Count­down Grand Prix 2003: Ich hoff, es geht Dir schlecht

Lou Hoffner, DE 2003
Der Pumuckl

Da hat­te sich Dr. Jür­gen Mei­er-Beer, der dama­li­ge Euro­vi­si­ons­be­auf­trag­te des NDR, nach dem desas­trö­sen Abschnei­den von Corin­na May beim Euro­vi­si­on Song Con­test 2002 ganz schön was vor­ge­nom­men: “Die­se Nie­der­la­ge gibt mir die Mög­lich­keit, auch in Deutsch­land end­gül­tig vom alten Grand-Prix-Image weg­zu­kom­men”, sag­te er noch in Tal­lin der Pres­se. Einen “ästhe­ti­schen Quan­ten­sprung vom Schla­ger­haf­ten zur Moder­ne des Pop” woll­te er hin­be­kom­men, so der um voll­mun­di­ge Ankün­di­gun­gen nie ver­le­ge­ne Fern­seh­ma­cher, der neben den hei­mi­schen Plat­ten­fir­men nun auch die Holz­me­di­en stär­ker mit ein­zu­bin­den such­te, um durch eine brei­te­re Vor­feld­be­richt­erstat­tung die im Vor­jahr gegen­über dem Skan­dal­jahr 2001 etwas zurück­ge­gan­ge­ne Ein­schalt­quo­te zu sta­bi­li­sie­ren. Und es sah anfangs sogar ganz gut aus: neben der noto­ri­schen Bild ver­kün­de­ten dies­mal auch seriö­se Pres­se­or­ga­ne wie die Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung, die den gera­de erst zu Hit­eh­ren (‘Meer sehn’) gekom­me­nen Jun­gen mit der Gitar­re (DJMDG) unter­stütz­te, oder die links­al­ter­na­ti­ve Ber­li­ner tages­zei­tung, die gar unter ihren Leser:innen einen offe­nen Lyrik-Wett­be­werb aus­rief, Inter­es­se an der Vor­ent­schei­dung. Doch dann kam alles anders.

Fängt lei­der sehr leb­los an: die Play­list mit den ver­füg­ba­ren Titeln zum Durchskippen.

Denn die Bild prä­sen­tier­te aus­ge­rech­net den dank einer eige­nen, auf sämt­li­chen Pri­vat­wel­len mit Axel-Sprin­ger-Betei­li­gung lau­fen­den Radio-Come­dy-Show sehr reich­wei­ten­star­ken Stim­men­imi­ta­tor Elmar Brandt, der sich von dem rechts­kon­ser­va­tiv-popu­lis­ti­schen Blut-und-Busen-Blatt für des­sen aktu­el­le Hetz­kam­pa­gne gegen den sei­ner­zei­ti­gen Bun­des­kanz­ler Ger­hard Schrö­der (SPD) vor den Kar­ren span­nen ließ und mit dem schreck­li­chen ‘Steu­er­song’ im Herbst 2002 einen Num­mer-Eins-Hit hat­te. Bei der Vor­ent­schei­dung trat er unter dem Namen Die Gerd Show mit ‘Alles wird gut’ an, einer kom­plett unlus­ti­gen Schrö­der-Par­odie mit einem tan­zen­den Papp­ma­ché-Kanz­ler. Ange­sichts sei­nes als abso­lut sicher geglaub­ten Siegs schal­te­ten die Plat­ten­fir­men, die nach wie vor das Feld bestück­ten, kol­lek­tiv auf Res­te­ver­wer­tung um und schick­ten ansons­ten nur noch chan­cen­lo­se Aus­schuss­wa­re. Das noch grö­ße­re Pro­blem jedoch hör­te auf den Namen DSDS. Der Köl­ner Pri­vat­sen­der RTL hat­te im Herbst 2002 die Rech­te an der bri­ti­schen Cas­ting­show Pop Idol gekauft und die ers­te Staf­fel von Deutsch­land sucht das Super­schaf den Super­star gestar­tet. Und damit auch bei uns die Pop­welt nach­hal­tig ver­än­dert. Von eben auf jetzt inter­es­sier­te sich nie­mand mehr für eta­blier­te Stars, die sich ihre Kar­rie­re in jah­re­lan­ger, mühe­vol­ler Arbeit auf­ge­baut hatten.

