Aus­stiegs­se­rie geht wei­ter: Good­bye, Türkei

Die Hiobs­bot­schaf­ten rei­ßen nicht ab heu­te: weni­ge Stun­den nach Bos­ni­en ver­kün­de­te nun auch die Tür­kei, dass sie 2013 in Mal­mö nicht dabei sein wer­de. Die­se Ent­schei­dung sei heu­te im Sen­der gefal­len, wie TRT auf sei­ner Web­site ver­kün­de­te. Als Grund für den tem­po­rä­ren Aus­stieg führ­te man die Unfair­ness des Big-Five-Sta­tu­s­es sowie die kürz­li­chen Regel­än­de­run­gen ins Fel­de, wobei unklar ist, ob sich das nur auf den Weg­fall der Start­platz­aus­lo­sung bezieht oder auch auf die Wie­der­ein­füh­rung der Jurys, wel­che seit­her die Tür­kei Jahr für Jahr deut­lich nach unten voten – was ja, als Aus­gleich zum Dia­spo­ra­vo­ting, von dem das Bospu­ru­s­land bei der Tele­fon­ab­stim­mung über­durch­schnitt­lich pro­fi­tiert, Sinn und Zweck der gan­zen Übung ist, die Osma­nen aber natür­lich nicht erfreut. Man wol­le nun zunächst eine ein­ge­hen­de Stu­die zum der­zei­ti­gen Voting­sys­tem in Auf­trag geben, schlie­ße aber eine Rück­kehr zum Con­test nicht aus. Da scheint sich lang­sam doch etwas zusam­men zu brauen…


For real, Türkei?

Die Tür­kei fin­det das aktu­el­le Regel­werk unfair und bleibt zuhau­se. Verständlich?

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62 Comments

  • Bei der Wie­der­ein­füh­rung der Jurys kann von “kürz­lich” nun nicht mehr die Rede sein – dann hät­te sich die Tür­kei spä­tes­tens 2012 ver­ab­schie­den müs­sen, nach­dem die Jurys in Düs­sel­dorf Yük­sek Sad­akat (berech­tig­ter­wei­se; was für ein lang­wei­li­ges Lied) im Halb­fi­na­le ver­en­den lie­ßen. Ich gehe davon aus, dass die Abschaf­fung der Aus­lo­sung gemeint ist. Nach­voll­zieh­bar, aber den­noch bedau­er­lich und über­trie­ben. Und wem soll Aser­bai­dschan jetzt sei­ne 12 Punk­te geben?! 😉

  • Naja, wenn dann auch noch Grie­chen­land raus­ge­hen soll­te, dann wür­de unse­re Punk­te­ver­ga­be end­lich wie­der deutsch sein.
    Tschul­di­gung, aber das ist doch schon voll unfair, dass trotz Jury­vo­ting voll vie­le Punk­te an die Tür­kei und – mit Aus­nah­me von Baku 2012 – auch an Grie­chen­land gehen. Die meis­ten Deut­schen wür­den sicher Schwe­den oder Est­land oder Lett­land eher wäh­len als einen tür­ki­schen Ham­pel­mann wie Can Bonomo.

  • Okay, ich muss mich kor­ri­gie­ren. Laut esc­to­day füh­ren die Tür­ken aus­drück­lich die Big-Five-Regel und den Jury­split als Grün­de an. Das fällt euch aber früh auf, Leu­te! Ich könn­te das bei einem Land nach­voll­zie­hen, das auf­grund der Jurys Jahr um Jahr das Fina­le ver­passt, aber bei einem Land, das selbst mit die­ser Regel in vier Jah­ren drei Top-10-Plat­zie­run­gen ein­ge­fah­ren hat, dar­un­ter eine Sil­ber­me­dail­le, ist das Gejam­me­re und nicht mehr. Good rid­dance – sol­che Sen­si­bel­chen brau­chen wir beim ESC nun wirk­lich nicht. Ich füh­le mich an die Öster­rei­cher um 2008 her­um erinnert.

  • Mal­ta natür­lich! Die las­sen sich seit ein paar Jah­ren doch eh bereit­wil­lig von den Aze­ris schmie­ren, da ist doch mal ne Gegen­leis­tung angebracht. 😉

  • Ach, und die gern ver­ge­be­nen Punk­te an Por­tu­gal sind “deutsch”? Wie defi­nierst du das? Ver­pflich­ten­de 12 Punk­te an Öster­reich, wie 2011? Ich habe selbst 50 Pro­zent tür­ki­sches Blut, um es mal mar­tia­lisch aus­zu­drü­cken, und ich habe noch nie für einen tür­ki­schen Bei­trag gestimmt. Muss ich hier tat­säch­lich an 2002 erin­nern? Rei­nes Tele­vo­ting, und exakt 0 Punk­te aus Deutsch­land für die Tür­kei? Oder an 2003, als unser Zwöl­fer an Polen ging, was wohl nicht nur dem zur Hälf­te deutsch gesun­ge­nen Lied zu ver­dan­ken war – in einem Jahr, in dem die Tür­kei gewann? Oder 2011, als man eigent­lich erwar­ten soll­te, dass die Tür­ken in Deutsch­land für ihre Brü­der in Aser­bai­dschan anru­fen – was dann aber nicht pas­sier­te? (Und die For­mu­lie­rung “end­lich wie­der deutsch” rückt dich in eine Ecke, in die du mit Sicher­heit nicht gehörst und nicht gehö­ren willst.)

    Abge­se­hen davon: Jede sol­che Ach­se im Wett­be­werb macht ihn als Gan­zes unbe­re­chen­ba­rer; jede, die raus­geht, stärkt nur die ande­ren. Jedes Land hat sei­ne Prä­fe­ren­zen. Wenn wir das Gan­ze wirk­lich “objek­tiv” haben wol­len, dürf­te im Grun­de nur Mal­ta abstim­men, und selbst da soll­te man dann lie­ber die Schla­ger­boys und die Ase­ris raus­hal­ten. Solan­ge die­se Ach­sen nicht das gesam­te Stimm­ver­hal­ten fär­ben, wie es ins­be­son­de­re 2007 und 2008 der Fall war, gehö­ren sie zum Wettbewerb.

  • Point, aber das wird nur pas­sie­ren, wenn weder Geor­gi­en noch Russ­land im Fina­le sind. 😉

  • Genau, und am bes­ten wer­fen wir die gan­zen tür­kisch- und grie­chisch­stäm­mi­gen Ein­wan­de­rer end­lich raus aus Deutsch­land, und Russ­land­deut­schen auch, dann ist unser ESC-Voting end­lich wie­der hun­dert­pro­zen­tig arisch. “Rein deutsch”, wenn ich so was lese, schwillt mir der Kamm. Wir sind ein Ein­wan­de­rungs­land, tür­kisch- und grie­chisch­stäm­mi­ge Men­schen leben hier schon in der drit­ten Gene­ra­ti­on, die sind fes­ter Bestand­teil unse­res Lan­des und nicht nur vom Pass her oft­mals auch schon “rich­ti­ge” Deut­sche. Mann, Mann, Mann!
    Ich fand den Ham­pel­mann Can Bono­mo klas­se, sexy und lus­tig. Und ich mag tat­säch­lich die meis­ten tür­ki­schen Euro­vi­si­ons­bei­trä­ge – wie übri­gens auch fast alle grie­chi­schen! – und habe schon mehr als ein­mal für eines der bei­den Län­der ange­ru­fen. Auf jeden Fall deut­lich öfter als für Lett­land. Die Ver­all­ge­mei­ne­rung “die meis­ten Deut­schen wür­den.…” bestrei­te ich daher auf das Entschiedenste!
    Ich kann mich nur gebets­müh­len­ar­tig wie­der­ho­len: wenn man das Dia­spo­ra­vo­ting ernst­haft in den Griff krie­gen will, muss man ein­fach die Anzahl der Anru­fe pro Tele­fon­an­schluß und Land auf 1 begren­zen. Aber dann wür­den ja wie­der Ein­nah­men wegbrechen…

  • Vie­len Dank. Ich bin selbst “Ein­wan­de­rer 2. Gene­ra­ti­on” (mein Vater ist 1961 nach Deutsch­land gekom­men) und spre­che kaum fünf Wor­te Tür­kisch. Ich las­se mir doch von mei­ner Natio­na­li­tät – oder der des Künst­lers oder Song­schrei­bers – nicht vor­schrei­ben, wel­che Lie­der ich gut fin­de. Mir wäre 2003 Bel­gi­en als Sie­ger lie­ber gewe­sen als die Tür­kei, und Mal­ta hät­te ich 2005 lie­ber ganz oben gese­hen als Grie­chen­land. Mei­ne Lieb­lin­ge die­ses Jahr? Groß­bri­tan­ni­en und Maze­do­ni­en – Lie­der aus Län­dern, mit denen mich gar nichts verbindet.

  • Haha­ha, wahr­schein­lich hat jemand vom tür­ki­schen Fern­se­hen auf dei­ner Sei­te gestö­bert und das “Blockvoting”-Kapitel ent­deckt – und dann an obers­ter Stel­le gepetzt. 😉

  • Oh, und wenn wir schon beim The­ma sind: die EBU soll­te sich die Vor­schlä­ge auf die­ser Sei­te wirk­lich mal zu Her­zen neh­men – denn seit wann ist das Dia­spo­ra-Voting für die Tür­kei so extrem? Genau, seit 2004, also seit es Halb­fi­nals gibt und neben den Fina­lis­ten auch die aus­ge­schie­de­nen Halb­fi­na­lis­ten mit­stim­men dürfen!
    Die Ergeb­nis­se der Tür­kei in der Tele­vo­ting-Ära 1998–2003: 14.Platz (1998), 16.Platz (1999), 10.Platz (2000), 15.Platz (2001), 19.Platz (2002), 1.Platz (2003). Scheint also tat­säch­lich einen Unter­schied zu machen.
    Das Pro­blem wäre, wie schon hier auf die­ser Seit beschrie­ben, mög­li­cher­wei­se gelöst, wenn man ein­fach wie­der nur die Fina­lis­ten voten las­sen wür­de und die Stim­men der Halb­fi­nal-Aus­ge­schie­de­nen ein­fach zu einem “Rest-Europa”-Voting von 1 bis 12 zusam­men­fü­gen würde.

  • Och Men­no, Tür­kei! Und dann noch mit SO einer Begrün­dung! Und dann auch noch zum fal­sches­ten aller Zeit­punk­te – LETZ­TES Jahr hät­tet Ihr das machen sollen! 

