Nein, subtil geht anders. Sie, die sie in einem weit entfernten 1980 geboren sei, das Jahr, als der Ire Johnny Logan gewann, habe da ein ‘Schönes Lied’, von dem sie hoffe, dass sie damit siegreich sei, einen großen, europaweiten Hit lande und überall im Fernsehen und Radio laufe. Sagt die lettische Vertreterin Anmary nicht in einem Interview, sondern singt sie. In ihrem Beitrag ‘Beautiful Song’. Das ganze in Diggiloo-Goldstiefelchen, mit Napoleon-Hut und im Blümchenwiesen-Trickkleid. Und vorgetragen mit den am weitesten aufgerissenen Kuhaugen seit Sue Ellen aus Dallas (ein Fall für einen RTL2-Bericht über die Gefahren von Schönheits-OPs?). Einen schamloseren Grand-Prix-Song hat es in der Geschichte noch nicht gegeben, und es ist auch schwer vorstellbar, wie man die Nummer noch toppen könnte. Und natürlich ist das alles total großartig!
Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden: Anmary
Anmary alias Linda Amantova setzte sich im Superfinale der Eirodziesma im reinen Publikumsvoting gegen die unklaren Favoriten[ref]In ihrem Semifinale noch die eindeutigen Juryfavoriten, lagen die Mad Show Boys im Finale bei der Juryabstimmung ziemlich weit hinten. Bei den gleichen Juroren, wohlgemerkt.[/ref] Mad Show Boys durch, die mit ‘Music Thief’ eine nicht minder lustige, ebenso selbstreferentielle Nummer über das beliebte Thema des Plagiierens brachten – verkleidet als Pet Shop Boys, Marylin Manson und andere Popstars. Bedingt durch die chaotische Moderation des äußerst knuffigen Valters Frîdensberg (Walters & Kazaa, LV 2005) bekam sie ihren Sieg erst gar nicht mit und mußte mehrfach auf die Bühne gerufen werden. Wo man die noch sichtlich Verwirrte zunächst mit etwas Goldglitter überhäufte, um sie vor ihrer Siegerreprise aber wieder runterzuscheuchen, denn zuvor musste noch schnell ein im Sendeablauf offensichtlich vergessenes aserbaidschanisches Ballett seine – an dieser Stelle komplett sinnlose – Pauseneinlage durchziehen. Was immerhin nur halb so peinlich wirkte wie die vor der Verkündung des Endergebnisses von einem PR-Schergen persönlich verlesene, wichtige Botschaft des Sponsors Turkish Airlines (“Wir sind bekannt für unseren perfekten, perfekten Service”).
Wer findet alle popmusikalischen Vorlagen? Die Mad Show Boys
Ein ‘Beautiful Song’ für Lettland. Das ist…
- …schön. Ich mag die Nummer! (37%, 26 Votes)
- …mir völlig egal. Bleibt eh im Semi kleben. (30%, 21 Votes)
- …doch wohl nicht deren Ernst? (19%, 13 Votes)
- …erschreckend. Diese Augen! Ich bin hypnotisiert. (14%, 10 Votes)
Total Voters: 70
Wo habe ich dieses Lied schon mal gehört? WO ??? Die Melodie kommt mir so bekannt vor… ich glaub es war irgendwas skandinavisches, ich glaub von Ace of Base oder irgend einer anderen Gruppe, aber irgendwie kommt mir diese Melodie so bekannt vor.