So unsym­pa­thisch mir der “Genos­se der Bos­se” und Hartz-Vier-Ver­ant­wort­li­che Schrö­der war: das hier hat er nicht verdient.

Joachim Deutschland bei der NDR-Pressekonferenz, 2003Joachim Deutschland, RückansichtPlötz­lich woll­ten alle nur noch nach Ziel­grup­pen­af­fi­ni­tät aus­ge­such­te, aus­tausch­ba­re Jugend­li­che sehen, die sich vor den Augen der TV-Öffent­lich­keit von sadis­ti­schen Moti­va­ti­ons­metz­gern wie Die­ter Boh­len zur Sau machen und zur Main­stream­t­aug­lich­keit zurecht­bie­gen lie­ßen. Und die man has­sen oder mit denen man mit­fie­bern konn­te, die aber ein hal­bes Jahr nach ihrem Sieg schon wie­der ver­ges­sen sein wür­den, weil dann ja schon die nächs­te Staf­fel lie­fe. Beson­de­res Pech für die ARD: das ers­te, auf­grund der oben beschrie­be­nen Kul­tur­re­vo­lu­ti­on auch von den Medi­en breit beach­te­te DSDS-Fina­le auf RTL fiel zeit­lich prak­tisch mit der Vor­ent­schei­dung zusam­men. Und so sah Jür­gen Mei­er-Beer mit sei­nem Line-up auf ein­mal sehr, sehr alt aus. Da konn­te nicht ein­mal der insze­nier­te Skan­dal um Joa­chim Deutsch­land (eigent­lich: Joa­chim Faber) noch Inter­es­se erzeu­gen, dem sehr sexy aus­se­hen­den und – mal abge­se­hen von sei­ner kla­ren Miso­gy­nie – recht sym­pa­thi­schen Rüpel­ro­cker, den JMB vor der Show in sei­ner übli­chen Prü­de­rie raus­warf. Weil er in einem Song die Töch­ter von Edmund Stoi­ber belei­dig­te, wie die offi­zi­el­le Begrün­dung lau­te­te. Eigent­li­cher Aus­lö­ser war aber wohl, dass Deutsch­land bei der Pres­se­kon­fe­renz zum Count­down Grand Prix, ver­mut­lich unter dem Ein­fluss des Ham­bur­ger Schnees, sein wohl­ge­form­tes ent­blöß­tes Hin­ter­teil in die Pres­se­ka­me­ras hielt.

Wer hät­te den nicht ger­ne zum Macker: das ist Deutschland!

Dazu noch lau­te­te der Refrain sei­nes rot­zi­gen Tren­nungs­songs ‘Marie’, der Num­mer, mit der wir in Riga wohl eher einen vor­de­ren Rang belegt hät­ten, “Du Schlam­pe, Dreck­sau, ich hoff, es geht Dir schlecht”! Nach der Dis­qua­li­fi­ka­ti­on durch den NDR lief ‘Marie’ als ein­zi­ger Vor­ent­schei­dungs­bei­trag auf MTV und Viva in Rota­ti­on und ver­kauf­te auch Plat­ten in nen­nens­wer­ter Stück­zahl. Deutsch­land, der sich zuvor in den USA erfolg­los als Bas­ket­ball­spie­ler und Berufs­sol­dat ver­sucht hat­te, gelang­te 2009 noch mal kurz in die Schlag­zei­len, als er in Ber­lin, ver­mut­lich auf schlech­ten Dro­gen, auf offe­ner Stra­ße her­um­brüll­te, er tra­ge einen Bom­be bei sich. Die Poli­zei ließ ihn in in die Klap­se ein­wei­sen. Elmar Brandt erhielt übri­gens im ers­ten Durch­gang der erneut zwei­tei­li­gen Zuschauer:innen-Abstimmung tat­säch­lich die meis­ten Stim­men. Mit ihm ins Super­fi­na­le kamen Beat­be­trieb, unter den Hor­den aktu­el­ler Xavier-Naidoo-Glau­bens­säus­ler-Kopis­ten noch die bes­ten. ‘Wor­an glaubst Du?’ frag­ten sie das Publi­kum: wie etli­che ande­re schwu­le Grand-Prix-Fans glaub­te ich vor allem, eine Jun­ge-Chris­ten-Kapel­le mit den ent­spre­chend zu befürch­ten­den erz­kon­ser­va­ti­ven Ansich­ten bei­spiels­wei­se zum The­ma Homo­ehe eben­so um abso­lut jeden Preis ver­hin­dern zu müs­sen wie den fremd­schäm­pein­li­chen Gummikanzler.

