Das dürfte wohl eine Première sein: in Lettland entschied sich das Publikum in der heutigen Dziesma unter 12 Angeboten für den richtigen Interpreten – und den falschen Song. Die Gruppe PeR, die bereits letztes Jahr mit ‘Disco Superfly’ den einzigen guten Titel des Vorentscheids ablieferte, war heute Abend mit gleich zwei Beiträgen vertreten. Nämlich ‘Sad Trumpet’, einer zu weiten Teilen instrumentalen, melancholischen und leicht skurrilen Jazz-Nummer – und wiederum der einzige gute Beitrag der gesamten Vorentscheidung. Und zweitens mit ‘Here we go’, einem wirren, blamablen und leicht nationalistischen Rap-Gestammel mit fußnägelaufrollenden Falsetteinlagen, dargeboten in Glitzeranzügen. Wohl um ein Stimmensplitting zu verhindern, baten sie ihre Fans, nur für einen der beiden Songs anzurufen: natürlich für den falschen, den letzteren. Und die Fans folgten dem Aufruf in Scharen.
Da hilft auch der nackte Oberkörper nichts
So schied ‘Sad Trumpet’ mit ein paar Hundert Zuschauerstimmen aus, ‘Here we go’ kam als Spitzenreiter ins Superfinale, wo es erwartungsgemäß auch mit den Jurystimmen gewann. Und nun kann man wahlweise froh sein, dass wenigstens das schreckliche ‘I need a Hero’ von einer schreienden Frau im Hochzeitskleid verhindert wurde, das es ebenfalls unter die letzten Drei schaffte. Oder traurig über diese furchtbare Fehlentscheidung, mit der das Land zu Recht wieder auf einem der hinteren Plätze verenden wird. Aber so lang die Letten ein solch trauriges Aufgebot aus pseudozyprischen Boybands, zugekoksten Bankern in Slippern ohne Socken, Medusen und blondierten Busenwundern für ihren Vorentscheid aufstellen, kann auch nichts Gescheites dabei herauskommen. Nun bleibt nur noch die schwache Hoffnung, dass Lettland dem weißrussischen Vorbild folgt – von Lukaschenko lernen, heißt siegen lernen! – und die Band behält, aber den Song noch austauscht…
Das wäre ihr Preis gewesen!
Rein der Form halber sei die Frage gestellt: kommt ‘Here we go’ ins Finale?
- Wer weiß, es haben es schon schlimmere Titel geschafft. (63%, 32 Votes)
- Ha ha. Letzter Platz im Semi. (37%, 19 Votes)
Total Voters: 51
Das kommt echt relativ selten vor, dass ich Deinen Geschmack teilen kann, aber mir ging es genauso: ich fand Sad Trumpet absolut Klasse.….schade, schade…
So schlecht ist die Wahl nicht. Und wenn nach Deutschland noch andere Länder Hammersongs abliefern sollten, die dann vielleicht auch noch an “Euphoria” erinnern, dann könnte Lettland mehr Punkte bekommen, als so manch einem lieb sein wird. Denn wenn sich die ganzen Klopper (Glorious, I Feed You My Love und andere Songs, die da noch kommen mögen) gegenseitig kannibalisieren, dann wird Lettland wohl profitieren, denn etwas wie das hier ist bis jetzt (noch) nicht im ESC-Teilnehmerfeld zu finden.
Gut, vielleicht scheitert auch das hier wieder im Finale, das ist möglich. Aber “Here We Go” könnte ein großer Wurf werden, das ist auch wahrscheinlich…
Oh ja, das ist eigentlich traurig – den sad trumpet ist wirklich eine schöne Nummer – ich find es aber sehr sparsam vom lettischen Fernsehen, dass sie die Musiqq-Barhocker immer schön wiederverwenden – nein, Scherz beiseite, ich hätte nicht geglaubt, dass dieses Glitzerteil und der gefühlvolle Song von der gleichen Formation vorgetragen wurde. “Here we go” – ich glaube eher nicht für Lettland – aber von PeR würde ich gern noch mehr im Stil der traurigen Trompete hören.
Klingt im Refrain wie ein Robbie Williams-Lied und durchaus ein catchy, die Rap-Parts fallen dagegen etwas ab. Wenn sie es performancetechnisch einigermaßen rüberbringen haben sie gute Chancen aufs Finale, dort dürfte aber wie letztes Jahr für Compact Disco nichts mehr möglich sein.