  • Ich wäre sogar dafür, dass sich jeder Sen­der zurück­zieht, solan­ge die unseg­li­che Polit-/Kitsch­ju­ry (und auch  die manu­el­le Start­platz­zu­ord­nung) nicht abge­schafft wird. Bra­vo, TRT!

  • Na, letz­tes Jahr muss­te man natür­lich bei den Kum­pels in Aser­bai­dschan auf­tre­ten. Und hat sich danach dar­an erin­nert, dass man ja eigent­lich noch wegen dem Aus­schei­den in Düs­sel­dorf schmollt.

  • Boy­kot­te lösen gar nichts. Die Län­der, die von den Jurys am meis­ten pro­fi­tiert haben (ganz vor­ne auf der Lis­te steht Ita­li­en), wer­den einen Teu­fel tun, sich sol­chen Erpress­erme­tho­den zu beu­gen, und sie haben voll­kom­men recht damit. Wenn aus­ge­rech­net der größ­te Dia­spora­pro­fi­teur über die Jurys jam­mert, und das fast vier Jah­re nach Ein­füh­rung, dann ist das der Glaub­wür­dig­keit des Argu­ments nun mal nicht eben zuträglich.

  •  Boy­kot­te kön­nen unter Umstän­den schon etwas bewir­ken. 2008 war es Polen, chro­ni­scher Tele­vo­ting­ver­lie­rer, das mit dem Aus­stieg droh­te und den letz­ten Stoß in Rich­tung Jury­wie­der­ein­füh­rung ver­setz­te. Mit knapp 30 Bewer­bern möch­te die EBU sicher nicht wie­der daste­hen. Ver­lie­rer und Gewin­ner wird es immer geben, aber außer der Rai haben die Big5 unterm Strich eben nicht von der “Jury” pro­fi­tiert. Also gibt es auch für die Mäch­tigs­ten kei­nen zwin­gen­den Grund an ihr festzuhalten.
    Kri­tik am Jurys­tem (wie auch damals am Tele­vo­ting) gibt es außer­dem seit Anfang an. Wir als Außen­ste­hen­de haben doch kei­ne Ahnung von den inne­ren Que­re­len und wie viel letzt­lich nach außen vordringt.

    Das Dia­spo­ra­vo­ting ver­hilft der Tür­kei viel­leicht ein paar Plät­ze nach oben, das ist aber fast irrele­vant gegen­über den Ein­fluss der “Jury”.

  •  War­um soll­ten die Ach­sen denn 2007 und 2008 das gesam­te Stimm­ver­hal­ten ver­fälscht haben, und in ande­ren Jah­ren nicht? Nur weil aus­ge­rech­net der Ost­block damals (deut­lich) die Nase vorn hat­te? Du willst doch nicht behaup­ten, dass sich vor jedem Grand Prix Mil­lio­nen Tele­vo­te­rIn­nen zusam­men­tun und im Kol­lek­tiv bera­ten, ob sie “fair” abstim­men oder nicht. Wenn 50 Jah­re dazwi­schen lägen, könn­te ich die Argu­men­ta­ti­on nach­voll­zie­hen, aber inner­halb eines Jah­res ändert sich die Ein­stel­lung des Publi­kums wohl kaum.

  •  Trotz­dem schlech­tes Timing. Zwi­schen all den Finanz­aus­stei­gern hört da doch kein Mensch drauf… außer­dem sau­blö­de Begrün­dung. Aber Rei­sen­de soll man nicht aufhalten…

  • Ich habe hier mit kei­nem Wort den Raus­wurf von bestimm­ten Volks­grup­pen gefordert!

    Ich fin­de es aber ein­fach nur unfair, dass grö­ße­re Per­so­nen­grup­pen das Tele­vo­tin­g­er­geb­nis ent­schei­dend bestim­men kön­nen. 2003 war das schon vor­ge­kom­men. Obwohl die meis­ten Stim­men an Polen gin­gen (was sehr zufrie­den­stel­lend war) hät­te Ser­tab Ere­ner ohne die Zustim­mung aus Deutsch­land und noch ein paar ande­ren Län­dern mit grö­ße­ren Grup­pen von tür­ki­schen Ein­wan­de­rern sicher­lich nie und nim­mer gewonnen!

    Da ver­zich­te ich lie­ber auf die Mög­lich­keit, per Tele­fon für meine/n Favo­ri­ten stim­men zu kön­nen. Das Jury­vo­ting ist auch nicht wirk­lich fair, aber das wür­de wenigs­tens den klei­nen Län­dern Chan­cen brin­gen, allen frag­wür­di­gen Ent­schei­dun­gen ins­be­son­de­re in den Semis (Schan­de über alle Juro­ren, die Stel­la Mwan­gi raus­ge­kickt haben!) zum Trotz.

    Und dass das Dia­spo­ra­vo­ting den Publi­kums­ge­schmack der Län­der, mit des­sen Ein­hei­mi­schen die Ein­wan­de­rer leben, ver­fälscht, kann objek­tiv betrach­tet nicht bestrit­ten wer­den. Das müs­sen Sie eben akzeptieren.
    Gera­de auf­grund die­ser Geschmacks­ver­fäl­schung durch das Dia­spo­ra­vo­ting wird man nicht um eine voll­stän­di­ge, durch Plat­ten­bos­se aus­ge­führ­te Jury­ab­stim­mung her­um­kom­men können…

  • Die Jurys haben die­ses Jahr Spa­ni­en und Ita­li­en in die Top 10 gehievt und ein Null-Punk­te-Ergeb­nis für Frank­reich ver­hin­dert. Sie haben 2009 dafür gesorgt, dass Patri­cia Kaas ein eini­ger­ma­ßen ange­mes­se­nes Ergeb­nis für die mei­ner Mei­nung nach stärks­te ESC-Per­for­mance des Jahr­zehnts bekam und dass Jade Ewen eines von nur zwei ein­stel­li­gen Ergeb­nis­sen für Groß­bri­tan­ni­en in den letz­ten zehn Jah­ren ein­fuhr (und neben­bei ver­hin­dert, dass Deutsch­land als Dritt­letz­ter aus Mos­kau heim­fah­ren muss­te). Und sie haben natür­lich Rapha­el Gual­az­zi zu einer Sil­ber­me­dail­le ver­hol­fen. Jeder der Big Five hat min­des­tens ein­mal rich­tig von den Jurys pro­fi­tiert, außer (aus­ge­rech­net) Deutschland. 

    Und wenn man mal prü­fen will, wie die “paar Plät­ze” aus­se­hen, die die Dia­spo­ra den Tür­ken ver­schafft hat: Was war das bes­te Ergeb­nis der Tür­kei vor der Ein­füh­rung des Tele­vo­tings? Ein neun­ter Platz anno 1986 mit “Hal­ley”. Dass die Dia­spo­ra dann ein paar Jah­re gebraucht hat, um rich­tig in die Gän­ge zu kom­men, ist mei­nes Erach­tens kein Argu­ment; das galt für alle Dia­spo­ra- und Nach­bar­schafts-Pro­fi­teu­re glei­cher­ma­ßen (Grie­chen­land hat 1998, im ers­ten Jahr des ver­brei­te­ten Tele­vo­tings, nur dank der obli­ga­to­ri­schen 12 Punk­te aus Zypern nicht die Höchst­stra­fe kas­siert). 2007 war unbe­strit­ten das übels­te Con­test-Jahr, was die­ses Pro­blem angeht, und das Fina­le 2008 war nicht viel bes­ser. Das will ich nicht wie­der­ha­ben, und das gilt ver­mut­lich eben­so für all die Län­der, die dank der Jurys wenigs­tens ein­mal in Ruf­wei­te an die Kro­ne her­an­ka­men (Bel­gi­en 2010, Ita­li­en 2011, Alba­ni­en 2012). Das momen­ta­ne Sys­tem hat unbe­strit­ten sei­ne Schwie­rig­kei­ten, und dem Abschnitt dar­über, dass wir von außen qua­si nichts davon mit­be­kom­men, kann ich unein­ge­schränkt zustim­men, aber weder ein rei­nes Tele­vo­ting­sys­tem noch ein rei­nes Jury­sys­tem wären wirk­lich bes­ser – bei­des wur­de aus­pro­biert, bei­des wur­de für schlecht befunden.

    Und schließ­lich: “knapp 30”? Was? In wel­chem Par­al­lel­uni­ver­sum? Wel­che zehn Län­der haben jetzt (außer den bekann­ten) noch mit Absprung gedroht? Wir sind laut Wiki­pe­dia bei 38 bestä­tig­ten Teil­neh­mern (wobei Grie­chen­land noch nicht mit­ge­zählt wur­de). Das wäre einer mehr als 2006 in Athen. Selbst bei wei­te­ren Absa­gen müss­te dann höchs­tens irgend­wann eins der Semis abge­schafft wer­den, was scha­de wäre, aber den Con­test defi­ni­tiv nicht kaputt machen wür­de – vor 2008, und selbst vor 2004, hat es ja auch geklappt. So bedau­er­lich der Absprung der Tür­kei und Bos­ni­ens ist: Bis­lang hat sich kein Land ver­ab­schie­det, das zu den “Kern­län­dern” der Euro­vi­si­on gehört, aus­ge­nom­men viel­leicht Por­tu­gal (und Luxem­burg und Mona­co, aber das hat nichts mit der momen­ta­nen Situa­ti­on zu tun) – die Skan­di­na­vi­er, die Big Five, die Nie­der­lan­de, Bel­gi­en, Irland, die Schweiz, Öster­reich, sie alle sind noch dabei. Und bis auf die Tür­kei hat kei­ner der Aus­stei­ger sei­ne Abwe­sen­heit mit dem Regu­la­ri­um des Wett­be­werbs begrün­det, eher im Gegen­teil – ohne die Jurys wäre Öster­reich sicher nicht wie­der dabei, und auch Ungarn und Ita­li­en wären zumin­dest extrem wack­lig. Wenn wegen die­ses Sys­tems, das unter den schlech­ten, die bis­her aus­pro­biert wur­den, noch das bes­te ist, der größ­te Dia­spora­pro­fi­teur abspringt und wir dafür zwei alte Kern­län­der des Wett­be­werbs zurück­be­kom­men haben, kann ich ohne wei­te­res damit leben.

