Welch wunderbar absurde Darbietung: kaum hat man sich kurz darüber beömmelt, dass die armenische Vorentscheidung aus irgendeinem Grund Eurostuhl zu heißen scheint (so viel Scheiße dabei?), erschrickt man schon zu Tode. Denn aus dem tiefen Dunkel der Bühne taucht unvermittelt Gevatter Hein, der grimme Schnitter, auf und quäkt ein paar jaulende Töne durch eine Blockflöte. Gerade ältere Zuschauer könnten an dieser Stelle denken, nun habe ihr letztes Stündlein geschlagen. Gefolgt von einem mafiös aussehender Gitarristen und einer haarverlängerten Yvonne Schnatterfeld (unter dem Tarnnamen Eva Rivas), die im Hochzeitskleid und in einem Mischmasch aus typisch grottigem Ostblock-Englisch und anderen, genau so wenig dechiffrierbaren Lauten gestenreich Aprikosenkerne beschwört.
Mit Aprikosenkernen gegurgelt? Die schöne Eva
Musikalisch klingt das übrigens über weite Strecken eher wie eine stark verwässerte Version von Shakira, außer an den Stellen, an denen wieder die Flöte quäkt. Bei der es sich, wie uns Dr. Wolther im NDR-Blog aufklärt, selbstverständlich um das armenische Nationalinstrument Duduk handelt, eine aus Aprikosenholz[ref]Die Armenier verfügen augenscheinlich sympathischer Weise zuir Identitätsstiftung nicht über ein Wappentier wie Löwe oder Adler, sondern ein Nationalobst: die Aprikose![/ref] geschnitzte Oboe. Beziehungsweise, wie Herr Deli im Eurofire-Blog hilfreich erläutert: “wenn man die Armenier in der Welt irgendwie erreichen will (was für das Voting unerlässlich ist, immerhin leben 80 % der Armenier im Ausland), dann muss ein Duduk weinen”. Wie wohl auch die meisten Nichtarmenier weinen dürften, wenn im Mai dank der vielen Exilhayastaner diese krude Nummer wieder in den Top Five landet.
Der Oslo-Remix
Nachtrag: im noch etwas druckvoller abgemischten finalen Remix für Oslo lässt sich (zumindest in der hier präsentierten Studiofassung) besser erahnen, ja stellenweise sogar verstehen, dass es sich bei dem je nach Geschmack sehnsuchtsvolle Heimatgefühle beschreibenden oder subtil nationalistischen Text tatsächlich ausschließlich um Englisch handeln soll!
Weiß gar nicht, was Du hast. War einer meiner drei Favoriten (the Mermaid song hätte ich noch lieber gehabt). Außerdem natürlich (siehe Duduk und Aprikosen) sehr typisch. Aber offenbar gibt es im Land selbst heftigste Diskussionen darüber, wieso Frau Rivas, die sich plötzlich als Armenierin sieht und kein Wort armenisch spräche, für die Nation antreten dürfe. Ich weiß nicht, wo sie sonst lebt, aber am wahrscheinlichsten dürfte wohl USA sein, also nix mit Ostblock-Englisch.
Naja, das mit dem garantierten Top-5-Finish für Armenien hat schon letztes Jahr nicht mehr so funktioniert…und das hier ist noch unzugänglicher gehalten als Jan-jan. Und wenn die Dame in den USA oder sonstwo im englischsprachigen Raum lebt, hat das nicht sonderlich abgefärbt – das ist allerschönstes Ostblock-Pseudo-Englisch à la Nelly Ciobanu.
Nach Info von Herrn Deli lebt Frau Rivas im russischen Rostow am Don und ist mit einem dortigen Ölmagnaten liiert (Angelica Agurbash, anyone?).
Aprikosen werden auch ’ Armenische Pflaumen ’ genannt und sind daher in der Tat eine Art ’ Nationalobst ’ ( ironischerweise ist die Türkei heutzutage das größte Aprokosenanbaugebiet…wie war das also mit dem Motherland 😉 )- daher bietet sich das Thema an,wenn man die Diaspora erreichen will, zu der sich Frau Rivas laut Text ja selbst auch zählt. Als Symbol für die Heimat einen Aprikosenkern geschenkt zu bekommen, ist schon irgendwie sympathisch.
