Finn­land 2010: Die Pferd­chen so bunt, die Wagen so zottig

Quetsch­kom­mo­de, Hand­klat­scher, Rin­gel­rei­hen und hart rol­len­de Rrrrs: noch fin­ni­scher als ‘Työl­ki ellää’ (‘Man kann auch von Arbeit leben’) hät­te der Bei­trag aus dem Land der Sau­nen nicht aus­fal­len können.


Die Dro­gen will ich auch: Kuunkuiskaajat

Per­fek­tes Timing: aus­ge­rech­net ver­gan­ge­nen Sams­tag, als ich im Kurz­ur­laub weil­te, fand das Fina­le der fin­ni­schen Vor­ent­schei­dung statt und brach­te einen der geils­ten Bei­trä­ge seit lan­ger Zeit her­vor: zwei fesche Blon­di­nen im wei­ßen Kleid­chen, eine davon mit dem Schif­fer­kla­vier, umge­ben von einer Gei­gen­spie­le­rin (durf­te natür­lich nach Alex­an­der Rybak nicht feh­len!) und zwei männ­li­chen Backings, mit einem kom­plett durch­ge­knall­ten Eth­no-Schla­ger in einem ost­fin­ni­schen Dia­lekt. Mit einem Namen, den kein Mensch aus­spre­chen kann, klei­nen River­dance-Ein­la­gen, Hän­de­klat­schen und der­art hart rol­len­den “Rrrr“s, das einem die Nip­pel davon ste­hen. ‘Rän­da­jad’ (EE 2009) trifft ‘Zigeu­ner­jun­ge’. Sus­an Aho und Johan­na Vir­ta­nen spiel­ten schon (und immer noch) bei der über­re­gio­nal bekann­ten Folk­band Värt­ti­nä, geben sich in ihrem eige­nen Pro­jekt Kuun­kuis­kaajat (Mond­flüs­te­rin­nen) dar­über hin­aus ihrer Lie­be zur Volks­mu­sik, dem Tan­go, Hoch­zeits­lie­dern und Schla­gern hin. Sie selbst bezeich­nen sich als “hoff­nungs­los roman­tisch”. Und ich mich als hoff­nungs­los in die­sen Auf­tritt verliebt!


Pfer­de­stäl­le aus­mis­ten mit Dia­dem im Haar! Das offi­zi­el­le Musikvideo.

Nach­trag (12.5.): und ein Fan-Video exis­tiert zwi­schen­zeit­lich auch im Netz, in dem zwei israe­li­sche Fans den Auf­tritt der zwei Blon­di­nen sehr put­zig par­odie­ren. Gro­ße Num­mer, schaut’s Euch an!


Man kann nur par­odie­ren, was man mag (Jür­gen von der Lippe)

15 Comments

  • Gol­dig!! Yip­pie! Das war von Anfang an mein Favo­rit und ich hab eigent­lich gar nicht mehr zu hof­fen gewagt, dass er den Vor­ent­scheid gewinnt – vor allem weil die Man­nen von Elä­keläi­set (die ich übri­gens auch sehr toll fand, nur um mal das teil­wei­se fast beschä­men­de Bas­hing in man­chen Fan-Foren zu rela­ti­vie­ren) schon zu gut wie als Sie­ger dastan­den. Der Song ist ein­gän­gig, hei­ter und zu 100% authen­tisch fin­nisch, der Auf­tritt macht ein­fach Spaß. Ich glaub, so früh wie die­ses Jahr hab ich noch nie einen Favo­ri­ten für den ESC gehabt! PS: Was war denn das für ein gru­se­li­ger Rybak-Klon mit die­sem ‘Ana­sta­cia’? Das war ja der­ma­ßen geküns­tel­tes und affek­tier­tes ESC-Ange­flan­sche dass es mir sämt­li­che Fuß­nä­gel auf­ge­rollt hat…