  • Nein, zu die­ser Ecke gehö­re ich nicht und will auch nicht gehören…

    Sie mögen ja viel­leicht noch nie für einen tür­ki­schen Bei­trag gestimmt haben, aber zahl­lo­se Tür­ken machen das eben, das ist bekannt…

    Und als “typisch deutsch” defi­nie­re ich eine Abstim­mung, bei der auch die Mei­nung des deut­schen Publi­kums ein wenig stär­ker in Erschei­nung tritt und nicht nur jene der Tür­ken und Grie­chen, die längst nicht nur die Deut­schen, son­dern auch zahl­lo­se ande­re Migran­ten­grup­pen über­stim­men. Das gemisch­te Abstim­mungs­ver­fah­ren war bis­lang – zumin­dest im Fina­le; im Halb­fi­na­le eher weni­ger – ein guter Weg, der zu einem halb­wegs objek­ti­ven Ergeb­nis führ­te. Ich fin­de es gut, dass Bel­gi­en (2010) und Schwe­den (2012) zwölf Punk­te aus Deutsch­land erhal­ten haben (0bwohl mir die­ser gan­ze Loreen-Hype tie­risch auf den Sack ging).

    Ich bin übri­gens genervt davon, dass die tür­ki­schen Bei­trä­ge, die z.B. 2006 und 2012 nicht wirk­lich zum genie­ßen waren, aus zu 99prozentiger Wahr­schein­lich­keit bekann­ten Grün­den stän­dig hohe Punkt­zah­len aus Deutsch­land bekom­men haben. Des­we­gen war es wich­tig, dass die Abstim­mung ein wenig refor­miert wur­de. Mei­ne Eltern sind auch genervt davon. Wegen dem tür­ki­schen Dia­spo­ra­vo­ting bin ich seit Jah­ren dazu ver­dammt, den ESC allei­ne zu sehen. Aus­nah­men waren nur 2010 (von Lenas Auf­tritt bis zum gran­dio­sen Ende) sowie 2012, als mei­ne Eltern zusam­men mit mir den Con­test geschaut haben, um mir nach dem Baku-Fina­le mit­zu­tei­len, wie viel oder wie wenig sie vom ESC halten.

    Und die meis­ten Deut­schen haben 2002 tat­säch­lich Lett­land gewählt… Und ich bin mir ziem­lich sicher, dass Ott Lep­land das deut­sche Publi­kum eher begeis­tert hat, als Can Bonomo.

  • Äh…das hat­ten wir. Von 1956 bis 1996. Es hat sich in die­sen vier­zig Jah­ren ein­fach tot­ge­lau­fen, weil die Jurys etwa so gut dar­in waren, aktu­el­len Trends zu fol­gen und damit die Ver­an­stal­tung rele­vant zu hal­ten, wie ich dar­in bin, die hohe Note in “Crno i belo” zu tref­fen, und das wür­de unge­ach­tet der Zusam­men­set­zung der Jurys immer wie­der so pas­sie­ren. Nein, nein und noch­mals nein. Wer soll den Wett­be­werb denn über­haupt noch ein­schal­ten, wenn die EBU aus­ge­rech­net in die­ser Zeit der Cas­ting­shows und “Inter­ak­ti­vi­tät” dem ESC genau die­ses Moment nimmt? Ser­tab Ere­ner hat 2003 hohe Punkt­zah­len auch aus Län­dern bekom­men, die des Dia­spo­ra­vo­tings zuguns­ten der Tür­kei voll­kom­men unver­däch­tig sind (Zypern? Grie­chen­land? Nor­we­gen? Rumä­ni­en? Slowenien?) 

    Allein mit Dia­spora­stim­men gewinnt man nicht, was man schon dar­an sieht, dass sich von 1996 bis 2011 kein Sie­ger beim ESC wie­der­holt hat – das war nie das Pro­blem. Das Pro­blem waren die beton­fest gesetz­ten Län­der, die einen Besen­stiel auf die Büh­ne stel­len konn­ten und trotz­dem durchs Halb­fi­na­le kamen. Das Pro­blem waren nicht die Podest­plät­ze, son­dern die Top 10 dahinter.

    Oh, und wer sich einer Dik­ti­on beflei­ßigt, die in gefähr­li­che Nähe zum rech­ten Rand unse­res poli­ti­schen Spek­trums gerät, soll­te sich bit­te in einer ESC-Com­mu­ni­ty nicht über Gegen­wind wun­dern oder jam­mern, man habe das ja gar nicht so gemeint und das wer­de man doch noch sagen dür­fen. Sor­ry, aber wer darf denn dei­ner Mei­nung nach am Tele­vo­ting teil­neh­men, damit es “deutsch” wird (nicht: bleibt, denn das war es noch nie und wird es hof­fent­lich auch nie)? Nur Orts­an­säs­si­ge? Nur in zwei­ter, drit­ter oder vier­ter Gene­ra­ti­on hier Leben­de? Nur Men­schen mit min­des­tens drei deut­schen Groß­el­tern? Merkst du, wie schnell man da auf eine schie­fe Bahn gerät? Ich habe Oli­ver schon wegen Nazi­ver­glei­chen gerügt (sie­he den Arti­kel über Nadi­ne Bei­lers Sieg beim öster­rei­chi­schen Vor­ent­scheid 2011). Ich sehe kei­nen Grund dafür, bei dir anders zu ver­fah­ren. Es war viel­leicht nicht so von dir gemeint, aber es hör­te sich nun mal so an. Ein biss­chen Sorg­falt scha­det nicht.

  •  Des­we­gen hat Est­land auch 0 Punk­te von uns bekom­men, und ist damit nicht nur hin­ter der Tür­kei, son­dern auch mind. neun wei­te­ren Län­dern zurück­ge­blie­ben, die sicher nicht alle unter “Dia­spo­ra­ver­dacht” stehen.
    Ich bin übri­gens Deut­scher (gut, 1/4 Fran­zo­se) und uns­re heu­ri­ge Tele­vo­ting ‑Top3 stimmt genau mit mei­ner über­ein, nur in ande­rer Rei­hen­fol­ge. Das Gesamt­pu­bli­kum besteht halt nicht nur aus Dia­spo­ra auf der einen und OGAE-Mit­glie­dern auf der ande­ren Seite.
    Und sry, wenn man eine gan­ze Sen­dung ver­dammt, weil Land X im Abstim­mungs­teil einen klei­nen Vor­teil hat, dann steckt da mehr dahin­ter als die Sor­ge um Fair­ness. Wäre das denn auch ein Pro­blem, wenn Nor­we­gen oder Öster­reich pro­fi­tie­ren würde?

  • Ich jam­me­re nicht; ich habe kei­nen Grund dazu.

    Und war­um soll­te die Mei­nung des deut­schen, bzw. nichtgriechischen/nichttürkischen Publi­kums nicht zäh­len dür­fen? War­um gilt man hier plötz­lich als Nazi, wenn man sei­nen Unmut über bestimm­te Abstim­mungs­er­geb­nis­se äußert? Wie bereits ange­deu­tet ist es kein wün­schens­wer­ter Zustand, dass bestimm­te Grup­pen von Per­so­nen das Tele­vo­ting in einem Land pushen.

    Dann soll­te bes­ser nie­mand am Tele­vo­ting teil­neh­men. Dann soll­ten eben nur noch Musik­jour­na­lis­ten, die up to date sind, die Punk­te ver­ge­ben. Das Ergeb­nis wird nicht demo­kra­ti­scher oder unde­mo­kra­ti­scher sein als vor­her, aber sicher­lich wesent­lich objektiver.
    Ich bin sicher­lich nicht der ein­zi­ge, der nicht vom Dia­spo­ra­vo­ting begeis­tert ist.

  • Natür­lich wäre das ein Problem.
    Mei­ne Eltern sind übri­gens der Mei­nung, dass das Ergeb­nis zu 100 Pro­zent von Fach­ju­ries bestimmt wird. Und sie sind bestimmt nicht die ein­zi­gen. Das Tele­vo­ting mag zwar den Ein­schalt­quo­ten gut getan haben, aber ob der ESC belieb­ter wur­de, wage ich zu bezweifeln.

  • Klar. Fan­tas­ti­sche Idee. Musik­jour­na­lis­ten. Die­se Voll­pfos­ten, die aus Prin­zip popu­lä­re Din­ge mies zu fin­den haben. Sor­ry, ganz schlech­te Idee. Und davon abge­se­hen: “objek­tiv”? Bei etwas aus Prin­zip Sub­jek­ti­vem wie “guter Musik”? Wie soll denn das bit­te funk­tio­nie­ren? “Suus” ist ein tech­nisch bril­li­ant gesun­ge­nes Lied, das ich ein­fach furcht­bar fin­de, weil ich kei­ne Lust habe, mich zwei­ein­halb Minu­ten lang anschrei­en zu las­sen. Nach wel­chen Kri­te­ri­en soll das beur­teilt wer­den? Und wenn ich einen Ver­gleich zwi­schen “alle dür­fen tele­fo­nisch mit­ma­chen” und “das ent­schei­den zehn Musik­jour­na­lis­ten” anstel­le, kann ich sehr wohl sagen, was davon demo­kra­ti­scher ist. Viel­leicht nicht demo­kra­tisch, aber demokratischER.

    Die Mei­nung des deut­schen Publi­kums zählt. Natür­lich tut sie das. In die­sem Land leben etwa 1,6 Mil­lio­nen tür­ki­sche Staats­bür­ger und etwa 280,000 Grie­chen. In einem Land mit 80 Mil­lio­nen Men­schen sind 1,6 Mil­lio­nen etwa zwei Pro­zent. Was kön­nen die Tür­ken bit­te dafür, dass die Deut­schen nicht am Tele­vo­ting teil­neh­men? Mehr Ein­satz­freu­de von den “rich­ti­gen” Deut­schen, dann klappt es auch mit der “rich­ti­gen” deut­schen Meinung! 

    Du giltst hier nicht als Nazi. Du hast ledig­lich eine Wort­wahl getrof­fen, die dich (gegen dei­nen Wil­len) in die ent­spre­chen­de Ecke stellt und stel­len muss. Ich habe mehr­fach betont, dass ich der Mei­nung bin, dass du dei­ne Wor­te ein­fach unge­schickt gewählt hast, aber dar­an gibt es aus mei­ner Sicht nichts zu deu­teln. Wer davon schreibt, dass ohne die Tür­kei und Grie­chen­land die Abstim­mung “end­lich wie­der deutsch” wird (von den 100,000 Bul­ga­ren, 300,000 Alba­nern oder 200,000 Ser­ben, die laut Wiki­pe­dia in Deutsch­land leben, fan­gen wir dann mal lie­ber nicht an), der benutzt Wor­te, die in die­sem Land mit Vor­sicht gebraucht wer­den soll­ten. Nie­mand nennt dich einen Nazi, aber du hast mit die­ser Wort­wahl einen Feh­ler gemacht.