In die­sem Out­fit käme sie in Frank­furt am Main in kei­ne “Dis­co­t­hè­que” rein, noch nicht mal auf eine Bad-Tas­te-Par­ty: Lou.

Und die­ser Preis erwies sich als hoch, sehr hoch sogar: er bestand näm­lich dar­in, gegen mei­ne inne­re Über­zeu­gung für einen Sie­gel-Titel anru­fen zu müs­sen. Geschick­ter wei­se bau­te Mr. Grand Prix (bezie­hungs­wei­se sein Tex­ter Bernd Mei­nun­ger) der schwu­len Haupt­ziel­grup­pe mit der Titel­zei­le “Let’s get hap­py and let’s be gay” eine gol­de­ne Brü­cke. Denn natür­lich war die von der sym­pa­thi­schen Badense­rin Lou mit Ver­ve vor­ge­tra­ge­ne, besin­nungs­lo­se Drum­com­pu­ter­or­gie musi­ka­lisch unend­lich schlecht. Aber unter der Super­fi­nal­aus­wahl zwi­schen Pest, Cho­le­ra und Vogel­grip­pe noch das gerin­ge­re, und die deut­li­che Beto­nung liegt auf dem zwei­ten Wort, Übel. Zu dem Song gibt es einen unglaub­lich cam­pen Zei­chen­trick-Video­clip, in dem Ralph Sie­gel mit Hil­fe der kreis­run­den Lou und einer Über­do­sis bun­ter Glücks­pil­len eini­ger Got­cha-Bäll­chen sei­ne bei­den in die­sem Jahr übri­gens als Kom­po­nis­ten abwe­sen­den Euro­vi­si­ons-Erz­ri­va­len Ste­fan Raab (wer sonst soll­te der Typ mit dem Goa­tee und der Base­ball­cap sein?) und Die­ter Boh­len (der Blon­de) über­zeu­gen kann, sich sei­ner sinn­los auf­ge­trie­del­ten Hei­ter­keit zu erge­ben. Zum Schluss des knall­bun­ten Aben­teu­ers über­fährt Boh­len gar noch den bösen grau­en Herrn der Lan­ge­wei­le (ver­mut­lich Jür­gen Mei­er-Beer). Zum Schrei­en komisch und unbe­dingt sehenswert!

Ver­söhnt einen schon fast wie­der mit dem Song: Zei­chen­trick-Lou beim Drogenverchecken.

