Einen bombastischen Erstauftritt legt das Newcomerland Georgien hin: es entsendet einen singenden Eisbecher! Sopho Khalvashi heißt die Gute, und sie bringt zum Eurovisionsdebüt des ehemaligen Sowjetstaates nicht nur ein bizarres Ethnostück mit hart an der Grenze zum schmerzhaften liegenden Gesangs(dis-)harmonien und einer vagen Remineszenz an frühere Björk-Nummern mit, sondern auch das bislang wohl unglaublichste Trickkleid in der an Trickkleidern nicht gerade armen Grand-Prix-Geschichte.
Leider ist nur das offizielle Video (ohne Eisbecherkleid) zu finden, da singt sie schon “My Sorry”
Wie ein lebendiger Eisbecher wirkt die mit einer glassteinbesetzten Badekappe verkleidete Schönheit, die zunächst nur eben gerade so aus den Textilfluten herauslugt (und dabei ein wenig an Joy Fleming in ihrem Komposthaufenkleid bei der Vorentscheidung 2001 erinnert), im Verlaufe ihres dreiminütigen Vortrags auf einer unter dem Kleid versteckten Hebebühne aber immer weiter nach oben geschoben wird. Hektische Zuckungen unter den Stoffbahnen lassen zunächst vermuten, die Arme sei ab dem Hals abwärts vom Veitstanz befallen – doch natürlich lugen am Ende ein paar Tänzer heraus, die sich die ganze Zeit unter Mamas Rock versteckt hatten.
Man muss es zugeben: Linda Wagenmakers (NL 2000), Angelica Aggrobitch (BY 2005), Silvia Night (IS 2006) – alle verblassen sie gegen diese Darbietung. Thomas Hermanns wird vermutlich während dieses Auftritts vor Verzückung in Ohnmacht fallen – und ich mit ihm. Bleibt nur das Problem mit dem Song (‘My Story’, wie es sich für ein Ostblockland gehört, in miserablem Englisch vorgetragen), den man zwar mögen möchte, weil er so ethno und von hörbar hoher kompositorischer Qualität ist – der aber nicht gerade beim ersten Hören sofort angenehm in die Ohren rieselt. Für eine vordere Platzierung sollte es trotzdem reichen. Jedenfalls muss man sagen: Hut ab, Georgien!