Im Jahre drei n.M. (nach dem Meister) sorgte die deutsche Eurovisionsvorentscheidung für eine derart übersteigerte Medienhysterie, dass sich Guildo Horns weiland unternommener Kreuzzug der Zärtlichkeit dagegen wie ein Pfadfindertreffen ausnahm. Der (erhoffte) Skandal trug vor allem einen Namen: Zlatko Trpkovski. Der Big-Brother-Star und Held aller Prekariatsangehörigen konnte nach seinem Auszug aus dem im Vorjahr erstmals in Deutschland gezeigten Idiotencontainer, welcher die heute unter dem Label “Trash-TV” subsumierte Büchse der Pandora öffnete und dem endgültigen Sittenverfall den Weg freiräumte, zwei Nummer-Eins-Hits in den heimischen Verkaufscharts landen. Und zwar trotz des völligen Fehlens jedweder stimmlichen Begabung und offensichtlich nicht trotz, sondern gerade wegen der frappierenden musikalischen und textlichen Schlichtheit seiner Werke. Allgemein setzte man seinen Sieg beim Countdown Grand Prix voraus, denn dass hierüber vor allem die Medienbekanntheit entscheidet, hatten Guildo Horn und Stefan Raab bereits unter Beweis gestellt. Dann sagte sich zu allem Überfluss auch noch der schrankschwule Münchener Schneider Rudolph Moshammer an, eine Schießbudenfigur des Boulevards, der seine überregionale Prominenz vor allem seiner grotesken Perücke und seiner Bereitschaft verdankte, sich für ein wenig mediale Beachtung jederzeit freiwillig der Lächerlichkeit preiszugeben.
Blieb uns erfreulicherweise erspart: der Unterhaltungsdino Thomas Gottschalk. Oh, und um seine Frage zu beantworten: der verstarb schon längst an Altersschwäche, der Rock’n’Roll.
Was bei Guildo einst als überfälliger Befreiungsschlag gegen die Verstaubtheit des Grand-Prix-Unwesens begann, drohte nun zum Siegeszug der Selbstdarsteller zu verkommen, die fehlendes Talent durch Lautstärke ersetzten. Nach heftigen Debatten in der Medienöffentlichkeit kippte jedoch die Stimmung: beide Acts kamen bei der Abstimmung nicht mal unter die ersten drei. Dass Irony nun over war, bekam auch das Damentrio Love Rocket zu spüren, das mit ‘0190 – Hey Du da’ eine grandiose Persiflage auf die Sexhotlines aus dem nächtlichen Werbefernsehen zum Besten geben wollte, mit trashigen Textzeilen wie “Ich bin die kleine Geile / gegen Langeweile”. Unter einem fadenscheinigen Vorwand (angeblich drohten sie mit Barbusigkeit) kegelte der prüde, zum Zwecke der Quotenmehrung jedoch stets skandalinteressierte Jürgen Meier-Beer vom verantwortlichen NDR sie im Vorfeld raus. Weit weniger prinzipientreu verfuhr er hingegen bei der nachträglichen Zulassung des ZDF-Zugpferdes und früheren Vorentscheid-Mitmoderators Thomas Gottschalk, der mit einer getürkten Wette seinen Alte-Herren-Schlager ‘Whatever happened to Rock’n’Roll’ auf die Grand-Prix-Bühne schmuggeln wollte. Immerhin verfügte Thommy über soviel Anstand, seinen Titel freiwillig zurückzuziehen, als die Manipulation ans Licht kam. Den Abverkäufen der Single schadete das nicht.
Zum Durchskippen: die Playlist mit allen verfügbaren Live-Auftritten.