  • Wer das glaubt, wenn er/sie die Sen­dung tat­säch­lich sieht, muss wil­lent­lich blind sein. Wie oft wird einem wäh­rend der Über­tra­gung um die Ohren gehau­en, dass man bit­te jetzt noch nicht/bitte jetzt/bitte jetzt nicht mehr anru­fen soll? War­um hat jeder Bei­trag eine zwei­stel­li­ge Start­num­mer, die sich bequem an eine Tele­fon­num­mer anhän­gen lässt? Die Mei­nung von Men­schen, die den Wett­be­werb gar nicht ver­fol­gen, inter­es­siert hier ja wohl höchs­tens am Ran­de. Und wie bit­te misst man die Beliebt­heit des Wett­be­werbs, wenn nicht an den Ein­schalt­quo­ten? Der ESC ist in Skan­di­na­vi­en groß, wird in den Big Five belä­chelt und von den Ost­eu­ro­pä­ern immer noch ernst genom­men. Das ist seit Jahr­zehn­ten so, und da hat auch das Tele­vo­ting nicht viel dran gemacht.

  • Deutsch­land hat vier Punk­te an Est­land gege­ben. Oder war damit das Tele­vo­tin­g­er­geb­nis gemeint? Gibt es das irgendwo?

  • Ob die vier Final­punk­te durch Tele­vo­ting ent­stan­den ist, ist nicht klar.
    Aber im Semi wur­de auf jeden Fall für Est­land angerufen…
    Naja, das ist jetzt alles egal, jeden­falls hät­te jemand, der nicht ein­ge­wan­dert ist, eher für Est­land ange­ru­fen. Eben weil es leich­te­re Kost ist, trotz der schwer zugäng­li­chen Sprache.

  • Oh Gott, 2002. Ja, da hat Lett­land die 12 von uns bekom­men (übri­gens in einem Jahr, in dem wir den Tür­ken 0, in Wor­ten: NULL Punk­te gege­ben haben, womit Jurys nichts zu tun hat­ten). Da hat Lett­land aber auch gewon­nen. Sie­ger bekom­men ger­ne viel von allen, des­halb sind sie Sie­ger – unser Zeh­ner in dem Jahr ging an den Zwei­ten, unser Ach­ter an einen der bei­den Drit­ten. 2001 ging der deut­sche Zwöl­fer an den Zwei­ten (Däne­mark) und der Zeh­ner an den Sie­ger (Est­land). 2006 ging unser Zwöl­fer zwar an die Tür­kei, unser Zeh­ner aber an Finn­land und unser Sie­be­ner an Bos­ni­en. Sol­che Ergeb­nis­se bewei­sen erst mal gar nichts.

    Bes­se­res Bei­spiel: war­um haben die gan­zen Dia­spo­ra-Tür­ken, die angeb­lich die Tele­fo­ne heiß­lau­fen las­sen, 2011 nicht für Aser­bai­dschan ange­ru­fen? Bru­der­staat und so? Wie kam da ein Null-Punk­te-Ergeb­nis für den Sie­ger zustan­de? Hat­ten die Grie­chen 2012 urplötz­lich kein Geld mehr, oder war ihnen “Aphro­di­siac” viel­leicht doch eine Spur zu pein­lich und routiniert?

    Wie hält man das über­haupt aus­ein­an­der? Okay, in Fäl­len wie 1999, wo die Deut­schen für 12 der 21 tür­ki­schen Punk­te ver­ant­wort­lich waren, ist das noch ein­fach, aber wie macht man das, wenn das Lied bes­se­re Wer­tun­gen von über­all bekommt, wie zum Bei­spiel, naja, so ziem­lich jedes tür­ki­sche Lied seit 2003 außer “Live It Up” – nie unter 90 Punk­ten? Wer hat jetzt nur aus Dia­spo­ra ange­ru­fen, und wer, weil ihm das Lied wirk­lich gefiel? Wie trennt man die Leu­te, die nur aus Loya­li­tät zur alten Hei­mat anru­fen, von denen, denen die Musik aus der alten Hei­mat wirk­lich gefällt? Wie soll das alles funk­tio­nie­ren? (Klei­ner Ver­weis hier auf Oli­vers Ein­trä­ge zum The­ma “Block­vo­ting”, die durch­aus Lösun­gen vor­schla­gen, die uns nicht in die Stein­zeit vor 1997 zurückbomben.)

    Und nein, ich glau­be kei­ne Sekun­de dar­an, dass eine lang­sa­me Bal­la­de wie “Kuu­la”, in die man sich rein­hö­ren muss, beim Publi­kum bes­ser ankommt als ein ver­gnüg­li­ches Tanz­stück mit der zweit­bes­ten (und enorm ein­präg­sa­men) Cho­reo­gra­phie des Abends, das man beim ers­ten Mal mit­sin­gen kann, und das noch dazu einen Bonus von sie­ben Plät­zen bei der Aus­lo­sung hat­te (Start­platz 11 ist nicht eben berühmt für tol­le Ergeb­nis­se). Bal­la­den fal­len beim Publi­kum fast immer durch – sie­he auch das dies­jäh­ri­ge Tele­vo­tin­g­er­geb­nis für Spa­ni­en oder Groß­bri­tan­ni­en, oder die Ergeb­nis­se letz­tes Jahr für Öster­reich oder Litau­en. Und wenn ein Lied die Bal­la­den­vo­te abge­grif­fen hat, dann am ehes­ten “Nije lju­bav stvar” – bes­se­rer Start­platz, pro­fes­sio­nel­le­rer Auf­tritt, ein­gän­gi­ger und aus mei­ner Sicht ein­fach bes­ser (tat­säch­lich HAT die­ses Lied die Bal­la­den­vo­te bekom­men – mit fünf Jury­punk­ten gab es den Zeh­ner aus Deutsch­land). Mit die­ser Mei­nung ste­he ich jetzt der Jury ent­ge­gen – wer hat jetzt Recht, ich oder Anke Engel­ke? Mei­ne “Dou­ze points” wären an Maze­do­ni­en gegan­gen, das weder bei den Tele­vo­tern noch bei den Jurys son­der­lich gut ankam. Was beweist oder wider­legt das? Geschmä­cker sind ver­schie­den. Mehr nicht.

  • Ja, ich habe einen Feh­ler gemacht, das gebe ich offen zu.
    Ich mein­te damit, dass unse­re Punk­te­ver­ga­be end­lich wie­der als eine eher deut­sche als tür­ki­sche zu erkenn­bar ist. Ich fin­de es scha­de, dass man hier zu schnell falsch ver­stan­den wird…

    Die­se Musik­jour­na­lis­ten dürf­ten bei einem mög­li­chen Ein­satz dazu ange­wie­sen sein, Punk­te an Lie­der zu ver­ge­ben, die ihrer Mei­nung nach für die Charts am Bes­ten geeig­net sind.
    Und viel­leicht wer­den sie ja irgend­wann wirk­lich mit einem hun­dert­pro­zen­ti­gen Stimm­ge­wicht die Punk­te ver­ge­ben (auf die­se Idee wird Herr Björk­man bestimmt irgend­wann kommen ^^).

  • Bei allem Respekt, aber die Tür­kei möch­te ich zumin­dest gegen Öster­reich (auch wenn mir der dies­jäh­ri­ge Bei­trag gut gefal­len hat) gewiss nicht eintauschen.
    Du zählst Aus­rei­ßer der Big5 auf, schön, aber ich sprach von der Gesamt­bi­lanz der letz­ten vier Jah­re mit Juryvote.

    Deutsch­land (Tv): 23. / 1. / 9. / 6.  = 9.75 (Durch­schnitts­plat­zie­rung)
    Deutsch­land (Ju): 20. / 1. / 10. / 8. = 9.75

    Eng­land (Tv): 10. / 25. / 5. / 21. = 15.25
    Eng­land (Ju): 5. / 25. / 11. / 25. = 16.5

    Frank­reich (Tv): 17. / 8. / 15. / 26. = 16.5
    Frank­reich (Ju). 8. / 12. / 15. / 23. = 14.5

    Spa­ni­en (Tv): 20. / 12. / 16. / 18. = 16.5
    Spa­ni­en (Ju). 23. / 15. / 23. / 10. = 17.75

    ————————————————————————–

    Big4” (Tv): 14.5
    “Big4” (Ju): 14.63

    Die Big5 (minus Rück­keh­rer Ita­li­en) haben sich ent­ge­gen weit­ver­brei­te­ter Annah­me dem­nach nicht durch den Jury­ein­fluss ver­bes­sern kön­nen. Dazu könn­te man im Fal­le Spa­ni­ens auch noch argu­men­tie­ren, dass man sicher lie­ber mit “eige­ner” Leis­tung gepunk­tet hät­te als einer ollen Tun­ten­bal­la­de aus schwe­di­scher Werkstatt.

    War­um die Ergeb­nis­se von 2007 und 2008 unge­rech­ter gewe­sen sein sol­len als die ande­rer Jah­re (oder mei­net­we­gen derer seit 2004), leuch­tet mir nicht ein. Dass die “poli­tisch fal­schen” Län­der (oder wor­auf beruht Dein Urteil?) vor­ne lagen ist kein sach­li­ches Argu­ment. Ich habe wei­ter oben schon gefragt, ob Du glaubst, dass sich die Fair­ness des votie­ren­den Mil­lio­nen­pu­bli­kums inner­halb eines Jah­res irgend­wie erheb­lich ändern wür­de. Die Ergeb­nis­se 07/08 waren genau­so berech­tigt wie die von 2010 oder 2006. Gera­de 2007 haben es neben­bei die qualitativen/originellen Bei­trä­ge weit nach oben geschafft.

    Natür­lich hat­te die Tür­kei (genau wie Marok­ko und mit Abstri­chen auch Grie­chen­land und Zypern) zu rei­nen Jury­zei­ten prak­tisch kei­ne Sieg­chan­cen. Das spricht GEGEN die Jury­wer­tung und beweist von wel­chen Res­sen­ti­ments Jurys durch­setzt waren (und es noch immer sind). Erst mit dem Tele­vo­ting beka­men poli­tisch unpo­pu­lä­re Län­der über­haupt die Mög­lich­keit zu gewinnen.

