In der letzten Woche sind noch eine ganze Reihe weiterer Beiträge eingetrudelt. Hier die Übersicht.
“Also, wenn de Lambada ned debei gewese wär, isch hätt des Gerät net genomme!” (PT)
Wie schaffen die Portugiesen das bloss immer? ‘Danca comigo’ passt exakt in die schwedenspanische Thomas‑G:son-Ecke, ist also radiofreundlicher Latinopopsound. Nur, dass Sabrinas (nein, nicht das italienische Busenwunder. Leider!) Variante halt genau diese eine Spur zu langsam ist, dass ihr genau dieses eine Quäntchen Pep fehlt, die so eine Nummer interessant macht. Irgendwie bringen es die Portugiesen fast immer fertig, alles ein bisschen dröge klingen zu lassen. Das ist ihnen auch diesmal wieder gelungen.
Gleich drei Aggrobitches (RU)
‘Song Number One’ von Serebro knüpft thematisch offensichtlich an den griechischen Gewinnertitel von 2005 an. Ob das noch mal trägt, ist fraglich: auch den Litauern nütze es letztes Jahr nur wenig, zu behaupten ‘We are the Winners’. Dazu kommt, dass der Name der drei Schlampen vom Babystrich russischen Girlgroup “Silber” bedeutet – also Zweite. Auch das werden sie wohl nicht schaffen. ‘Song Number One’ ist glatt produzierter Dancepop. Ganz nett, aber halt auch zu mainstreamig, um irgendwie aufzufallen. Überflüssig.
Es war ja nicht anders zu erwarten. Aus einem Großaufgebot an nostalgiegesättigtem und topaktuellem Mist haben sich die Schweden beim Melodifestivalen (wieso eigentlich ist das MF Grand-Prix-Fans Lieblingsvorentscheidung?) für die größtmögliche Scheiße entschieden. Okay, The Ark sind Abba 1974 revisited – krachiger Glamrock, Glitzerkostüme und ein Sänger, der ein bisschen aussieht wie Marianne Rosenberg auf Speed. Und ja, Ola Salos’ (nämlicher Leadsänger) silberner Brusthaarpanzer ist fabelhaft. Noch fabelhafter ist das von Popbitch verbreitete Gerücht, dass die Band in Malmö den Spitznamen “When Clap came to Town” trüge, weil der bisexuelle Salos dort seit 1996 schon hunderte Jungs und Mädchen mit Tripper infiziert habe. Und ja, The Ark sind immerhin eine kredible, seit Jahren erfolgreiche Rockband. Vermutlich können sie den Contest 2008 sogar nach Stockholm holen. Aber natürlich ist ‘The worrying Kind’ genau die Art von Musik, die ein in der Wolle gefärbter Schlagerfan wie ich von Herzen verabscheut und natürlich liebe ich den Grand Prix genau deswegen, weil diese Art von Musik dort sonst nicht vorkommt. Das hat man davon, dass man die Heteros zugucken und mit abstimmen lässt.
Ich will so eine Brille! (UA)
2007 ist das Jahr der Crossdresser beim Eurovision Song Contest. Dänemark sendet eine Dragqueen, Schweden hat eine Glamrockband mit einem sehr effeminierten Sänger, Zypern und Georgien schicken Naturtransen – und jetzt die Ukraine! Verka Serduchka ist eine völlig durchgeknallte Terror-Transe Damenimitatorin, eine Mischung aus lebender Discokugel, Hüpfburg und schlechter Zarah-Leander-Imitation. ‘Danzing’ (Übersetzung wohl überflüssig) ist ein extrem schräger Eurodancetrash-Titel mit Turbofolk-Schifferklavier-Elementen, der entfernt an Mo-Dos ‘Eins, zwei, Polizei’ erinnert. Warum Verka allerdings ständig “Sieben, sieben, ‘allo look, sieben, sieben, eins, zwei” singt, bleibt mir ein Rätsel. Zählen sie in der Ukraine anders? Egal – als Gesamtkunstwerk ist das Ganze ein solcher farbenprächtiger Rausch der Geschmacklosigkeit, ein dermaßen tripartig explodierendes Farbenspektakel, dass es einfach unschlagbar gut ist. Da wirkt die dänische Dramaqueen doch recht hausbacken dagegen!
[…] ist das neue Schweden! Nach Jahren voller Irrwege mit schlimmem Glamrock und absurdem Las-Vegas-Gedudel fand Europas führende Popnation endlich wieder zu sich und […]