  • Auf alle Fäl­le ist dies ein Bei­trag, der die Fan­ge­mein­de schon jetzt spal­tet und pola­ri­siert. Ich bin gespannt, wie er letzt­end­lich abschnei­den wird. Ich gehö­re jeden­falls zu den Lieb­ha­bern des Songs. Nach dem ers­ten Anhö­ren aller Bei­trä­ge im fin­ni­schen Vor­ent­scheid, war die­ser mein Favo­rit. Ein­fach weil er so unauf­ge­regt und fröh­lich daher kommt. Am Final­abend war er dann zwar ’nur noch’ auf Platz 3 mei­ner Lis­te – inzwi­schen hat­ten sich die Songs von Ama­de­us und Heli Kajo für mich als ech­te Grower erwie­sen – aber den­noch war ich super erfreut, als sie gewon­nen hat­ten. Zum Glück gab es die­ses Super­fi­na­le, sonst wären es ja doch Ele­käi­se­let (die ich zwar auch nicht schlecht fin­de, aber es waren halt zu vie­le noch viel bes­se­re Songs im Ren­nen) gewor­den. Ich werd Kuun­kuis­kaajat auf jeden Fall die Dau­men drü­cken! Bis­her ist der Start in die­se ESC-Sai­son von den Songs her für mich jeden­falls außer­or­dent­lich vielversprechend.

  • Pimp my out­mo­ded Schla­ger Ach du Schreck, haben die Siw Malmkvists ‘Pri­ma­bal­le­ri­na’ neu auf­ge­motzt? Modern klingt in mei­nen Ohren jeden­falls irgend­wie anders. – Min­des­tens schon mal ein Bei­trag, den ich per­sön­lich für ’ne Pin­kel­pau­se vor­mer­ken kann 🙂

  • Nach­dem mein ursprüng­li­cher Favo­rit Veeti Kal­lio (auch mit vie­len rol­len­den rrrrr) bereits im (2.) Halb­fi­na­le aus­ge­schie­den ist und mein ‘Nach­rü­cker’ Jury-Wild­card Maria Lund (auch rrrr) dann nicht unter die ers­ten drei kam, bin ich mit Kuun­kuis­kaajat jetzt eigent­lich sehr zufrie­den und begin­ne mich gera­de, damit rich­tig anzu­freun­den. Ich mag es eigent­lich sehr, wenn man den Bei­trä­gen noch anmerkt, aus wel­chem Land sie eigent­lich kom­men. Am meis­tenm lie­be ich gelun­ge­ne Mischun­gen aus spe­zi­fi­schem Lied­gut und moder­nem Arran­ge­ment. Zuge­ge­ben, letz­te­res ist hier nicht beson­ders ver­tre­ten. Des­halb glau­be ich, dass der Bei­trag bei der zu erwar­ten­den star­ken Kon­kur­renz völ­lig chan­cen­los ist. Er gehört jeden­falls defi­ni­tiv zu den bes­ten in der fin­ni­schen Aus­wahl, was aller­dings nicht so wahn­sin­nig viel sagt, denn so rich­ti­ge ‘Brin­ger’ waren die­ses Jahr über­haupt nicht dabei. Zum Glück blei­ben wir jeden­falls ver­schont von Pent­ti Hie­ta­nen, Ama­de­us, oder gar den unsäg­li­chen Elä­keläi­set. Ist die­se Num­mer eigent­lich ernst gemeint? Dann ist sie ein­fach nur schreck­lich. Wenn das ein Witz sein soll­te, dann wenigs­tens nur mäßig. Nina Las­san­der (Cider Hill) war auch ganz nett, aber eben nur das! Rela­tiv nichts­sa­gend, und über­haupt nicht typisch. Da ist Työl­ki ellää wahr­schein­lich die bes­se­re Wahl. Mal sehen,was da noch draus gemacht wird. Viel­leicht schaf­fen sie es ja, einen Begeis­te­rungs­fun­ken rüber­zu­brin­gen, ähn­lich wie letz­tes Jahr Nel­li Cio­ba­nu (Mol­da­vi­en).

  • Also… @ def Den Song mit dem Bei­trag Mold­aus 2009 zu ver­glei­chen, hal­te ich für gewagt. Nel­lys Song war sehr viel ein­gän­gi­ger und mas­sen­taug­li­cher, der Song aus Fin/nland ist viel zu lan­de­sy­pisch, um Erfolg zu haben. Ich bin sehr sicher, dass er es nicht ins Fina­le schaf­fen wird. @pasi Wer oder was ist Coral? Ein Spülmittel?