    Auf “knapp 30” kom­me ich, wenn auch noch die abstei­gen wür­den, die von der “Jury” regel­mä­ßig gedisst wer­den. Ich den­ke neben­bei auch nicht, dass der Grand Prix ster­ben wird, wenn man die “Jury” wei­ter­bei­be­hält, aber ich hat­te bis­her immer den Ein­druck bzw. wur­de das von Siet­se Bak­ker auch in den Jah­ren der Finanz­kri­se immer so betont, dass die EBU ein kom­plet­tes Teil­neh­mer­feld anstrebt.
    Auf lan­ge Sicht hal­te ich den demokratisch(st)en Weg für den für den ESC am gesün­des­ten. Und dass auch die­ses System“irgendwann zu brö­ckeln anfängt, war nur eine Fra­ge der Zeit.

  • Die Ase­ris haben seit ihrer Ankunft beim ESC ganz mas­siv Mani­pu­la­ti­on betrie­ben, sie­he die Abstim­mungs­er­geb­nis­se aus Mal­ta in den letz­ten Jah­ren oder die­se Zypern-Sache. Arme­ni­en hat inner­halb sei­ner Dia­spo­ra eben­falls mas­siv Wer­bung betrie­ben – von Mani­pu­la­ti­on will ich da nicht spre­chen, das kann auch ein­fach Mobi­li­sie­rung gewe­sen sein. Ich behaup­te nicht, dass das Publi­kum sich bewusst für oder gegen irgend­wel­che Län­der ent­schei­det, aber die Ergeb­nis­se von 2007 und 2008 waren der Grund für die Wie­der­ein­füh­rung der Jurys, also muss das irgend­wel­chen West­eu­ro­pä­ern ganz gewal­tig nicht gepasst haben, was da lief. Andor­ra 07, anyone?

    Außer­dem habe ich nir­gend­wo von “Ver­fäl­schun­gen” gespro­chen, leg mir also bit­te kei­ne Wor­te in den Mund. Ich habe von “Fär­bung” gespro­chen, und das war in einem Jahr, in dem nicht ein ein­zi­ger klas­si­scher ESC-Staat außer den Dia­spora­kö­ni­gen Tür­kei und Grie­chen­land auch nur an den obe­ren Rän­gen krat­zen durf­te (bes­ter “west­eu­ro­päi­scher” Staat damals war Finn­land auf Platz 17), wohl nicht abzu­strei­ten. Waren “Yas­sou Maria”, “Any­ti­me you need” oder gar “Fight” so viel bes­ser als “The Worry­ing Kind” oder “Lea­ve Me Alo­ne”? (Von den drei letz­ten Plät­zen in dem Jahr will ich nicht reden, die waren alle hochverdient.)

  • Auch wie­der falsch. Der ESC ist kein 1:1‑Abbild der Charts und will es auch nicht sein. Gleich­ge­wicht ist das Zauberwort.

    Und neben­bei: ver­gleich mal die tür­ki­sche und die deut­sche Stimm­ver­ga­be in den letz­ten Jah­ren, ins­be­son­de­re zu rei­nen Tele­vo­ting-Zei­ten. Tür­ken in Deutsch­land stim­men ganz anders ab als Tür­ken in der Tür­kei (zum Leid­we­sen von Arme­ni­en und Aserbaidschan 😉 ).

  •  Das Publi­kum hat im Fina­le kei­ne Punk­te an Est­land gege­ben, das lässt sich ablei­ten, weil es mit sei­ner Jury-10 ansons­ten Russ­land über­holt hät­te (im 50/50). Jeder belieb­te Bei­trag kann es in die Top10 schaf­fen, ob mit oder ohne Diasporasupport.
    Und wenn die “Jury” da ist, um für “leich­te Kost” zu stim­men, na dann gute Nacht!

    PS: Und NEIN, ich Nicht­ein­ge­wan­de­ter hät­te eher für die Tür­kei als Est­land ange­ru­fen, auch wenn mir bei­de gut gefal­len haben.

  • 2007 war ein Grütz­jahr­gang vor dem Herrn, und 2008 war noch schlech­ter. Dass da die weni­gen Gold­stü­cke aus der Kara­mell­so­ße her­aus­ra­gen, soll­te über­haupt nicht ver­wun­dern. Und wie oben gesagt: “Fight”? “Yas­sou Maria”? “Shake it Up She­ke­rim?” “Song #1”? In den Top 10? In wel­chem Bizar­ro-Uni­ver­sum leben die­se Tele­vo­ter bit­te? Von den Ergeb­nis­sen des Semis gar nicht anzu­fan­gen, in dem es rei­hen­wei­se die West­eu­ro­pä­er geschrägt hat. War­um? So viel schlech­ter als sonst waren die Bei­trä­ge nicht (und die der Ost­eu­ro­pä­er waren auch nicht so viel bes­ser). Ich will nicht wie­der vor dem Fern­se­her sit­zen und alle 42 Wer­tun­gen blind mit­spre­chen kön­nen. Bit­te, bit­te nicht. Dann lie­ber rei­nes Jury­vo­ting – das ist wenigs­tens unbe­re­chen­bar. Und ja, was den Unter­hal­tungs­wert der Sen­dung angeht, ist das für mich ein Kri­te­ri­um, im Gegen­satz zu “Gerech­tig­keit” oder “Demo­kra­tie” (wie demo­kra­tisch ist das, wenn ein Islän­der grob so zählt wie 166 Deutsche?).

    Wer sol­len die zehn sein, die regel­mä­ßig von den Jurys gedisst wer­den? Die Big Four der Dia­spo­ra, Russ­land, Ukrai­ne, viel­leicht Bos­ni­en? Das macht sie­ben. Wer noch?

    Die Wer­tungs­bil­der sind inter­es­sant. Nichts­des­to­trotz wer­den die Fran­zo­sen und Ita­lie­ner das wahr­schein­lich anders sehen, und sei es nur wegen der ver­hin­der­ten Null­wer­tung für Anggun.

  • Bes­se­res Bei­spiel: war­um haben die gan­zen Dia­spo­ra-Tür­ken, die angeb­lich die Tele­fo­ne heiß­lau­fen las­sen, 2011 nicht für Aser­bai­dschan angerufen?”

    Ich glaub das lag unter ande­rem auch dar­an, dass die Tür­ken schon im Halb­fi­na­le raus­ge­flo­gen sind und kei­ner mehr das Fina­le in der ARD geschaut hat, da man ja nicht mehr für die Tür­kei mit­fie­bern konnte…

  •  “Die­se Musik­jour­na­lis­ten dürf­ten bei einem mög­li­chen Ein­satz dazu
    ange­wie­sen sein, Punk­te an Lie­der zu ver­ge­ben, die ihrer Mei­nung nach
    für die Charts am Bes­ten geeig­net sind.”

    Wenn ich mir Charts anhö­ren möch­te, schal­te ich Viva oder MTV ein und nicht den ESC. Damit ste­he ich sicher nicht allei­ne da. Den Ein­heits­brei, den man dort vor­ge­setzt bekommt, ist i.Ü. auch in den sel­tens­ten Fäl­len wirk­lich “deutsch”.

  • Ich mein­te damit, dass unse­re Punk­te­ver­ga­be end­lich wie­der als eine eher deut­sche als tür­ki­sche zu erkenn­bar ist. Ich fin­de es scha­de, dass man hier zu schnell falsch ver­stan­den wird…”

    Unse­re Punk­te­ver­ga­be IST bereits deutsch. Sie ist ein Spie­gel­bild unse­rer deut­schen Gesell­schaft, zu der auch grö­ße­re Ein­wan­de­rer­grup­pen aus der Tür­kei, aus Grie­chen­land und aus Ex-Jugo­sla­wi­en gehö­ren. Und da man aus Deutsch­land nicht für Deutsch­land anru­fen kann sind halt die Tür­kei oder Grie­chen­land immer ganz vor­ne mit dabei. Das kann man unge­recht fin­den, ist aber nun mal so. Man muss es locker sehen, wir sind eines von über 40 abstim­men­den Län­dern beim Con­test, so einen gro­ßen Ver­zer­rungs­ef­fekt hat die deut­sche Abstim­mung dann doch nicht – zudem wird das Gan­ze dann par­ti­ell auch wie­der durch “Gegen­ver­zer­run­gen” aus­ge­gli­chen – wir haben aus Öster­reich und der Schweiz in den letz­ten Jah­ren auch schon so man­chen Extra­punkt dafür bekom­men, dass Lena Lena war oder dass Ste­fan Raab Ste­fan Raab war. Oder man erin­ne­re sich an den legen­dä­ren Mal­lor­ca-Vote aus Spa­ni­en für Max Mutz­ke 2004. 

    Im übri­gen: vie­le mei­ner (deut­schen) Freun­de fan­den Can Bono­mo sehr cool. Oder Athe­na damals. Oder Hadi­se. Da rufen auch mas­sig Deut­sche für die Tür­kei an, so ist es ja nicht.

  •  Dass die Ergeb­nis­se von 2007 und 2008 Anlass für die Jury­rück­kehr waren, mag ja sein, aber ob die Unzu­frie­den­heit (nur) musi­ka­lisch bedingt war, ist eine ande­re Fra­ge. Viel­leicht woll­te “der Wes­ten” sich ein­fach nicht ein­ge­ste­hen, dass er mit dem bösen Ost­block nicht mehr mit­hal­ten konn­te und ver­dient auf den Plät­zen gelan­det ist, auf die ihn *Gesamt­eu­ro­pa* hin­ge­schickt hat­te? Finn­land und vor allem Schwe­den hat­ten in ande­ren Jah­ren offen­sicht­lich kei­ne Pro­ble­me, die Tele­vo­te­rIn­nen für sich zu gewin­nen, also wer­den die Bei­trä­ge wohl nicht her­aus­ra­gend gefal­len haben. Per­sön­lich kann ich weder die Begeis­te­rung für Mol­dau (scha­de, bei­nah im Semi raus­ge­flo­gen) noch Andor­ra nach­voll­zie­hen, aber das ist nur mein Geschmack.
    Wäre die “Jury” nach 2009 noch ein­ge­führt wor­den, hät­te man es dann nicht schon getan?

