Slo­wa­kei 2010: Wenn die Son­ne erwacht in den Bergen

Mild Dances’ trifft ‘Hero’ – so könn­te man viel­leicht den slo­wa­ki­schen Song beschrei­ben, der sich soeben erwar­tungs­ge­mäß im behin­der­ten­freund­lichs­ten Vor­ent­scheid Euro­pas durch­setz­te. Gut gewählt!


Nehmen’se jrün, det hebt!

Unter ande­rem tum­mel­ten sich in der heu­ti­gen End­run­de des Euro­song 2010 ein kom­plett in Gebär­den­spra­che simul­tan­über­setz­ter Bei­trag (gelei­tet ver­mut­lich von der tref­fen­den Annah­me, das die Zuschau­er bei der schreck­li­chen Musik ohne­hin den Ton aus­dre­hen) sowie ein blin­der Sän­ger, des­sen Behin­de­rung aber wohl daher rüh­ren dürf­te, dass er sich buch­stäb­lich die Augen zuge­fres­sen hat. Auch das Rah­men­pro­gramm fun­gier­te als beschüt­zen­de Werk­stät­te für geschei­ter­te Euro­vi­si­ons­exis­ten­zen: es tra­ten sowohl Fabri­zio Fani­ello (MT 2001 und 2006, letz­ter Platz) als auch sei­ne Schwes­ter Clau­dia auf. Letz­te­re mit dem Titel, den die Mal­te­ser hät­ten gen Oslo sen­den müs­sen, wenn sie für fünf Cent Ver­stand hät­ten. ‘Samsa­ra’ war denn auch das bes­te von zwei erträg­li­chen Lie­dern des Abends, dicht gefolgt vom tat­säch­lich aus­ge­wähl­ten slo­wa­ki­schen Bei­trag ‘Horehro­nie’: ein von Kris­ti­na Pelá­ko­vá mit dün­nem, hall­be­leg­ten Stimm­chen vor­ge­tra­ge­ner Folk­dis­co­schla­ger (bra­vo!), hin­rei­ßend vor­ge­tanzt von vier hünen­haf­ten Kar­pa­ten­be­woh­nern (sicher eine Leih­ga­be Rus­la­nas). Die Num­mer führ­te zu Recht von der ers­ten Sekun­de der Sen­dung [ref]In wel­cher das slo­wa­ki­sche Fern­se­hen die lau­fen­den Zwi­schen­stän­de des SMS-Votings stän­dig einblendete.[/ref] bis zum Schluss haus­hoch mit knapp 40% der Stimmen.


Aus dem Her­zen der Natur oder das Ding aus dem Sumpf?

Um den­noch einen Hauch von Span­nung in die Show zu brin­gen, gab es aber am Schluß noch mal ein Jury­vo­ting – und wie man das so kennt, stimm­ten die Idio­ten Juro­ren für die bei den Zuschau­ern mit deut­li­chem Abstand Zweit­plat­zier­te Mis­ta (Name ist Pro­gramm), so dass die Punk­te­ta­bel­le mit dem klas­si­schen Patt schloss. Als dan­kens­wer­ter­wei­se basis­de­mo­kra­ti­sches Land gaben die Slo­wa­ken aber der Zuschau­er­ent­schei­dung den Vor­tritt – gut so, denn außer dem Sie­ger­ti­tel fand sich nur Schrott in der End­run­de. Aber so ist alles fein und wir kön­nen uns zur Abwechs­lung nach den Kata­stro­phen der letz­ten Wochen mal auf einen unter­halt­sa­men und musi­ka­lisch ange­neh­men Euro­vi­si­ons­bei­trag freu­en. Da könn­te es am End’ gar für ein paar Punk­te für die Slo­wa­kei rei­chen, deren Abga­be der Mode­ra­tor Mar­tin Rausch bei sei­ner kur­zen eng­li­schen Begrü­ßungs­re­de an die Inter­net­zu­schau­er bei­na­he schon aggres­siv ein­for­der­te. Ver­söhn­lich hin­ge­gen der Nost­al­gie-Flash­back in die seli­gen Zei­ten der ZDF-Hit­pa­ra­de, als Kris­ti­na nach ihrem Auf­tritt vom Publi­kum Blu­men­strauß um Blu­men­strauß über­reicht bekam!

