Ach, was waren das noch für selige Zeiten, als eine fesch frisierte Daniela Simmons für die Schweiz das Kräutlein-rühr-mich-nicht-an gab und forderte ‘Pas pour moi’! Welche Abgründe hinter der biederen Fassade aber lauern, beweist uns ein Blick auf die letzten, schwerpunktmäßig aus dem Hardrockbereich stammenden Neuzugänge des diesjährigen helvetischen Vorentscheids. Am harmlosesten lassen sich dabei noch die durchaus nett anzuschauenden Metalheads von Arcturon an, die in ‘An old Storm brewing’ lediglich röhren, als gäb’s kein Morgen mehr. Nicht ernsthaft auseinandersetzen muss man sich mit den Garlicks: erstens käme ‘Fuck me’ als Songtitel niemals durch die EBU-Zensur, zweitens wurde dieser bereits im Juni 2011 veröffentlicht, fliegt also ohnehin wieder raus. Deutlich verstörender wirkt schon die Band ist tot mit dem Gothic-Gegrummle ‘Du bist allein’. Zwar versteht man auch bei angestrengtem Hinhören kein einziges Wort (da folgen sie dem Contestvorbild Loreen), dafür macht der Videoclip mit Nebelkrähen, einsamen Waldwegen sowie einem hinter den Bäumen lauernden Unhold im Sittenstrolchmantel deutlich: da geht’s um nichts Gutes. Lediglich das Fehlen bedrohlich wabernden Filmnebels, das helle Sonnenlicht und die im Hintergrund kreuzenden Radler mindern etwas den Gruseleffekt. Den Vogel schießt aber Jack Stoiker ab: ‘Die Tütsche sind blöd’ lautet sein Beitrag zur Völkerverständigung. Ja, ganz recht: den Germanen wird hier mangelnde Geistesgewandtheit unterstellt! Bevor sich aber noch jemand aufregt: im Verlaufe des eher simplen Songs beleidigt Jack noch etliche andere Europäer – und lässt auch an seinen Landsleuten kein gutes Haar. Alles nur Satire also und nicht ernst gemeint. Dennoch fände ich’s lustig, wenn die Schweizer das wählten: auf den Bild-Schlagzeilenkrieg freu ich mich jetzt schon!
Ein Männlein steht im Walde…
GRAUSAM
Übrigens meine ich einen weiteren Grand-Prix-Veteranen entdeckt zu haben. Wenn mich nicht alles täuscht handelt es sich bei Rainer Höglmeier just um den Leadsänger der Gruppe Wind, die 1985 mit der Hallerschen Vereinigungshymne “Für alle” für Deutschland auf den 2. Platz kamen.
Seinen diesjährigen Beitrag braucht die Welt allerdings nicht wirklich.