Frank­reich 2009: Bon Fromage (Pimp my Blues)!

Nun ist es offi­zi­ell: die gro­ße Patri­cia Kaas ver­tritt das Land der Gal­li­er beim Euro­vi­si­on Song Con­test 2009 in Mos­kau mit der düs­te­ren Bal­la­de ‘Et s’il fail­lait le fai­re’ (sinn­ge­mäß: ‘Was muss, das muss’) aus ihrem neu­em Album ‘Kaba­ret’. Nach dem die Chan­teu­se vor drei Wochen erst­mals gestreu­te Gerüch­te anfäng­lich noch demen­tier­te und spä­ter ein kryp­ti­sches “viel­leicht” hin­ter­her­schick­te, bestä­tig­te der fran­zö­si­sche Sen­der vor eini­gen Tagen offi­zi­ell ihre Teil­nah­me. Den Song­ti­tel, der eigent­lich erst am 9. Febru­ar prä­sen­tiert wer­den soll­te, ver­riet die Sän­ge­rin hin­ge­gen am Sonn­tag selbst in einem Inter­view mit der Zei­tung Nord éclair. Dort sag­te sie auch, ihr Zögern hin­ge damit zusam­men, dass sie den­ke, eine Euro­vi­si­ons­teil­nah­me sei etwas, das man eher am Anfang einer Musik­kar­rie­re mache. “Aber jetzt will ich mein Land ver­tei­di­gen. Es ist unglaub­lich, wel­chen Stel­len­wert der Wett­be­werb im Aus­land hat, wäh­rend er in Frank­reich als kit­schig gilt”.


Die Alb­um­fas­sung

Damit schickt das Land nach Sebas­tién Tel­lier erneut einen sei­ner größ­ten, in die­sem Fal­le sogar inter­na­tio­nal bekann­ten Stars. Die in Loth­rin­gen gebo­re­ne 42jährige Chan­son- und Pop­sän­ge­rin fei­ert seit den spä­ten acht­zi­ger Jah­ren mit ihren Alben und Tour­neen Erfol­ge weit über den fran­zö­si­schen Sprach­raum hin­aus, so auch in Russ­land. Für die in Deutsch­land eben­falls ver­ehr­te Sän­ge­rin (die uns übri­gens auch schon mal bei einer Vor­ent­schei­dung als Star­gast die Auf­war­tung mach­te und einen von Peter Pla­te kom­po­nier­ten Song zum Bes­ten gab) dürf­te die Grand-Prix-Teil­nah­me das idea­le Vehi­kel dar­stel­len, um sich nach drei­jäh­ri­ger Büh­nen­pau­se wie­der ins Gespräch zu brin­gen – und um ihr brand­neu­es Album ‘Kaba­ret’ mit Songs auf fran­zö­sisch, deutsch und eng­lisch im Stil der Drei­ßi­ger­jah­re zu promoten.


Er ging letz­tes Jahr unter. Ob Made­moi­sel­le mehr Glück hat?

Bei ‘Et s’il fall­ait le fai­re’ han­delt es sich denn auch um die ers­te Aus­kop­pe­lung aus ‘Kaba­ret’. Der – für den Grand Prix noch auf die übli­chen drei Minu­ten zu kür­zen­de – Song über­zeugt durch eine zurück­hal­ten­de, bei­na­he depri­mie­ren­de Trau­rig­keit. Nicht umsonst gilt Patri­cia Kaas als die fran­zö­si­sche Made­moi­sel­le des Blues. Das fällt zwar deut­lich aus dem Euro­vi­si­ons­rah­men, berührt in sei­ner fra­gi­len Schön­heit den­noch zutiefst und könn­te somit für Punk­te gut sein. Für ihr neu­es Album ist eine umfang­rei­che Tour­nee durch Euro­pa und Russ­land bereits fest gebucht. Im Gast­ge­ber­land des dies­jäh­ri­gen Euro­vi­si­ons­fi­na­les ist die Chan­teu­se im übri­gen auch durch eine erfolg­rei­che Kol­la­bo­ra­ti­on mit einer rus­si­schen Band bekannt.


Uma2Rman + Patri­cia Kaas: Du rufst nicht an (2008)

Gute Vor­aus­set­zun­gen also für die Sän­ge­rin mit der rau­chi­gen Stim­me, zumal ihr Bei­trag zwar kei­nes­falls euro­vi­si­ons­ty­pisch, den­noch deut­lich weni­ger expe­ri­men­tell aus­fällt als der ihres Vor­gän­gers mit dem lus­ti­gen Rau­sche­bart. Soll­te die Gran­de Nati­on also zur Abwechs­lung mal wie­der eine obe­re Posi­ti­on packen kön­nen? So oder so bleibt der Mut der Fran­zo­sen, der angeb­li­chen Ost­do­mi­nanz zum Trotz einen ihrer größ­ten Stars zu schi­cken, vor­bild­haft. Gemein­sam mit der bri­ti­schen Ein­bin­dung einer ihrer größ­ten Kom­po­nis­ten (Musi­cal­le­gen­de Andrew Lloyd-Web­ber) und dem weg­wei­send moder­nen, inter­net­ba­sier­ten spa­ni­schen Vor­ent­schei­dungs­for­mat legen unse­re Big-Four-Mit­be­wer­ber damit die Lat­te für die ARD erneut ein deut­li­ches Stück­chen höher.