Ach ja: Und die Gute singt nicht über ihr eigenes Lied
(sollte eigentlich ein Beitrag auf Top Level sein, aber das funktioniert bei mir nie, daher missbrauche ich die Antwort-Funktion):
Naja, der Bringer ist der von Andrea Sawatzki (oder ist sie es gar nicht?) vorgetragene Titel wirklich nicht, auch wenn er nicht einer gerwissen Komik entbehrt. Augerechnet dann, wenn ich mal eine der Spaßnummern favorisiere, in diesem Fall das absolut großartige “Disco Superfly”, ist das nicht durchsetzungsfähig. Wahrscheinlich erscheint es den meisten als zu verstörend, wo es doch passagenweise ins punkige “abgleitet” (was sicher gewollt ist und ich gerade erst gut finde. Hier erinnert es mich an meinen bislang liebsten lettischen Beitrag, das absolut kultige “Probka”, das leider 2009 im Semi hängenblieb).
Ansonsten hätten mir eigentlich nur noch die Torte Paula Dukure und die Feuershow von Elizabete Zagorska, die ja leider im Finale entschärft wurde, gefallen.
So bleibt es gefälliger Durchschnitt. Tut zwar nicht weh, ist auch ganz gefällig – aber mehr eben nicht. Füllstoff eben.
Ob das jetzt ein schamloserer Grand Prix Song ist als damals “We are the Winners of Eurovision (nanananaanaaa)”, darüber lässt sich streiten.
OK, vor “I win” ist noch ein “If” davor gesetzt worden. Aber es wird trotzdem nicht gut ankommen. Das ach so schöne Lied wird im Halbfinale hängen bleiben.
Am besten ist die Stelle, wo sie singt, sie sei grade mit Paul McCartney im Studio und müsse Mick Jagger deshalb einen Korb geben.… Paul und Mick würden die Tuse ja nicht mal schräg von der Seite anschauen. Lächerlich.
Na ja, ‘We are the Winners’ war ja zumindest ironisch gemeint. Das kann ich bei Anmary nicht erkennen, oder wenn, da nur in homöopathischen Dosen. Daher würde ich LT United nicht als schamlos bezeichnen, höchstens als abstoßend. Weil sie dieses Wir-sind-eigentlich-viel-zu-cool-für-diese-Schlagerscheiße-Fluidum hatten. Anmary scheint darin ja aufzugehen, deswegen mag ich ihr Lied auch.
Ich hab ja nix gegen Behinderte, nein, behindert sind wir ja alle, aber die mit den Basedowschen Augen aus dem Baltikum, das ist echt krank! Keine Ahnung, ob ich noch politisch korrekt bin, aber was zu viel ist, ist zuviel. Und das Trickkleid – vorher oberpeinlich mit Blümchen wie bei Kik-T-shirts, danach eine Abendrobe wie zu schlimmsten Ostblockzeiten – da ist das gräßliche Lied schon fast Nebensache. Da dreht sich selbst Lys Assiy nochmal im Grabe um.
Ich finde das absolut cool. Einer der wenigen Beiträge bislang, die ich gleich einen zweiten Mal hören wollte.
Natürlich nicht gut im klassischen Sinne. Eher merkwürdig-skurril. Aber das sind doch die Beiträge, die den ESC erst richtig interessant machen.
Was heißt hier “im Grabe”. Dass die betagte Dame noch hoch aktiv ist, hat sie ja gerade dieses Jahr (leider) wieder gezeigt.
Mist, die Melodoe ist wirklich eingängig und gerade dabei, sich festzusetzen.
Anfangs fand ich LT United auch richtig grässlich, was allerdings weniger am Text als an der Musik lag (nur die bizarre Tanzanlage des “biederer Beamter”-Typs fand ich immer schon cool). Aber nachdem ich das eine Weile habe wirken lassen, fiel mir auf, dass das **gedanklich** doch völlig auf einer Linie ist mit der wunderbaren Silvia Nott (Night) (letztere gefällt mir trotzdem immer noch besser).!
Die “Tanzanlage” muss natürlich eine Einlage sein 🙂
Vielleicht ist das Grab gemeint, in dem sie bei Morgengrauen verschwindet, um dann alljährlich wieder zur ESC-Saison aufzuwachen und abends in Finalen und Vorentscheidungen in die Kamera zu winken oder gar zu singen.