Zwei­tes Semi­fi­na­le 2011: die Proben

Und schon sind wir bei Tag sie­ben der Pro­ben in Düs­sel­dorf. Aus dem don­ners­täg­li­chen zwei­ten Semis gin­gen ges­tern die ers­ten Teil­neh­mer zum zwei­ten Mal ins Test-Ren­nen – geprobt wur­de die über sehr wei­te Stre­cken sehr lang­wei­li­ge ers­te Hälf­te, für wel­che das Bereit­stel­len von Dis­co­schor­le (Wod­ka & Red Bull), Koffe­in­ta­blet­ten und Streich­höl­zern für das Offen­hal­ten der Augen ange­zeigt erscheint. Außer Kon­kur­renz prob­te Eric Saa­de zudem den Glas­bruch – und straf­te das alte Ammen­mär­chen “Glück und Glas, wie leicht bricht das” Lügen. Heu­te dür­fen wir auf den zwei­ten Durch­gang von Dana Inter­na­tio­nal gespannt sein. Und heu­te Nach­mit­tag fol­gen die ers­ten Pro­ben der Big Five (dazu aber dann ein geson­der­ter Eintrag).


Rund­gang durchs Pressezentrum

Wie schon beim ers­ten Semi folgt auch hier zunächst die Bewer­tung der ers­ten Pro­be vom Diens­tag, gefolgt von den heu­ti­gen Begebenheiten.

1. Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na: Dino Mer­linLove in Rewind

Ers­te Pro­be: Kann ein Tag schö­ner begin­nen als mit Dino Mer­lin? Der bos­ni­sche Meis­ter steht, wie immer in einem… ähhh… inter­es­san­ten Jackett, mit­samt sei­ner fröh­li­chen Musi­kan­ten­trup­pe auf der Büh­ne und gibt wei­se lächen­lnd sei­ne magi­sche, fröh­li­che Num­mer zum Bes­ten. Und zwar so ener­gie­ge­la­den und char­mant wie bei der bos­ni­schen Song­prä­sen­ta­ti­on – dan­kens­wer­ter­wei­se ohne die Gum­mi­bein-Ein­la­ge. Dafür endet der Song mit einer zau­ber­haf­ten, win­ken­den Hand­cho­reo­gra­fie aller sechs Musi­kan­ten. Wer sich an die­ser Stel­le nicht in ‘Love in Rewind’ ver­liebt hat und den rest­li­chen Tag mit einem Ohr­wurm und einem Dau­er­grin­sen durch die Gegend läuft, dem ist nicht mehr zu hel­fen. Ohne jede Fra­ge im Finale.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 12/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Lie­ber Eric Saa­de. Wir zwei müs­sen reden. Ich weiß nicht, wie ich es Dir sagen soll, aber… ich habe mich in einen Ande­ren ver­liebt. Ich hab mich ja lan­ge dage­gen gewehrt, aber mei­ne Gefüh­le sind stär­ker. Weißt Du, ich hab dann immer den gan­zen Tag gute Lau­ne, wenn ich den sehe und lau­fe dann mit so einer Melo­die im Kopf her­um. Ich hof­fe, Du kannst mir ver­ge­ben… Okay, lie­be Nati­on, jetzt wisst ihr’s auch: ‘Love in Rewind’ ist mein neu­er amt­li­cher Lieb­lings­bei­trag 2011. Ab jetzt freue ich mich also schon mal auf Sara­je­wo 2012. Und in dem ich das aus­spre­che, sind natür­lich alle Chan­cen dahin, dass es soweit auch tat­säch­lich kommt.


Neue Wer­tung: 12/12 Punkten.

2. Öster­reich: Nadi­ne Bei­lerThe Secret is Love

Ers­te Pro­be: Bock­mist! Ich hat­te mich doch schon so drauf gefreut, dass Öster­reich als Stra­fe dafür, die Tracks­hit­taz ver­schmäht zu haben, im Semi schei­tern wird. Und jetzt das: so sehr ich die Dis­ney-Bal­la­de ‘The Secret is Love’ noch immer has­se – ver­dammt, kann die Alte sin­gen! Vom Aca­pel­la-Auf­takt über den fünf­stim­mi­gen, das Lied gran­di­os heben­den Gos­pel­chor vor der Rückung bis hin zum Aca­pel­la-Fina­le: das war eine gran­dio­se Gesangs­leis­tung! Und auch die Prä­sen­ta­ti­on stimmt: Nadi­ne steht in saf­u­raesken High Heels und im klei­nen Schwar­zen allei­ne auf einem Podest in Büh­nen­mit­te, die Gos­pel­frau­en dezent im Back­ground, der Hin­ter­grund chan­giert von Welt­all­schwarz zu Mit­ter­nachts­blau, und sie schaut und singt ein­fach mit der rich­ti­gen Mischung aus Fra­gi­li­tät und Selbst­si­cher­heit in die Kame­ra. Da fällt selbst die nach wie vor lächer­li­che Mireil­le-Mathieu-Perü­cke nicht mehr ins Gewicht. Bom­ben­auf­tritt, hun­dert­pro­zen­tig durch ins Fina­le. Hut ab!


Aufrechtgehn.de-Wertung: 4/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Heu­te hat mich Nadi­ne dann nicht mehr so ganz vom Hocker geris­sen und mei­ne Abscheu vor dem gräss­li­chen Lied gewann bei­na­he wie­der die Ober­hand. Aber dann setz­ten die fabel­haf­ten Almet­tes (ihr groß­ar­ti­ger Gos­pel­chor) ein – und whoa!: Fina­le. Da beißt die Maus kei­nen Faden ab.


Neue Wer­tung: 3/12 Punkten.

3. Nie­der­lan­de: 3JsNever alo­ne

Ers­te Pro­be: Die drei – bei der heu­ti­gen Pro­be äußerst leger geklei­de­ten und offen­bar unge­dusch­ten – Jot­te ste­hen, beglei­tet von drei Chorsänger/innen, auf der Büh­ne und sin­gen ihre super­lang­wei­li­ge Seichtmu­cke. Das wars, mehr gibt’s nicht zu berich­ten. Kei­ne Show, kei­ne Cho­reo­gra­fie – nichts, was von der uner­träg­li­chen Lang­wei­lig­keit des Seins ablen­ken wür­de. Komm zurück, Sie­ne­ke, alles ist ver­ge­ben! Wenn das von den Tele­vo­tern und Jurys mehr als Null ein paar bel­gi­sche Nach­bar­schafts-Mit­leids­punk­te kriegt, fress ich ’nen Besen.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 0/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: So, jetzt ist der Schul­di­ge für das (unwei­ger­li­che) Aus­schei­den der drei Jot­te schon mal aus­ge­macht: die Hal­le! Zu groß! Okay, klar, vor so vie­len Zuschau­er haben die nach wie vor unge­duscht aus­se­hen­den (kann da der Haupt­spon­sor des Events nicht mal ein­schrei­ten?) Nie­der­län­der sicher noch nie gespielt – und wer­den das auch nie mehr. Superschnarch!


Neue Wer­tung: 0/12 Punkten.

4. Bel­gi­en: Wit­loof BayWith Love, Baby

Ers­te Pro­be: Ich hof­fe mal sehr, dass das heu­te bei der Pro­be noch nicht die Büh­nen­kla­mot­ten für das Semi waren. Denn im Moment sehen die sechs Bel­gi­er noch aus, als habe man sie zufäl­lig auf der Stra­ße ein­ge­fan­gen und auf die Büh­ne gescho­ben. Das strahlt, aller wun­der­hübsch cho­reo­gra­fier­ten Bewe­gun­gen zum Trotz, so viel Gla­mour aus wie Erich Hon­ecker im Bade­an­zug. Auch die auf der LED-Wand tan­zen­den Strep­to­kok­ken machen es nicht bes­ser. Und auch wenn ich zu den (offen­bar weni­gen) Fans ihrer Aca­pel­la-Num­mer gehö­re: das ist hier ein­fach deplat­ziert und wird auf eine brei­te wie brüs­ke Ableh­nungs­front tref­fen. Und ver­mut­lich im Hal­len­lärm ersau­fen. Jeden­falls sehen wir das Sams­tag defi­ni­tiv nicht wieder.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 3/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Die Crew von OnEu­ro­pe nahm sich ges­tern für einen amü­sant nach­zu­le­sen­den Tages­aus­flug nach Brüs­sel frei. Hät­ten sie mal noch eine Woche gewar­tet, hät­ten sie mit Wit­loof Bay mit­tram­pen kön­nen und das Geld für Zug­ti­ckets gespart. Die Aca­pel­laner tru­gen heu­te ande­re Kla­mot­ten als bei der ers­ten Pro­be – aber kei­ne bes­se­ren. So leid es mir tut: die­se Num­mer gehört in eine bel­gi­sche Fuß­gän­ger­zo­ne und nicht auf die Euro­vi­si­ons­büh­ne! Weg damit!


Neue Wer­tung: 1/12 Punkten.

