Schwule Eurovisionsfans, die zum diesjährigen Song Contest nach Belgrad reisen, sollten sich besser unauffällig verhalten, denn 80% der Serben betrachteten einer Umfrage zufolge Homosexualität noch immer als (behandlungsbedürftigte) Krankheit, wie die taz berichtet. Offen schwul auftretende Fans liefen durchaus Gefahr, Opfer militanter Schlägertrupps zu werden. “Man muss den Fans aus unserer Community dringend davon abraten, sich in Belgrad offen zu zeigen – vor allem sollten sie auf Aidsschleifen am Revers und auf die Regenbogenfahne verzichten,” zitiert die taz den ILGA-Vorsitzenden Kurt Krickler.
Lesbische Frauenzärtlichkeit ist hingegen okay, solange sie subtil bleibt
Die EBU wiegelte im Hinblick auf eine entsprechend besorgte Anfrage ab: Man trenne die Fans “nicht nach Religion, Hautfarbe oder sexueller Orientierung” – und im Übrigen hätten die serbischen Sicherheitsbehörden zugesagt, den Eurovision Song Contest besonders im Auge zu behalten. Ob das offen schwul auftretenden Fans außerhalb der Beograd Arena allerdings etwas nützt, bleibt fraglich. Denn es gebe in Serbien – wie beispielsweise in weitesten Teilen Ostdeutschlands auch – militante Schlägertrupps, die sich bei homophoben Taten leider auch auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens stützen können, so der Artikel. taz-Autor Jan Feddersen mutmaßt gar, dass das ausbleibende öffentliche Bekenntnis der lesbischen Vorjahressiegerin Marija Šerifović und deren Engagement für die Nationalisten mit dem massiven Druck der Militanten zu tun habe.
Ob das nun Panikmache ist oder nicht, kann ich natürlich von hier aus nicht beurteilen. Bedenklich stimmt mich aber die im Artikel zitierte Umfrage (zu der man natürlich gerne Genaueres wüsste) – und der abschließend überbrachte Hinweis serbischer Homo-Aktivisten, Auftritte westlicher Politiker mit öffentlichen Solidaritätskundgebungen in Belgrad seien nicht erwünscht, denn die schwulen Serben müssten dann “nach den Eurovisionstagen wieder die ganze Wut der Rechten und Nationalisten ausbaden”.
Und was ist mit uns? Und was wird uns Lesben geraten? Am besten nicht in Flanell-Holzfällerhemd und zerrissenen Jeans durch die Altstadt von Belgrad zu laufen? Auch auf mein ‘I love pussies’-T-Shirt sollte ich wohl verzichten und es ja einem meiner schwulen Freunde zur Tarnung leihen.
[…] kam es zu Ausschreitungen im Land, die sogar das Europaparlament beschäftigten. Vor den ESCs in Belgrad, Moskau und Baku ergingen Warnhinweise an die anreisenden schwulen Fans und Journalisten. Aber auch […]