Der Retter des Grand Prix veröffentlicht am 19. September seine erste Autobiografie. “Doppel Ich – die andere Seite des Horst Köhler” enthält sowohl einen Rückblick auf das Wirken des Meisters als Erneuerer des deutschen Schlagers und eigenhändiger Retter des Eurovision Song Contest, dessen kulturelle Leiche er 1998 durch eine grandiose Spaßinfusion wieder zum Leben erweckte, als auch auf seine Arbeit mit geistig Behinderten. Der unter Grand-Prix-Fans gleichermaßen vergötterte wie verhasste Meister, dessen Karriere als Reanimator großartiger deutscher Schlager in seinem gar nicht hoch genug zu schätzenden Eurovisionsbeitrag ‘Guildo hat Euch lieb’ sowohl ihren Höhepunkt als auch ihr mehr oder minder abruptes Ende fand, kam im Rahmen eines sozialen Jahres in seiner Heimatstadt Trier in Berührung mit geistig Behinderten. “Hier treffe ich endlich normale Menschen, von denen ich lerne, wie man richtig durchs Leben stolpert,” schreibt Horn in seinem Buch selbst über diese Erfahrung. Seit 2006 produziert er für den Südwestrundfunk die grimmepreisnominierte TV-Talkshow “Guildo und seine Gäste”, von der im Herbst die vierte Staffel startet. Horn ist 45.
Guildo und sein Nußeckenrezept
Jaja, der Herr Köhler… Wenn man das liest, erhält man doch einen Eindruck vom Menschen hinter der Lustiger-Schlageronkel-Fassade. Die im Artikel angesprochene Talkshow hatte mit massivem Gegenwind zu kämpfen, weil angeblich ‘behinderte Menschen vorgeführt’ würden (das war vor der ersten Sendung und von Leuten, die selber haarscharf an einer ‘Niveau-Behinderung’ vorbeischrammen). Das sehe ich anders – geistig Behinderten ein solches Forum zu geben, verdient höchsten Respekt. Das gibt es leider viel zu selten. Der Meister hat damals, anno 98, den Grand Prix für Deutschland wiederbelebt. Mit einem Kanonenschlag wurde das Gruftgesülze, das für Deutschland seit Mitte der 80er so typisch war, dahin geschossen, wo es hingehört (auch wenn es sich beim Vorentscheid regelmäßig wieder regt, aber das gehört wohl zur musikalischen Vielfalt dazu). Das Lied gefällt mir persönlich weniger, und ob Guildo singen kann, sei mal dahingestellt, aber dieser Auftritt war Breitwand-Kino! Dafür allein: Horst Köhler for Bundespräsident! :grin