5. Slo­wa­kei: Twi­insI’m still alive

Ers­te Pro­be: Und die Stra­ße der Ödnis nimmt und nimmt kein Ende. Selbst die sechs auf Büh­ne bewe­gungs­los ver­har­ren­den Men­schen – die bei­den slo­wa­ki­schen Kess­ler-Zwil­lin­ge, ihre stets im Dun­keln blei­ben­den Backings, ein lust­los vor sich hin dre­schen­der Drum­mer sowie ein völ­lig über­flüs­si­ger Mann am Kla­vier – schei­nen sich zu Tode zu lang­wei­len, jeden­falls dem Aus­druck ihrer Gesich­ter nach zu urtei­len. Gut, viel­leicht liegt’s auch am Botox. Jeden­falls stra­fen die Mädels den Song­ti­tel Lügen. Die­se Num­mer ist kli­nisch tot. Vor­letz­ter Platz in die­sem Semi, aber auch nur, weil die Twi­ins bes­ser aus­se­hen als die Holländerbuben.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 0/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Wirk­lich, ach­tet mal auf den Drum­mer, falls der mal kurz im Bild sein soll­te. Die­ser schmerz­li­che Gesichts­aus­druck, der sagt: fünf Jah­re Musik­stu­di­um, für das hier… Aber ver­mut­lich krie­gen wir ohne­hin aus­schließ­lich die bei­den boto­xier­ten und hirn­to­ten Zwil­lin­ge zu sehen, in ihren für Bal­kan-Ver­hält­nis­se bei­na­he züch­tig geschnit­te­nen uni­far­be­nen Minis mit Wedel­schlep­pe. Damit erzeu­gen sie dann auch die ein­zi­ge Bewe­gung auf der Büh­ne, was aber zu dem wohl mono­tons­ten und höhe­punkt­frei­es­ten Alb­um­füll­stück passt, das seit ‘Dis­ap­pear’ beim Grand Prix zu sehen und zu hören war. Bombt dermaßen.


Neue Wer­tung: 0/12 Punkten.

6. Ukrai­ne: Mika New­tonAngel

Ers­te Pro­be: Mika, die umstrit­te­ne Sie­ge­rin der undurch­sich­tigs­ten Vor­ent­schei­dungs­tra­ves­tie Euro­pas, hat die Sand­ma­le­rin und Sie­ge­rin von Die Ukrai­ne hat Talent, Kse­ni­ya Simo­no­va, mit­ge­bracht. Sehr auf­merk­sam: deren live auf die Hin­ter­grund-LED-Wand pro­ji­zier­te Hand­werks­kunst ist näm­lich in höchs­tem Maße unter­halt­sam. Und lenkt sehr erfolg­reich von dem grau­en­haf­ten Lied ab, das Mika – die heu­te in einem fabel­haf­ten Zitro­nen­kleid erschien, beim Semi aber etwas ande­res tra­gen will – unter­des­sen singt. Frau Simo­no­va wür­de ich ger­ne noch mal im Fina­le sehen, Frau New­ton indes nicht – und das wer­den wir auch nicht.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 1/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: In dem ver­zwei­fel­ten wie zwei­fel­haf­ten Ver­such, die Auf­merk­sam­keit von der San­di­nis­ta Kse­ni­ya Simo­no­va wie­der wenigs­tens ein klei­nes biss­chen auf sich zu len­ken und gleich­zei­tig ihre Haupt­kon­kur­ren­tin im euro­päi­schen Schrei­wett­be­werb, Aure­la Gaçe, ein­zu­schüch­tern, ent­schloß sich Mika New­ton heu­te, einem alba­ni­schen Adler die Flü­gel her­aus­zu­rei­ßen und sich die Tro­phäe auf die Schul­tern zu tackern. Wobei der Adler beim Zwei­kampf mit Mika so vie­le Federn ver­lor, dass sie jetzt aus­sieht wie ein gerupf­tes Huhn. Schlimm! Mal schau­en, wer schnel­ler ist: die Alba­ner­ma­fia oder PETA. Bis nächs­ten Don­ners­tag haben sie noch Zeit für Rache, danach heißt es für Frau New­ton: zurück in die Ukrai­ne. Denn bei der Abstim­mung wird sich jeder nur noch an die Sand­ma­le­rei erin­nern, kei­ner mehr an das Lied.


Neue Wer­tung: 1/12 Punkten.

7. Mol­da­wi­en: Zdob si ZdubSo lucky

Ers­te Pro­be: Unend­li­che Dank­bar­keit emp­fin­det man an die­ser Stel­le, nach fünf Super­lang­wei­lern am Stück, von den mol­da­wi­schen Red Hot Chi­li Pep­pers wie­der auf­ge­weckt zu wer­den. Die Jungs haben die gol­de­ne Con­test­re­gel ver­in­ner­licht: Rock­bei­trä­ge beim Grand Prix nie­mals ohne Gim­mick! Selbst­ver­ständ­lich erschei­nen sie daher wie­der in ihren gigan­ti­schen Spitz­ke­gel­hü­ten (an denen sich auch Jed­ward ein frisür­li­ches Vor­bild nah­men) und haben auch die ein­rad­fah­ren­de Elfe nicht ver­ges­sen. Den LED-Schirm hin­ter der Büh­ne über­flu­ten indes Armeen gezeich­ne­ter spitz­ke­gel­be­hü­te­ter Zdobbse und Zdubbse – sehr bunt, sehr wuch­tig, sehr effek­tiv! Defi­ni­tiv im Finale.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 5/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Einen bes­se­ren Start­platz hät­ten die kreg­len Mol­da­wer kaum erwi­schen kön­nen als nach der lang­wei­ligs­ten Euro­vi­si­ons­lie­der­stre­cke seit dem Fina­le von 1995. Ob ihre Spitz­ke­gel­hü­te tat­säch­lich “natio­na­le Kos­tü­me” sind? Bis­lang kann­te ich sol­chen Kopf­schmuck eigent­lich eher aus der Schäm­ecke in der Schu­le (als Stra­fe für vor­lau­tes Ver­hal­ten) oder vom Ku Klux Klan. Any­way, es sieht lus­tig aus, es klingt leben­dig, es ist im Finale!


Neue Wer­tung: 4/12 Punkten.

8. Schwe­den: Eric Saa­dePopu­lar

Ers­te Pro­be: Eric hat sich, um die längst nicht mehr zeit­ge­mä­ße Sechs-Mann-Regel ein­zu­hal­ten, auf nur drei Tän­zer beschrän­ken müs­sen, die aller­dings die beim Melo­di­fes­ti­valen gezeig­te, per­fek­te Show mit eiser­ner, bei­na­he schon beängs­ti­gen­der Prä­zi­si­on ablie­fern. Zwei Backings über­neh­men den Löwen­an­teil der Gesangs­ar­beit, vor allem in den Pha­sen, in denen Eric selbst zen­tra­ler Bestand­teil der hef­ti­gen Cho­reo­gra­fie ist. Die Glas­wän­de blie­ben bei der heu­ti­gen Pro­be heil, wer­den im Semi aber zer­trüm­mert. Man kann den Bei­trag has­sen oder lie­ben: die Schwe­den haben am ukrai­ni­schen Bei­spiel gelernt und eine gut geöl­te Per­fek­ti­ons­ma­schi­ne nach Düs­sel­dorf geschickt. Funk­tio­niert und kommt locker ins Finale.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 10/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Mitt­ler­wei­le kon­zen­triert sich alles auf die Fra­ge, ob das Glas bricht. Der schwe­di­sche Show-Gim­mick funk­tio­niert näm­lich mal gar nicht und mal eher schlecht als recht. Kri­sen­sit­zun­gen und Son­der­pro­ben wur­den bereits anbe­raumt, Eric wirkt auch nerv­lich ein biss­chen ange­grif­fen. Schon irgend­wie blöd, wenn der gan­ze Auf­tritt an so einem tech­ni­schen Detail hängt, aber das haben sich die Schwe­den selbst ein­ge­brockt. Dafür funk­tio­niert der Live-Gesang bes­ser als erwar­tet, die per­for­ma­to­ri­schen Las­ten sind mitt­ler­wei­le per­fekt auf Eric (der übri­gens in sei­ner schwar­zen Leder­ja­cke ohne LED-Schnick­schnack wesent­lich but­cher wirkt als Alex Spar­row), die zwei Backing­s­än­ger und die drei Tän­zer auf­ge­teilt. Der Song lebt ja ohne­hin eher von der Dar­bie­tung und der Ener­gie. Es soll­te also alles gut gehen..


Neue Wer­tung: 8/12 Punkten.

