Seit jeher beschert uns der Eurovision Song Contest gerne mal ein übergeordnetes Thema, das sich als Klammer durch den kompletten Jahrgang zieht. Seien dies instrumentale Trends wie das plötzliche massierte Auftauchen des Akkordeons oder der Geige, Musiktrends wie Dubstep (heuer gleich bei mehreren Beiträgen als Schlagerverzierung oder Hauptmotiv) oder modische Trends. In diesem Jahr fällt eine relative Häufung figürlich zur Üppigkeit neigender Sängerinnen auf: gleich sieben der Teilnehmerinnen von Malmö widersetzen sich tapfer dem noch immer von sadistischen Modemachern und ihren willfährigen medialen Helfershelferinnen wie der diabolischen Heidi Klum (Germany’s next Topmodel) propagierten Zwang zur vorsätzlichen Unterernährung. Nun sind Frauen vom Format einer Chiara oder Marija Šerifovic beim Grand Prix prinzipiell nichts Neues. Allerdings versteckten solche Sängerinnen ihre Fleischmassen bislang meist unter weiten Wallegewändern oder burschikosen Hosenanzügen, wie es beispielsweise auch Bonnie Tyler tut, die in ihrem teils am Strand gedrehten Präsentationsvideo schwer damit zu kämpfen hat, nicht im Watt zu versinken. Auch Dina Garipova und Esma Redžepova geben sich, zumindest im Vorschauclip, züchtig.
Bis zu den Knöcheln im Morast: Bonnie gegen das Meer
Vier Frauen aber – und das ist neu – stellen sich mutig dem Modediktat entgegen und zeigen stolz, was sie haben. Dazu gehört unter anderem die dem Siegel-Stall entsprungene, eher kompakte (oder, um mit Garfield zu sprechen: nicht übergewichtige, aber untergroße) Valentina Monetta, deren weibliche Rundungen im Uptempoteil des Songs nur noch von ein paar gefährlich im Windmaschinensturm flatternden roten Stoffbahnen bedeckt werden. Da dies sicher auch in Malmö so sein wird, hoffe ich hier bereits klammheimlich auf ein eurovisionseigenes Nippelgate… Die Norwegerin Margaret Berger, die ihr wohlgeformtes, barockes Gesäß in ein nichts verbergendes, schraubstockenges, schneeweißes Bondagekleid packt, zählt in Personalunion auch zu den oben angesprochenen Dubstep-Userinnen, bedient also gleich beide in diesem Jahre immanenten Trends.
Fütter mich! Eisprinzessin Margaret mag’s hart und schmutzig
Die Israelin Moran Mazor fällt durch eine ganze Reihe von Fashion-Statements auf: neben der imposanten Windkanalfrisur trägt sie eine mutige Nana-Mouskouri-Gedächtnisbrille – und ein nur als äußerst gewagt zu bezeichnendes Kleid aus enganliegendem Baumwollstoff, das wie eine Kreuzung aus Jogginganzug und Abendrobe wirkt. Und das, dank des weit nach unten gezogenen Reißverschlusses, tiefe Einblicke in das üppige Dekolleté der Sängerin gewährt. Das verschafft uns die sichere Erkenntnis, dass die hebräische Vertreterin keinen BH trägt und dieser Auftritt im US-amerikanischen Fernsehen wohl nur mit schwarzem Pornobalken über dem Bild gezeigt würde. Dankenswerterweise befinden wir uns aber in Europa, wo wir uns an Morans prachtvollen Mammae ebenso erfreuen können wie an ihrem gebärfreudigen Becken, auf welches ihr Kleid mit dezenten Seitenstreifen subtil hinweist.
Schon Loriot wusste: Möpse sind famose Tiere!
Unangefochtene Königin der modemutigen Powerfrauen ist aber zweifelsohne die deutsche Vertreterin Natalie Horler von Cascada. Die verfügt nicht nur über dirndlfüllende Doppelpoller, sondern auch über beeindruckende – und hier zitiere ich einen anderen deutschen Fan – “Donnerschenkel”. Und die zeigt sie gerne her, wie sie schon bei ihrem Auftritt bei Unser Song für Malmö bewies. Mit der dort präsentierten Kombination aus Minirock, Schleppe und eng sitzendem, metallisch schimmerndem Brustpanzer, aus dem die goldkrustenverzierten Oberarme geradezu herausquollen, überschritt sie sogar ein klein wenig die dünne Linie zwischen Wagemut und Tollkühnheit. Dennoch kann ich natürlich gar nicht anders, als Natalie und die drei anderen angesprochenen Frauen als vorbildliche Vorreiterinnen im Kampf gegen den bösen Haut-und-Knochen-Wahn zu bewundern. Und mir zu wünschen, dass noch viele ihrem Beispiel folgen mögen. Vielleicht aber auch, dass die schwedische Bildregie Natalie beim Herabschweben von der Showtreppe von unten filmt, auf dass wir endlich mal einen Nutzen aus dem Breitbildformat ziehen können!
We don’t need another Hero (Thunderdome): Natalie Horler
(PS: Inspiriert von den Landesduellen meines Vornamensvetters beim großartigen Prinz-Blog möchte auch ich hier noch einen kleinen Bonustrack nachschieben. Gewissermaßen außer Konkurrenz, da weder Frau noch füllig, aber ebenfalls Vorreiter zum Thema “Zeigen, was man hat”: das sind die diesjährigen griechischen Vertreter Koza Mostra. Die fünf kernigen, lecker gesichtsbehaarten Jungs präsentieren sich gerne im Kilt [was erneut die jahrhundertealte Frage aufwirft: was trägt der Grieche drunter? Kann das mal einer der in Malmö anwesenden Schwurnalisten ermitteln?], keck kombiniert mit schwarzen Kniestrümpfen und Chucks. Eine modisches Statement, das meinetwegen in diesem Sommer in Europas Fußgängerzonen gerne Schule machen darf!)
Der Sommertrend 2013? Ich würde es begrüßen!
Dass wir Cascadas Poller und Donnerschenkel von unten sehen können glaube ich nicht. Zu mir ist das Gerücht durchgedrungen, man will vor allem die Hebebühne am Ende der Satellitenbühne nutzen. Mir wäre es natürlich am liebsten, wenn Göttin Natalie Treppe UND Aufzug benutzen würde, so wie Sarah Dawn Finer schon anno 2009.
Ich begrüße das sehr! Blutleere Hungerhaken, die zum Mittagessen ein Salatblatt anschauen dürfen und obendrein die Möbel verkratzen, findet man in Werbung und Medien im Überfluss. Da freu ich mich, dass beim ESC ein paar echte Vollweiber antreten, die allesamt erstens stimmlich top und zweitens wunderschöne Frauen sind! Und den Modemut find ich ebenfalls toll, auch wenn es bei einigen, wie Du schon geschrieben hast, eher Tollkühnheit denn Mut ist. Wie gesagt, ich finde diesen Trend super!