War das ein Supersamstag? Gleich vier Entscheidungen fielen an diesem Wochenende, und aufrechtgehn.de hat natürlich probegehört und ‑gesehen.
Schau her, Gracia (DE 2005): so präsentiert man Poprock! Okay, der Vergleich ist ein bisschen unfair: im Gegensatz zu unserer Münchener Ich-kauf-meine-Platten-selbst-Schnalle hat Tanel Padars Schwester Gerli nämlich Power in der Stimme! Und in der Performance! Dieses Mädel rockt! Freilich, das Ganze lässt den Verdacht aufkommen, dass die Esten beim “Genmanipulationklonen” (Dragan & Alder) inzwischen sehr weit fortgeschritten sind und die gute Gerli im Labor aus einer Autogrammkarte von Pink rekonstruiert haben. Und natürlich ist ‘Partners in Crime’ übler Radiorock, der mir Magenschmerzen macht. Dennoch Hut ab: wenn schon geklaut, dann wenigstens professionell!
Jetzt hat’s Olivia Lewis im siebenhundersten Anlauf ja doch noch geschafft. Und es lässt mich erschaudern, dass die übrigen acht Millionen Titel der maltesischen Vorentscheidung (die ich mir natürlich nicht angetan habe) noch schlechter gewesen sein müssen. Das balkaneske Balladendrama ‘Vertigo’ klingt auf Platte ja noch halbwegs erträglich. Live allerdings schreit Frau Lewis ins Mikro, als müsse sie auf einem Jahrmarkt Aale unters Volk bringen. Und das in dem hässlichsten Kleid, das die Menschheit je gesehen hat. Und mit einer Frisur, für die Schmerzensgeld gezahlt werden müsste. An die Zuschauer.
Hat Siegel das zusammengedengelt? Fängt als funkiger RnB-Verschnitt an, der deutlich an Produkte von Beyoncé oder den Black Eyed Peas erinnert. Und kippt dann im Refrain in etwas um, das nur als unverdaulicher Mix aus Ragtime, Polka, Swing und Cabaret bezeichnet werden kann. Gruslig. Wie eine Kreuzung aus Martin Stenmarck (SE 2005) und den Original Oberkrainern. ‘Time to party’ ist als Songtitel natürlich auch nicht all zu weit weg von Lou (DE 2003). Und der Gruppenname The Jet Set könnte durchaus aus der Ideenwerkstatt des Münchener Altmeisters stammen. Steigt in meiner persönlichen Eurovisionsliederhassliste sofort auf der Zwei ein, direkt hinter ‘Everybody’ (EE 2001). Wird also vermutlich gewinnen.
Alenka Gotar und das Gurkengeheimnis (SI)
Danke, RTVSLO! Endlich durften bei der EMA die Zuschauer alleine entscheiden. Und auch, wenn sie Pin-up-Boy Sebastian die kalte Schulter zeigten (ich bin sicher, einer der beiden deutschen Fanclubs wird ihn zur nächsten Convention einladen), enttäuschte die Wahl der Slowenen nicht. Welch eine Perle hat uns dieses Land mit Alenka Gotar und ihrer ‘Blume des Südens’ geschenkt! Eine Operndiva auf Speed, die lupenreinen Balkan-Kitschpop darbietet, die Windmaschine nicht vergisst und beim Schlußton derartig kreischt, als habe man ihr eine “Gurke in den Allerwertesten geschoben”, um die verehrten Kollegen vom Schlagerblog zu zitieren. Slowenen, ich liebe Euch!
[…] geschriebene Schlager besticht durch hoffnungslos nostalgischen Schwulst, einer bei Alenka Gotar (SI 2007) abgeschauten Show mit lustigen Handlampen und stimm- wie figurstarken Backgroundsängerinnen im […]