Der Rest des Fel­des lohnt der Rede eigent­lich kaum. Der in der Welt­me­tro­po­le Bad Oyen­hau­sen gebo­re­ne Sascha Pier­ro eröff­ne­te den Abend mit einem wirk­lich erbärm­li­chen Schlicht­schla­ger aus eige­ner Feder, bei dem man sich drin­gend wünsch­te, er sol­le lie­ber auf Pidgin-Spa­nisch sin­gen wie bei sei­ner spä­te­ren Band Mar­quess, statt auf deutsch, wo man das Elend auch noch ver­steht. Der mit einer nied­li­chen Zahn­lü­cke und einem noch nied­li­che­ren Puber­täts­flaum aus­ge­stat­te­te Jun­ge mit der Gitar­re (bür­ger­lich: Tobi­as Schacht) gab an der Sei­te sei­nes ihn auf dem Flü­gel beglei­ten­den Vaters mit dem ver­kitsch­ten ‘Die Sei­te, wo die Son­ne scheint’ den sin­gen­den Frie­dens­ak­ti­vis­ten, qua­si die mas­ku­li­ne Inkar­na­ti­on von Nico­le bzw. von Maxi & Chris Gar­den. Blöd nur für ihn: für die tra­di­tio­nel­len Schla­ger­fans sah er nicht unschul­dig-bie­der genug aus. Und bei sei­nen bis­he­ri­gen Anhänger:innen ver­spiel­te er mit sei­ner seich­ten Schla­ger­bal­la­de, in der Iro­nie oder Tief­gang auch mit viel Wohl­wol­len nicht aus­zu­ma­chen waren, jed­we­den Kre­dit. Ein wei­te­res jähes Kar­rie­re­en­de. Die blon­de Nord­frie­sin Isgaard Mar­ke lieh einst dem Dance­pro­jekt Schil­ler ihre mar­kant hohe Stim­me für den Top­hit ‘Dream of you’. Ihr hier dar­ge­bo­te­ner ‘Gol­den Key’ ver­zich­te­te lei­der völ­lig auf Tanz­bar­keit, son­dern begrub einen unter ton­nen­schwe­rer, blei­er­ner Langeweile.

Raub­te einem jeg­li­chen Lebens­wil­len: Isgaard.

Das scheint übri­gens ihr Mar­ken­zei­chen zu sein: Isgaard bestritt im Herbst des glei­chen Jah­res als Star­gast beim Fan­club­tref­fen des EC Ger­ma­ny in Köln einen Teil des Büh­nen­pro­gramms, und nie wie­der in mei­nem Leben sehn­te ich so ver­zwei­felt die süße Erlö­sung durch den gna­den­rei­chen Tod her­bei wie in die­sen gefühlt 30 Stun­den. Zurück in die Kie­ler Ost­see­hal­le: dort stell­te das Ham­bur­ger Soul-Quar­tett Vibe ‘Für immer’ unter Beweis, dass auch vier schö­ne Schwar­ze Män­ner völ­lig farb­lo­se Musik machen kön­nen. Den von Herrn Mei­er-Beer ange­kün­dig­ten “ästhe­ti­schen Quan­ten­sprung” voll­führ­te der dies­jäh­ri­ge Count­down ledig­lich beim Auf­tritt der pol­ni­schen Band (Ich) Tro­je. Die hat­te zu die­sem Zeit­punkt mit dem mehr­spra­chi­gen, herz­er­wär­men­den Welt­frie­dens­schla­ger ‘Żad­nych Gra­nic / Kei­ne Gren­zen’ bereits die Euro­vi­si­ons­vor­ent­schei­dung in unse­rem öst­li­chen Nach­bar­land gewon­nen. Mit ‘Lie­be macht Spaß’ gab sich Michał Wiś­niew­ski dem­entspre­chend weni­ger Mühe, denn für zwei Län­der gleich­zei­tig durf­te er – das hat­te die EBU bereits klar­ge­stellt – ohne­hin nicht antre­ten. Scha­de eigent­lich! Den­noch mach­te es Spaß, ihm und der im aktu­el­len FDJ-Schick gestyl­ten Duet­tis­tin Elli Mücke zuzu­schau­en, wie sie über die Büh­ne hüpften.

Als sei es für die Lang­ne­se-Wer­bung geschrie­ben: Senaits ‘Herz aus Eis’.

