Aser­bai­dschan: you’­re cold, cold, cold

Kalt­blü­tig: anders kann man es nicht nen­nen. Ver­gan­ge­nen Frei­tag “begna­dig­te” der aser­bai­dscha­ni­sche Prä­si­dent Ilham Ali­y­ew den wegen eines bru­ta­len Axt­mor­des an einem arme­ni­schen Sol­da­ten zu einer lebens­lan­gen Haft­stra­fe ver­ur­teil­ten Ramil Saf­arov – unmit­tel­bar nach sei­ner Rück­kehr aus Ungarn, wo die Tat im Jah­re 2004 geschah, und unge­ach­tet der vor­her abge­ge­be­nen Ver­spre­chun­gen an die Regie­rung von Vik­tor Orbán, dass Saf­arov sei­ne Rest­stra­fe in einem aser­bai­dscha­ni­schen Gefäng­nis absit­zen müs­se. Statt­des­sen wur­de er als Volks­held emp­fan­gen und beför­dert, wie Ste­fan Nig­ge­mei­er unter Bezug­nah­me auf eine Mel­dung der Washing­ton Post berich­tet. Saf­arov hat­te den arme­ni­schen Kol­le­gen wäh­rend einer gemein­sam in Buda­pest besuch­ten NATO-Fort­bil­dung heim­tü­ckisch im Schlaf über­fal­len und mit 16 Axt­hie­ben getö­tet. Arme­ni­en brach aus Empö­rung über die Aus­lie­fe­rung des ver­ur­teil­ten Mör­ders die diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen zu Ungarn ab, in Jere­wan flo­gen Toma­ten auf das magya­ri­sche Konsulat.


Da stirbt die Musik: Aser­bai­dschan fei­ert Mör­der als Volkshelden

Nig­ge­mei­er kom­men­tiert in Anspie­lung auf die vom Ali­y­ew-Régime gegen­über der EBU abge­ge­be­nen Sicher­heits­ga­ran­tien: “Es kommt mir im Nach­hin­ein so naiv vor, dass wir im Mai beim Euro­vi­si­on Song Con­test annah­men, dass in einer Dis­co, die Teil des offi­zi­el­len Pro­gramms war, Musik aus Arme­ni­en gespielt wer­den könn­te. Mir erscheint aber auch der Gedan­ke absurd, dass eine arme­ni­sche Dele­ga­ti­on in die­sem poli­ti­schen Kli­ma in die­sem Land an dem Grand Prix hät­te teil­neh­men kön­nen.” Mich gru­selt es im Nach­hin­ein, auch wenn ich selbst nicht in Baku war: aber auch ich nahm den Kara­bach-Kon­flikt nicht so ernst und hielt die Arme­ni­er nach ihrer zöger­li­chen Absa­ge zunächst für über­vor­sich­tig. Mit die­ser aktu­el­len, an Men­schen­ver­ach­tung und Arro­ganz nicht mehr zu über­bie­ten­den Hand­lungs­wei­se hat sich der aser­bai­dscha­ni­sche Prä­si­dent aber end­gül­tig ins völ­ker­recht­li­che Abseits gestellt. Ein Land, des­sen Regie­rungs­chef einem der­ma­ßen unver­hoh­len und demons­tra­tiv ins Gesicht lügt, dem die diplo­ma­ti­schen Fol­gen völ­lig egal zu sein schei­nen und der einen kalt­blü­ti­gen Mör­der als natio­na­len Hel­den fei­ern lässt, hat beim fried­li­chen Wett­sin­gen der euro­päi­schen Natio­nen defi­ni­tiv nichts (mehr) verloren.

Muss die EBU jetzt han­deln und Aser­bai­dschan vom ESC ausschließen?

  • Ja, unbe­dingt. Ein sol­cher Staat kann nicht mehr Teil einer fried­li­chen Gemein­schaft sein. (82%, 61 Votes)
  • Nein. Der ESC ist unpo­li­tisch und soll das auch blei­ben, egal was Ali­y­ew macht. (18%, 13 Votes)

Total Voters: 74

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5 Comments

  • Ein Grund mehr, Aser­bai­dschan raus­zu­wer­fen. Wann kapiert die Scheiß-EBU end­lich, dass es doch kei­ne so gute Idee war, sol­che Leu­te in die Euro­vi­si­on zu lassen?

  • Wann wird end­lich die dubio­se SMS-Voting-Sache mit Mal­ta auf­ge­deckt, bzw. kom­mu­ni­ziert? Angeb­lich soll das mal­te­ki­sche SMS-Sys­tem über eine aser­bai­dscha­ni­sche Fir­ma abge­wi­ckelt wer­den und in den letz­ten Jah­ren gab es immer erstaun­lich vie­le Point an die Aze­ris, Tele­vo­ting und Jury hin­ge­gen stimm­ten hin­ge­gen für Aser­bai­dschan eher zurück­hal­tend ab. Weiß hier­zu jemand schon näheres?
    Die Sache mit dem “Volks­hel­den” ist “nur” das Tüp­fel­hen auf dem “i”. Dass Musik aus Arme­ni­en ver­bo­ten wur­de, reicht eigent­lich schon, das Land des Feu­ers zu disqualifizieren.

  • Ja… Das müs­sen wir sowie­so bald tun, weil es bald kein Öl mehr gibt.
    Wie wird es eigent­lich dann mit Aser­bai­dschan wei­ter­ge­hen, wenn der letz­te Trop­fen Öl geför­dert wur­de? Die­se Ein­nah­me­quel­le wird ja dann wegfallen.
    Könn­te es noch wei­te­re Mög­lich­kei­ten für die Aze­ris geben, an Geld ranzukommen?

  • Ein bissl Erd­gas haben sie auch noch, aber das fällt ver­gleichs­wei­se nicht so ins Gewicht. Ich den­ke aber mal, wir wer­den das end­gül­ti­ge Ende des Erdöl­zeit­al­ters (und den damit ver­bun­de­nen wirt­schaft­li­chen Nie­der­gang Aser­bai­dschans) nicht mehr mit­er­le­ben. Das all­mäh­li­che Zurn­ei­ge­ge­hen der Reser­ven hin­ge­gen schon, und die damit ver­bun­de­nen Preis­sprün­ge, gegen wel­che sich die heu­ti­gen Öl- und Ben­zin­prei­se noch ver­gleichs­wei­se güns­tig aus­neh­men, wer­den schon für den not­wen­di­gen Inno­va­ti­ons­schub hin zu ande­ren Tech­no­lo­gien sorgen.

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