Das Unglaubliche ist geschehen: zum ersten Mal in der Geschichte des Eurovision Song Contest schickt ein baltischer Staat einen richtig geilen Beitrag zum Grand Prix! ‘Wolves of the Sea’ ist Eurovisionstrash deluxe – Dschinghis Khan (DE 1979) realoaded gewissermaßen, gekreuzt mit dem seit ‘Fluch der Karibik’ wieder aktuellen Thema “Piraten”. Das ist sexy und camp! Nach ‘Leto Svet’ ist dies der zweite baltische Beitrag dieses Jahres, der statt auf sterbenslangweilige Altersballaden oder öden Poprock auf brillant choreografierte Comedy setzt – die Balten scheinen doch langsam zu begreifen, welche Art von Unterhaltung beim Grand Prix gewünscht ist! Das einzig Bedauerliche ist, dass Johnny Depp nicht mittanzt – auch das kann den Unterhaltungswert dieses The-Village-People-meet-DJ-Bobo-Spektakels jedoch nicht mindern. Mehr, mehr, mehr davon!
Nach sieben Flaschen Rum kommt das richtig geil!
Gut ist was anderes. Also : 1) Der Vergleich mit Bobo stimmt 2) Dann darf man hoffen, dass den ’ Pirates ’ ein ähnliches Schicksal beim ESC bevorstehen wird ? Zumal sie stimmlich etwa so ’ gut ’ sind, wie ihre Vorbilder Mercedes Club aus Island ? 3) Also dann lieber Ballade – wenn das plus Kreisiraadio plus Dustin die Alternative sein soll. Ein Overkill dieser wirklich billigen, substanzlosen Beiträge zerstört das – in einigen Teilen Europas eh angeschlagene Image – des ESC. Man stelle sich vor, solche Beiträge wären wirklich erfolgreiches als ’ echte ’ Songs bzw. richtige Musik, die auch ohne Verkleidung funktioniert – wer soll dann noch ernsthaft Interesse am ESC haben ? Ähliche Gruuppen oder die C&D Riege der Unterhaltung: diese Gefahr sollte man nicht für einen kurzlebigen Joke übersehen.
Klamauk. Möchte keineswegs die Spaßbremse spielen – aber dieser Beitrag passt mir nach den zwei Tony Marshalls aus Estland , dem singenden Truthahn und gefallenen Engeln überhaupt nicht in den Kram! Abgeschmackter musikalischer Sondermüll ist das, nur noch zum Vollsuff-Mitgröhlen im Bierzelt geeignet. Ich habe nichts gegen ein bisschen Spass beim ESC – aber wenn man nur noch substanz- und hirnlosem Spassterrorismus ausgesetzt wird, hört Selbiger bei mir dann doch auf.
Von gestern Eigentlich sollte man Trends nicht hinterherjagen und sich an unerreichbaren Vorbildern orientieren, sondern selbst Trends schaffen und Vorbild sein. Wenn man damit vor ein paar Jahren kurz nach dem ersten Teil von Fluch der Karibik angekommen wäre, aber dieses Fahrwasser ist ja kaum noch welches. Und selbst DJ Bobo hat das Piratenthema schon längst durch. Und das will was heißen! Kindisches Kostümfest (selbst da ist der Bobo professioneller). Aber das ist ja nichts Neues, dass sich die Letten gerne verkleiden. Marie N. als Mann, Bonaparti.lv als Knödeltenöre/Schornsteinfeger/Sargträger. Doch eines muss man dem Song lassen: Er ist schon verflucht catchy.