Während uns Altmeister Ralph Siegel und sein 88jähriges “Hip-Hop-Babe” (Pressetext Schweizer Fernsehen) Lys Assia mit kleinen Bröckchen hinhalten (mehr dazu später), reicht die umtriebige Konkurrenz ein Meisterwerk nach dem anderen zum eidgenössischen Vorentscheid ein. Neben einem tatsächlich hörbaren, beim schnarchnasigen Alpenpublikum aber völlig chancenlosen Rocksong namens ‘Russian Roulette’ der Allmendinger Schülerkappelle Grey Monday und einer putzigen, Bontempisound-und-Walzertakt-begleiteten “Na na na”-Melodei namens ‘There is one Boy named Ilya’ stechen zwei Nummern besonders heraus: da ist zum einen der für seine preisgekrönten Parodien bekannte deutsche TV-Komiker Oliver Kalkofe, der sich unter dem besonders listigen Tarnnamen Marcello Alexander eingeschlichen hat und die unfassliche volkstümliche Schlagertravestie ‘Im Hotel Mama’ zum Besten gibt. Natürlich stilecht vor malerischer Flusskulisse und begeistert schunkelndem Seniorenpublikum. Um die offensichtliche Täuschung etwas authentischer wirken zu lassen, richtete Kalkofe gar eine eigene Künstlerwebsite mit sensationellen Kultfotos (siehe oben) der verschiedensten Stationen (Hotelbars, Gartenlokale, Möbelhauseröffnungen) der angeblichen langjährigen “Karriere” des mopsgesichtigen Andy-Borg-Schamhaarfrisurenträgers ein. Großartig!
Um eine solche Sensation noch toppen zu können, bedarf es natürlich eines Schweden in Stockholm lebenden Briten. Bei Ben Robertson und seiner so nachdenklichen wie hochdramatischen Ballade ‘Soldier in the Sky (don’t cry)’ kommt einfach alles zusammen: ausgefeiltes Songschreibertum, eine begnadigte Stimme, ein tiefgehender Text, völlige Hingabe im Vortrag und eine verschwenderische Instrumentierung. Vom blendenden Aussehen des Interpreten, nach eigenen Angaben “Koordinator des Melodifestivalklubben in Stockholm” und, wie meine Wenigkeit, ehemaliger esctoday-Autor, mal ganz abgesehen. Clever wie Ben ist, drehte er eigens für die Schweiz sogar eines der dort so beliebten Künstler-vor-Naturkulisse-Videoclips. Sollte er mit dieser Nummer nicht die Herzen der Schweizer (und, unvermeidlich, anschließend in Malmö die sämtlicher Europäer) im Sturm erobern, dann will ich nicht länger Kunibert heißen!
Bezeichnet den Song im ESCN-Forum selbst als “different”: Ben Robertson
Zum Schluss muss ich dann doch noch mal auf Frau Assia zu sprechen kommen. Zwar präsentierte uns Onkel Ralph, der im SF-Interview mal wieder scherzeshalber versprach: “…also, wenn das nicht klappt, dann hör ich auf. Arf arf!”, entgegen anderslautender Ankündigungen noch nicht das komplette Lied, dafür sind im Glanz & Gloria-Bericht schon erste Auszüge aus ‘All in your Head’ zu hören. Und die legen die Vermutung nahe, dass damit der Kopf des Songschreibers gemeint ist, in dem die irrige Vorstellung umherspukt, seinen (soweit man das hören kann) typischen Siegelschlager durch das Untermischen eines halbherzigen Neunzigerjahre-Eurodancebeatbettes und eines Rapsurrogates zu etwas auch nur annähernd Zeitgemäßem aufpeppen zu können. Eine erstaunlich gute Figur macht hingegen Lys, die sich für ihre vier “seriösen Boys” von New Jack extra in einen aufreizenden roten Bodystocking warf. Schließlich habe sie, wie sie freimütig erzählt, “schon immer gerne jüngere Männer” um sich versammelt. Und wer wollte ihr das verdenken: schließlich macht ihr der besonders knuffige MC‑R, im *hüstel* Nebenberuf “Coiffeur”, auch noch die Haare schön! Da geht noch was!
Mich wundert, dass im Hintergrund bei Ben noch nicht die Blätter vom Baum abgefallen sind
Bei Marcello hat sich nur nur Kalkhofe eingeschlichten , so a bisserl Andy Borg war beim Backen auch dabei – ich will mitschunkeln
Bäume sind hart im Nehmen. Ben mag zwar von der Lautstärke her an eine startende 747 herankommen (und vom gesanglichen Feingefühl her ebenfalls), aber der Frankfurter Stadtwald rund um den Flughafen ist ja auch noch nicht entlaubt…
http://www.blick.ch/people-tv/tv/eurovision/ich-suche-fuenf-dicke-frauen-und-dann-machen-wir-lys-assia-platt-id2046666.html
Marcello im Interview mit dem Schweizer Blick: “Millionen werden vor den TV-Geräten weinen, wenn sie diesen Song hören.” Da könnte er Recht haben!
Und Frau Nadolny aus SWICH ist auch dabei. Sie nennt sich im Schweizer (Käse?) Auswahlpool
Mariella Farré.Ich habe jetzt etwa zwei Drittel der Titel angehört und weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Ich versucht zu sagen: (Ralf) Maria (Siegel), hilf!
Die einzige Frage, die dabei offen bleibt: Lachtränen oder Verzweiflungstränen?
Mariella finde ich super 😀
ist nicht verboten sie super zu finden. ich find ihren Song entsetzlich lau.
Ich finde ihre Solonummer, wo sie auf fünfzigjährige Discoschlampe macht, unter Trashgesichtspunkten lustig. Den Man-spricht-Deutsh-Italourlaubsschlager, den sie da zusammen mit irgendeinem Don Corleone verbricht, der zieht mir allerdings die Schuhe aus.
Man sieht (hört) viel Elend. Zoe ist das einzig brauchbare Produkt, Siegel/Assia habe ich nocht nicht gehört. Jeder Schweizer, der eine Heimorgel hat, schickt einen Clip, es ist schrecklich, liebe Eidgenossen!
@Oliver Rau: Dein zweiter Vorname ist Kunibert? Wirklich? Dein Name ist wirklich Oliver Kunibert Rau? LOL