Das ausgeprägte Bemühen, um keinen Preis der Welt einen der so empfundenen Comedy-Acts gewinnen zu lassen, merkte man dem erneut mit der Moderation beauftragten Axel “Alexis” Bulthaupt sehr, sehr deutlich an: nie moderierte der Vorentscheidungspate so parteiisch wie an diesem Abend. So streute er zahllose eindringliche Hinweise ein, insbesondere im Zusammenhang mit den Auftritten Sladdis und Mosis, dass deutscher Humor beim Grand Prix nicht ankäme. Gerade so, als ob die Herren Horn (Platz 7 beim internationalen Wettbewerb) und Raab (Platz 5) nicht just das Gegenteil bewiesen hätten! Daneben ließ er handverlesene Zeugen der Anklage, wie den deutschen Eurovisionskommentator Peter Urban oder den Prinzen von Bayern, damaliger Chef von OGAE Deutschland, unter den gleich zwei einheimischen Eurovisions-Fanclubs der deutlich traditionalistischer ausgerichtete, in “Interviews” brav aufsagen, dass Stimme und Melodie entscheidend seien. Und so mussten wir folgerichtig zum Auftakt erst mal das Popera-Trio German Tenors über uns ergehen lassen: pseudoklassische Tenorstimmen in schleimiger Popsoße, beigesteuert natürlich von keinem Geringeren als Ralph Siegel. Also etwas für die geschmacklich Andersbegabten. Wer so etwas mag, hört auch Rondo Veneziano. Und trinkt Kleine Reblaus.
Schwule haben Modegeschmack, sagt man. Moshammer war dann wohl doch hetero.
Der mangels jeglicher gesanglichen Fähigkeit als Rapper agierende Rudolph Moshammer hatte sich zur Verstärkung die Kneipenband Münchner Zwietracht mitgebracht, mit welcher er erst wenige Monate zuvor einen kleinen selbstironischen Hit (‘Moos hamma’) hatte landen können. Der Harald Glööckler seiner Periode ahnte wohl, dass sein Tuntenbarock-Hip-Hop nicht von Hause aus mehrheitsfähig sein könnte und setzte daher schamlos auf die Mitleidsmasche. “Gell, Daisy,” (so der Name seiner stets mitgeführten Handtaschenratte), “wir müssen nachher gewinnen, es ist doch für einen guten Zweck” (nämlich für seine Obdachlosenstiftung), umsäuselte er uns im Vorstellungsclip. Umsonst: gerade mal 2% der Anrufenden konnten sich für ihn erwärmen. Dabei überraschte ‘Teilt Freud und Leid’ als einer der besten Beiträge des Abends: Moshammers Show als König der Welt war hochgradig unterhaltsam, der Songtext grandprixesk und um vieles anspruchsvoller als beispielsweise der von Michelle. Noch größere (Schaden-)Freude machte es allerdings, den vier Jahre später von einem homophoben Stricher gemeuchelten Boutiquenbesitzer in der Woche nach seiner Vorentscheid-Schmach in seiner Paraderolle als beleidigte Leberwurst durch alle Talkshows tingeln zu sehen, wo er die Legende von der T‑Vote-Manipulation zu stricken wusste. Unbezahlbar!
Die Soultans: erkennen Sie die Melodie?
Die Soultans boten eher was fürs Auge. Das 1995 gegründete Herrentrio, das zunächst mit zwei Coverversionen steinalter Soulklassiker kurzzeitige Erfolge feierte, versuchte sich hier nach längerer Durststrecke und einem Austausch von zwei Dritteln der Boybandboys an einem Comeback. Dazu trainierten sie vor ihrem Auftritt offenbar ihre Bauchmuskeln besser als ihre Stimmbänder, und so tanzten sie ziemlich verkrampft zu Anacstasias ‘I’m out of Love’, das sie notdürftig als eigenen Song tarnten. Und damit war die Karriere dann endgültig vorbei. Auch Michelle bediente wie Mosi im Vorfeld dieser Veranstaltung mit zu Tränen rührenden Storys über ihre schlimme Kindheit die Mitleidsmasche: bei Bio, in der Bild und wo immer sonst jemand eine Kamera oder ein Mikrofon auf sie richtete. Dann dieser Auftritt: ein opulentes Kleid, das all ihre frisch erworbenen körperlichen Vorzüge so richtig zur Geltung brachte; die Choreografie, samt Lichtshow eins zu eins aus Toni Braxtons Clip zu ‘Unbreak my Heart’ übernommen; und schließlich ein herrlich camper Schlager, der von dem köstlichen Kontrast zwischen sinnbefreitem lyrischen Pomp und ihrer völlig unpassenden, unverwechselbaren Minnie-Maus-auf-Helium-Stimme lebte. Dass sie die Höhen ihres Liedes verpiepste, sahen ihr die Deutschen ebenso nach wie sie das weiland bei Nicole getan hatten. Sehr lustig die störrische Haarsträhne, die ihr während des gesamten Vortrags ins linke Auge stach. Sie mit der Hand zurückzustreichen, hätte die Illusion der Perfektion zerstört, also litt Michelle lieber.