9. Zypern: Chris­tos Mylor­dosSan Ange­los s’agapisa

Ers­te Pro­be: Chris­tos und sei­ne vier Backing­s­än­ger, alle in schwarz mit sil­ber­nen Schul­ter­lit­zen, ver­wer­ten die im Büh­nen­bo­den fest­ge­schraub­ten Ski­schu­he von Sakis Rou­vas (GR 2009) wie­der. Von die­sen gestützt, sin­gen sie in teils atem­be­rau­ben­der Schief­la­ge (also, optisch, nicht stimm­lich, da passt alles) den packen­den insel­grie­chi­schen Schmacht­fet­zen, wäh­rend sich auf der LED-Wand wol­ken­krat­z­er­gro­ße Zei­chen­trick­sper­mi­en syn­chron dazu im Sturm bewe­gen. Die schrei­en­de Frau wur­de dan­kens­wer­ter­wei­se auf die Satel­li­ten­büh­ne ver­bannt, wo sie eine rie­si­ge Glas­ku­gel am Strick um sich schwingt (hof­fen wir für die Zuschau­er, dass das Seil nicht reißt!). Das alles wirkt wahn­sin­nig dra­ma­tisch, was das Stück sehr effek­tiv unter­stützt. Gro­ße Euro­vi­si­ons­kunst und defi­ni­tiv im Finale!


Aufrechtgehn.de-Wertung: 12/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Akte-ESC-Repor­ter decken auf: Ver­let­zungs­ge­fahr für Chris­tos Mylor­dos! Der kna­cki­ge (die Jeans, die er heu­te in der Pro­be trug: yum­my!) Zyprio­te muss ja in Socken auf die Büh­ne, weil er dort erst in sei­ne Ski­stie­fel steigt, die ihm das dra­ma­ti­sche Umher­leh­nen ermög­li­chen. Wenn da noch Glas­bruch vom Eric liegt, nicht aus­zu­den­ken! Ich lie­be abso­lut alles an die­sem Song und sei­ner Dar­bie­tung. Ob indes Euro­pa für die­se etwas spe­zi­el­le Num­mer anru­fen wird, bleibt abzu­war­ten. Soll­te Chris­tos schei­tern, muss ich bit­te­re Trä­nen der Ent­täu­schung ver­gie­ßen – und das wollt ihr doch nicht, oder, lie­be Miteuropäer?


Neue Wer­tung: 12/12 Punkten.

10. Bul­ga­ri­en: Poli Geno­vaNa inat

Ers­te Pro­be: Bink (die bul­ga­ri­sche Kopie von Pink) steht mit vier Backings, die eine Rock­band mimen, auf der Büh­ne und per­formt über­zeu­gend. Sie trägt die Rocker­ver­si­on eines wei­ßen Braut­klei­des, fabel­haf­te knie­ho­he Rock-Chick-Stie­fel, einen klas­si­schen Les­ben­mo­hi­ka­ner und einen kom­plett täto­wier­ten Arm. Rock’n’Roll! Auch Bink düst den Cat­walk ent­lang, um sich auf der Satel­li­ten­büh­ne dra­ma­tisch zu Boden zu wer­fen und sich ihres Braut­klei­des zu ent­le­di­gen (wobei der Trick­kleid­ab­wurf noch nicht so ganz über­zeu­gend gelingt). Den­noch eine in sich stim­mi­ge, kraft­vol­le und über­zeu­gen­de Dar­bie­tung. Auch wenn ich den Song nicht mag: die sehen wir Sams­tag wieder.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 3/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Aha, die Tat­toos sind nicht echt, son­den der Ärmel des Braut­klei­des! Tja, das ist dann wohl die Euro­vi­si­ons­va­ri­an­te von Rock’n’Roll! Der Trick­kleid­ab­wurf wur­de wie­der zurück auf die Haupt­büh­ne ver­legt, klappt dafür jetzt aber auch bes­ser. Kommt ins Finale.


Neue Wer­tung: 3/12 Punkten.

11. Maze­do­ni­en: Vlat­ko Iliev­skiRusin­ka

Ers­te Pro­be: Elek­tro­ni­sches Sound­ge­flir­re. Von links entert eine fünf­köp­fi­ge Tanz­trup­pe in wei­ßen Sport­kla­mot­ten die Büh­ne (einer trägt indes noch sei­ne Pyja­ma­ho­se – gut, ist ja auch noch früh am Tag) und beginnt eine hek­ti­sche, drei­mi­nü­ti­ge, schweiß­trei­ben­de Cho­reo­gra­fie, irgend­wo zwi­schen ‘Kalin­ka’ und ‘Walk like an Egyp­ti­an’. Zwi­schen­drin schlurft irgend­wann auch mal die maze­do­ni­sche Augen­wei­de Vlat­ko auf die Büh­ne, bewaff­net mit Flüs­ter­tü­te (für den Rap-Part) und Gitar­re (für zum dran fest­hal­ten) und ras­pelt sein Trink­lied ins Mikro, das in die­ser noch eher nüch­ter­nen Umge­bung nicht so recht zün­den mag. Das macht alles irgend­wie wenig Sinn, und so fürch­te ich, dass für ihn am Don­ners­tag Schluß ist.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 3/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Mitt­ler­wei­le kann ich mir vor­stel­len, dass die Hal­le am Abend des Semi­fi­nals zu der lus­ti­gen Kalin­ka-Num­mer gut abgeht. Käme das an vier­und­zwan­zigs­ter Stel­le im Fina­le, wo ein Groß­teil der Zuschau­er schon besof­fen genug ist, um dazu auf einem Bein tan­zend durchs Wohn­zim­mer zu hüp­fen, könn­te sich das auch in Stim­men aus­zah­len. An mitt­le­rer Posi­ti­on im Semi lei­der nicht. Bleibt daher hängen.


Neue Wer­tung: 5/12 Punkten.

12. Isra­el: Dana Inter­na­tio­nalDing Dong

Ers­te Pro­be: Lie­be Düs­sel­dor­fer Dro­gen­dea­ler! Bit­te umge­hend Kon­takt mit der israe­li­schen Dele­ga­ti­on in der Are­na auf­neh­men. Frau Inter­na­tio­nal braucht drin­gend – ich beto­ne: drin­gend!!! – Nach­schub an stim­mungs­auf­hel­len­den und ener­gie­lie­fern­den Sub­stan­zen. Außer­dem wird ein geüb­ter Cho­reo­graf hän­de­rin­gend gesucht, der sich die Her­ku­les­auf­ga­be zutraut, in die­se hüft­stei­fen Show­rent­ne­rin­nen (gemeint sind Dana und ihre fünf trü­ben Backings) inner­halb weni­ger Tage noch eine Not­fall­cho­reo­gra­fie rein­zu­prü­geln, damit das Gan­ze wenigs­tens grund­le­gen­den Grand-Prix-Stan­dards genügt. Und falls jemand noch ein paar Stimm­bän­der erüb­ri­gen kann – jede Spen­de hilft!


Aufrechtgehn.de-Wertung: 1/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Jesus, da hat sich Dana Inter­na­tio­nal von Jean Paul Gaul­tier aber über den Tisch zie­hen las­sen! Ihr Auf­tritt im für das Semi vor­ge­se­he­nen Kleid lös­te im Pres­se­zen­trum, wie über die ESCdai­ly-Live­cam mit­zu­ver­fol­gen war, hys­te­ri­sche Lach­an­fäl­le aus. Sie trägt ein grü­nes, aus einem alten Rat­tan­korb­stuhl zusam­men­ge­web­tes Kleid, das sie – je nach Abstand der Kame­ra – wie einen Fisch oder eine Ana­nas aus­se­hen lässt. Dass sie sich im Back­stage-Bericht gegen Clo­se-ups wehr­te, hat sei­nen guten Grund: in der Nah­auf­nah­me sieht sie, wie soll ich es takt­voll aus­drü­cken: ver­lebt aus. Der Gesang ist, wie wir seit jeher wis­sen, nicht ihre Stär­ke. Lei­der tun ihre fünf Backings wenig, das aus­zu­glei­chen (könn­ten die öster­rei­chi­schen Almet­tes nicht bit­te ein­sprin­gen?). Eine gute Ent­schei­dung aller­dings, zum Songfi­na­le die fünf Kilo­me­ter auf dem Cat­walk bis zur Satel­li­ten­büh­ne zu stö­ckeln, womit end­lich ein biss­chen Bewe­gung in die viel zu sta­ti­sche Dar­bie­tung kommt, und dort wenigs­tens ganz zum Schluß ein wenig Gla­mour zu ver­brei­ten. Alles in allem aber nur ein müder Abklatsch ihrer selbst. Ich fürch­te, das wird im Semi scheitern.


Neue Wer­tung: 5/12 Punkten.

