Es gibt solche Acts, da tue ich mich wirklich schwer damit, sie angemessen zu beschreiben. Man stelle sich vor: der jüngere Bruder von a‑ha-Frontmann Morten Harket (die Älteren werden sich erinnern) verkleidet sich mit Frack, Fliege, Zylinder und Schuhen in Krusty-the-Clown-Größe als Party-Conferencier, stellt sich auf die Bühne und blickt abwechselnd verschüchtert, verschmitzt und verloren in die Kameras. Soweit, so kompliziert? Und ich habe noch gar nicht angefangen, zu versuchen, den Song zu schildern! Ein treibender Elektrobeat; ein sphärisch wabernder, rockiger Synthiesoundteppich; eine klassisch-klagende Indiesängerstimme, passables Englisch und praktisch kein erkennbarer Refrain. Dazu tanzen im Bühnenhintergrund ein paar Harlekine auf Kisten und eine Frau im weißen Kleid trägt einen roten Ball durch die Gegend. Klingt verwirrend? Ist es auch. Vor allem, weil mir dieses abstruse Konstrukt auf Anhieb gefällt. Und zu meiner großen Überraschung gerade die litauische Vorentscheidung gewonnen hat. Meine Damen und Herren: Andrius Pojavis mit ‘Something’!
Katja Ebstein hat angerufen und will ihre Bühnenshow von 1980 zurück!
Morten Harket Andrius Pojavis setzte sich im ausschließlich von den Juroren bestimmten Superfinale der besten Drei gegen zwei dicke Frauen durch: zum Einen die an Beth Ditto erinnernde Miss Sheep, die gemeinsam mit ihrem trommelschlagenden Technoschlumpf Gerai Gerai die sympathisch-treibende Elektronummer ‘War in the Wardrobe’ präsentierte, mit der sie bereits in den Vorrunden beim Publikum abräumte, von der Jury aber zunächst herausmanipuliert und später durch eine Wildcard wieder ins Rennen gebracht wurde, woraufhin sie das Semifinale gewann. Und wäre es rein nach den Zuschauern gegangen, hätten wir sie in Malmö gesehen. Zweite Heulboje im Bunde war Girmantė Vaitkutė, die nicht nur optisch an Chiara erinnerte, sondern auch eine ähnlich dröge Ballade sang, wie es die Malteserin bei ihren drei Eurovisionsauftritten stets zu tun pflegte. Ihren Finaleinzug verdankte sie ausschließlich den Juroren, das Publikum hätte lieber die auch von mir präferierte Bad-Boys-Blue-Gedenkkappelle Dar gesehen, die mit ‘Jump’ eine supereingängige Referenz an die goldene Ära des Eurodancetrash Mitte der Achtziger brachte.
Silver Convention haben angerufen und wollen ihre Handography von 1977 zurück
Hat Litauen mit seiner Indie-Nummer Chancen aufs Finale?
- Zehn aus 16 – das sollte zu schaffen sein. Selbst damit. (39%, 24 Votes)
- Auf jeden Fall! Das ist auf’s Angenehmste auffallend, das kommt weiter. (32%, 20 Votes)
- Niemals! Das hat doch noch nicht mal eine Melodie! (29%, 18 Votes)
Total Voters: 62
Komisch. Wo man hinkommt, alle mögen den Song. Dabei hatte ich mich schon so schön auf einen Verriss von dir gefreut. 😉
Och Mensch, leider ist das Lied doch total langweilig… Spätestens nach ner halben Minute.
Gerai & Sheep hatten das schönere Lied am start!!
Auch bei einem Sieg von ‘War in the Wardrobe’ hätte ich frohlocket und lobpreiset. War auch schön. Ich hätte es beiden gegönnt, und ich hatte den Eindruck, die sich gegenseitig auch. Vielleicht kann die tolle Miss Sheep ja noch bei der Eesti Laul mitmachen, da würde sie nämlich auch gut hinpassen! 😉
Wha…? Was ist denn jetzt kaputt? Wer ist der Autor, und was hat er mit Oliver angestellt? Ein Song aus einem mit L anfangenden Staat im Baltikum, und es folgt kein Verriss? Ich bin angemessen erstaunt. 😉
Ehrlich gesagt, habe mich selten so gelangweilt bei einem Uptemposong. Was soll eigentlich der olle Hut auf dem Kopp. Egal ist eh nur Füllmaterial fürs Semi.
Das Eurovisionsjahr ist ja noch jung und ich bin (wir sind) noch nicht durch das Stahlbad der maltesischen Vorentscheidung gegangen. Noch hat sich mein Wahrnehmungsfenster für nicht hundertprozentig dem klassischen Eurovisionsschema entsprechenden Liedern noch nicht wieder ganz geschlossen. Das ändert sich bestimmt noch, und vielleicht bekommt auch Little Imp dann noch den begehrten Verriss nachgeliefert… 😉
Litauen wieder einmal mutig – und huch, mir gefällt das auch auf Anhieb – ein höchst charmantes Etwas.
Und sollte es nix werden in Malmö… dann taugt das Stück dank des roten Balles immer noch als neue Erkennungsmelodie für VOX 🙂
Wo soll ich das Lied einordnen?
Irgendwie hat das Lied etwas schwedisches an sich…
Die Bezeichnung “etwas” passt. Letztes Jahr wäre das höchstens auf dem 20. Platz gelandet; vielleicht kann man in drei Monaten eine ähnliche Platzierung für 2013 einschätzen.
Wenigstens kann ich hier aber (noch) kein Plagiat erkennen (anders als bei Weißrussland mit dem “I Need To Know”-Refrain (vgl. Marc Anthony) und Belgien mit der Refrainstruktur “Love Kills Over And Over = Cool Vibes, How Don’t You Kill Me?”). Das ist schon mal etwas.
Ach, das ist wirklich hübsch und ja, ich habe auch an Katja Ebsteins ‘Theater’ gedacht. Ein wirklich angenehmes Sommerlied für den spätnächmittaglichen Äppler am Mainufer mit Blick auf die Skyline. Habe gerade mit einer litauischen Freundin von Germanys next Bundeskabinett korrespondiert und alles Gute für dieses Lied gewünscht.