Massig neue Eurovisionsbeiträge liefen dieses Wochenende auf. Können natürlich nicht alles Knaller sein. Hier also die Sektion “Ferner liefen”. Es beginnt mit einer optischen Kreuzung aus David Hasselhoff und Tom Jones für Armenien. Akustisch ein Mix aus Hari Mata Hari (BA 2006) und Nuno Resende (BE 2005), ist ‘Anytime you need’ von Hayko (leider ohne Mayko, harr harr) Hakobyan nichts anderes als drei Minuten gepflegte Langeweile. Hayko hat noch nicht mal eine unangenehme Stimme und er singt mit Leidenschaft, dennoch bleibt das Stück fade. Vielleicht klänge es in Landessprache etwas weniger dröge als in dem hörbar schlechten Englisch, mit dem er sich abmüht. Sorry, das war’n Griff ins Klo!
Das ist doch eine Duduk, die da dezent flötet? (AM)
Okay, ein Gruppenname wie The Krazy Mess Groovers sollte einen schon hinreichend vorwarnen. Die belgische Band macht in Jazzfunk. Flanderninfo beschreibt ihren Musikstil zutreffend als “Mix aus Soul, Disco und Funk im Stil der 70er Jahre” und vergleicht ‘Love Power’ mit den Songs der Commodores oder von Earth, Wind & Fire. Genau. Alles Bands, die noch nicht Gegenstand einer Retro-Welle waren. Und das hat seinen guten Grund. Auf manchen Leichen lässt man den Sargdeckel nämlich lieber drauf, liebe Belgier. Das solltet gerade ihr doch am besten wissen!
Oha. Da sind wir aber ein klein wenig hinterher, liebe Bulgaren, oder? Wer in 2007 noch ernsthaft mit einem handgetrommelten Turbofolk-Ethnodisco-Stampfer auf die Eurovisionsbühne geht, hat den Zug den Zeit wohl um ein paar Jährchen verpasst. Da helfen auch die beeindruckenden, handwerklich tadellosen orientalischen Klagegesänge von Elitsa Todorova nichts (wo nimmt ein so bulimisches Wesen bloß solch ein Stimmvolumen her?). Da ich kein Bulgarisch kann, bleiben mir nur Spekulationen: geht’s in ‘Voda’ (‘Wasser’) um den durch den Klimawandel bevorstehenden Mangel desselben Elements? Oder doch nur um die Tränen, welche Elitsa bei der Punktevergabe vergießen wird? Nett, aber chancenlos.
Die IKEA-Kugellampen passen ja allerliebst zu diesem Auftritt! (BG)
Für das Land mit dem politisch korrekten Kürzel FYROM geht mal wieder Karolina Gocheva an den Start. Die hat diesmal den roten Tüll und den güldenen Kriemhilde-Brustpanzer gegen ein blaues Kleidchen eingetauscht, mit dem sie aus keinem Auto aussteigen dürfte – jedenfalls nicht ohne Unterwäsche. ‘Mojot svet’ ist ein etwas schwergängiges Stück Balkanpop, das sich nicht so recht im Ohr festsetzen will. Dennoch sei ihr die zu erwartende Punktedusche aus dem Balkan von Herzen gegönnt, denn schön dramatisch singen kann die gute Karolina! Hübsch!