13. Slo­we­ni­en: Maja KeucNo one

Ers­te Pro­be: Ein merk­wür­di­ges Out­fit, das Maja da trägt: ober­schen­kel­ho­he Schlam­pen­le­der­stie­fel, dazu ein für Ost­block­ver­hält­nis­se schon fast bur­ka­haft lan­ges Kleid­chen in einer unbe­schreib­li­chen Far­be mit Chrom­spoi­ler­ein­sät­zen im Aus­schnitt. Unter­stützt im Chor von Poli Inat (jeden­falls der blon­den Bri­kett­fri­sur nach zu urtei­len) und Hele­ne Bøks­le (jeden­falls dem Vor­bau nach zu urtei­len). Alles in allem aber eine ast­rein druck­vol­le Dar­bie­tung der dra­ma­tisch-rocki­gen Bal­kan­bal­la­de. Auf­ge­merkt, lie­be Dana: so geht ein Diva-Auf­tritt! Des­we­gen kommt Maja auch wei­ter und Du nicht.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 1/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Dies­mal erschien Maja, bis auf die fabel­haf­ten Stie­fel, in Casu­al Wear – und wie schon die Polin sah auch sie dar­in sehr viel bes­ser aus als im Büh­nen­dress! Es gibt ein biss­chen syn­chro­nes Über-die-Büh­ne-Wan­dern mit den Backings und ein wenig Hand­cho­reo­gra­fie: alles wirkt läs­sig und unan­ge­strengt, wie auch ihr Gesang. So wenig ich den Song anfäng­lich moch­te: das hat Klas­se und Stil! Siche­rer Fina­list und der Sarg­na­gel für Dana International.


Neue Wer­tung: 4/12 Punkten.

14. Rumä­ni­en: Hotel FMChan­ge

Ers­te Pro­be: Und die zwei­te Pyja­ma-Hose des heu­ti­gen Tages, dies­mal am Lead­sän­ger der Kap­pel­le aus Mur­ä­ni­en. Das Kar­pa­ten­land ent­wi­ckelt sich ja lang­sam zum zwei­ten Däne­mark, mit ent­setz­lich öder Haus­frau­en­bü­gel­mu­sik, die besag­ter Lead­sän­ger ein klein wenig zu über­en­thu­si­as­tisch zu ver­kau­fen ver­sucht. Umtanzt von zwei Ischen im Jazz­tanz-Out­fit, die dazu noch ein paar Trom­pe­ten schwin­gen. Gott, so hab ich mich seit den Nie­der­lan­den nicht mehr gelang­weilt. Kann die ARD statt die­ses lah­men Auf­tritts nicht lie­ber das Skan­dal­vi­deo zei­gen, wo der Sän­ger vor der Kame­ra die Lie­be an und für sich demons­triert? Ich wür­de das viel lie­ber sehen! Fina­le? Viel­leicht, viel­leicht auch knapp Platz 11. Ich sage mal: Platz 11.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 0/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Kön­nen wir bit­te mal kurz über die Fri­sur­si­tua­ti­on hier spre­chen? Mit Schwarz­kopf ist doch ein Haar­pro­dukt-Her­stel­ler Haupt­spon­sor, wie kön­nen da sol­che Fri­su­ren­ver­bre­chen wie der schlim­me Mopp auf dem Kopf des rumä­ni­schen Sän­gers zuge­las­sen wer­den? Musi­ka­lisch, modisch und deko­ra­ti­ons­tech­nisch wirkt das alles wie frisch aus den mitt­le­ren Acht­zi­gern (bekannt­lich eine der ödes­ten musi­ka­li­schen Äras aller Zei­ten) impor­tiert. Die über­trie­be­ne Ges­tik und Mimik wirkt ver­zwei­felt – sie wis­sen, dass sie im sel­ben Seg­ment fischen wie Däne­mark und trotz wegen ihres nur um Nuan­cen weni­ger brech­reiz­erre­gen­den Lied­leins den Kür­ze­ren zie­hen werden.


Neue Wer­tung: 0/12 Punkten.

15. Est­land: Get­ter Jaa­niRocke­fel­ler Street

Ers­te Pro­be: Im Prin­zip die­sel­be bewähr­te Show wie schon beim Eesti Laul. Nur die Rocke­fel­ler-Street-Haus­nach­bau­ten, auf denen Get­ter und ihre Trup­pe ihre Tanz­cho­reo­gra­fie abzie­hen, sehen dies­mal aus wie aus bil­li­gem bedruck­tem Papp­kar­ton. Auf der LED-Wand dreht sich ein Rie­sen­rad – eher Rum­mel­platz als Down­town, nicht gut! Get­ter kommt bei all dem Gehop­se am Ende hör­bar außer Atem, dafür ist der Trick mit dem Taschen­tuch / Zau­ber­stab am Anfang sehr nied­lich. Nur wird den halb Euro­pa, nach der vor­an­ge­gan­ge­nen Wer­be­pau­se mit der übli­chen Ver­spä­tung vom Klo kom­mend, lei­der ver­pas­sen, genau so wie den fabel­haft elek­tro­nisch ver­spiel­ten Songauf­takt, der aber den gan­zen Zau­ber des Lie­des fun­diert. Und genau des­we­gen könn­te die­se, als eine der Favo­ri­ten gesetz­te Num­mer schock­haft im Semi scheitern.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 5/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Ui, das war schlecht! Viel­leicht lag es nur an der Kame­ra­ein­stel­lung, aber auf dem Mit­schnitt von eurovision.tv wirk­te die zwei­te Pro­be chao­tisch und unko­or­di­niert. Und Get­ter bell­te und fieps­te an etli­chen Stel­len wie eine Tier­heim­welpe am Besuchs­tag. An sich hat die her­zi­ge Elek­tro­pop­num­mer gro­ßes Poten­ti­al, aber ich bin mir immer siche­rer, dass sie über­ra­schend schei­tern wird.


Neue Wer­tung: 5/12 Punkten.

16. Weiß­russ­land: Ana­sta­si­ya Vin­ni­ko­vaI love Belarus

Ers­te Pro­be: Wet­ten, dass die Bela­rus-Faust eine der belieb­tes­ten Tanz­mo­ves im Euro­club bzw. auf Grand-Prix-Par­tys wird? Ana­sta­si­ya und ihr Chor ver­schan­zen sich hin­ter glüh­bir­nen­ge­spick­ten Schutz­schil­den (kommt, soooo schlecht singt ihr nun auch wie­der nicht!) und lie­fern eine spar­sa­me, aber hoch effek­ti­ve Cho­reo­gra­fie ab, deren tra­gen­des Ele­ment besag­te, zur Lead­zei­le “I love Bela­rus” patrio­tisch in die Luft gereck­te Bela­rus-Faust ist (beson­ders pikant natür­lich direkt vor der Text­stel­le “Got you deep insi­de”). Pyro­tech­nik unter­stützt die Dar­bie­tung an den rich­ti­gen Stel­len. Fan­tas­ti­scher Spit­zen­camp, wegen genau so etwas schaue und lie­be ich den Grand Prix! Mitt­ler­wei­le könn­te ich mir sogar vor­stel­len, dass die Num­mer wei­ter­kommt, so viel Spaß macht die!


Aufrechtgehn.de-Wertung: 12/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: ‘I love Bela­rus’ ist so eine typi­sche cam­pe Euro­vi­si­ons­num­mer, deren (unfrei­wil­li­ger?) Witz sich um so schnel­ler abnutzt, je öfters man sie sieht und hört. Die zwei­te Pro­be wirk­te auf mich etwas halb­her­zig und lahm, aber das kann besag­tem Abnut­zungs­ef­fekt geschul­det sein. Auf den durch­schnitt­li­chen Zuschau­er, der das am Don­ners­tag zum ers­ten Mal sieht, kann es den klas­si­schen “Das ist so unglaub­lich dane­ben und der­ma­ßen poli­tisch unkor­rekt, dafür ruf ich an”-Effekt haben. Ich hof­fe es jedenfalls.


Neue Wer­tung: 8/12 Punkten.

17. Lett­land: Musi­qqAngel in Disguise

Ers­te Pro­be: Die let­ti­schen Dick & Doof sit­zen auf dreh­ba­ren Plas­te-Bar­ho­ckern – mit dem Rücken zum Publi­kum, was aber im TV ein groß­ar­ti­ges Bild ergibt (außer, ein Israe­li wür­fe ihnen einen auf­blas­ba­ren Ham­mer an den Hin­ter­kopf). Dann folgt ein flot­tes For­mat­ra­dio­lied, ein wenig Her­um­ge­ham­pel, eine pein­li­che Rapein­la­ge von Doof und ein noch pein­li­che­res Ster­ben­der-Schwan-Gerö­chel von Dick (könn­te ihm mal jemand eine gute mat­tie­ren­de Abdeck­creme emp­feh­len?) zum Schluß. Das ist weder rich­tig schlecht noch rich­tig gut und könn­te auf Platz 10 lan­den oder 11. Man wird sehen.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 1/12 Punkten.

Zwei­te Pro­be: Dick prob­te heu­te in einem gel­ben Micky-Maus-T-Shirt (lus­tig, das soll­te er auch im Semi tra­gen!). Mode­ta­del hin­ge­gen für Doof: Nana-Mouskou­ri-Bril­len funk­tio­nie­ren auch als iro­ni­sches State­ment nicht, son­dern sehen ein­fach nur total schei­ße aus. Dick jodel­te und modu­lier­te heu­te wie eine männ­li­che Whit­ney Hous­ton – bit­te nicht! Eure Num­mer fällt in die Kate­go­rie ‘She’s got the Look’, nicht ‘The grea­test Love of all’. Der Rap von Doof ist schon über­flüs­sig, Pop-Diva-Manie­ris­men sind hier völ­lig fehl am Plat­ze. Immer noch ein Grenz­gän­ger, nach der heu­ti­gen Pro­be eher Platz 11 als 10.