Achtung, Lerngefahr Bislang waren Aprikosen für mich ja immer nur so eine Art unreifer Pfirsiche, aber jetzt seh ich die unter ganz anderen Augen! 😉 Ich sag’s ja immer wieder, der Grand Prix erweitert den kulturellen Horizont! 🙂
Na ja, wenn ich schon so schön zitiert werde, hier noch ein wenig geschichtliche Geographie: Das größte Aprikosenanbaugebiet der Welt liegt tatsächlich in der heutigen Türkei, allerdings in genau dem Gebiet , aus dem 1915 die Armenier vertrieben worden und bis zu 1,5 Millionen einem kaum vergleichbaren Genozid-Gemetzel der sog. ‘Jungen Türken’ zum Opfer gefallen sind. Auch heute stellt sich die Beziehung zwischen den beiden Ländern äußerst schwierig dar (die Türkei hat sich im Konflikt um Berg Karabach auf die Seite von Aserbaidshan gestellt, was zum Anlass genommen wurde, die Grenzen komplett dicht zu machen), auch wenn 2009 die Grenzen partiell wieder geöffnet wurden. Immerhin liegt auch der heilige Berg der Armenier, der Ararat (an dem der Saga nach die Arche Noah strandete) auf heute türkischem Territorium. In der Türkei wird übrigens derzeit kontrovers diskutiert, ob Evas Lied einen politischen Hintergrund hat und die heimatvertriebenen Armenier anspricht.
re: [quote=Herr Deli]In der Türkei wird übrigens derzeit kontrovers diskutiert, ob Evas Lied einen politischen Hintergrund hat und die heimatvertriebenen Armenier anspricht.[/quote] Dann ist die gute Eva eine Art singende Erika Steinbach? 😉
Mal zurück zum Song Hatten wir das nicht schon einmal? Mönchskutten, Flöten und ein Dumdiddeldum, was genauso schnell ins Ohr hinein‑, wie auch wieder rausgeht. Gääähn.… Das einzig bemerkenswerte war, daß mich Eva im Profil an Angelina Jolie erinnert (vielleicht kann Eva ja ein paar Aprikosenkerne adoptieren)
Dümmer gehts nicht oder ?!?! [size=large]Ich bin türkin und cih finde das lied sehr gut ich weiß nicht was du hast das du hier in der öffentlichkeit jemanden so demütigen kannst. da sieht mans ja wieder mal! Deshalb hasse ich deutschland und würde am liebste hier ausziehen… Du verstehst das lied nicht weil du ein viel zu kaltes herz dafür hast. schau dir den text doch mal richtig an. und die flöte finde ich auch toll…is halt kulturell gestaltet das lied. ausserrdem sieht sie wunderschön aus. UNd garnicht wie deine dumme deutsche katerfeld sondern eher wie angelina jolie..wenn du was zusagen hast dann bitte alleine vorm spiegel und ncht in der ganzen öffentlichkei9t. eurer lied is auch nicht besser. besonders der akzent BAH!! Is ja ekelhaft! -.- [/size]
genozid 🙄 Die Massaker von 1915/16 an den Armeniern waren weder Dschihad noch geplante Ausmerzung. Die Türken standen im Krieg, wurden provoziert und verteidigten ihr Reich, behauptet Historiker Norman Stone. Eine polemische Replik auf die Genozid-These von Hans-Lukas Kieser in der vergangenen Weltwoche. «Der armenische
🙄 «Der armenische
«Der armenische
oh! Es geht jetzt nicht um geplannte Genocide, was es passiert ist von 1915–1922 in West-Armenien, was heute alt Turkei bezechnet ist… Eva hat schon vielmal erzaehlt woruber das Lied ist…Turkei und andere machen selber Provokationen…Wegen schmutzigem Gewissen oder??? Weiss niemand… Auf jedem Fall ist das Lied toll, die Sangerin supper, schoen und talentvoll…Ich freue mich fur Lena, aber ich finde Eva Rivas die beste! Und es ging auch uber Wurzeln usw… Sie ist Armenierin, die in Russland geboren ist…Sie spricht doch armenisch, nicht so supper, wie die, die in Armenien geboren sind…Ich, persoehnlich habe gehort, wie sie armenisch spricht, und sie versteht auch sehr gut armenisch…Und es ist nicht so wichtig armenische sprache toll zu kennen, es ist besser zu fuhlen mit dem ganzen Herzen das Lied, und es so interpretieren, wie eine richtige Armenierin!
[…] liegt der aktuelle Altersrekord bei 83 Jahren: der Eva Rivas (AM 2010) auf der Bühne begleitende Dudukspieler Djivan Gaspayran sang aber nicht, sondern flötete nur […]