Die Schweiz, Montenegro, San Marino: alle paar Jahre gelingt es dem deutschen Mr. Grand Prix Ralph Siegel – zu Hause in eurovisionären Zusammenhängen mittlerweile Persona non grata – ein kleines, erfolgloses, unerfahrenes und völlig planloses Land hinters Licht zu führen und ihm eine seiner ansonsten unverkäuflichen Songgurken unterzuschieben. Diesmal griff also der italienische Winzstaat zu, der sich nun in Baku mit einem Song über das Internet blamieren darf. Mit ähnlich planlosen Textzeilen (“Come to my House and click me with your Mouse”) wie der unvergessliche 1996er Vorentscheidungsklassiker ‘Surfen – Multimedia’. Die spannende Frage ist nun, ob der Song tatsächlich von der EBU zugelassen wird, denn Valentina Monetta preist hier in girliehafter Weise die Flirtfunktionen von ‘Facebook’. Ganz Recht, mit voller Namensnennung der amerikanischen Social-Media-Plattform. Werbebotschaften sind beim Eurovision Song Contest aber verboten.
httpv://youtu.be/0kQBEzzFRBs
Und so, liebe Kinder, stellt sich die CDU dieses Internet vor…
Bereits 1987 musste der Titel des schwedischen Beitrags ersetzt werden, in dem ursprünglich der Markenname Coca-Cola vorkam. Siegels Hookline besteht indes nur aus “Facebook, uuh uuh”. Wie er das noch schnell ändern will, scheint mir fraglich. Jetzt bliebe nur, zu argumentieren, dass Facebook mittlerweile ebenso ein allgemeiner Gattungsname sei wie googeln für die Internetsuche oder Tempo für Papiertaschentücher. Oder aber, dass ein dermaßen ranschmeißerischer, abgrundpeinlicher Song für die betroffene Internetplattform alles andere sei als Werbung. Womöglich bereitet man im amerikanischen Menlo Park gerade die Unterlassungsklage gegen Ralph Siegel vor? Hoffen wir das Beste!
httpv://youtu.be/yFPQbnraeVg
Und hier, zum Vergleich, der deutsche Kultknaller von 1996
Ralph Siegel entdeckt das Internet.
- Ein neuer Peinlichkeitstiefpunkt. Kann man dem Mann die Staatsbürgerschaft entziehen? (52%, 43 Votes)
- Ich kann seit 20 Minuten nicht mit dem Lachen aufhören. Dafür liebe ich ihn! (17%, 14 Votes)
- Ich werd mit dem Lachen nicht mehr aufhören, sobald das disqualifiziert wird. (17%, 14 Votes)
- Was gibt’s da zu lästern? Ein toller Song über ein zeitgemäßes Phänomen. Ist doch prima! (13%, 11 Votes)
Total Voters: 82
Ich sehe bei der Alternativensuche für den Markennamen keine Probleme. Auch da kann man sich an die Schweden halten: “Booga-loo-ah-uh” passt doch wunderbar in die Hookline. Am Besten aber, man tauscht gleich den kompletten Text aus. Die Musik geht ja irgendwie noch, aber was da fabriziert worden ist, ist wirklich schlimm.
Hat Zuckerberg das Lied gesponsert? Lieber Herr Siegel, sie sollten lieber ihre Rente genießen, und das Musikmachen, das überlassen sie bitte anderen, okay? Furchtbar.
Ich kann ja nur hoffen, dass der Beitrag von der EBU nicht akzeptiert wird und ein anderer an seine Stelle tritt! Es tut mir ja irgendwie leid, da ich eigentlich ein Sympathisant der “kleinen” ESC-Staaten bin, besonders von San Marino deren letzten beiden Songs ich eigentlich ganz gut fand. Aber das geht gar nicht. Es hört sich nach Siegel an, keine Ahnung warum, aber man muss gleich an ihn denken.…seine Songs haben immer etwas von geheuchelter Unschuld, heiler Welt und vorgespieltem Zeitgeist, aber eben ganz schlecht vorgespielt. Dass die Verantwortlichen nur darauf zählen wegen des Namens “Facebook” Aufmerksamkeit und Punkte zu bekommen, ist ja mal logisch, aber gabs wirklich keinen besseren Beitrag für den sie sich entscheiden hätten können?? Wirklich sehr Schade…auf eine Überraschung von Staaten, von denen es keiner erwartet, ist also diesmal nicht dabei (Anm.: diese Äußerung leite ich jetzt mal von den Kommentaren ab, die ich zu den Songs gelesen habe. Ich selbst habe bis auf Deutschland und San Marino noch keinen anderen Beitrag gehört)
Über die Musik will ich nichts sagen, das ist Geschmackssache. Was das betrifft, habe ich auch keine Einwände dagegen, dass es Herr Siegel immer wieder versucht, Beiträge einzureichen. Das ist sein gutes Recht.
Aber textuell ist das Teil ja wirklich untragbar. Zum einen geht derartige Werbung natürlich echt nicht (und wird aus diesem Grunde hoffentlich auch moniert und ausgetauscht), zum anderen sprüht das ganze ja von einer erbärmlich naiven Weltsicht (à la Stefanie zu Guttenberg oder so).
Und San Marino als armes Opfer darzustellen halte ich auch für nicht gerechtfertigt. Die sind doch selbst schuld, wenn sie so etwas nehmen. Wahrscheinlich hatten sie die ganze Angelegenheit vergessen, und jetzt, wo der Anmeldeschluss naht, fiel ihnen plötzlich ein, dass da ja noch was ansteht, und haben dann das erste beste (d.h. verfügbare) genommen.
Warum machen sie dann überhaupt beim ESC mit? Es kann doch jeder sehen, dass man sich mit dieser Nummer unsäglich blamiert. Da lässt man es doch lieber gleich sein…
Der einzige Grund für San Marinos Teilnahme am ESC scheint mir dessen Status als sicherer 12 Punkte-Lieferant für Italien zu sein 😉
Das ist Körperverletzung! Kann man San Marino oder Herrn Siegel deswegen verklagen?
*lol*
Also musikalisch finde ich das ganz amüsant. Mit nem anderen Text wäre das doch gar nicht soooo verkehrt.
[…] mit der drögen Liebesballade ‘Complice’ ins Koma sang: letzter Platz im Semi. Seit 2012 befindet sich das Land im Besitz von Ralph Siegel, das Finale konnte noch nicht geknackt werden. […]