Neue Wer­tung: 0/12 Punkten.

18. Däne­mark: A Fri­end in Lon­donA new Tomorrow

Ers­te Pro­be: Es tut mir ehr­lich leid. Ich schrei­be die­se Zei­len nicht ger­ne. Ich bin ein fried­lie­ben­der Mensch und kann nor­ma­ler­wei­se kei­ner Flie­ge was zulei­de tun. Wer mich per­sön­lich kennt, wird das bestä­ti­gen kön­nen. Aber ich habe die gan­zen drei Minu­ten über nur das drin­gen­de, drän­gen­de Bedürf­nis, den däni­schen Lead­sän­ger mit sei­ner Poser­gi­tar­re zu ver­prü­geln, sein blö­des OP-Hemd anzu­zün­den, ihn an sei­nem lächer­li­chen, zum Vogel­nest dege­ne­rier­ten Pseu­do­mo­hi­ka­ner durch die Hal­le zu schlei­fen und ihn im nächst­ge­le­ge­nen Wei­her zu ersäu­fen. Bei­na­he schon scha­de, dass die Al Quai­da auf­ge­flo­gen ist, bevor sie die­sem Trei­ben ein blu­ti­ges Ende berei­ten konn­te. Die­se geball­te Grüt­ze macht mich der­ma­ßen aggres­siv, dass ich Angst vor mir bekom­me. Und das Schlimms­te ist, dass ich die­se Dar­bie­tung ja am Sams­tag noch mal ertra­gen muss…


Aufrechtgehn.de-Wertung: Minus eine Mil­li­on Punk­te. Bit­te macht das weg!

Zwei­te Pro­be: Oben bezeich­ne­te ich das Out­fit des Lead­sän­gers als “OP-Hemd”. Das neh­me ich zurück – mitt­ler­wei­le glau­be ich eher, dass es sich um ein Zitat des rus­si­schen Spann­bett­la­ken-Trick­klei­des von 1994 han­delt. Bizarr: augen­schein­lich glau­ben die Ver­blen­de­ten ernst­haft, so etwas wie eine rich­ti­ge Rock­band zu sein. Ich wün­sche ihnen einen Auf­tritt bei Rock am Ring, wo man sie frag­los mit halb­vol­len Bier­be­chern bewür­fe. Mei­nem Abscheu über die unum­stöß­li­che Tat­sa­che, dass die­se Grüt­ze am Sams­tag unter den ers­ten Fünf lan­den wird, gab ich ja bereits Aus­druck. Dem ist nichts mehr hin­zu zu fügen.


Neue Wer­tung: kommt, lasst gut sein…

19. Irland: Jed­wardLip­stick

Ers­te Pro­be: Super! So geht Spaß! Die Gri­mes-Zwil­lin­ge, heu­te von Lena höchst­per­sön­lich abge­holt und in die Hal­le gefah­ren, erschei­nen in Micha­el-Jack­son-Phan­ta­sie­uni­for­men und mit Bon­da­ge-Chucks und hüp­fen, sprin­gen, mar­schie­ren und zei­chen­spra­chen sich durch ihren top-ein­gän­gi­gen Pop­knal­ler. Zum Auf­takt liegt einer der Gri­mes-Buben noch auf dem tro­cken­eis­ne­bel­über­flu­te­ten Büh­nen­bo­den, am Ende lie­fern bei­de einen Vor­wärts­sal­to ab. So viel posi­ti­ve Ener­gie, um mal Dani­el Küb­lböck zu zitie­ren, war schon lan­ge nicht mehr. Klar, dass sie da kaum zum Sin­gen kom­men – dafür haben sie vier kom­pe­ten­te Backings mit­ge­bracht, und die machen das sehr gut. Ein fabel­haf­ter Abschluss, ein tod­si­che­rer Fina­list und ein Anwär­ter auf die Top 5 am Samstag.


Aufrechtgehn.de-Wertung: 10/12Punkten.

Zwei­te Pro­be: Und wie­der eine neue Phan­ta­sie­uni­form für den Auf­tritt, dies­mal eine glit­zern­de Robo­cop-Ver­si­on eines Weih­nachts­mann­out­fits. Wo die Bei­den die­se unglaub­li­che Ener­gie her­neh­men, ist mir ein Rät­sel – aber es ist unmög­lich, nicht davon ange­steckt zu werden!


Neue Wer­tung: 8/12 Punkten.

So, und damit haben wir dann auch das zwei­te Semi über­stan­den. Eine über wei­te Stre­cken öde Ange­le­gen­heit für­wahr, aber zum Glück auch mit eini­gen weni­gen High­lights. Deut­li­che schwie­ri­ger als im ers­ten Fina­le gestal­tet sich hier die Vor­her­sa­ge für die Fina­lis­ten, aber ich will mich den­noch dar­an wagen.

Sicher im Fina­le sind: Love in Rewind, The Secret is Love, So lucky, Popu­lar, Na inat, No one, A new Tomor­row und Lip­stick. Abso­lut kei­ne Chan­ce haben: Never alo­ne, With Love, Baby, I’m still ali­ve und Rusin­ka. Es blei­ben zwei Final­spots übrig und sie­ben Län­der, die es gera­de so schaf­fen könn­ten – oder eben auch nicht. Wenn es nach mir gin­ge, qua­li­fi­zier­ten sich davon San Ange­los s’a­ga­pi­sa und I love Bela­rus. Und ich sehe schon kom­men, die­ses Jahr noch wei­ter neben­dran zu lie­gen als sonst schon immer.

30 Comments

  • Zwei­tes Semi – Teil 1 Nun, der heu­ti­ge Tag ver­lief wohl rela­tiv durch­wach­sen: Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na: Ein tol­ler Ope­ner, ver­brei­tet eine ganz eigen­tüm­li­che, magi­sche Stim­mung und wirkt anste­ckend. Trotz der Ein­fach­heit hat die Num­mer Pfiff. Pro­fes­sio­nell dar­ge­bo­ten. Froh bin ich, dass die Bewe­gun­gen zwar noch immer skur­ril, aber nicht mehr lin­kisch rüber­kom­men. Öster­reich: Beim Intro fand ich Nadi­ne etwas schwä­chelnd, aber das gibt sich hof­fent­lich noch. Ansons­ten, auch wenn das Knö­del­ar­gu­ment hier viel­leicht eher zieht als bei Eve­li­na S, super­gut gesun­gen. Über den Song kann man geteil­ter Mei­nung sein (ich mag ihn), aber das ist ganz gro­ßes Kino. Auch der Ein­satz der Backings ist lobens­wert. Im Gegen­satz zu Ungarn wirkt das wie der gro­ße Chor, der dort fehl­te. Nie­der­lan­de: Nun ja, ordent­lich gespielt und gesun­gen, aber öde. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Bel­gi­en: Ich hat­te den Ein­druck, dass Wit­loof Bay irgend­wie noch mit ange­zo­ge­ner Hand­brem­se gesun­gen haben. Aber da sie sowie­so wenig zu üben haben, den­ke ich, dass sie das ein­fach für den Live-Ein­satz auf­spa­ren. Ich glau­be sowie­so, dass die Publi­kum brau­chen, um rich­tig auf­zu­dre­hen. Die Abmi­schung war sub­op­ti­mal, aber dazu sind ja Pro­ben da, um sowas zu kor­ri­gie­ren. Die Cho­reo ist auch super. Nicht über­kan­di­delt„ aber durch­dacht und wir­kungs­voll dar­ge­bo­ten. Bei mir per­sön­lich sind sie unter den Top 3, und irgend­wie hof­fe ich immer noch instän­dig, dass sie wenigs­tens das Semi über­le­ben, auch wenn die Umfra­ge­er­geb­nis­se das kaum erwar­ten las­sen. Slo­wa­kei: War gesang­lich nicht ganz so schlimm, wie ich es mir live vor­ge­stellt hat­te. Macht es aber nicht ori­gi­nel­ler. Ukrai­ne: Der Hin­ter­grund mit der Sand­ma­le­rei ist ja top! End­lich mal was Ori­gi­nel­les. Der Gesang wirkt dazu eigent­lich nur als Hin­ter­grund­un­ter­ma­lung. Ich hof­fe mal nicht, dass die Ukrai­ne wegen der Deko bes­ser abschnei­det als erwar­tet … Mol­da­wi­en: Die Trup­pe aus Mol­da­wi­en zeigt ein­drucks­voll, dass ein Spaß­bei­trag gleich­zei­tig musi­ka­lisch eigen­stän­dig, ori­gi­nell und sogar anspruchs­voll sein kann. Lei­der fürch­te ich, dass die gelun­ge­ne Mélan­ge aus unter­schied­lichs­ten Stil­rich­tun­gen beim Gros des Publi­kums nicht ankom­men wird. Schwe­den: Was soll ich sagen. Gut geübt, die Abstim­mung ist noch nicht ganz so wie im Video, aber das wird wohl noch. Ich fürch­te ja immer noch, dass das so ‘zeit­ge­mäß’ ist, dass der Kerl womög­lich sogar gewin­nen könn­te, was für mich natür­lich eine Hor­ror­vor­stel­lung wäre. Zypern: Eine ech­te posi­ti­ve Über­ra­schung zum Schluss des Tages. Die Kom­po­si­ti­on fand ich ja immer schon inter­es­sant, ver­eint sie doch lan­des­ty­pi­sche mit Rock-Ele­men­ten. Aber der Kna­be wirk­te eben sehr blass auf mich und auch nicht beson­ders stimm­si­cher. So nahm ich an, dass das live wesent­lich schlech­ter rüber­kommt als im Video. Aber weit gefehlt. Zwar haben die San­ges­küns­te des Herrn C nicht wirk­lich zuge­nom­men, aber das fällt nicht unan­ge­nehm auf, weil das Arran­ge­ment der Backing­stim­men super­gut gelun­gen ist. Und für die Show haben sie sich echt was aus­ge­dacht. Beson­ders gut fin­de ich die Unter­stüt­zung mei­ner Lieb­lings­stel­le (die ’schrei­en­de’ Frau mit dem unter­leg­ten Rock­riff à la Tar­ja Tur­unen (ja, ich habe ja bekann­ter­ma­ßen ein Fai­ble für schrei­en­de Frau­en)) durch die ham­mer­wer­fen­de Wal­kü­re auf der Satel­li­ten­büh­ne. Wow.

  • Die Lose waren wirk­lich gars­tig Anfang des Jah­res. Im ers­ten Semi nur Upt­em­po zu Beginn und hier nur Bal­la­den und lang­sa­me Songs. Schreck­lich. Ich glau­be, selbst den guten Dino hat man spä­tes­tens bei den Slo­va­kin­nen vor Lan­ge­wei­le wie­der ver­ges­sen. Und glaubst du im Ernst, dass die Ukrai­ne schei­tern wird? 😯 Ich bin fest davon über­zeugt, dass sie wei­ter­kommt. Ers­tens ist es die Ukrai­ne, zwei­tens hat es mit der Sand­ma­le­rin ein net­tes Gim­mick und drit­tens sind die Slo­wa­kin­nen im Moment noch so schwach, dass die Ukrai­ne­rin im Bal­la­den­di­rekt­ver­gleich posi­tiv her­vor­ste­chen muss. Und ich möch­te nicht wis­sen, wie­vie­le Zuschau­er dann bei Mol­da­wi­en einen Herz­kas­per erlei­den, wenn sie so unsanft aus ihrem Däm­mer­schlaf geholt wer­den. Die sind ja wohl kom­plett durch­ge­dreht. Whis­key on the Rrrrr­rocks (tol­les R!) – Absinth wäre pas­sen­der. Wenn die Fee oft genug im Kreis fährt, wird sie auch auto­ma­tisch grün. 😆 Aus Schwe­den nichts Neu­es. Auch hier Lich­ter in der Klei­dung. Hat tat­säch­lich auch Saf­u­ra einen Trend gesetzt? Um rich­tig schön camp zu sein, hät­te er die Jacke aber anders­her­um anzie­hen müs­sen. Na ja, sind ja noch ein paar Pro­ben bis zum Semi.

  • Zypern Zypern hat mich in der Tat auch echt umge­hau­en, nach­dem ich mich bis­her nur so halb dafür erwär­men konn­te. Wenn ich da an das Video den­ke, wo Chris­tos Rob­bie Wil­liams stimm­lich mal­trä­tiert hat – ein Unter­schied wie Tag und Nacht. Aber auch gefähr­lich. Als es im Back­ground so rich­tig rund ging mit den schwar­zen Was­wei­ßich­für-eder, woll­te ich auch schon fast hier am Bild­schirm vor der her­ab­stür­zen­den Gewalt in Deckung gehen. Ich habe es zwar zuerst nicht recht glau­ben wol­len, aber defi­ni­tiv einer der Top-Bal­la­den in die­sem Jahr. Beson­ders wo die­ses Mal der klas­si­sche Herz­schmerz vom Bal­kan fehlt.

  • Man muss wohl ein biss­chen umver­tei­len… … und zwar ers­tens den Chor der Öster­rei­che­rin an die Unga­rin aus­lei­hen (so nach­zu­le­sen auf dem esc­na­ti­on-blog und auch in dem Forum, das ich übli­cher­wei­se zu fre­quen­tie­ren pfle­ge), und zwei­tens möge doch bit­te mal irgend­wer den Hol­län­dern eine Fla­sche Sham­poo schen­ken!!! Das kann doch wohl nicht wahr sein: ich hab es schon ange­merkt, als ich das ers­te Mal ein Video des Bei­trags gese­hen hab, und obwohl ich kei­ne Pro­ben­vi­de­os schaue (schlech­tes Kar­ma, die ein­zi­gen Pro­ben­vi­de­os, die ich je gese­hen habe, waren sei­ner­zeit die von my dea­rest love­ly Pao­lo Mene­guz­zi, und wie das ende­te, wis­sen wir ja alle), konn­te ich allein schon an dem Bild auf dem hier ein­ge­bet­te­ten Video sehen, dass das kei­ne Käs‑, son­dern Haar­fett­köp­pe sind. HRRRRRX. Ja, ich weiß, es ist dumm und ober­fläch­lich, sich an sowas zu stö­ren, aber das wird sowohl der gemei­ne Tele­vo­ter als auch der noch gemei­ne­re Juror (tol­les Wort­spiel, gell?) eben­falls tun. Hört aus dem slo­wa­ki­schen Lied eigent­lich außer mir sonst noch jemand eine Kreu­zung aus ‘Res­cue me’ von Bell, Book & Cand­le und ‘Run and hide’ raus? Wirds nicht ret­ten, nein nein nein. Was Schwe­den angeht, so soll­ten sich des­sen Has­ser nicht zu früh freu­en – ich denk, da ist noch ne Men­ge Luft nach oben. Mir per­sön­lich wärs aber lie­ber gewe­sen, hät­te Schwe­den die Start­num­mer 7 und Mol­da­wi­en die 8 gehabt, bei letzt­ge­nann­tem rol­len sich mir immer noch die Fuß­nä­gel auf. Aber war­um mosern – mei­ne bei­den Lieb­lin­ge die­ses Pro­ben­ta­ges, näm­lich Zypern und mein abso­lu­ter Lieb­ling Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na haben sich offen­sicht­lich und nach ein­hel­li­ger Bericht­erstat­tung bra­vou­rös geschla­gen! Kann man sich mehr wün­schen? Sara­je­vo 2012! Sara­je­vo 2012! Sara­je­vo 2012! (was man drei­mal sagt, ist wahr 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂

  • Hätt ich nix gegen ein­zu­wen­den! Stand heu­te ist ‘Love in Rewind’ mein neu­er offi­zi­el­ler Lieb­lings­bei­trag 2011! (Das kann sich frei­lich wie­der ändern, wenn Eric zu bes­se­rer Form auf­lau­fen soll­te). Und Zypern ist fanatas­tisch! Kaum zu glau­ben, dass das der­sel­be Typ ist, der das Rob­bie-Lied so zer­sägt hat.

  • ESC Fie­ber Das ist doch das Gute am ESC – er ist immer noch für Über­ra­schun­gen gut. Zypern über­rascht posi­tiv und ist nun defi­ni­tiv einer mei­ner Favo­ri­ten – ein­zig die Dame und ihre bizar­re Per­for­mance irri­tie­ren etwas, stö­ren aber auch nicht wirk­lich. Scha­de, dass es Zypern selbst mit guten Songs immer schwer hat, das Fina­le zu errei­chen, als etwa Schwe­den mit einem total durch­kal­ku­lier­ten Auf­tritt. Was nützt ‘Per­fek­ti­on’, wenn See­le, Herz und Wär­me feh­len? Das war schon immer das Pro­blem schwe­di­scher ESC-Beiträge…sie sind prak­tisch das genaue Gegen­teil des dies­jäh­ri­gen bos­ni­schen Bei­trags. Daher hof­fe ich sehr, dass Bos­ni­en die­ses Jahr auch beim ESC-Voting belohnt wird und nicht ande­re vor­ne lan­den, die es eigent­lich nicht ver­dient haben. Ich glau­be nach wie vor an einen ‘Ohl­sen Bros. – Effekt’ für Dino.

  • Love in Rewind Mit dem bos­ni­schen Titel gibt es nur ein Pro­blem, aber das hal­te ich für gra­vie­rend: Erin­nert ihr Euch noch dar­an, dass wir fast alle bei der Prä­sen­ta­ti­on zunächst gar nicht beson­ders begeis­tert waren? Das braucht ein­fach etwas, bis es wirkt. Ich hof­fe mal, dass hier wirk­lich ein Olsen-Effekt auf­tritt und das bei der Majo­ri­tät in 3 Minu­ten funktioniert.

  • Grmpf Bei. Mir. Nicht. Ich hab das Ding auf Anhieb geliebt, war sofort mein Top-Favo­rit die­ses Jahr. Ungläu­bi­ge, alle­samt! 😀 😀 😀 😀 😀 Aber was heißt das schon… direkt danach folg­ten bei mir Frau Wolf (was das zu bedeu­ten hat, wis­sen wir bereits), unser Land­rüt­li (noch zu prü­fen, das Lied nervt schnell, könn­te aller­dings beim ers­ten Mal zün­den), die Freun­de von Sjon­ni (nach wie vor toll, auch wenn es hier wie­der vie­le Ungläu­bi­ge gibt, die das nicht sehen wol­len) sowie Herr Iliev­ski (Herr­gott noch­mal, manch­mal fin­det man halt Sachen beim ers­ten Hören / Schau­en gut, wo’s einem danach total pein­lich ist. Aber ich blei­be dabei: ‘Love in Rewind’ wird der Bei­trag sein, den spä­tes­tens nach der Show alle lie­ben wer­den. Ich bin 100000% sicher, dass das ins Fina­le kommt, und alles wei­te­re hängt dann von der Final­start­rei­hen­fol­ge ab.

  • Fol­ter-Semi Nicht nur, dass es ein­schlä­fernd beginnt, auch die meis­ten Upt­em­po-Songs sind sehr sta­tisch (Isra­el, Weiß­russ­land). Was soll das? Soll halb Euro­pa wirk­lich kol­lek­tiv in Tief­schlaf ver­setzt wer­den? 🙁 Na, immer­hin fal­len die Per­len die­ses Semis dazwi­schen nur umso mehr auf. Den­noch kann man es wohl schon jetzt als Ein­schlaf­hil­fe emp­feh­len. Wäre ich ganz böse, wür­de ich sagen: Man fühlt sich ja schon fast in die Con­tests der spä­ten 80er zurück­ver­setzt. Aber ich bin zum Glück nicht böse. 😉

  • Semi 2 – zwei­ter Teil Ich gehe mal davon aus, dass in die­sem Teil die Abwei­chung mei­ner Ansich­ten zur Majo­ri­tät ver­mut­lich am größ­ten sein wird, aber OK, gehen wir’s an: Bul­ga­ri­en: Der Tag geht wun­der­bar los. Gleich am Anfang einer mei­ner drei abso­lu­ten Lieb­lin­ge. Ich freue mich ja sowie­so, dass die­ses Jahr all­ge­mein rocki­ge­re Num­mern und auch vie­le Bands dabei sind. Und da ich auch Gian­na Nan­ni­ni und Pink mag, gefällt mir Poli’s trot­zi­ges ‘Na inat’ recht gut. Ein wenig Beden­ken hat­te ich ja, ob das ohne die Live-Band, die in Ams­ter­dam so gepunk­tet hat, gut rüber­kommt. Aber die heu­ti­ge Pro­be hat gezeigt: es läuft super. Das Ger­wand ist zwar (obwohl es mir gefällt) ein wenig zu brav für den toug­hen Song, aber irgend­was wird halt zum Weg­wer­fen gebraucht. Stimm­lich super, gute Aus­nut­zung des Cat­walk, aus­rei­chend Show, ein per­fek­ter Hin­ter­grund: bra­vo Poli! Ich schöp­fe Hoff­nung, dass das ent­ge­gen aller Pro­gno­sen doch ins Fina­le kom­men könn­te. Make­do­ni­en: Wie erwar­tet ein gräss­li­ches Stück, das man nur im Voll­suff ertra­gen kann. Die bes­te Stel­le ist die Pas­sa­ge, in der Herr I sei­ne Klap­pe hält und die bal­ka­ne­si­sche Tanz­ein­la­ge kommt. Aber eben jenes Bal­kan­fee­ling könn­te natür­lich Stim­men brin­gen, wer weiß. Ach ja: der Büh­nen­hin­ter­grund ist gut. Isra­el: Ein an Bana­li­tät kaum zu über­bie­ten­der Song, mit­tel­mä­ßig gesun­gen. Wenn das schon bei den OGAE-Votings nur bis Platz 15 kommt … sovie­le Euro­vi­si­ons-Nost­al­gi­ker wer­den sich unter den Tele­vo­tern schwer­lich fin­den, dass das fürs Fina­le reicht. Slove­ni­en: Kom­bi­na­ti­on von bal­la­des­kem Gesang mit rocki­gen Riffs. Als ‘Vani­li­ja’ hat­te mir der Song bes­ser gefal­len als als ’no one’, denn auf der ent­spre­chen­den Stu­dio­auf­nah­me kam das genia­le Rhyth­mus-Gitar­ren­riff ab der zwei­ten Stro­phe viel schö­ner zur Gel­tung. Bai Maja hat­te ich ziem­li­che Befürch­tun­gen, ob sie das live bringt und ob sie nicht zu sehr knö­delt. Aber die Dar­bie­tung heu­te war über­ra­schend gut. Steht in gewis­ser Wei­se in Kon­kur­renz zu Öster­reich. Und obwohl ich den Song bes­ser fin­de als den stei­ri­schen, sehe ich hier weni­ger Chan­cen, denn irgend­wie ist das Gan­ze nicht so ‘groß’. Liegt wahr­schein­lich dar­an, dass die slo­we­ni­sche Show bil­lig wirkt. Hier wäre weni­ger wohl mehr. Und die letz­ten Kräch­zer im Abge­sang kann sich Maja auch spa­ren, das klingt wirk­lich sehr nach Cas­ting-Show. Aber gene­rell; gut gesun­gen. Rumä­ni­en: Soli­der Brit-Pop kom­pe­tent dar­ge­bo­ten. Aber lei­der soooo ver­wech­sel­bar. Sehr zwei­fel­haf­ter Aus­gang. Est­land: Auch wenn das Stück immer noch nicht zu mei­nen per­sön­li­chen Favo­ri­ten gehört, hat es vie­le Ingre­di­en­zi­en, die erfolg­ver­spre­chend sind. Der Song ist bei aller Ein­fach­heit offen­bar gut kom­po­niert, man merkt die Hand­schrift von Herrn Löh­mus deut­lich, beson­ders beim zau­ber­haf­ten Intro und über­haupt der Instru­men­tie­rung. Gut gemacht, kommt bestimmt wei­ter. Und zu recht. Weiß­russ­land: Das Lied ist recht ein­gän­gig, und sie kann nicht beson­ders gut sin­gen. Kon­kur­riert – auch wenn es um die bal­kan-und-ost­eu­ro­pa-patrio­ti­schen Stim­men geht – wohl direkt mit Make­do­ni­en. Mein Tipp: wird nix. Lett­land: Eigent­lich recht gut kom­po­niert und eben­falls gut dar­ge­bo­ten. Cool fin­de ich den Start mit dem Rücken zum Publi­kum. Aber ins­ge­samt wirkt es wahr­schein­lich zu blass. Und ganz schreck­lich: die Stel­le mit dem völ­lig chao­ti­schen Rap. Unbe­dingt strei­chen. Däne­mark: Noch­mal Brit-Pop. Auch recht ordent­lich, aber noch ver­wech­sel­ba­rer, wenn sich das stei­gern lässt. Das geht in die Hose, denn die Rumä­nen sind die­ses Jahr die bes­se­ren Dänen. Irland: Das darf doch echt nicht wahr sein, oder? Das Schlimms­te ist ja, dass die Zwil­lin­ge das selbst wahr­schein­lich gar nicht für eine Süaß­num­mer hal­ten, son­dern sich für ech­te Sän­ger. Sind sie aber nicht. Sie kön­nen ein­fach nicht sin­gen, da hel­fen auch die kräf­ti­gen Backings nichts. Und sie bekom­men noch nicht mal halb­wegs syn­chron ihre Tanz­be­we­gun­gen hin. Der Hin­ter­grund­film und die Ser­geant-Pep­per-Gedächt­nis-Uni­for­men sind natür­lich super, aber schlech­ter Gesang ist für mich ein­fach ein abso­lu­tes Kil­ler­kri­te­ri­um. Ich hof­fe instän­dig, dass das im Semi hän­gen­bleibt. Lei­der muss ich da wohl wirk­lich zit­tern, denn das ein­gän­gi­ge (man kann auch sagen: nervige)Stück ist ja so ‘zeit­ge­mäß’, dass sämt­li­che Bra­vo-Leser und DSDS-Zuschau­er dafür anru­fen wer­den. Heul …

  • Also … … wenn Ener­gie und Lebens­freu­de (ja, ja, oder Hyper­ak­ti­vi­tät 😛 ) den ESC gewin­nen kön­nen, dann haben Jed­ward die gan­ze Cho­se schon längst im Sack. In die­sem lang­sa­me­ren und ‑wei­li­ge­ren Semi ste­chen sie her­vor. Und ich wage zu bezwei­feln, dass es jemals eine unter­halt­sa­me­re und kurz­wei­li­ge­re Pres­se­kon­fe­renz gab als die von Jed­ward. Ich glau­be zwar nicht, dass sie gewin­nen (t.A.T.u. haben es ja auch nicht geschafft, außer­dem war­ten im Fina­le ja dann noch eini­ge Gra­na­ten als Kon­kur­renz auf sie), aber es wür­de mich auch nicht über­ra­schen. Bin gespannt, ob sie in den drei Minu­ten, in denen es drauf ankommt pro­fes­sio­nell genug rüber­kom­men, oder ob es am Ende doch heißt: ‘Oh… am I hea­ded for a car crash?’ Mich wür­de in die­sem Fall über­haupt nichts wun­dern. Und ja, ich ste­he dazu: Ich mag sie. Für wen ich in die­sem Semi anru­fen wer­de, weiß ich indes noch nicht.

  • tol­le kom­men­ta­re! dafür lie­be ich die­sen blog – ich habe mich wie­der präch­tig amü­siert. natür­lich sind oli­vers wer­tun­gen nicht im ent­fern­tes­ten mei­ne (mal von sito abge­se­hen), aber ein lese­ge­nuss ist das immer wie­der. übri­gens fin­de ich, dass fräu­lein inter­na­tio­nal ihr gedings sel­ten so gut gesun­gen hat wie bei die­ser pro­be – so kön­nen wahr­neh­mun­gen aus­ein­an­der klaf­fen (und apro­pos klaf­fen: auch mit deep­in­si­de-faust hat bela­rus bei mir nicht den hauch einer chance… 😛 )

  • präch­ti­ges Amu­se­ment Da kann ich mich vol­len Her­zens anschlie­ßen. Natür­lich gehen die Ein­schät­zun­gen aus­ein­an­der, aber allein sprach­lich fin­de ich es einen Genuss, Oli­vers und die meis­ten ande­ren Kom­men­ta­re hier zu lesen. Das ist sooooooo viel bes­ser als die däm­li­chen Kom­men­ta­re bei You­tube und co. Vie­len dank an Oli­ver für die­ses groß­ar­ti­ge Forum!

  • Aufrechtgehn.de-Wertung: Minus eine Mil­li­on Punk­te. Bit­te macht das weg!’ 😆 😆 😆 😆 😆 😆 ich krin­gel mich hier grad schon wie­der. Ich drü­cke übri­gens Dir und uns allen die Dau­men, dass das mit der befürch­te­ten Top-Plat­zie­rung nix wird. Ins Fina­le wer­den sie wohl lei­der kom­men, da beißt die Maus kein’ Faden ab, aber hof­fent­lich! nicht! mehr! Außer­dem muss so ein doo­fer Band­na­me ein­fach bestraft wer­den, und es gibt auch bestimmt noch ande­re Wör­ter, die sich auf ‘tomor­row’ rei­men als immer nur ’sor­row’. Hm… was gibts da? ‘bor­row’, ‘tho­rough’, ‘oh no’ – sonst noch? Ich hof­fe jeden­falls, dass Du Dei­ne Gesichts­zü­ge am Sams­tag schön bei Dir behal­ten kannst und nicht Dei­nen Neben­mann vor lau­ter Frus­tra­ti­on und auf­ge­stau­ter Aggres­si­on wür­gen musst – oder machst Du Dei­ne nach der Stadt­be­kannt­ge­bung aus­ge­spro­che­ne Dro­hung ernst­haft wahr und bleibst der Esprit Are­na am Sams­tag­abend fern?

  • Ich schlie­ße mich dem Wunsch des Web­mas­ters auch an: Macht das weg! Im Direkt­ver­gleich gefällt mir näm­lich eben­falls die rumä­ni­sche Num­mer bes­ser. Wenn etwas in die­sem Stil ins Fina­le kommt, dann bit­te nur die. Ich drü­cke die Dau­men, dass die Dänen nur als scha­le Wie­der­ho­lung der Rumä­nen wahr­ge­nom­men wer­den. Auch wenn die Sta­tis­tik wohl mitt­ler­wei­le eher sagt, dass der spä­te­re Start­platz mehr Chan­cen hat. Ich sehe mich des­halb auch schon haa­re­rau­f­end hier vorm dem Bild­schirm sit­zen, wenn ich die am Sams­tag wie­der­se­hen muss. Aber das Gefühl ken­ne ich ja vom sel­ben Land schon aus dem letz­ten Jahr. Hat jemand eine Erklä­rung, war­um die Dänen immer mit sol­chen Seicht- oder Nerv­songs wei­ter­kom­men und mit den schlimms­ten sogar fast noch gewinnen?

  • Ich weiß nicht wie ich drauf kom­me, aber irgend­wie habe ich den Ein­druck, als wür­dest du den däni­schen Bei­trag nicht son­der­lich mögen, kann das sein? 😉 Aber sooo schlimm ist es doch nu auch wie­der nicht. Die Num­mer ist ein­fach nur so unglaub­lich egal, dass man es nach ein­mal Hören schon wie­der ver­ges­sen hat. Wie kann man nur die Ener­gie auf­brin­gen, etwas so ega­les so abgrund­tief zu hassen?

  • Ich erlau­be mir mal kurz, für den Haus­herrn zu ant­wor­ten: Wenn denn ganz Euro­pa die­ses trau­ri­ge Lie­der-Ersatz­ma­te­ri­al nach dem Hören sofort ver­ges­sen wür­de – aber sol­cher Schlonz lan­det regel­mä­ßig ganz weit vor­ne. Und für mich sel­ber und als Anglo­phi­ler gespro­chen: Der Text geht gar nicht. Reim­wör­ter­buch für bri­ti­sche oder ame­ri­ka­ni­sche Vor­schü­ler. Wobei zuge­ge­ben den schlimms­ten eng­li­schen Reim des Jahr­gangs nicht Däne­mark ver­bro­chen hat, son­dern Schwe­den, und das direkt in der ers­ten Songzei­le (‘impos­si­ble’ auf ‘pos­si­ble’? Ernsthaft?!).

  • ach so Das muss­te einem ja mal jemand erklä­ren. Und ich frag’ mich die gan­ze Zeit, was denn eiigent­lich die­ser omi­nö­se ‘pas­si­ball’ (oder ‘pus­sy ball’?) sein soll.

  • Ja, ja, die Aus­spra­che … Ich sag nur ‘I hold my nipp­le in the open sky’, war­um dann nicht auch einen ‘pus­sy ball’? Legen­där ist sicher auch schon Get­ter Jaa­nis ‘One Two Ceme­tery …’. Und bei Ell und Nik­ki ver­ste­he ich immer ‘I’m run­ning ups­tairs tonight’. Wahr­schein­lich lei­de ich noch unter einem Safura-Komplex. 🙄

  • Ja, ja, ja, Sara­je­vo Bos­ni­en ist so der Hit. Wenn’s nicht Hel­sin­ki wird, dann Sara­je­vo. Das hoff’ ich jeden­falls. Nur bei Schwe­den würd’s mich immer noch nicht wun­dern, wenn nach dem Semi Schluss ist.

  • Got it deep insi­de Übri­gens: ist eigent­lich schon mal jeman­dem auf­ge­fal­len, dass der weiß­rus­si­sche Titel vor sexu­el­len Anspie­lun­gen nur so bers­tet? ‘The sky is blue and I’m riding at you / so say­ing that I’m free, fri­end­ly and young’ ‘I have so much and I’m rea­dy to show you’ Die groß­ar­tigs­te Zwei­deu­tig­keit: ‘Let’s cum tog­e­ther / so here is my hand’ Ist glaub ich nicht im Sin­ne Lukaschen­kos! XD

  • Jetzt müss­te eigent­lich nur noch die ‘Pia­nis­tin’ etwas kom­pe­ten­ter so tun, als könn­te sie Kla­vier­spie­len. Oder zumin­dest von den Kame­ras mög­lichst wenig gezeigt wer­den. Dann steht Sara­je­wo 2012 aus mei­ner Sicht nichts mehr im Wege.

  • Das mit dem ’sofort wie­der ver­ges­sen’ muss ich lei­der wie­der zurück­neh­men. Ich habe jetzt tat­säch­lich einen Ohr­wurm von die­sem ‘Schlonz’ und schlie­ße mich den ‘macht das weg’-Forderungen des Haus­her­ren an.

  • Dino Mer­lin =win­ner! Sara­je­wo 2012 wäre schön – und vor allem hoch­ver­dient. Einer der weni­gen ESC-Songs, der wirk­lich berührt.

  • wie­so? Das sieht doch ganz wit­zig aus, wie die rum­pad­delt (ver­mut­lich kann sie sogar wirk­lich spie­len). Passt jeden­falls gut zu Dinos Geklampfe.

  • Ösi-Chor für jeden =) Also nicht nur Ungarn soll­te sich den Chor von Nadi­ne aus­bor­gen, son­dern auch Bel­gi­en… also ich fin­de nicht nur ihr Lied super, son­dern bin der Mei­nung, dass sie rich­tig sym­pa­thisch rüber­kommt. Video von der PK: (http://www.youtube.com/watch?v=hRnsLV_vXZ8)

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