    Nun, die Mal­ta-Aser­bai­dschan-Mise­re ist doch offen­sicht­lich jury­ge­schul­det. Tele­vo­tings mögen nicht 100%ig mani­pu­la­ti­ons­dicht sein, aber gene­rell dürf­te es ein­fa­cher und siche­rer sein, sich mit drei Jury­mit­glie­dern oder dem Sen­de­chef gutzustellen.

  • Der “Song #1” hat fast flä­chen­de­ckend Punk­te bekom­men. Dass er Dir nicht gefällt ist ja legi­tim, aber dem euro­päi­schen Publi­kum des­we­gen vor­zu­wer­fen, sie wür­den in einem “Bizar­ro-Uni­ver­sum” leben, fin­de ich uner­träg­lich. Ganz neben­bei: Hät­te es damals schon eine “Jury”-Wertung gege­ben, wäre er in die­ser Wer­tung auf Platz 2 gelandet.
    2007 war das schwie­ri­ge Jahr mit dem Mons­ter­se­mi, das man ab nächs­tem Jahr zum Glück in zwei Halb­fi­nals auf­spal­ten soll­te. Hät­te man das damals schon so gehand­habt, wären wahr­schein­lich auch west­eu­ro­päi­sche Län­der aus den Vor­run­den ins Fina­le gekom­men (sicher­lich Por­tu­gal, Andor­ra, Island), wirk­lich etwas geris­sen hät­ten die dort aller­dings eher wenig.

    Die Top3-Wer­tun­gen las­sen sich trotz “Jury” doch noch blind vor­aus­sa­gen: die besteht i.d.R aus dem Füh­ren­den, (kul­tu­rel­len) Nach­barn und Dia­spo­ra-Hei­mat­län­dern, vari­ie­rend nach Gesamt­trend. Von sel­te­nen Aus­nah­men abge­se­hen. Wir kön­nen eigent­lich sogar froh sein, dass die Wer­tun­gen stark natio­nal geprägt sind. Gäbe es die­se Unter­schie­de nicht, wür­den die Top-10 jedes Lan­des ziem­lich gleich aus­se­hen. Heu­er wäre es viel­leicht wenigs­tens an der Spit­ze noch span­nend geblie­ben, wenn sich die 10er und 12er an Russ­land und Schwe­den abge­wech­selt hät­ten. Aber 2005–2010 hät­ten “neu­tra­le” Punk­te­ver­ga­ben aller Län­der die Zuschaue­rIn­nen eher  zum vor­zei­ti­gen Abschal­ten bewegt.

    Von der “Jury” in regel­mä­ßi­gen Abstän­den gedisst wer­den: Arme­ni­en, Aser­bai­dschan, Bela­rus, Bul­ga­ri­en, die ehe­ma­li­ge jugo­sla­wi­sche Repu­blik Maze­do­ni­en, Grie­chen­land, Hol­land, Lett­land, Spa­ni­en (außer 2012 dank Schwe­den-Bei­trag) und die Türkei.
    Die Ukrai­ne ist dage­gen nach Ita­li­en die größ­te Jury-Pro­fi­teu­rin. Wer hät­te das gedacht?

  •  Was die Qua­li­tät der Jahr­gangs 2007 angeht, da schei­den sich unse­re Geis­ter. Für mich war es ein über­aus star­ker Jahr­gang, aller­dings nur auf Sei­ten des Ostens.
    Wenn wir von den drei Län­dern abse­hen, die sich mit einem 2‑Se­mi-Sys­tem qua­li­fi­ziert hät­ten (Por­tu­gal ist übri­gens mein ein­zi­ger Favo­rit aus West­eu­ro­pa und ich ärge­re mich heu­te noch über das knap­pe Aus­schei­den, aber als beson­ders hoch­wer­tig wür­de ich es nicht ein­stu­fen), kom­me ich auf kei­nen west­eu­ro­päi­schen Bei­trag des Semis, der die Final­qua­li­fak­ti­on auch nur ansatz­wei­se ver­dient hät­te. Die 90er-Euro­trash-Num­mern aus Zypern, Hol­land und Öster­reich etwa? Die pein­li­che Tran­sen­num­mer aus Däne­mark? Der Bil­lig­schla­ger für Nor­we­gen oder der Klang­brei aus Est­land? Nee, dage­gen war selbst Mold­aus Wei­ter­kom­men hochverdient.
    Von den Fina­lis­ten hät­te Finn­land womög­lich näher an die Top10 kom­men kön­nen. Na gut, reich­te es eben nur für Rang 17. Im Jahr davor haben sie gewon­nen. Deutsch­land war hand­werk­lich nicht schlecht, aber für den gemei­nen Euro­pä­er in etwa so appe­al­ing als wie alter Fisch. Schwe­den war ähn­lich zu speziell/amerikanisch. Für den Rest (Spanien/England/Frankreich/Irland) war im Grun­de jeder Punkt zu viel. Ok, Irland ist nett auf CD – auf der CD.

  • Okay, ich hat­te mir eigent­lich vor­ge­nom­men, hier nicht mehr zu pos­ten, weil ich mich doch nur unnö­tig auf­re­ge – aber wo waren die vie­len star­ken Songs aus Ost­eu­ro­pa 2007? “Molit­va”, “Dancing Lasha Tum­bai”, “Water” und “Unsub­stan­ti­al Blues” geste­he ich zu – alles ande­re war lang­wei­lig, schon tau­send­mal da oder bei­des. Das genau ist mein Punkt – die West­eu­ro­pä­er waren durch­ge­hend schwach (bis auf Andor­ra), aber die Ost­eu­ro­pä­er waren nicht so viel bes­ser – jeden­falls nicht in dem Aus­maß, wie es das Score­board am Ende dar­stell­te. “Fight” gehört mei­nes Erach­tens in die Top 5 der unver­dien­tes­ten Wei­ter­kom­mer aller Zei­ten, und die Kon­kur­renz für die­se Lis­te ist wirk­lich hart, beson­ders, wenn man 1996 mit­rech­net. Aber viel­leicht ist das der Punkt – dir gefiel 2007, mir nicht, und kei­ner von uns bei­den hat in irgend­ei­nem Sin­ne “recht” oder “unrecht”.

    Was an Glam Rock, einer bri­ti­schen Erfin­dung, ame­ri­ka­nisch sein soll, muss mir bei Gele­gen­heit auch mal jemand erklä­ren. Und lass den Haus­herrn bloß nicht hören, wie schlecht du hier über “Dra­ma Queen” redest. 😉

    Die Nie­der­lan­de, die so oder so nur 2012 ins Fina­le gekom­men wären, als “von den Jurys gedisst” dar­zu­stel­len, ist reich­lich faden­schei­nig und dünn. Glei­ches gilt für Lett­land, das in den letz­ten drei Jah­ren nicht mal ansatz­wei­se ins Fina­le gekom­men wäre (zwei­mal Letz­ter im Semi spricht eine recht deut­li­che Spra­che). Und im Fall der Dia­spo­ra-Pro­fi­teu­re ist das Dis­sen der Sinn der Übung. Das passt denen natür­lich nicht, aber so ist es eben. Außer­dem fehlt in der Lis­te ja wohl ein­deu­tig Norwegen. 🙂

  • Ja, aber nach der rei­nen Dia­spo­ra-Logik hät­ten die­se Tür­ken dann doch erst recht für das Bru­der­land ein­ste­hen müs­sen – es gab ja kei­ne Kon­kur­renz aus der Hei­mat mehr. Aber genau das ist nicht passiert.

  • Da im Zwei­fels­fall die Jury­stim­men hin­ter denen der Tele­vo­ter zurück­ste­hen und Mal­ta nur auf knapp über 300,000 Leu­te kommt, sind bei­de enorm leicht beein­fluss­bar, aber bei den Tele­vo­tern lohnt die Arbeit eher.

  • Ich kann über­haupt nicht nach­voll­zie­hen, was man an “Song #1” fin­det, wenn man(n) nicht pri­mär optisch kon­su­miert, sor­ry. Bil­li­ger, abso­lut glatt pro­du­zier­ter Girl-Band-Pop, der garan­tiert abge­schmiert wäre, wenn er nicht aus einem der größ­ten Nach­bar­schafts-Pro­fi­teurs-Staa­ten gekom­men wäre. Aber ich habe auch den zwei­ten Platz für “Shady Lady” oder den drit­ten für “Secret Com­bi­na­ti­on” ein Jahr spä­ter bis heu­te nicht ver­stan­den. Oder Platz 4 für “Angel” 2011. Ich bin da manch­mal ein biss­chen komisch.

  •  Ist klar, Russ­land hat ja auch 36 Nachbarländer…
    Das Auge hört immer mit, war auch 2010 so. Aber da stört’s dann auf ein­mal nicht. 😉

  • Ich kann über­haupt nicht nach­voll­zie­hen, was man an “Song #1” fin­det, wenn man(n) nicht pri­mär optisch kon­su­miert, sorry.”

    Ich auch nicht, aber da sind wir schein­bar in der Min­der­heit. Ser­er­bro haben aus 36 von 41 abstim­men­den Län­dern Punk­te bekom­men. Ein ein­deu­ti­ges Votum dafür, dass die Num­mer euro­pa­weit ange­kom­men ist. Wenn man den ESC schaut, muss man sich halt damit abfin­den, dass sich der eige­ne Geschmack nicht zwangs­läu­fig mit dem der rest­li­chen Zuschau­er deckt. 

    2007 war übri­gens West­eu­ro­pa genau so tra­shig wie der Osten, wenn nicht noch mehr. Groß­bri­tan­ni­en mit die­ser abge­lau­fe­nen Flug­zeug-Crew? Frank­reich in Rosa mit der Kat­ze um den Hals? Spa­ni­en mit ner Boy­band von 1995? Bel­gi­en mit ner in Glit­zer gehüll­ten Schnulz-Funk-Com­bo? Sor­ry, das war doch ein ver­krampf­ter, pseu­do-iro­ni­scher Total­aus­fall nach dem ande­ren… der Osten hat 2007 völ­lig zurecht domi­niert. Viel­leicht nicht, weil deren Bei­trä­ge so toll waren – son­dern weil der Wes­ten schlicht­weg nur irrele­van­ten Müll geschickt hat, gesun­gen von Inter­pre­ten, deren Kar­rie­re im Hei­mat­land schon längst am ver­we­sen war.
    Der Osten war zwar teil­wei­se auch käsig (Ukrai­ne), aber auch stel­len­wei­se ambi­tio­niert und inter­es­sant (Geor­gi­en, Bul­ga­ri­en) und wenn schon das nicht, dann zumin­dest pro­fes­sio­nell prä­sen­tiert (Weiß­russ­land).

  •  Es ist alles Geschmack­sa­che, aber so sind die Mehr­heits­ent­schei­dun­gen des Publi­kums. Du impli­zierst doch, dass Euro­pa nicht für den Wes­ten gestimmt hät­te, weil es den Wes­ten benach­tei­li­gen wür­de. War­um hat­te es dann in allen and­ren 14 Tele­vo­ting­jah­ren (außer vllt. noch 2008 in klei­ne­rem Aus­maß) kei­ne Pro­ble­me damit, gute Bei­trä­ge aus dem West­eu­ro­pa nach vor­ne zu wäh­len? Weil die Ost­ma­fia in einem Jahr beschloss, “böse” zu sein (und dazu das West­pu­bli­kum gegen sich selbst auf­hetz­te?). Unfug. Man kann den eige­nen Geschmack nicht zum pan­eu­ro­päi­schen Maß­stab erhe­ben. Wür­de ich das tun, wäre z.b. Deutsch­land 2010 letz­ter geworden.
    Du wirst mich des­we­gen auch nicht dazu krie­gen, “Fight”  zu ver­tei­di­gen. Ich selbst noch einen Groll gegen das Lied, weil es sowohl im Semi als auch Fina­le wel­che mei­ner Top-Favo­ri­ten aus den Top10 ver­drängt hat.

    Wegen des Glam Rock kor­ri­gie­re ich mich, dann halt alt­mo­disch, irri­tie­rend, wie auch immer.

    Hol­land wäre auch 2010 (fast) ins Fina­le gekom­men, zumin­dest war es sehr viel bes­ser als bei der “Jury”-Wertung plat­ziert; in bei­den Jah­ren bei sehr unglück­li­chen Semiauslosungen.
    Dass mit geziel­ten Dis­sen der Dia­spora­pro­fi­teu­re mag sein, aber die müs­sen lei­der auch bei der Stan­ge gehal­ten wer­den. Sonst heißt es: “Bye, bye”.

  •  Ok, das Tele­vo­ting mag in klei­nen Staa­ten­leicht mani­pu­lier­bar sein. Bei Aserbaidschan/Malta bin ich mir jedoch sicher, dass da (auch) die Jury invol­viert ist. Wenn ich mir anse­he, von wem Mal­ta noch so alles sei­ne Stim­men bezieht, trei­ben sie es wohl nicht nur mit Aser­bai­dscha­ni­schen Juroren.

  • Die 50:50-Methode ist schon eine gute Sache. Man  braucht sich ja nur anse­hen, wel­che schwach­sin­ni­gen Ergeb­nis­se bei rei­nem Tele­vo­ting raus­ge­kom­men sind. (Ja, Dia­spo­ra-Voting ist dabei ein Pro­blem und ja, gera­de die Tür­kei hat davon immer profitiert.)

    Scha­de, daß TRT so ein Thea­ter insze­niert. Die tür­ki­schen Bei­trä­ge der letz­ten Jah­re waren oft wirk­lich gut. (Can Bono­mo mal aus­ge­nom­men, der hat weh getan.) Aber lie­ber auf einen tür­ki­schen Song ver­zich­ten als sich den gan­zen Con­test wie­der von rei­nem Tele­vo­ting rui­nie­ren lassen.

  •  Die schwach­sin­ni­gen Ergeb­nis­se fin­det man aber eher auf Sei­ten des “Jury”-Votings. 😉

  •  Dan­ke. sehr geehr­ter Blogger !
    Mir ist es per­sön­lich sehr scha­de um das Nicht-Dabei-Sein der Tür­kei – ich fand die Bei­trä­ge in all den Jah­ren (fast immer) anders­ar­tig, ent­we­der hoch-retro oder super-neu, aber immer gut und meist mutig! Scha­de drum.… 

  • Ein letz­ter Ein­wurf zu Ser­eb­ro: Ja, da kamen Wer­tun­gen aus 36 Län­dern, das stimmt. Aber inter­es­sant wird es, wenn man sich die­se Wer­tun­gen mal genau­er vornimmt.

    12 Punk­te: Weiß­russ­land, Arme­ni­en, Estland.
    10 Punk­te: Ukrai­ne (und das wohl auch nur, weil man die 12 Punk­te über die Nord­west­gren­ze wer­fen konnte).
    8 Punk­te: Grie­chen­land, Tür­kei, Isra­el, Moldawien.
    0 Punk­te: Öster­reich, Bel­gi­en, Alba­ni­en, Schweiz, Niederlande.

    Alle die­se Wer­tun­gen außer der Tür­kei und Grie­chen­land (und den Nullern) las­sen sich aus mei­ner Sicht unter “Nach­bar­schafts­vo­ting” – oder im Fal­le Isra­els unter “Dia­spo­ra” – ver­bu­chen. Kein west­eu­ro­päi­sches Land hat dem Lied mehr als sechs Punk­te gege­ben, und alle Null­wer­tun­gen außer der alba­ni­schen kamen aus West­eu­ro­pa. Es kam an, aber der drit­te Platz war den­noch eine klas­si­sche Über­be­wer­tung – rea­lis­ti­scher wäre ein Abschnei­den um Platz 5–7 gewe­sen, wie es das mehr oder weni­ger freund­lo­se Bul­ga­ri­en in dem Jahr geschafft hat (Vier­ter war die Tür­kei, deren Lied bes­ser ankam als in den Vor­jah­ren, die aber auch mas­siv von ihrer Dia­spo­ra pro­fi­tiert hat).

    Viel­leicht hat sich das Bild auch ein­fach immer kla­rer gezeich­net, je mehr Län­der dazu­ka­men, denn die Neu­lin­ge kamen in den meis­ten Fäl­len (San Mari­no mal außen vor gelas­sen) aus Ost­eu­ro­pa (Mol­da­wi­en 2005, Arme­ni­en 2006, Tsche­chi­en und Geor­gi­en 2007, Aser­bai­dschan 2008). Ein Land, das einem ande­ren immer die 12 Punk­te gibt, ist hin­nehm­bar – aber da scheint irgend­wann ein­fach eine kri­ti­sche Mas­se über­schrit­ten wor­den zu sein, was von den (größ­ten­teils mit grau­si­gen Lie­dern ange­tre­te­nen) West­eu­ro­pä­ern noch als tole­ra­bel emp­fun­den wur­de. Das kann man deklas­sie­rend fin­den, viel­leicht sogar ras­sis­tisch, aber so muss es gewe­sen sein, sonst hät­te sich die EBU die Mühe mit den Jurys ja nicht gemacht. Viel­leicht haben die Big Four die Ver­ant­wor­tung für ihr dau­er­haft mie­ses Abschnei­den an der fal­schen Stel­le gesucht und sich Ver­bün­de­te unter den per­ma­nent im Semi Gestran­de­ten gesucht.

  • Nein. Ich impli­zie­re gar nichts. Ich sage ganz offen, dass vie­le Tele­vo­ting-Ergeb­nis­se der ost­eu­ro­päi­schen Län­der nicht nur, aber auch als Gefäl­lig­kei­ten unter Nach­barn durch­ge­hen (oder als Mei­nungs­äu­ße­run­gen einer ent­spre­chen­den Min­der­heit im Lan­de), und dass beson­ders bei den Ergeb­nis­sen der Kau­ka­sus-Staa­ten lei­der auch die Jurys wenig dar­an bewegt haben. Ich sage, dass die Tele­vo­ting-Ergeb­nis­se der West­eu­ro­pä­er mas­siv von Dia­sporas beein­flusst waren (und auch heu­te noch sind). Das ist ein­fach so, und die Ergeb­nis­se von 2007 und 2008 haben dar­auf ein Schlag­licht gewor­fen, weil in bei­den Jah­ren zusam­men genau ein Lied aus West­eu­ro­pa in die Top 10 kam (“Hold On Be Strong” 2008, dank einer Gra­na­te von Start­platz), ohne dass die Qua­li­tät der Lie­der das ernst­haft gerecht­fer­tigt hät­te (wo war 2008 “Senho­ra do Mar”? “Divi­ne”? “Mis­sä mie­het rat­s­a­staa”? Und ja, sogar “Your Heart Belongs to Me”?). 2006 waren es drei, 2005 immer­hin vier, wenn man Mal­ta als West­eu­ro­pa zählt, und auf die­sem Stand waren wir 2009 wieder.

    Außer­dem bin ich der Ansicht, dass die Wie­der­ein­füh­rung des 50/50-Splits die West­eu­ro­pä­er ange­spornt hat, es bes­ser zu machen als in den düs­te­ren Jah­ren des Tele­vo­tings, weil sie (berech­tigt oder nicht) wie­der Licht am Ende des Tun­nels sahen. Ich glau­be, dass erst die­se Ände­rung dazu geführt hat, dass ins­be­son­de­re die Bri­ten und die Fran­zo­sen wie­der ernst­zu­neh­men­de Künst­ler zum ESC ent­sen­den (dass die Bri­ten dann Leu­te wäh­len, die ihren Zenit vor min­des­tens 25 Jah­ren hat­ten, ist ein ande­res The­ma). Die­se Leu­te hät­ten sich einem rei­nen Tele­vo­ting nicht stel­len wol­len, und der ESC wäre des­we­gen ärmer gewe­sen – das x‑te Cas­ting­show-Stern­chen anstel­le von Jade Ewen? Die x‑te obsku­re Band aus dem Nir­gend­wo anstel­le von Patri­cia Kaas?

    Aber kön­nen wir uns viel­leicht dar­auf ver­stän­di­gen, dass wir hier kei­nen Kon­sens fin­den wer­den? Du bist der Tele­vo­ting-Ver­fech­ter, deut­schel­and ist der Jury-Pre­di­ger, ich ste­he zwi­schen den Polen, und dabei belas­sen wir es viel­leicht besser.

