalska optisch ein wenig an die erwachsene Wednesday Addams erinnerte. So reichte es für die doch etwas zähe Nummer lediglich für den vierzehnten Platz. Eine noch ungerechtere Behandlung erfuhren mal wieder die Finn:innen, die mit ‘Nin kaunis on Taivas’ (auch bekannt als ‘Ich kauf nix in Taiwan’) eine echt hübsche, schwungvolle Countrynummer ablieferten, an der sich selbst das deutsche ‘No no never’ noch eine Scheibe abschneiden könnte. Leider zeigte sich die Interpretin Tatjana Anette Valentin alias Jasmine derartig nervös, dass sie sich kurz vor dem letzten Refrain versang. Lustigerweise fiel direkt nach diesem Schnitzer alle Anspannung von der schneckenlockigen Sängerin ab und sie drehte zum Schluss noch mal richtig auf. Im Gegensatz zum aufmunternd klatschenden Saalpublikum hatten die verstockten Juroren kein Mitleid: letzter Platz. Buh!
Bei 3:30 Min.: Mist, versungen (FI)!
Ohne die Startgebühren der ARD erwies sich das irrsinnig teure Festival für den ausrichtenden norwegischen Sender als kaum noch zu stemmende finanzielle Belastung. Zudem machten sich die wegbrechenden Zuschauer:innenzahlen bemerkbar. Jürgen Meier-Beer: “Dass Deutschland beim Grand Prix gebraucht wurde, merkte ich mir”. So entstand die berüchtigte und mittlerweile heftig umstrittene Big-Four-Regelung, nach welcher die großen Einzahlerländer Spanien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland (sowie seit 2011 auch wieder Italien) beim Eurovision Song Contest niemals mehr rausfliegen sollten, egal, wie schlecht ihr Lied abschnitte. Nach der Einführung der Qualifikationsrunde(n) im Jahre 2004 bedeutete dies logischerweise den Fixstart im Finale. Das wir auf diese Regelung, die den betroffenen Nationen ebenso viele Nachteile wie Privilegien bringt, bald schon bitter angewiesen sein sollten, ahnte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch niemand!
Die komplette Show am Stück, mit dem genialen Ansorge-Kommentar.
Stand: 21.06.2020
Eurovision Song Contest 1996
EuroSong. Samstag, 18. Mai 1996, aus dem Spektrum in Oslo, Norwegen. 23 Teilnehmerländer, Moderation: Invild Bryn und Morten Harket.# | Land | Interpret | Titel | Punkte | Platz |
---|---|---|---|---|---|
01 | TR | Şebnem Paker | Beşinci mevsim | 057 | 12 |
02 | UK | Gina G | Ooh aah… just a little bit | 077 | 08 |
03 | ES | Antonio Carbonell | ¡Ay, qué Deseo! | 017 | 20 |
04 | PT | Lúcia Moniz | O meu Coração não tem Cor | 092 | 06 |
05 | CY | Constantinos Christoforou | Mono yia mas | 072 | 09 |
06 | MT | Miriam Christine Borg | In a Woman’s Heart | 068 | 11 |
07 | HR | Maja Blagdan | Sveta Ljubav | 098 | 04 |
08 | AT | George Nussbaumer | Weil’s dr guat got | 068 | 10 |
09 | CH | Kathy Leander | Mon Cœur l’aime | 022 | 17 |
10 | GR | Mariana Efstratiou | Emis forame to himona anixiatika | 036 | 14 |
11 | EE | Maarja-Liis Ilus + Ivo Linna | Kaelakee Hääl | 094 | 05 |
12 | NO | Elisabeth Andreassen | I Evighet | 114 | 02 |
13 | FR | Dan Ar Braz & L’Héritage des Celtes | Diwanit Bugale | 018 | 19 |
14 | SI | Regina Kogoj | Dan Najlepših sanj | 016 | 21 |
15 | NL | Maxine + Franklin Brown | De eerste Keer | 078 | 07 |
16 | BE | Lisa del Bo | Liefde is een Kaartspel | 022 | 16 |
17 | IE | Eimear Quinn | The Voice | 162 | 01 |
18 | FI | Jasmine | Niin kaunis on taivas | 009 | 23 |
19 | IS | Anna Mjöll Ólafsdóttir | Sjúbídú | 051 | 13 |
20 | PL | Kasia Kowalska | Chcę znać swój Grzech | 031 | 15 |
21 | BA | Amila Glamočak | Za našu Ljubav | 013 | 22 |
22 | SK | Marcel Palonder | Kým nás máš | 019 | 18 |
23 | SE | One more Time | Den Vilda | 100 | 03 |
Seltsamer Contest Zu 96 fällt mir nur eins ein: Laaaaaaaangweilig. Wenn die drei Erstplazierten wie geklont klingen, stimmt doch was nicht. Allerdings muss ich hier mal eine Lanze für Eimear Quinn brechen: von den irischen Siegertiteln kommt allenfalls noch Dana (1970) an die gute Frau Quinn heran. Wenn man am Abend des Contests schwer erkältet ist, hört man das dummerweise! Und die Finnin wurde skandalös unterbewertet. Gina G‑Punkt (sorry!) hat hingegen genau das bekommen, was sie verdiente. Wie belanglos wird es noch? (Rhetorische Frage!)
