Conchita Wurst wird unser südliches Nachbarland beim Eurovision Song Contest 2014 in Kopenhagen vertreten, wie der ORF heute bekannt gab. Die Wurst war bei uns erst vor kurzem in der mäßig erfolgreichen RTL-Trashdoku Wild Girls zu sehen. Unter seinem Geburtsnamen Tom Neuwirth belegte der heute 24jährige im Jahre 2006 den zweiten Platz in der österreichischen Castingshow Starmania (damalige Siegerin: Nadine Beiler). Nach einem kurzen, erfolglosen Ausflug ins Boybandgeschäft wechselte Neuwirth ins Travestiefach und ist seither als Frau mit Bart unter dem Namen Conchita Wurst unterwegs. Hier erlangte sie 2011 wiederum in einer ORF-Castingshow nationale Bekanntheit, nämlich “Die große Chance”, wo sie zwar kurz vor dem Finale ausschied, mit ‘Unbreakable’ aber dennoch einen mittleren Hit (# 32) landen konnte. 2012 unterlag sie dann mit einem halben Prozentpunkt Unterschied den Trackshittaz in der Eurovisions-Vorentscheidung Österreich rockt den Song Contest mit dem Titel ‘That’s what I am’ (# 12 in den AT-Charts). Diesmal musste sich die Wurst keiner Konkurrenz stellen. Über ihren Titel ist noch nichts bekannt. Ich freu mich jedenfalls schon wie ein Keks auf die sympathische Drag Queen und sage: gut gewählt, ORF!
Okay, der Witz hat so einen Bart. Gut find’ ich ihn trotzdem!
Das findet wohl auch der österreichische Bundesrat Marco Schreuder (Grüne): “All zu gerne würde ich Putins Gesicht sehen, wenn er Conchita Wurst im Fernsehen sieht,” so kommentierte er im Standard die Nachricht von der Direktnominierung, die er als “deutliches Zeichen der Toleranz” und “Wurst Case Szenario für Diskriminierung und Ausgrenzung” wertete. Er wies auf die Teilnahme von Conchita an einer Demonstration vor der Russischen Botschaft in Wien am vergangenen Sonntag hin, wo die Wurst gemeinsam mit 300 anderen Schwulen, Lesben und Transgendern gegen die homophobe Gesetzgebung in Putinland protestierte: Grand-Prix-Künstler:innen, die sich wie auch der polnische Vertreter von 2010, Marcin Mroziński, gegen diese skandalösen Gesetze engagieren, kann es gar nicht genug geben! Schreuder lobt zu Recht den ORF dafür, “sich für eine Künstlerin stark zu machen, die Toleranz geradezu herausfordert, die Geschlechterrollen hinterfragt und irritiert”. So wie beispielsweise auch die Contestzweite von 2007, Verka Serduchka, mutmaßlich eines der ersten Opfer von Putins Gesetzgebung. Um so wichtiger, hier Flagge zu zeigen!
Unkaputtbar: die Wurst (Repertoirebeispiel).
Ablehnende Reaktionen einiger Grand-Prix-Lordsiegelbewahrer:innen, die nun schon wieder von “Freakshow” sprechen, zeigen für meinen Begriff, wie viel Arbeit hier noch geleistet werden muss und wie wichtig es ist, gerade solche Figuren wie Conchita Wurst auf die größte Musikbühne der Welt zu schicken. Allerdings gibt auch Schreuder zu bedenken, dass es nun auf den Song ankommt. Eine Einschätzung, die der österreichische Autor und Song-Contest-Consulter Mario Lackner teilt. Er setzt seine Hoffnung auf Conchitas Manager René Berto, der bereits 2003 Alf Poier betreute und damals wohl mit dafür sorgte, dass der ORF dem genialen Musikkabarettisten nicht die Ecken und Kanten abschliff. Sind wir also guter Dinge!
Zuletzt aktualisiert: 15.10.2021
Conchita Wurst singt für Österreich in Kopenhagen!
- Hurra, endlich! Wie ich mich freu! (40%, 45 Votes)
- Jo. Mal den Song abwarten, oder? (38%, 42 Votes)
- Oh nein, nicht diese Trulla! (14%, 16 Votes)
- Vor drei Jahren hätte mich’s gefreut, mittlerweile hat’s so einen Bart. (8%, 9 Votes)
Total Voters: 112
Eine durchaus konsequente Wahl vom ORF. Zumindest bleibt man damit seinem Ruf als skurril-erfolglosem Alpenland treu. Aber eine gute Wahl? Ich denke nicht. Für den Finaleinzug sehe ich doch sehr schwarz.
Heute ist doch der 10. September, oder? Bis zum 1. April ist noch ’ne Wele hin. Stimmt das wirklich?
Schade, dass der Contest nicht in Moskau stattfindet. Was hätten die dann mit ihrem Schulen-Repressaliengesetz gemacht.
Hier übrigens ein sehr schönes Interview mit Conchita: http://www.krone.at/Stars-Society/Wurst_In_uns_allen_steckt_ein_bisschen_Conchita-Im_Krone-Interview-Story-375780
Wenn man für größtmöglichen Aufsehen in Dänemark sorgen will, ist Conchita Wurst bestimmt richtig. Will man ein gutes Ergebnis für Österreich erzielen, ist Conchita Wurst nicht die beste Wahl.
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Tja. Vielleicht hat der ein oder andere dann doch gelernt, Künstler nicht vorzeitig abzuschreiben…