  • Klar punk­te­ten Ser­eb­ro gut in den ehe­ma­li­gen Sowjet­staa­ten, z.B. weil man dort auch noch rus­si­sches TV und rus­si­sche Musik kon­su­miert. Die Stimm­ab­ga­ben der nicht-rus­so­fo­nen Län­der als Maß­stab für eine “unver­fälsch­te” Stimm­ab­ga­be zu neh­men ist aber eine typi­sche Milch­mäd­chen­rech­nung, denn die sind ja genau­so von kul­tu­rel­len Ein­flüs­sen und Dia­spora­stim­men geprägt. Wenn man kon­se­quent Dia­spo­ra und Nach­barn igno­rie­ren wür­de, wäre Russ­land in der iri­schen Wer­tung etwa auf Platz 1. Zumal waren Ser­eb­ro und Kol­dun (Filip Kirk­o­row erwäh­ne ich gar nicht erst) gera­de zu frisch­ge­ba­cke­ne Super­stars am post-sowje­ti­schen Musik­him­mel augestiegen.
    Ent­schul­di­gung, aber es ist wie­der die­se unseg­li­che igno­ran­te Dop­pel­mo­ral, vom Ost­pu­bli­kum ein total unvor­ein­ge­nom­me­nes Votum zu erwar­ten, und gleich­zei­tig der deut­schen “Fach­ju­ry” zu applau­die­ren, wenn sie bei zwei bis drei Prom­o­auf­trit­ten (war­um hat der Raab die nur ein­ge­fedelt?) 12 Punk­te an den etwas zwei­fel­haf­ten Bei­trag des Bru­der­lands gibt. Übri­gens lag das “freund­lo­se Bul­ga­ri­en” in der 50/50-Wer­tung nur auf Rang 10, woge­gen Russ­land sogar eine Posi­ti­on gut­ma­chen konnte.

  • Wie vie­le Bei­trä­ge aus West­eu­ro­pa auch immer 2007/2008 in den Top10 gele­gen haben mögen, Fakt ist doch nun­mal, dass das glei­che Publi­kum in den Jah­ren zuvor und danach kei­ne Pro­ble­me damit hat­te, ein aus­ge­wo­ge­nes oder sogar den Wes­ten begüns­ti­gen­des Ver­hält­nis im End­ergeb­nis zu schaf­fen. Also muss die Qua­li­tät, oder bes­ser gesagt, der Appeal, das schon gerecht­fer­tigt haben. Ob Du oder ich ande­re Favo­ri­ten hat­ten, die wir statt­des­sen ger­ne oben gese­hen hät­te, spielt kei­ne Rol­le. Por­tu­gal 2008 z.B. war klas­si­sches Fan­fut­ter (erha­be­ne Diva singt dra­ma­ti­sche Bal­la­de), und über­haupt konn­te Por­tu­gal sich noch NIE auf die Jurys ver­las­sen. Por­tu­gals Chan­cen als Grund für die Jury­wie­der­ein­füh­rung ist wohl ein schlech­ter Witz.
    Außer­dem, das soll­te man beden­ken, wenn man die Gren­zen West­eu­ro­pas strikt defi­niert, kom­men auch weni­ger als ein Drit­tel der Gesamt­teil­neh­mer daher. 4/10 wäre bereits ein statt­li­cher Anteil.
    Es ist auch schwer zu leug­nen, dass der ESC im Osten und Skan­di­na­vi­en (ernst­zu­neh­men­der Wett­be­werb, vgl. mit Sport­tu­nie­ren) eine ande­re Stel­lung hat­te (und immer noch hat) als im übri­gen Euro­pa (alt­ba­cken, gay, …). Und sehen wir von Deutsch­land dank Raab ein­mal ab, soo viel geän­dert hat sich seit­dem nicht. Dass die Erfolgs­bi­lan­zen auf lan­ge Sicht unter­schied­lich sind, ist doch nur fair.

    Was ist Jade Ewen dann, wenn kein x‑tes Cas­ting­show-Stern­chen? Gut, Andrew Lloyd Web­ber ist sicher keins, jedoch hat man das sei­ner ideen­lo­sen Auf-Num­mer-Sicher-geh-Dis­ney-Bal­la­de schwer ange­merkt. Mit Platz 10 in dem star­ken Jahr­gang war Euro­pa noch gnä­dig genug. Blue, und selbst Engel­bert dage­gen hät­te es sehr gut getan, unter 100% Tele­vo­ting teil­zu­neh­men. Die pri­mär von den west­li­chen Tele­vo­tern ver­schmäh­te Patri­cia Kaas hät­te es viel­leicht nicht gege­ben; ja, mein Gott, dann eben nicht! Anders­her­um glau­be ich näm­lich, dass die “Jury”-Mitbestimmung eher nega­ti­ven Ein­fluss auf die Bei­trags­wah­len der meis­ten Sen­der, v.a. aus Ost­eu­ro­pa, hat­te. 2010 und 2011 gab es ja fast über­haupt nichts Muti­ges, Eth­ni­sches oder Expe­ri­men­tel­les mehr, statt­des­sen Unmen­gen an Blüm­chen­pop und femi­ni­nen Powerballaden.

    Ich bin eigent­lich kein Ver­fech­ter des Tele­vo­tings, zumin­dest nicht so lan­ge die Anru­fe pro Anschluss auf einen ver­nünf­ti­ge Zahl begrenzt wer­den. Aber die­ses unde­mo­kra­ti­sche, kul­tur­ras­sis­ti­sche, kor­rup­te und intrans­pa­ren­te “Jury“system muss weg. Da hat die TRT nun­mal Recht und ich unter­stüt­ze sie in ihrem Ent­schluss voll und ganz.

  • Quel­le für die 50/50-Wer­tung für 2007?

    Neben­bei habe ich der soge­nann­ten Fach­ju­ry mit kei­nem Wort für die deut­sche Bewer­tung Öster­reichs applau­diert – kla­rer Fall von Nach­bar­schafts­vo­ting, ohne jede Fra­ge. Aber Haupt­sa­che, man hat das Gefühl, einen Punkt gemacht zu haben, nicht wahr?

    Igno­ran­te Dop­pel­mo­ral? Wo habe ich bit­te ein unvor­ein­ge­nom­me­nes Votum ein­ge­for­dert? Kein Land stimmt unvor­ein­ge­nom­men ab, und genau des­we­gen wur­den die Jurys wie­der ein­ge­führt (wie das geklappt hat, dar­über kann man strei­ten). Ich habe Fest­stel­lun­gen getrof­fen, kei­ne For­de­run­gen erho­ben – mit den Zah­len kann man, wenn man sie nur ein biss­chen auf­be­rei­tet, nahe­zu alles (und das Gegen­teil) beweisen. 

    Ich hab jetzt jeden­falls genug von die­ser Debat­te. Wie schon erwähnt, wer­den wir hier auf kei­nen gemein­sa­men Nen­ner kom­men, und da kei­ner von uns bei­den bereit ist, sich auch nur einen Fin­ger­breit zu bewe­gen, hat die gan­ze Sache kei­ner­lei Sinn. Wenn ich mich mit Leu­ten wochen­lang ohne Ergeb­nis über letzt­end­lich bedeu­tungs­lo­se Din­ge strei­ten will, dis­ku­tie­re ich online über “gutes Rol­len­spiel” oder das Regel­sys­tem von DSA, aber den ESC las­se ich mir davon nicht ver­der­ben. Schö­nen Tag noch.

  • 01. Ser­bi­en
    02. Rus­si­sche F.
    03. Ungarn
    04. Ukraine
    05. Belarus
    06. Deutschland
    07. Griechenland
    08. Lettland
    09. Georgien
    10. Bulgarien
    11. Moldau
    12. Ehe­ma­li­ge jugo­sla­wi­sche Repu­blik Mazedonien
    13. Bos­ni­en und Herzegowina
    14. Türkei
    15. Schweden
    16. Slowenien
    17. Armenien
    18. Finnland
    19. Spanien
    20. Rumänien
    21. Frankreich
    22. Litauen
    23. Eng­land (VK)
    24. Irland

    http://eurovision.blog.ndr.de/2008/05/19/mit-jury-ware-roger-cicero-voriges-jahr-sechster-geworden/

    Ich war womög­lich zu pau­scha­li­sie­rend und habe mich auch nicht kon­kret auf Dich, son­dern die “Jury”-Befürworter im All­ge­mei­nen bezo­gen (sry, wenn das falsch rüber­kam), trotz­dem: wer es befür­wor­tet, oder zumin­dest nicht ablehnt, dass 200 durch­ge­dreh­te Schwes­tern mit glei­cher Power ein­fach Mal gegen einen gan­zen Kon­ti­nent anvo­ten, weil er meint, das Ergeb­nis wür­de dadurch fai­rer, der muss sich auch “unpas­sen­de” Gegen­fak­ten auf­ti­schen las­sen. So wie den “Jury”-Gegnern bekannt­lich auch kein Halt vor den Dia­spo­ra­zah­len gemacht wird. 😉 Letz­te­re sehe ich im Übri­gen auch als Pro­blem, falls das nicht deut­lich gewor­den sein soll­te. Den­noch legen die Punk­te an Russ­land auch nichts wei­te­res zu Grun­de als:
    – Län­der­vo­tes sind von kul­tu­rel­len Gemein­sam­kei­ten und Dia­spo­ra durchsetzt
    – oben lan­den immer die, die am flä­chen­de­ckends­ten Gefal­len finden.
    Viel mehr Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum gibt es eigent­lich nicht.

    Zu guter Letzt habe ich die Dis­kus­si­on auch nicht als so unan­ge­nehm emp­fun­den, wie es bei dir zu sein scheint (und das tut mir Leid). Ich bin nicht in ers­ter Linie ESC-Fan, weil ich die Musik so unbe­schreib­lich geil fin­den wür­de, viel mehr eigent­lich wegen des Drum und Drans, dazu gehört der Mei­nungs­au­tausch, Pro­gno­sen abzu­ge­ben, EBU-Poli­tik zu ver­fol­gen, etc. Auch wenn ich mir die­se Debat­te kon­kret, das ist klar, natür­lich ger­ne schen­ken würde.

  • […] ja nicht Unrecht: Auf­ga­be der Jurys ist es, ihnen Punk­te zu klau­en. Die Tür­ken haben das bereits gemerkt, ich bin gespannt, wie lan­ge Putin die euro­vi­sio­nä­re Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft noch […]

  • […] erneu­ten Ver­hand­lun­gen zwi­schen der EBU und dem Staats­sen­der konn­ten die Tür­ken, die bereits 2013 aus Pro­test gegen das Big-Five-Pri­vi­leg und die Jurys aus­setz­ten, noch nicht zu einer Rückkehr […]

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