Zum Nie­der­knien: Frank­reichs Bes­te mit der ESC-Fassung

[Nach­trag 13.03.2009] Nun ist auch die für den Song Con­test ein­ge­kürz­te Drei-Minu­ten-Fas­sung zu hören. Und die­se ist rund­weg fan­tas­tisch gelun­gen! Kna­cki­ger, vor allem aber dra­ma­ti­scher prä­sen­tiert sich die mit Rückung und zusätz­li­chen Akkor­de­on­klän­gen per­fekt auf­ge­pimp­te Num­mer jetzt, ohne dabei jedoch die den Song prä­gen­de zer­brech­li­che Melan­cho­lie zu ver­lie­ren. Oder, um es mit Kin­der­scho­ko­la­de zu sagen: + Ein­gän­gig­keit – Düs­ter­keit. Einen Außen­sei­ter­sieg wür­de ich damit nicht aus­schlie­ßen! Auf jeden Fall aber geht das in die Top Fünf, oder das war der letz­te Con­test, den ich je gese­hen haben werde!

7 Comments

  • Eine tol­le Wahl, Patri­cia Kaas ist ohne Zwei­fel eine sehr gute Sän­ge­rin und Per­for­me­rin – bloß, bit­te, bit­te, lie­be Fran­zo­sen: kei­ne lasche Edsilia-Rom­bley-No-Angels-Mid­tem­po-Num­mer!! Damit wer­det ihr im Fina­le Schiffs­bruch erlei­den, selbst mit einem Export­schla­ger wie der Kaas! Also ent­we­der back to the chan­son-roots mit einem fran­ko­phi­len Gefühls­sturm oder etwas rich­tig Flot­tes – aber da Patri­cia Kaas bis­her eher den ange­jazz­ten Pop-Chan­son reprä­sen­tiert hat, soll­te es wohl eher Ers­te­res sein. Ich bin auf jeden Fall gespannt!

  • Ich muss ja sagen mitt­ler­wei­le habe ich mich in Patri­cia Kaas’ Lied ver­liebt. Sehr viel Stil, sehr viel Klas­se. Hab mir auch gleich ihr neu­es Album zuge­legt. Bin mal auf die ESC-Ver­si­on gespannt.

  • Hmmm… Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich davon hal­ten soll. Das Lied hat irgend­was, auch wenn ich par­tout nicht dar­auf kom­me, was. Mit der rich­ti­gen Per­for­mance ist das ein Kan­di­dat für die vor­de­ren Rän­ge. Soll­te die Per­for­mance nicht hinhauen…die Fran­zo­sen waren bis­her noch nie Letz­ter. Hof­fent­lich ändert sich das dies­mal nicht, denn das Lied ist ins­ge­samt wohl zu sprö­de, um sofort ins Ohr zu gehen, und da die Fran­zo­sen kei­ne zwei Chan­cen haben, es dem Publi­kum zu prä­sen­tie­ren… Inso­fern ist Madame Kaas kei­ne schlech­te Wahl – Lam­pen­fie­ber soll­te jeden­falls kein Pro­blem werden.

  • Das ist nun ver­mut­lich der bes­te ESC- Titel seit Jah­ren, nicht nur für Frank­reich, son­dern für den gesam­ten Wett­be­werb. Ich fürch­te, dass es genau des­halb nicht für einen Sieg reicht… Die Tat­sa­che, dass Azer­ba­ji­an letz­tes Jahr einen so guten Platz erschrie, lässt ver­mu­ten, dass dem gros der Zuschau­er der ästhe­ti­sche Fein­sinn, den die­ses Lied for­dert, feh­len dürf­te. Doch noch ein letz­ter Platz wäre kei­ne Schan­de für die­ses Lied, son­dern für den Wettbewerb…

  • Hört sich recht ange­nehm an. Aller­dings hat­te Patri­cia Kaas in der Ver­gan­gen­heit schon Lie­der, die mehr Akzen­te gesetzt haben als die­ses. Könn­te daher viel­leicht ein wenig unter­ge­hen. Doch live könn­te es wie­der etwas anders wirken…da bin ich mal gespannt, ob die­se sehr gute Sän­ge­rin dem Lied noch stär­ker ihren Stem­pel auf­drü­cken kann.

  • […] Vor­ent­schei­dung gab es kei­nen Live­ge­sang zu hören. Ob der Sie­gel-Song aus Mon­te­ne­gro, Tsche­chi­en, Frank­reich, die Schweiz, Isra­el, Ungarn, Aser­bai­dschan oder das nie­der­län­di­sche Schwup­pen­trio De Top­pers, das […]

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