Nicht so ganz im Griff wie gewünscht hatte Michelle indes ihre Augenbrauen, die ausgerechnet an diesem Abend ihre Unabhängigkeit erklärten.
Was man ja auch als ausgleichende Gerechtigkeit betrachten kann. Das krasse Gegenstück zur Schlagerdohle bildete der prollige DJ Balloon. Der heißt eigentlich Oliver Lübbering und arbeitete in einer Plattenfirma, wo er laut NDR-Prosa “berühmte Künstler wie Marky Mark, Sash!, Soundlovers” und andere “entdeckte”. Unter Pseudonym veröffentlichte er Dancetracks wie ‘Pussylovers’ (mit einem Sample aus dem Tarantino-Streifen ‘From Dusk til Dawn’), der “mit progressivem Techno-Trance-Sound die Party-Crowd in den Clubs zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss”. Ah ja. Hier nun ließ sich der schwergewichtige DJ auf einem stabilen Lastenbike in die Hannoveraner Arena fahren und brüllte in Scooter-Manier zu wummernden Beats “I’m a Techno Rocker”. Was im Wesentlichen die Lyrics umreißt. Da man das vor lauter Stimmverzerrung kaum verstand, nähte er vorsichtshalber den Titel des Songs in großen Glitzerbuchstaben auf seinen Gladiatorenwams aus dem Faschingsbedarfsladen. Abschließend gossen sich seine Backgroundtänzerinnen (heute bekannt als Hot Banditoz) je einen Eimer Eiswasser über ihre, nunja: Ballons. Dass dies problemlos durchging, bildet gemeinsam mit der oben thematisierten Disqualifikation der Love Rockets ein geradezu lehrbuchmäßiges Paradebeispiel für die skandalös hanebüchene Doppelmoral des Hamburger Senders.
Nimmt es von der Text-zu-Musik-Ratio in etwa mit ‘Nocturne’ auf. Klingt nur sehr viel erträglicher: DJ Balloon und die Hot Banditoz.
Es folgten die prophetisch betitelten Tagträumer, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, 2014 gegründeten österreichischen Popband (‘Sinn’). Ihre deutsche Vorläuferkapelle war ein Projekt des Rudi-Schuricke-Enkels Andreas Harde alias Andy Jones, dessen Stimme man auf der Enigma-Single ‘Return to Innocence’ hören konnte. Singen wir nun alle zusammen zur Hookline ihrer supersoften Schleimballade in schlechtester Münchener-Freiheit-Tradition: “Ihr wart wohl völlig besoffen / Als ihr dies Lied hier erdacht’ / Hört ihr beim Träumen und Hoffen / Das Publikum, wie es laut lacht?”. Die aus Schleswig-Holstein stammende Deutschrockband Illegal 2001 brachte mit ‘Ich weiß es nicht’ profunde philosophische Betrachtungen zu den wichtigen Fragen der Zeit ein, beispielsweise, ob Michael Schumacher einen “kleinen Penis” habe, “weil er so große Autos fährt”, und spendeten mit der Erkenntnis, dass bei niedrigstehender Sonne auch Zwerge lange Schatten werfen, Trost für all diejenigen, die sich zumindest gelegentlich “klein und unbedeutend” fühlen. Das hatte viel Schönes! Die Schweiz musste, ebenso wie Österreich, wegen ihres schlechten Punktedurchschnittes beim Eurovision Song Contest aussetzen und steuerte stattdessen, wie schon 1999, einen Gastbeitrag zum deutschen Vorentscheid bei.