Lus­tig wur­de es auch noch mal, als Michał bei der Sie­ger­eh­rung Lou auf den Arm nahm: vor lau­ter pumuck­lro­ten Haa­ren konn­te man die Zwei fast gar nicht mehr aus­ein­an­der­hal­ten. Bei­de Ich-Tro­je-Schla­ger stamm­ten aus der Feder des Dres­de­ner Schla­ger­kom­po­nis­ten André Fran­ke, der hier noch zusätz­lich unter dem sel­ten däm­li­chen Pseud­onym Eli­ja mit dem eben­falls selbst ver­fass­ten, ent­setz­lich drö­gen ‘Somehow, some­whe­re’ antrat. “Das hat ja fast siegel’sche Aus­ma­ße” beschei­nig­te ihm Axel Bult­haupt im Green-Room-Inter­view. Fran­ke sah immer­hin ein, dass ihm jeg­li­cher Pop­star-Appeal abgeht und blieb dann aus­schließ­lich beim Schrei­ben. Die taz hat­te mit der in Äthio­pi­en gebür­ti­gen Senait Meha­ri, die in ihrer spä­ter umstrit­te­nen Auto­bio­gra­fie behaup­te­te, zur Kin­der­sol­da­tin der eri­tre­ischen Befrei­ungs­front aus­ge­bil­det wor­den zu sein, bevor sie nach Deutsch­land flie­hen konn­te, eine wirk­lich fas­zi­nie­ren­de Frau mit bewe­gen­der Geschich­te auf­ge­tan. Dass sich Kul­tur nicht basis­de­mo­kra­tisch orga­ni­sie­ren lässt, bewies jedoch das Ergeb­nis des von Jan Fed­der­sen betreu­ten, offe­nen Wett­be­werbs für ihren Song­text. ‘Herz aus Eis’ erin­ner­te nicht nur vom Titel her an einen Lang­ne­se-Wer­be­song. Es war tat­säch­lich ein lang­wei­li­ger Schla­ger voll plat­ter Kli­schees, den die schö­ne Sän­ge­rin dank ver­pass­ten Ein­sat­zes und Whit­ney-im-End­sta­di­um-Gejo­dels live auch noch gründ­lich vergeigte.

Manch­mal machen einen ja gera­de die selbst­er­nann­ten Weltverbesserer:innen beson­ders aggres­siv: die Tagträumer.

Als wei­te­rer Medi­en­part­ner betei­lig­te sich die kurz­le­bi­ge Sprin­ger-Jugend­pos­til­le Yam, wel­che das Stutt­gar­ter Her­ren­quar­tett Frei­stil unter­stütz­te, wie übri­gens auch Pur-Front­mann Hart­mut Eng­ler. Und mehr muss man über die Vier nicht wis­sen. Die Hür­ri­y­et stand hin­ter Aynur Aydın. Die Mün­che­ne­rin war kurz­zei­tig Teil des Sie­gel-Retor­ten­pro­jek­tes Sür­priz, aller­dings erst nach deren Euro­vi­si­ons­teil­nah­me in Jeru­sa­lem. Nach der Auf­lö­sung der Kapel­le auf­grund von Erfolg­lo­sig­keit tat sie sich mit den eben­falls bereits vom deut­schen Vor­ent­scheid bekann­ten Tag­träu­mern zusam­men. Ihr drei­spra­chi­ges ‘Livin’ in a per­fect World’ (deut­sche Stro­phen, eng­li­scher und tür­ki­scher Refrain), ein Ange­bot für musi­ka­li­sche Völ­ker­ver­stän­di­gung, fiel in die Kate­go­rie “gut gemeint – schlecht gemacht”. Die media­le Cross­pro­mo­ti­on zahl­te sich für die ARD übri­gens nicht aus: gegen­über 2001 hal­bier­te sich die Ein­schalt­quo­te bei­na­he. Eine beson­de­re Erwäh­nung ver­dient abschlie­ßend die nie­der­säch­si­sche Girl­group Ear­Crash Love­Crush, die ein Nach­wuchscas­ting der Pri­vat­ra­dio­sta­ti­on ffn gewann. Die vier Elsen schaff­ten es gan­ze drei Minu­ten lang schmerz­haft, nicht nur für sich allei­ne wirk­lich jeden ein­zel­nen (!) Ton zu ver­feh­len, son­dern auch sämt­li­che Har­mo­nie­ge­sän­ge kon­se­quent zu versieben.

