Gerade ging nach knapp vier Stunden Marathonsendung Stefan Raabs Miniatur-Eurovision zuende. Und ich könnte flennen. Nicht, weil mit Oomph! eine Band gewonnen hat, deren musikalischer Stil meinem persönlichen Geschmack nicht unbedingt entspricht und es meine Favoriten Mia. und D‑Flame nur auf mittlere Plätze schafften. Sondern weil Oomph! DIE idealen Vertreter für Deutschland beim Eurovision Song Contest gewesen wären! Optisch wie akustisch würde diese Band im europäischen Ausland sofort und zweifelsfrei als deutsch wahrgenommen. Dazu noch war die Show gut und der Song eingängig. Mit ‘Träumst Du?’ hätten wir in Helsinki wenigstens den Hauch einer Chance auf eine Top-Ten-Platzierung gehabt.
Von denen träum ich heut Nacht: Oomph!
Ich weiß, ich wiederhole mich und ich rede wahrscheinlich gegen die Wand: aber der Bundesvision Song Contest wäre das perfekte deutsche Vorentscheidungsformat. Klar, bei 16 Titeln war auch jede Menge schräg gesungener Schrott dabei (wenn die Konservativen einen Beweis suchen, dass Kiffen schädlich sei, dann hört der auf den Namen Kalle und kommt aus Rheinland-Pfalz) – aber eben auch große Namen und großartige Songs. Warum kommen die nicht zum Vorentscheid? Ehrlich, nach diesen spektakulären Performances von Könnern wie Mia., Jan Delay, D‑Flame (sensationell: der Gospelchor am Schluß!) und symphatischen Newcomern wie Jenna & Ron hab ich überhaupt keinen Bock mehr, mich durch diese traurige Hamburger Veranstaltung mit musikalischen Restposten vom Schlage eines Heinz-Rudolph Kunze durchzuquälen.
Wer steht da nicht drauf: Jenna & Ron sind jung und willig!
Es ist zum Schreien: nach Jahrzehnten des Dümpelns in der Bedeutungslosigkeit ist der Eurovision Song Contest zurzeit populärer denn je – und in Deutschland werden alle Chancen durch eine geriatrische ARD vergeigt, die, wie ein Blick in das restliche Programm sofort beweist, in Sachen aktueller Popmusik Null Kompetenz ausweist – und es augenscheinlich auch sonst endgültig aufgegeben hat, die Zielgruppe der unter Fünfzigjährigen überhaupt noch ansprechen zu wollen. Kein Wunder, dass da die wirklich guten deutschen Acts lieber bei der privaten Konkurrenz auftreten. Bitte, bitte, liebe ARD: gebt den Vorentscheid endlich in kompetente Hände und lasst den Raab das machen. Oder holt wenigstens wieder Viva ins Boot, das hat 2004 doch hervorragend geklappt. Dann hätten wir Fans endlich wieder einen Vorentscheid, auf den wir uns freuen können, einen deutschen Vertreter, hinter dem wir stehen können und der wenigstens eine Chance beim internationalen Wettbewerb hat – und es bliebe uns die peinliche Punktevergabeprozedur mit zwangsenthemmten Privatradiovolltrotteln beim Bundesvision Song Contest erspart.
Denkt wenigstens mal drüber nach. Bitte! Okay?
[…] gratis abkupfert, wie es ja auch unter westeuropäischen Fernsehmachern (Hallo, Herr Raab!) Brauch ist, bleibt indes abzuwarten. Zumal schon die Namensgebung die Richtung weist: Intervision nannte […]