Jawohl, es ist eine klassische Eurovisionssommerlochmeldung, aber in genau dem befinden wir uns nun mal: ‘Euphoria’, der Siegersong von Baku, belegt den dritten Platz in der aktuellen, von Hörern einer niederländischen Radioshow kompilierten Top 100 der Homo-Hits, knapp hinter dem (berechtigten) Spitzenreiter ‘Born this Way’ von Lady Gaga und einem Discotitel der holländischen Schlagerlegende Anita Meyer. Loreen erwies sich im übrigen mit einem gefeierten Auftritt in Unterwäsche beim Stockholm Pride am Donnerstag der schwulen Verehrung als mehr als würdig. Neben den üblichen Verdächtigen wie ‘YMCA’, ‘It’s raining Men’ und – man höre und staune – Marianne Rosenbergs ‘Ich bin wie Du’ schafften es zwei weitere Grand-Prix-Titel in die Homoparade: ganz knapp auf der 100 die belgische Siegerin von 1986, Sandra Kim, mit ‘J’aime la Vie’ sowie auf Rang 50 die niederländischen Toppers (2009) mit ‘Shine’, einem in der Tat völlig unbestreitbar komplett schwulen Lied des offen homophilen Altherrentrios.
Können mit der flachen Hand bügeln: die schlagertastischen Toppers
Das ehemalige Toppers-Mitglied und der Eurovisionsteilnehmer von 1988 (‘Shangri-La’), Gerald Joling, ist daneben mit zwei Songs in der Liste vertreten, ebenso wie – natürlich! – Abba, wenn auch – natürlich! – nicht mit ‘Waterloo’, sondern – natürlich! – mit ‘Dancing Queen’ und ‘Mamma mia’ (wobei für meinen Geschmack ihr wohl schwulster Titel, ‘Does your Mother know’, leider fehlt). Einen Eurovisionsbezug können auch die in den Homo Hot 100 platzierten russischen Fake-Lesben Tatu (2003) aufweisen, etwas entfernter noch die mehrfachen Melodifestivalen-Teilnehmer Alcazar sowie die rumänische Band Akcent (dortige Vorentscheidung 2006). Und wenn man den Kreis noch weiter zieht, auch die fabelhaften Army of Lovers (‘Crucified’), deren musikalischer Kopf Alexander Bard später als Teil der Band Bodies Without Organs (BWO) am Melodifestivalen teilnahm und auch Alcazar produzierte. Sowie die moldawische Sommerhitkappelle O‑Zone (‘Dragostea din tei’), deren Mitglied Arsenium 2006 mit ‘Loca’ beim Eurovision Song Contest den zwanzigsten Platz belegte. Und, um jetzt wirklich auch noch den letzten Rest aus der albernen Liste herauszuquetschen, der offen schwule niederländische Sänger und TV-Moderator Paul de Leeuw (‘Vlieg met me mee naar de Regenboog’), der ebenfalls 2006 als Punkteansager Hollands für einen unsterblichen Eurovisionsmoment sorgte, als er die griechischen Moderatoren Sakis Rouvas und Maria Menounos als “Will & Grace” titulierte und Sakis vor einem Millionenpublikum seine Handynummer aufnötigte.
‘I like your Blouse’: Paul de Leeuw gräbt Griechengott Sakis an