Eimear Quinn’s ‘The Voice’ gehört immer noch zu meinen All-Time Favorite Songs, auch außerhalb des ESC. 😀 Mit Irish Folk bin ich sowieso immer zu begeistern, so auch für Secret Garden’s ‘Nocturne’ aus dem Jahr davor.
Seconded. Der Wettbewerb mag nicht sonderlich unterhaltsam gewesen sein, aber er hat einige meiner Lieblingslieder hervorgebracht. Ja, 1996. Ich bin eben ein bisschen komisch. Eimear Quinn hat (ihre Performance am Abend mit den Monica-Seles-Gedächtnis-Atemgeräuschen mal außen vor gelassen) ein schönes Lied gesungen. Schön, es wurde ein bisschen zu hoch bewertet, aber Gina G scheint der Fluch des zweiten Startplatzes voll erwischt zu haben. Hitpotenzial und Erfolg beim ESC sind zwei verschiedene Dinge. Ich muss dazu auch noch anmerken, dass ich den Österreicher gerne weiter vorn gesehen hätte.
Oioioi. Seltsamer Jahrgang, so ganz ohne Dschörmenie. Schade, der Leon war wirklich um vieles besser als so einiges andere, was in Oslo singen durfte! Aber es zeigte sich ja später, dass Oslo vielleicht doch nicht das allerschlechteste Pflaster für einen deutschen Beitrag sein muss.
Den Song von Eimear mag ich sehr, aber ich schließe mich dem Hausherren an: Gina G. hätte ZWINGEND gewinnen müssen! Und ich denke, hätte es damals schon Televoting gegeben, hätte sie auch gewonnen. Und auch der Nussbaumer Schorsch hätte viiiiiel weiter nach vorne gehört. Außerdem toll: Frankreich (jawohl, ich liebe diesen Sound!), allerdings nur in der Studioversion. Live und auf drei Minuten gekürzt war der Song leider langweilig. Estland war hübsch, Slowakei und Zypern (jawohl!) haben mir auch gefallen. Finnland (“Ich kauf nix in Taiwan” 😉 ) natürlich krass unterbewertet.
Bettan, so sehr ich sie ansonsten schätze, hatte einen wirklich entsetzlichen Tränenzieher am Start. Man haut doch auf die Tränendrüsen nicht mit dem Holzhammer drauf, sondern kitzelt sie nur zart! Zum WEGlaufen und neben Spanien mein absoluter Hassbeitrag in dem Jahr.
Lustig übrigens die Moderation, so schlecht, wie Morten und Ingvild überall gemacht wird, fand ich sie gar nicht. Und ob Ingvilds Stimmbänder sich DAVON jemals wieder erholt haben?!
Ich bezweifle mal ganz offen, dass bei Televoting ein Lied von Startplatz 2 bessere Chancen gehabt hätte. Gina G wäre vielleicht weiter vorne gelandet, aber gewonnen hätte sie wahrscheinlich nicht. Eher hätte dann Schweden die Stimmen der Ethnoballaden-Fans abgegriffen. Aber das ist eine müßige Debatte, die man gerne und immer wieder führen kann. 😉 Außerdem ist kaum zu leugnen, dass “Ooh Aah” nicht gut gealtert ist – was bei einem Song aus einem so zeitgebundenen Genre auch überhaupt nicht verwundert. “The Voice” mag kein verdienter Sieger gewesen sein, aber es hält sich deutlich besser. (Zustimmung zu “I evighet”, nebenbei. Wie hat diese Sülze es geschafft, besser dazustehen als “Den vilda”? Und gibt es einen anderen ESC, bei dem die Top 3 sich so ähneln?)
Nachdem ich mich mal durch die sieben Ausgeschlossenen gehört habe: Vieles davon war wirklich nicht gut, aber neben Deutschland sticht ein zweites Lied heraus, das ich viel lieber in Oslo gesehen hätte als zum Beispiel Spanien, Island oder die Slowakei: “Fortuna” aus Ungarn.
Feinelli, feinelli, feinelii! Es gibt den 96er jetzt endlich mit Ansorge-Kommentar auf der Tube!
Guckstu hier:
Ach ja, die Kommentare von Ansorge sind der absolute Hammer. Schade, dass der Mann heutzutage nicht mehr groß in Erscheinung tritt.
Also wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich Belgien, Bosnien, Island, die Schweiz und Spanien durch Deutschland, Ungarn, Israel, Nordmazedonien und Russland ersetzt.
Man kann es ja noch irgendwo verstehen, dass die EBU keine 30 Titel im Wettbewerb haben wollte, aber man hätte das Ganze doch gut und gerne auf 25 statt 23 Titel beschränken können. Heutzutage hat man doch schon Probleme damit, die Sendung unter fünf Stunden zu halten und damals hat man wegen drei Stunden so ein Tamtam betrieben. So wären wenigstens Deutschland und Ungarn noch reingerutscht. Vielleicht hätten wir dadurch heutzutage keine Big 5, wer weiß, wer weiß.
In diesem Jahrgang sind Estland (ihr bester Beitrag ever), Kroatien und Schweden meine Favoriten, die ich eigentlich alle gleich gut finde. Ansonsten war es aber dann doch ein eher schwächerer Jahrgang mit einigen ganz netten Liedchen. Richtige Highlights blieben aber aus.