“Ist Dieter Bohlen musikalisch oder fehlt ihm das Talent?” frugen Illegal 2001. Was einen besonders ironischen Biss dadurch erhält, dass Bohlen das Pausenprogramm der Show bestritt.
Drei Sängerinnen setzten sich beim eigens hierfür veranstalteten, offenen Internetcasting des SRF durch: die Eidgenossinnen Lesley Bogaert und Brigitte Oelke sowie die Nordschweizerin Mannheimerin Joy Fleming (‘Ein Lied kann eine Brücke sein’), die somit hier das erste Mal seit 1986 wieder auf einer Vorentscheidungsbühne stand. Worüber ich mich im Vorfeld so sehr begeisterte, dass ich ihr Lied seinerzeit als überragend wertete. Heute allerdings, mit einigem Abstand und abgenommener rosa Brille, muss ich leider sagen, dass es die drei starken Frauen ziemlich unterforderte und das vorhandene Stimmvolumen überhaupt nicht nutzte. So oder so ging ‘Power of Trust’ jedoch an allen Ohren vorbei, weil man als Zuschauer:in zu sehr damit beschäftigt war, sich über die enganliegend gegelte Frisur von Lesley Bogaert zu beömmeln, die ihre beachtlichen, dumbogleichen Segelohren erst so richtig zur Geltung brachte. Und natürlich vor allem über das aus mehreren Quadratkilometern braunem Samtstoff und Blumengirlanden bestehende Kleid der sehr voluminösen Grand-Prix-Legende Joy Fleming: sie sah aus, als habe sie die Schlagermafia gerade bei lebendigem Leibe in einem Komposthaufen begraben wollen.
Das Blumenbeet der Freude: Joy & die Hitkids. Ein paar schiefe Töne waren leider auch dabei.
Selbst in der Studiofassung des – durchaus süffigen – Stadionschlagers ‘Einer für alle’ konnte man es bereits deutlich heraushören. Nämlich, dass der eingangs erwähnte Zlatko eines nicht kann: singen! Live geriet das zur Totalkatastrophe. Dass das Hannoveraner Hallenpublikum in ohrenbetäubender Lautstärke pfiff und buhte, was die NDR-Kameras sowie die bei diesem Auftritt merkwürdigerweise nicht heruntergeregelten Saalmikrofone ausführlich dokumentierten und Alexis Bulthaupt über beide Ohren zufrieden grinsend zur Kenntnis nahm, hatte aber nicht nur mit dieser Schlechtleistung zu tun: hier tobte ein erbitterter Kulturkampf! Zlatko trat als Repräsentant und Gallionsfigur der bewusst bildungsfernen “Unterschicht” (Harald Schmidt) an, die sich – dem Internet, nachmittäglichen Krawallshows und eigens auf sie als Zielgruppe konzipierter TV-Sender wie RTL2 sei Dank – seit Neuestem nicht mehr schambesetzt ruhig verhielt, sondern gesellschaftliche Teilhabe zu ihren Bedingungen einforderte. Die offen und ungezügelt demonstrierte Feindseligkeit der zu 95% queeren, organisierten Grand-Prix-Fans, traditionell eher dem aufstiegsorientierten Kleinbürgertum zuzurechnen, beinhaltete daher eine sehr klare Ansage: die (als latent homophobe Bedrohung wahrgenommenen) Dummprolls mögen doch bitte wieder die Fresse halten, sich in ihre bierdunstumstandenen Fußballstadien zurückziehen und den Unterhaltungsbereich qualifizierterem Personal überlassen. Hut ab daher für den unsterblichen Abgang des Containerstars, dessen kurze Karriere genau hier ihr jähes Ende fand: mit hochgerecktem Mittelfinger und einem vernehmlichen “Danke, ihr Fotzköppe”!