Hät­ten wir die­sen Car­Crash nach Tal­lin geschickt, könn­te sich das UK heu­te noch für die füh­ren­de Pop­na­ti­on der Welt halten.

Beim Refrain muss­te man sich zwar die Ohren zuhal­ten, um kei­nen Tin­ni­tus zu erlei­den, konn­te sich aber an den bedröp­pel­ten Gesich­ter der Kreisch­girls wei­den, denen ihr Ver­sa­gen wohl bewusst war. Jeden Moment erwar­te­te man, dass ent­rüs­te­te Tier­schutz-Akti­vis­ten die Büh­ne stürm­ten, um die Kat­zen zu ret­ten, die hier gefol­tert wur­den. In sei­ner Fas­zi­na­ti­on des Schre­ckens ent­sprach die­se Dar­bie­tung einem schlim­men Ver­kehrs­un­fall auf der Auto­bahn, bei dem man nicht weg­schau­en kann, obwohl man will. Aber das ist ja beim Grand Prix oft so…

Deut­sche Vor­ent­schei­dung 2003

Count­down Grand Prix. Frei­tag, 7. März 2003, aus der Ost­see­hal­le in Kiel. 14 Teilnehmer:innen, Mode­ra­ti­on: Axel Bult­haupt. Tele­vo­ting mit Superfinale.
#Inter­pre­tenSong­ti­telTele­vo­teSuperPlatzCharts
01Sascha Pier­roWenn Gren­zen fallenn.b.-10-
02Char­le­maineLifen.b.-12-
03Der Jun­ge mit der GitarreDie Sei­te, wo die Son­ne scheintn.b.-13-
04LouLet’s get happy14,3%38,0%01-
05Eli­jahSomehow, some­whe­ren.b.-09-
06Beat­be­triebWor­an glaubst Du?11,1%31,6%0280
07Isgaard Mar­keGol­den Keyn.b.-07-
08VibeFür immern.b.-08-
09Ich Tro­jeLie­be macht Spaßn.b.-06-
10Love­CrushLove is Lifen.b.-14-
11Die Gerd ShowAlles wird gut16,4%30,4%0318
12Senait Meha­riHerz aus Eisn.b.-04-
13Frei­stilHörst Du mei­ne Liedern.b.-11-
14Tag­träu­mer + Aynur AydınLiving in a per­fect Worldn.b.-05-

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< Count­down Grand Prix 2002

Ger­ma­ny 12 Points  2004 >

9 Comments

  • War zwar alles Schrott, aber wenigs­tens konn­te man noch aus 14 Songs aus­wäh­len. Die­se Zahl ging ja in den nächs­ten Jah­ren run­ter auf Null.

  • Ich fin­de Herz aus Eis soo toll:) und wäre viel bes­ser gewe­sen als Lets get hap­py. Zwar hat sie es nicht Per­fekt geusn­gen aber es war sooo toll:) scha­de das sie es nicht schaff­te! lg pasi

  • Gol­den Key” von Isgaard war in die­sem Jahr mein abso­lu­ter Favo­rit – hat­te mir dann auch ihre CD zuge­legt 😉 Und mit dem Song wären wir beim ESC recht weit gekom­men – war ja wohl so ca. die glei­che Musik­rich­tung wie der bel­gi­sche Bei­trag (Stich­wort: Mys­te­ra-Sam­pler), der im Fina­le den 2. Platz belegte.

  • Erin­ne­re mich noch sehr gut an die­sen Vor­ent­scheid. Wie man ein­fach nur hoff­te dass nicht die Gerd Show gewinnt – als die Num­mer sogar unter die letz­ten drei kam mach­te ich mir schon ernst­haft Sor­gen (man stel­le sich vor es hät­te damals nur einen Wahl­gang gege­ben um den Sie­ger zu ermit­teln). Die Gerd Show wäre ein an Sicher­heit gren­zen­der Null-Punk­te-Kan­di­dat gewe­sen. Mal ganz abge­se­hen davon dass der musi­ka­li­sche Wert des Titels gleich null war – natio­na­ler Humor,  noch dazu in unse­rer Lan­des­spra­che die der gro­ßen Mehr­heit der Euro­pä­er doch eher fremd ist, hat beim ESC seit jeher kei­nen Platz.
    Ich mei­ne mich zu erin­nern dass ich damals Beat­be­trieb den Sieg gegönnt hät­te, Lou war dann ein Act mit dem man letz­ten Endes leben konn­te. Der ver­link­te Video­clip zu “Let’s Get Hap­py” ist ja mal zu geni­al! Muss­te erst mal kräf­tig lachen, wie offen­sicht­lich und unbe­hol­fen da ver­sucht wur­de, Sie­gels “Erz­fein­de” Raab und Boh­len zu karikieren.

  • Gegönnt hät­te ich es Beat­be­trieb auch. Aller­dings weckt der Song auch ein paar Erin­ne­run­gen an das wei­ner­li­che “Viel zu weit” der Münch­ner Freiheit.

  • Ger­ma­ny, 12 points, ne? Mit Joa­chim Deutsch­land hät­te das pri­ma geklappt. Er hät­te zwar nicht gewon­nen, aber Fünf­ter wäre er sicher­lich geworden.
    Und ich fra­ge mich, wie er über­haupt zum Vor­ent­schied kam, von dem er danach aus­ge­schlos­sen wur­de, wenn man sich sei­ne Wort­wahl durch den Kopf gehen lässt.

    Aber gut, dass es nicht die Gerd-Show wur­de, so sehr ich den Steu­er­song auch lie­be. Aber “Alles wird gut” war nicht gut.

    Love­crush” gewan­nen nicht nur angeb­lich den Talent­wett­be­werb eines ört­li­chen Radio­sen­ders, son­dern – wie eurovision.de zu berich­ten weiß – den “ffn-Radio­star-Wett­be­werb” des gro­ßen nie­der­säch­si­schen Radio­sen­ders ffn. Die Mädels waren als die Bes­ten unter 3000 Teil­neh­mern gekürt wor­den und in der Jury saßen u.a. Lot­to King Karl und Nena.
    Und wären die Elsen beim Vor­ent­scheid nicht ganz unten, son­dern ganz oben gelan­det, hät­ten sie in jedem Fall in Sachen Talent­frei­heit auf der ESC-Büh­ne die rus­si­sche Boy­group vom ESC des Vor­jah­res 2002 bei Wei­tem über­trof­fen. Da hat man ja am Ende echt Kopfschmerzen!

    Und der ani­mier­te Clip von “Let’s Get Hap­py” ist natür­lich fantastisch! 🙂
    Auch wenn mit “let’s be gay” eher “lasst uns fröh­lich sein” gemeint ist (“gay” bedeu­tet nicht nur “schwul”).

  • Wer im Jahr 2003 “gay” in einem Song für den ESC-Vor­ent­scheid ver­wen­det, der kennt die Bedeutung(en) des Begriffs ganz genau. Man kann Ralph Sie­gel ja vie­les nach­sa­gen, aber so hohl ist er dann wohl doch nicht.

  • Irgend­wie scheint die tabel­la­ri­sche Auf­lis­tung der Plat­zie­run­gen usw. aus die­sem Jahr­gang ver­schwun­den zu sein. Oder bleibt sie wegen des schlech­ten Jahr­gangs absicht­lich verborgen?

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