  • War­um auch? Die Fin­nen sind in den letz­ten drei Jah­ren mit mehr oder min­der moder­nen Bei­trä­gen durch­weg auf dem Bauch gelandet…wenn schon schei­tern, dann in Schönheit. 😉

  • Prust…ich weiß nicht, ob ich mich kaputt­la­chen soll oder das ein­fach nur fan­tas­tisch fin­de. Ganz gro­ßes Kino – natür­lich ohne jede Chan­ce bei den Jurys und Votern, aber mir gefällt das. Es wer­den noch Wet­ten ange­nom­men, ob Finn­land die­ses Jahr das Semi übersteht…

  • Wer sagt denn, dass das ohne Chan­ce ist ist? Ich sehe das ganz anders, rech­ne eher mit einem Pihasoittajat-Ergebnis…

  • Die gesam­te Fin­ni­sche VE war ein Auf­marsch von musi­ka­li­schen Grau­sam­kei­ten. Die Schif­fer­kla­vie­rel­se da und ihre Freun­din waren da noch die mit am erträg­lichs­ten, alles ande­re war nur dazu geeig­net um die Milch sau­er zu machen. @Oliver Rau: Noch kei­nen Kom­men­tar zur 1. Show von Unser Star für Oslo, kein Inter­es­se oder boy­kot­tierst du das? Wun­dert mich irgendwie.

  • zustimm Der Mei­nung bin ich zu min­des­tens 100% eben­so. Nur, dass der fin­ni­sche Bei­trag wohl ein beson­ders gutes Exem­pel dafür ist, dass Schön­heit eben im Auge des Betrach­ters liegt! 😉

  • So so, die bei­den Damen spie­len also bei Värttinä.…war doch ein pas­sen­der Grund, die CD ‘Kok­ko’ von eben die­ser Band nach län­ge­rer Zeit mal wie­der abzu­spie­len. Daher kann ich einen Ver­gleich zie­hen: Värt­ti­nä = vir­tu­os, mit net­ten musi­ka­li­schen Details, bezau­bernd, teils betö­rend feen­gleich Kuun­kuis­kaajat = derb-bäu­er­lich Wenn man also weiß, wozu Finn­land imstan­de wäre und man dann ‘Työl­ki ellää’ hört, kommt man ins Heu­len 👿 Hört euch auf you­tube doch mal ‘Hal­la’, ‘Iro’ und ‘Tuulil­ta Tule­va’ von Värt­ti­nä an, da liegt ein mei­len­wei­ter Qua­li­täts­un­ter­schied zwi­schen die­sen Lie­dern und die­sem Ding hier. Dass sich zwei Musi­ke­rin­nen von Värt­ti­nä so gar nach dar­an ori­en­tie­ren können… 🙄

  • Ich mei­ne auch nicht, dass die Bei­trä­ge wirkklich ver­gleich­bar wären. Die ein­zi­ge Gemein­sam­keit zwi­schen ihnen ist, dass etwas zumin­dest teil­wei­se lan­des­ty­pi­sches gebo­ten wur­de und ich lei­se zu hof­fen gewagt hät­te, dass evtl. doch Begeis­te­rung auf­kä­me. Natür­lich war Hora din Mol­do­ve viel ein­gän­gi­ger (und hat auch mir selbst bes­ser gefal­len als Työl­ki ellää)

  • Wie bit­te? Eläi­keläi­set sind einem grö­ße­ren Publi­kum haupt­säch­lich durch ein Album bekannt gewor­den (könn­ten auch meh­re­re gewe­sen sein), auf dem sie bekann­te Rock­klas­si­ker ins Fin­ni­sche über­setzt und in ihrem typi­schen Hump­pa-Sound neu ein­ge­spielt haben. NICHTS, was die­se Band macht, kann 100 % ernst­ge­meint sein, und ich für mei­nen Teil hof­fe, sie nächs­tes Jahr wie­der im Vor­ent­scheid zu sehen (oder sogar in Berlin?Hamburg?Hannover).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert