Maze­do­ni­en: All kinds of every­thing (MK 2012)

Knapp zwei Stun­den für ein Lied: das maze­do­ni­sche Fern­se­hen setz­te heu­te Abend mal wie­der neue Maß­stä­be. Die bereits fest gesetz­te Ver­tre­te­rin Kali­o­pi, optisch eine Mischung aus Nana Mouskou­ri und Gun­del Gau­ke­ley, bekam von ihrem Lan­des­sen­der zum Dank für ihre Teil­nah­me eine Per­so­na­li­ty-Show zur bes­ten Sen­de­zeit geschenkt. Wel­che der regio­na­le Super­star nutz­te, die kom­plet­te Band­brei­te ihres stimm­li­chen Kön­nens unter Beweis zu stel­len, vom Jazz über Oper und Rock bis zur Bal­kan­bal­la­de. Um so ent­täu­schen­der die Prä­sen­ta­ti­on ihres Bei­trags ‘Crno i belo’ fast am Ende der Show: der ist näm­lich ein furcht­ba­rer, unver­dau­li­cher Misch­masch aus fast allen die­ser Musik­sti­le. Es beginnt als sanf­te, gei­gen­um­schmei­chel­te Kla­vier­bal­la­de; pünkt­lich nach dem ers­ten, nun­ja: Refrain, kom­men Schlag­zeug und Rock­gi­tar­ren hin­zu. Vor lau­ter ange­streng­tem Prä­sen­ta­ti­ons­wil­len weiß der Song aber nicht, wo er hin will. Und eine rich­ti­ge Melo­die, an wel­cher das Ohr ando­cken könn­te, fehlt ihm auch. Schön geht anders.

httpv://youtu.be/61-Xz6jwvlE
Schwach anfan­gen, stark nach­las­sen: das ist Kaliopi

Unfrei­wil­li­ger Komik­hö­he­punkt der Sen­dung: nach der Dar­bie­tung des Bei­trags für Baku befrag­te die Mode­ra­ti­on eine im Publi­kum sit­zen­de, offen­sicht­lich nicht­ma­ze­do­ni­sche OGAE-Tucke zu sei­ner Mei­nung über den Song. Und gera­de, nach dem die­ser aus­führ­lich und eupho­risch gelobt hat­te, dass das Land etwas “Eige­nes prä­sen­tie­re” und dan­kens­wer­ter­wei­se in der Mut­ter­spra­che sin­ge, kün­dig­te die Gast­ge­be­rin an: “Und jetzt hören wir die eng­li­sche Fas­sung!” Was wir dann auch taten. Unnö­tig, es zu erwäh­nen: als ‘Black and white’ kommt der Song noch sprö­der und kon­tur­lo­ser daher, zumal auch die eng­li­sche Sprach­me­lo­die über­haupt nicht zum Musik­fluss passt. Damit hat­te sich Maze­do­ni­en ja schon sei­nen ein­zi­gen hör­ba­ren Bei­trag aller bis­he­ri­ger Teil­nah­men, ‘Angel si ti’ von Toše Proe­ski (2004), kaputt gemacht. Den Feh­ler wol­le man aber dies­mal nicht wie­der­ho­len: Kali­o­pi will den Song in Baku auf maze­do­nisch singen.

9 Comments

  • Da muss ich jetzt aber mal (wie­der) ganz hef­tig wider­spre­chen! Mag ja sein, dass der Titel sti­lis­tisch wenig klar ori­en­tiert ist (man könn­te das auch abwechs­lungs­reich nen­nen 🙂 ), und viel­leicht ist er ja tat­säch­lich schlech­ter alles ande­re in der Show (das kann ich nicht beur­tei­len, da ich sie nicht gese­hen habe).
    Aber er ist mir sofort posi­tiv auf­ge­fal­len, und damit mei­ne ich wirk­lich rich­tig posi­tiv, nicht nur “ok, kann man las­sen”, was die­ses Jahr eigent­lich sonst noch über­haupt nicht der Fall war. Momen­tan ist es dem­nach mein aktu­el­ler Lieb­lings­ti­tel von allen bis­lang Gewähl­ten (ansons­ten gefällt mir eigent­lich nur der alba­ni­sche Bei­trag und der von Dir und ande­ren so geschmäh­te däni­sche (ja, die Kapi­täns­klei­dung ist albern, und ja, ich moch­te auch Anna Ber­gen­dahl, hat­te mir sogar ihre CD gekauft)).