9 Comments

  • Kris­ti­na ins Fina­le! Da haben die Slo­wa­ken zum Glück rich­tig ent­schie­den: die übri­gens Bei­trä­ge, gera­de die des gest­ri­gen Abends,waren ehr schwach bis nichts­sa­gend. Über die­sen Bei­trag wird man spre­chen, ob man ihn mag oder nicht. Es war auch eh der ein­zi­ge Titel, der eine Chan­ce aufs Fina­le gehabt hat – die VE war mal wie­der vol­ler ESC unbrauch­ba­rer Bei­trä­ge. Mei­ne 12 pts hat Kris­ti­na jeden­falls, der ver­mit­telt ein posi­ti­ves Gefühl und der ’ Poi­sen Ivy ’ Look steht ihr auch aus­ge­zeich­net, dazu noch ein Lob­lied auf eine der schöns­ten Land­schaf­ten Euro­pas. Das schreit gera­de­zu nach dem ESC. Einen Sieg wer­den die Jurys aber dort wohl lei­der ver­hin­dern, wenn es schon im eige­nen Land nicht für die 12 Jury-Punk­te gereicht hat. Bedau­er­lich, ein ESC in Bra­tis­la­va stel­le ich mir inter­es­sant vor.

  • End­lich! End­lich! End­lich mal wie­der ein biss­chen Upt­em­po, end­lich mal wie­der eine Cho­reo­gra­phie, die auch als sol­che bezeich­net wer­den kann und end­lich mal wie­der eine Inter­pre­tin, die nicht zwan­zig Jah­re älter aus­sieht, wie sie eigent­lich ist. Und end­lich wie­der ein Bei­trag, den ich bei mir auf die Habens­sei­te stel­len kann, wo bis­her Finn­land und Island ziem­lich allein auf wei­ter Flur stan­den. Das Euro­vi­si­ons-Jahr ist also noch nicht ver­lo­ren. Hur­ra für die Slowakei!

  • alles schoen (die Kar­pa­ten­be­woh­ner) und gut (der b … ich habe schwe­re Zwei­fel, ob die gute Kris­ti­na wirk­lich sin­gen kann. Fuer mich klingt das eher nach einer Wie­der­ho­lung des tsche­chi­schen Desas­ters von 2008. Denn die ein­zi­gen wirk­lich getrof­fe­nen Toe­ne stamm­ten ganz ein­deu­tig von ihrer (wirk­lich guten) Back­ground­saen­ge­rin. Die ist zwar bei wei­tem nicht so deko­ra­tiv, aber letzt­lich ist mir ein Chia­ra-Revi­val alle­mal lie­ber als die Wie­der­auf­er­ste­hung des bul­ga­ri­schen Kras­si­mir in weib­li­cher Gestalt…

  • … Also ich fin­de den Bei­trag ganz ok:) aber ihre Stim­me gefällt mir nicht so… Wes­halb der Bei­trag von mir NUR 6 Punk­te bekommt zur­zeit;) Mei­ne Top Ten sieht so aus: 12 Ice­land 10 Den­mark 08 Lat­via 07 Nor­way 06 Slo­va­kai 05 Swiss 04 Alba­nia 03 Mal­ta 02 Cyprus 01 Geor­gia Wobei ich sagen muss, das letz­tes Jahr höchs­ten vllt Island und Den­mark in mei­ne Top 10 gekom­men wären;) Lett­land ist auch toll:)

  • es plät­schert dahin… im Ansatz ist das Gan­ze ja ganz brauch­bar, ABER so irgend­wie paßt das als Gesamt­bud nicht zusam­men. Die Num­mer bringt zwar das zwin­gend nöti­ge Upt­em­po mit, aber dar­us wur­de lei­der nicht viel gemacht. Es plät­schert von Anfang bis Ende so dahin, kein Span­nungs­bo­gen (z.B. in Form einer gut gemach­ten Bridge). Die nett anzu­se­hen­den Tän­zer kom­men nun wahr­lich auch nicht in Schweiß (Tanz­stun­de für Anfän­ger) und die Sän­ge­rin wirkt etwas depla­ziert. Ein­fach zu kind­lich-freund­lich. Ihr püpp­chen­haf­tes Gesich paßt weder zum Urwald(?)-Outfir, geschwei­ge denn zu den bele­der­ten Schen­keln. Da steht den Slo­wa­ken noch viel Arbeit für die Cho­reo­gra­phie bevor. Und wenn sie schon klau­en (‘Bän­der’ von Hele­na P. aus Grie­chen­land) dann machts ver­nünf­tig:-). So sieht das nach Mika­do für Anfän­ger aus.

  • Dschinghis Khans Erben kom­men nicht mehr so derb-fröh­lich rüber wie die Mut­ter aller Kos­tüm-Knal­ler, son­dern lieb­li­cher, gra­zi­ler. Hüb­sche Kom­po­si­ti­on, sehr ein­gän­gig. Könn­te was wer­den, bei dem, was die Kon­kur­renz bis­her so ver­bro­chen hat. Auch das Drum­rum ist ok, wenn auch stei­ge­rungs­fä­hig. Aber klei­ne, nicht ganz stim­men­de Details stö­ren mich da eigent­lich nicht. Knack­punkt ist halt der Gesang Kris­ti­nas, der ver­bes­se­rungs­fä­hig ist. Doch das fällt hier trotz­dem nicht so sehr ins Gewicht.…jo, mehr Posi­ti­ves als Negatives.

  • Kris­tí­na Pelá­ko­vá stammt aus ärm­li­chen, ost­slo­wa­ki­schen Ver­hält­nis­sen und hat es aus eige­ner Kraft geschafft, sich in der Slo­wa­kei als Sän­ge­rin einen Namen zu ver­schaf­fen. Wer sie jemals live gese­hen hat, der liebt sie! Sie ist nach wie vor beschei­den und boden­stän­dig geblie­ben und freut sich über jede ein­zel­ne Akkla­ma­ti­on eines Fans. Ihre Gesangs­aus­bil­dung hat sie im Kon­ser­va­to­ri­um in Kaschau abge­legt. Wer behaup­tet, sie kön­ne nicht sin­gen, der weiß nicht, wovon er spricht. Zum Lied ‘Horehro­nie’ ist zu sagen, dass es eine Ode an das ‘Obe­re Gran­tal’ (=Horehro­nie), eine Regi­on in der Slo­wa­kei ist. Im Text heißt es ‘hier kom­me ich her, wenn mich etwas bedrückt…’ und ‘die schöns­ten Bäu­me gibt es im Obe­ren Gran­tal!’. Die 4 Boys von der Chreo­gra­phie-Trup­pe stel­len im übri­gen die Bäu­me dar… viel­leicht ver­steht man das Gan­ze jetzt etwas besser.

  • Der Text auf deutsch… Der kom­plet­te Text – frei über­setzt – auf deutsch von ‘Horehro­nie’ (Obe­res Gran­tal): Wenn die Son­ne unter­geht im Obe­ren Gran­tal, will sie mit mir sin­gen, ster­ben und auch leben. Wenn die Son­ne unter­geht im Obe­ren Gran­tal möch­te ich dem Him­mel nahe sein. Ich lie­ge auf dem Gras und träu­me von dem, was ich nicht ken­ne. In die­ser Gebor­gen­heit, die mich ergreift, wenn die Son­ne unter­geht. Die schöns­ten Bäu­me ste­hen im Obe­ren Gran­tal, die­se sinn­li­che Gemüt­lich­keit zieht mich an. Hier­her keh­re ich immer zurück, wenn mich etwas bedrückt. Man sagt, dass die­se Bäu­me uns die Last von den Schul­tern neh­men. Ich lie­ge auf dem Gras und träu­me von dem, was ich nicht ken­ne. In die­ser Gebor­gen­heit, die mich ergreift, wenn die Son­ne unter­geht. ‑oh-oh-Laj Laj – .….. Wenn die Son­ne unter­geht im Obe­ren Gran­tal und dort irgend­wo in der Fer­ne unse­re Glo­cke läu­tet. Wenn mich mal ein Schmerz bedrückt, so möge ich ihn am Schwar­zen Berg ver­lie­ren. Ich lie­ge auf dem Gras und träu­me von dem, was ich nicht ken­ne. In die­ser Gebor­gen­heit, die mich ergreift, wenn die Son­ne unter­geht. (2x) la-la-la – .…. Die schöns­ten Bäu­me ste­hen im Obe­ren Grantal …

  • Lus­tig, wie ihr Deut­schen euch anmas­sen könnt, stimm­li­che Qua­li­tä­ten ande­rer ESC-Teil­neh­mer zu bewer­ten. Wenn jemand wirk­lich nicht sin­gen kann, dann ist das eure Lena.… nicht böse sein, sie ist zwar wirk­lich nied­lich, aber sin­gen kann sie nicht. Und das Lied ist sowie­so scheisse…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert