Nach staatlichen Mittelkürzungen will das andorranische Fernsehen aus der EBU austreten, wie es heute verlautbarte. Und kann daher nicht mehr am Eurovision Song Contest teilnehmen, dem das Land allerdings die beiden letzten Jahre aufgrund fortgesetzter Erfolglosigkeit ohnehin fernblieb. Es schien der briefmarkengroßen Steueroase aber auch einfach nicht vergönnt. 2004 nahm das 85.000 Einwohner starke Fürstentum erstmals am Eurovision Song Contest teil. Dem Jahr also, in dem die EBU die Qualifikationsrunden (oder Semis) einführte, in eben welchen der Pyrenäenstaat dann bei allen seinen sechs Teilnahmen konsequent scheiterte, Jahr um Jahr.
httpv://youtu.be/HNOAZL3wM2I
Seherisch: Tamara Fabian fasst die andorranische Malaise zusammen
Und zwar völlig zu Recht, denn vielleicht mit Ausnahme der Green-Day-Tribute-Band Anonymous zeichneten sich die andorranischen Beiträge samt und sonders durch musikalische Grausamkeit, inhaltliche Belanglosigkeit und einen Hang zum visuellen Super-GAU aus, der sich mal in bestrapsten Ulla-Popken-Models, mal in Bühnenklamotten aus Kartoffelsäcken und mal in goldenen Insektenfühlerhelmen ausagierte. Dafür gab es dann bestenfalls 12 Nachbarschaftspunkte aus Spanien; genauer gesagt aus Katalanien, der autonomen nordspanischen Region um Barcelona herum, in der das Katalanische ebenso Amtssprache ist wie in Andorra. Und so ist denn auch das dauerhafte Ausscheiden des Winzstaates allenfalls im Hinblick auf den damit verbundenen Wegfall eines verlässlichen Aspiranten auf den jährlichen Barbara-Dex-Award (den das Land auch 2008 mit Gisela erringen konnte) bedauerlich.
Ich kann nur sagen, ich bedaure das außerordentlich, allein schon wegen Anonymous. Das hätte zwingend ins Finale gehört, denn auch wenn sie die Performance versenkt haben, ist der Song doch so toll, dass es fürs Finale locker hätte reichen müssen (stattdessen Moldawien? Mazedonien? Schleicht Euch!) und ich bin sicher, dass der größte Teil der Buhrufe am Schluss eher dem Fehlen von Andorra zuzuschreiben waren als irgendwas anderem.
Über wen sollen wir künftig outfittechnisch lästern? Wer wird in fünf Jahren noch verstehen, was es mit andorranischen Schneidern auf sich hatte? Und wer sagt uns, dass nicht irgendwann doch noch ein echtes Juwel aus Andorra gekommen wäre? (Ok, vielleicht regnets auch eines Tages Buttermilch)
Also, schade ist es allemal!