  • Ich find’s auch nicht soooo schlecht. Aber es ist kein Hit, der von Island bis Zypern, von Kemi­jär­vi bis Gibral­tar begeis­tern, sprich Punk­te ein­heim­sen, kann. Pein­lich ist das Pia­no-Play­back. Mal hat die Gute die Pfo­ten am Mikro, obwohl sie hör­bar in die tas­ten grei­fen müss­te und wenn sie auf­steht, spielt ihr Kla­vier wie von Geis­ter­hand wei­ter. Das ist sehr lustig.

  • So etwas hat man beim ESC aber öfter (z.B. Spa­ni­ens Beginn mit der Gitar­re 2004). Ich fin­de das auch immer ziem­lich affig. Kali­o­pis Song muss ich wohl erst noch ein paar mal hören, bevor ich ihn gänz­lich beur­tei­len kann. Scheint aber nach deme rsten Hören gelun­ge­ner zu sein als Pao­lo Mene­guz­zis ähn­lich gela­ger­ter Song für die Schweiz 2008.

  • Die Maze­do­ni­er und ihre Rock­gi­tar­ren! Egal, ob Next Time, Gjo­ko, Vlat­ko oder jetzt Kali­o­pi – in jeder Kom­po­si­ti­on muss anschei­ned so eine E‑Gitarre  Bon Jovi-Euro­pe-mäßig jau­len. Kann man die­se 80er-Jah­re-Sound­äs­the­tik nicht end­lich mal abschütteln?
    Ansons­ten ist der Song nicht schlecht, aber auch nicht der gro­ße Abräu­mer – bei einer Ham­mer­stim­me wie Kali­o­pi wäre mehr drin gewe­sen. Nach dem ers­ten Hören bleibt lei­der nicht wahn­sin­nig viel hän­gen. Da muss Maze­do­ni­en im Mai auf die Juries und die Stim­men der Nach­barn hoffen…

  • Ich weiß gar nicht, was alle immer gegen Rock­gi­tar­ren haben. Ich gebe ja zu, dass ich selbst eher älte­res Semes­ter bin, aber das ist sicher nicht der ein­zi­ge Grund, war­um ich es mag (wo mir doch die 70er viel näher lie­gen als die 80er). 

  • Also mich hät­te das mal als kom­plet­te Bal­la­de inter­es­siert. Ich fin­de näm­lich das fängt sehr gut an. Ich höre hier auch (das bei dem slo­we­ni­schen Bei­trag feh­len­de) dra­ma­ti­sche Moment, wel­ches für mich zu einer ech­ten Bal­kan­bal­la­de gehört.

    Ich hät­te die Gitar­ren wohl auch eher etwas zurück­ge­nom­men. Wobei selbst der Tem­po­wech­sel und die  Gitar­ren das Lied nicht kaputt krie­gen. Für mich per­sön­lich bis­lang der bes­te Ex-YU.Beitrag.

  • Hät­te das Teil nicht auf einen etwas bes­se­ren Start­platz gewählt wer­den kön­nen? Ich habe im zwei­ten Semi bis­her drei Lie­der gefun­den, die mir wirk­lich gefal­len – und das sind die ers­ten drei, Ser­bi­en, Maze­do­ni­en und die Nie­der­lan­de. Danach ist Sense.

    Ich mag es jeden­falls. Und rei­ne Bal­la­den haben wir die­ses Jahr weiß Gott schon mehr als genug. Ich bin FYROM dank­bar, dass die Jugos aus dem zwei­ten Semi nicht alle­samt grütz­lang­wei­lig sind (Ser­bi­en außen vor gelas­sen – der ers­te Jok­si­mo­vic beim ESC, der mir wirk­lich gefällt).

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