Er hat alles erreicht, was er beim Eurovision Song Contest erreichen konnte. Mit dem von ihm komponierten ‘Guildo hat Euch lieb’ holte Guildo Horn 1998 den Wettbewerb aus dem Tal der Finsternis und machte ihn wieder zu einem Event von breitem öffentlichen Interesse. Mit seiner eigenen Teilnahme im Jahre 2000 und dem für Max Mutzke, dem Sieger seiner von eben auf jetzt aus dem Boden gestampften Castingshow Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star, geschriebenen ‘Can’t wait until tonight’ bescherte er dem wenig erfolgverwöhnten Deutschland vordere Plätze. Mit Lena Meyer-Landrut fand er im Vorjahr die zweite deutsche Eurovisionssiegerin. Mit der Moderation des diesjährigen Wettbewerbs aus Düsseldorf erfüllte er sich schließlich einen weiteren Wunschtraum (und machte das, zu meinem Erstaunen, dank vornehmer Zurückhaltung sehr gut). Nun tritt er, auf dem Höhepunkt seines Erfolges, zurück und zeigt seinem Vorgänger Ralph Siegel, wie ein Abgang in Würde aussieht. Stefan Raab zieht “einen persönlichen Schlußstrich unter das Kapitel ESC”, wie der NDR berichtete.
Show some Respect: der Raab
“Ich werde die künstlerische und inhaltliche Verantwortung für die deutsche Teilnahme abgeben”, so Raab laut NDR. Er werde “nicht mehr als Moderator, Juryvorsitzender, Komponist oder musikalischer Produzent mitwirken”. Seine TV-Firma stehe aber weiterhin für eine Zusammenarbeit bereit, beispielsweise beim deutschen Vorentscheid. So sei es nach Aussage des deutschen Eurovisionschefs Thomas Schreiber vorstellbar, dass das “Erfolgsformat ‘Unser Star für…’ mit einem neuen Jurypräsidenten weiterentwickelt werden” könne. Auch sei für Stefan Raab jederzeit ein Platz in der deutschen Jury frei. Eine Entscheidung darüber, wie es bei der Vorauswahl für Baku weitergehen soll, sei aber noch nicht gefallen – hierzu müssen erst mal die zahlreichen ARD-Gremien tagen. Ausgezahlt hat sich die Zusammenarbeit zwischen ProSieben und dem Ersten auch für Matthias Opdenhövel. Der Moderator von Unser Star für Oslo und Unser Lied für Deutschland wechselt im Sommer als Nachfolger von Monica Lierhaus zur ARD-Sportschau.
Ein großer Abgang für Stefan Raab, der einem – egal, wie sympathisch oder unsympathisch man seine Art finden mag – auf jeden Fall persönliche Anerkennung abnötigt. Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist: ob Raab diese Binsenweisheit von sich aus befolgte oder ihm das bestürzende Beispiel Ralph Siegels Mahnung war, der den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug auf dem Höhepunkt seines Eurovisionserfolges 1982 verpasste und zum verzweifelten wie immer erfolgloseren Grand-Prix-Ritter der traurigen Gestalt degenerierte? Möglicherweise lag es auch an der Entscheidung der TV-Zuschauer, die sowohl 2010 wie 2011 die von Raab für seinen Schützling Lena verfassten Kompositionen ablehnten und Lieder aus amerikanischer Feder vorzogen. Doch völlig egal: Raab schließt seine Eurovisionsbeteiligung mit einer durchweg glänzenden Bilanz ab und geht als Erneuerer und Modernisierer des Contests in die Geschichtsschreibung ein. Respekt!
Abgang in Würde? Warten wir es ab. Auch Ralph Siegel hat ja ein Jahr nach dem ESC-Sieg pausiert. Raab kann immer noch zurück kommen. Warten wir die nächsten Jahre mal ab. 8)
Ja, ich bin auch mal gespannt, wie lange dieser ‘Rücktritt’ wirklich dauern wird. Je nachdem, was die ARD so in nächster Zeit auf die Beine stellen wird, und je nachdem, wie erfolgreich das sein wird, könnte er irgendwann wieder ankommen, um desn Karren aus dem Dreck zu ziehen. Schließlich bleibt ihm ja immer noch das Ziel, mit einer Eigenkomposition den ESC zu gewinnen. Diese Errungenschaft hat ihm Ralph Siegel immer noch voraus, und ich könnte mir vorstellen, dass einen Raab das tierisch wurmt ^^
Abwarten und Tee trinken Stimmt natürlich, ein Rücktritt vom Rückstritt geht immer – aber dann kann ich ihn dafür ja noch immer bashen… 😉 Im Moment verdient er erst mal Respekt für diesen Schritt und für das, was er für den Contest getan hat. Finde ich.
Word. Zustimmung. (Bei etwas, das der Hausherr schreibt? Wird ja langsam auch mal wieder Zeit! 😉 ) Raab hat den ESC in Deutschland überhaupt erst wieder ins Leben zurückgeholt, was immer man auch von Guildo anno 1998 halten mag. (Dreizehn Jahre?! Ich werde alt.) Und dass er jetzt den Absprung macht, verdient erstmal Respekt. Mal sehen, wie lange das hält – aber ich glaube tatsächlich, dass er sich mit genug anderen Dingen beschäftigen kann.