Stets konsequent einen Halbton neben den Noten: Zlatko erhob das Falschsingen zur neuen Kunstform.
Der politisch engagierte Kölner Deutschrocker Wolf Maahn (‘Tschernobyl’) dessen letzte Hitsingle nun schon acht Jahre zurück lag, kämpfte mit seiner Vorentscheidungsteilnahme wohl um seinen Plattenvertrag bei der EMI: vergeblich. Dass er in seinem völlig egalen Liedchen ständig irgendwas von “Sarajewo” jaulte, wo der Contest doch in Kopenhagen stattfand, irritierte. Aus welchem Grund er dabei ohne Unterlass mit den Armen propellerte wie eine DC 10 im Landeanflug, wird ein ungelöstes Rätsel der Menschheit bleiben. Interessierte aber auch niemanden: verdienter letzter Platz. Nur eins weiter darüber landete der großgewachsene (West!-)Berliner Kevin Kraus mit einem von Lutz Fahrenkrog-Petersen (Nena) geschriebenen, ebenso egalen Liedchen. Unter dem Künstlernamen Björn Landberg veröffentlicht Kevin noch heute regelmäßig Schlager, wenngleich ohne kommerziellen Erfolg. Der sympathischen Bierzeltsängerin Marie-Louise Hoffner alias Lou sah man richtiggehend an, wie viel Spaß sie bei ihrem Auftritt hatte. Da wollte man fast schon darüber hinwegsehen, dass sie sich von Ralph Siegel ein derartig billiges Kinderliedchen (‘Happy Birthday Party’) andrehen ließ: ein grausiges Potpourri sämtlicher Glückwunschständchen, mit denen hemmungslose Tanten auf Kindergeburtstagen die Ohren der Anwesenden malträtieren. Allerdings: etwas ganz Ähnliches gewann dann ja in Kopenhagen!
Für die weniger Leidensbereiten: die Songs im Schnelldurchlauf.
Weiß irgendjemand zufällig, wie viel Dieter Bohlen für seinen Exklusivvertrag mit dem NDR hinblätterte? Nicht nur, dass er uns während der Wertungsrunden mit der neuesten überflüssigen Modern-Talking-Single ‘Win the Race’ und dem Auftritt seiner neuesten Entdeckung Millane Fernandez behelligte, die zu einem Venga-Boys-würdigen Titel (‘Boom Boom’) eine aerobicreife Choreografie tanzte. Nein, er durfte gar noch Moses P. zur ESC-Teilnahme als Komponist aufrufen. Ein perfider Trick, um die Karriere des Konkurrenten zu zerstören: im Gegensatz zu Bohlen hatte Pelham zu diesem Zeitpunkt nämlich noch eine Credibility zu verspielen. Zudem erheiterte uns der Dieter mit der Aussage, es falle ihm zunehmend schwerer, noch “ein tolles Mädchen” für seine Zwecke “zu finden”. Was sich noch am selben Abend änderte: auf der Aftershowparty lernte er die als Tänzerin von DJ Balloon engagierte Estefania Küster kennen, mit der er bis 2006 zusammenlebte. Ein ästhetischer Hochgenuss dagegen der Pausen-Auftritt von Rosenstolz und Marc Almond, die den wunderbaren, queeren Klaus-Nomi-Klassiker ‘Total Eclipse’ zum Besten gaben. Anna R. und Marc Almond: zwei große, theatralische und stimmgewaltige Diven und der putzige Peter Plate als menschlicher Flummi – was auch immer er sich da eingeklinkt hat, ich hätte gerne dasselbe!
Rosenstolz: Wer hat das Törtchen denn jetzt eigentlich gekriegt? Marc, Anna oder Peter?
Erstmalig führte der NDR ein sogenanntes “Superfinale” unter den drei Bestplatzierten der ersten Abstimmungsrunde ein, um die anrufenden Zuschauer:innen gleich zwei Mal melken zu können. Nach der ersten Wertung verriet Axel Bulthaupt zwar, dass Michelle vorne läge, vergaß aber zu erwähnen, dass sie zu diesem Zeitpunkt nur 0,1 Prozentpunkte und wenige Hundert Stimmen von Joy Fleming trennten. Die zweite Abstimmung verfestigte dementsprechend das Ergebnis, schließlich schlagen sich viele Menschen gerne und rasch auf die Seite der potentiellen Gewinnerin. Zur Peinlichkeit geriet die Siegerinnenkür, als er lediglich die Drittplatzierte Lou und die Gewinnerin Michelle nannte. Joy steckte die Missachtung bravourös weg und erfreute uns, in dem sie sich bei der Umarmung Michelles rettungslos in deren Zehntausend-Mark-Kleid verhakte und man vor dem Bildschirm atemlos wartete, ob die Zwei ohne Einsatz der Berufsfeuerwehr wieder getrennt werden könnten. Sie konnten – und Michelle durfte ihren trashig schönen Titel nochmals vorpiepsen vorsingen. Für die große Tragödin des deutschen Schlagers, die uns seither hauptsächlich mit Geschichten über Hundesalons, medial vermarktete Hochzeiten, Trennungen, Zusammenbrüche und Comebacks vortrefflich unterhält, war es der wohl glanzvollste Abend ihrer Karriere.
Knallchargen à gogo beim Deutschen Vorentscheid 2001 (ganze Show).
Und für den NDR der erfolgreichste Vorentscheid in diesem Jahrtausend: über neun Millionen Menschen sahen zu. So viele sollte es nie wieder werden…
Deutsche Vorentscheidung 2001
Countdown Grand Prix 2001. Freitag, 2. März 2001, aus der Preussag-Arena in Hannover. Zwölf Teilnehmer:innen, Moderation: Axel Bulthaupt. Televoting mit Superfinale.# | Interpreten | Songtitel | Televote | Super | Platz | Charts |
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01 | German Tenors | A Song for our Friends | 16,4% | - | 04 | - |
02 | Münchner Zwietracht + Rudolph Moshammer | Teilt Freud und Leid | 02,3% | - | 10 | - |
03 | Soultans | Set me free | n.b. | - | 08 | - |
04 | Michelle | Wer Liebe lebt | 22,2% | 36,6% | 01 | 32 |
05 | DJ Balloon | Techno Rocker | 02,8% | - | 09 | 44 |
06 | Tagträumer | Träumen und hoffen | n.b. | - | 07 | - |
07 | Illegal 2001 | Ich weiß es nicht | 05,9% | - | 05 | 91 |
08 | Lesley, Joy & Brigitte | Power of Trust | 22,1% | 34,7% | 02 | - |
09 | Zlatko | Einer für alle | 03,7% | - | 06 | 79 |
10 | Wolf Maahn | Better Life | n.b. | - | 12 | - |
11 | Kevin Kraus | Playin’ on my Mind | n.b. | - | 11 | - |
12 | Lou + Band | Happy Birthday Party | 18,0% | 28,7% | 03 | - |
*Anmerkung zur Tabelle: Der NDR veröffentlichte nur die Ergebnisse der drei Erstplatzierten, der Rest ist Hörensagen.
Letzte Aktualisierung: 31.10.2021
Millane Fernandez Hat Millane Fernandez denn keine Eltern, die sie vor reichen alten Männern warnen konnten? Ich hätte meiner minderjährigen Tochter solchen Umgang verboten.
Tallinn? Wieso eigentlich immer Tallinn?? War doch in Kopenhagen…