“Sicherzustellen, dass so viele Länder wie möglich in Kopenhagen teilnehmen, hat für uns hohe Priorität,” sagte der EBU-Beauftragte für den Eurovision Song Contest, Jan Ola Sand, heute in Genf. Daher räumt die EBU den Griechen eine verlängerte Anmeldefrist ein. An sich endet die Deadline für die verbindliche Zusage der teilnahmewilligen Sender am kommenden Freitag. Abgesagt haben bislang Zypern und Kroatien, dafür will Portugal wieder mitmachen. Die Griechen auch – allerdings verfügen sie derzeit über keinen teilnahmeberechtigten TV-Sender. Im Juni diesen Jahres löste die griechische Regierung in einer bislang beispiellosen Aktion vom einen auf den anderen Tag den bisherigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ERT ersatzlos auf und entließ sämtliche Mitarbeiter, was auch den Protest der EBU nach sich zog. Offizielle Begründung: der von der EZB unter maßgeblicher Führung von Merkel aufoktroyierte Austeritätskurs, der harte finanzielle Einschnitte fordert. Zu vermutender wirklicher Grund: der Austeritätskurs und die hervorragende Gelegenheit, politisch unliebsame, kritische Journalisten mundtot zu machen. Erst vorige Woche ließ die selbe Regierung das von einem Häuflein aufrechter Widerständler besetzte Sendezentrum in den frühen Morgenstunden von der Polizei räumen, was diese on Air mit einem resignierten “Willkommen, Mittelalter” kommentierten.
Startet für Russland bei der Türkvizyon: Sailyk Ommun (Repertoirebeispiel).
Der designierte, deutlich verkleinerte ERT-Nachfolgesender NERIT hat die Arbeit noch nicht aufgenommen (vermutlich sind die einzustellenden Mitarbeiter noch nicht hinreichend auf Regierungstreue geprüft), die im Juli installierte Übergangsstation EDT ist formal (noch) kein Mitglied der EBU, was eine Teilnahme des Landes in Kopenhagen eigentlich ausschließt. Dennoch sei man “in engem Kontakt, und wir hätten die Griechen wirklich gerne dabei. Ich hoffe, wir finden noch eine Lösung,” so Jan Ola Sand heute. Da bin ich sicher, Jan Ola: wo ein Wille, da ein Gebüsch! In der selben Pressemitteilung wiegelte Sand hinsichtlich des vom historischen griechischen Erzrivalen, der Türkei (die in Kopenhagen nicht dabei sein wird), aufgezogenen Gegen-Grand-Prix Türkvizyon, ab: “Die EBU hat kein Patent auf die Organisation von Musikwettbewerben. Wir betrachten die Türkvizyon nicht als Konkurrenz zur Eurovision, aber wir werden beobachten, wie sie sich entwickelt”. Gleichzeitig strich er den Türken, die er auch gerne zurücklocken möchte, Honig um den Bart: “Wir tun, was wir können, damit sie wieder teilnehmen. Die Türkei ist für den Contest ein wichtiges Land mit guten Künstlern und Songs – und immer bestens vorbereitet”.
Startet für Usbekistan bei der Türkvizyon: Shahzoda (Beitrag).
Was die Türkvizyon selbst angeht, vermeldete Eurofire heute früh die neuesten Nominierungen: so nimmt die aus der autonomen Republik Tuwa stammende Obertonsängerin Silyk Ommun für die Russische Föderation teil. Das schwerpunktmäßig von einem Turkvolk besiedelte Tuwa liegt im südlichen Sibirien an der Grenze zur Mongolei, und das höre man auch in Musik und Gesang der über die Republikgrenzen hinaus bekannten Interpretin, so der wie immer bestinformierte Bloggerkollege. Ein weiteres Turkvolk sind die Gagausen, die ein autonomes Gebiet innerhalb Moldawiens rund um die Stadt Comrat besiedeln. Für die Gagausen singt die in einem Wettbewerb unter fünf Teilnehmern als Repräsentantin Moldawiens ermittelte Ludmila Tukan. Für die an den Aralsee grenzende ehemalige Sowjetrepublik Usbekistan geht die in der gesamten Region einschließlich Russlands populäre Pop-Interpretin Zilola Bahodirovna Musaeva alias Shahzoda an den Start. Ihr Titel heißt Medlenno (‘Langsam’).
Türkvizyon 2013: die Teilnehmerliste
1. Song Contest des türkischen Kulturraumes. 19. und 21.12.2013 in Eskişehir, Türkei.Land / Republik | Teil von | Interpret | Song | Übersetzung |
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Altai | RU | Artur Marlujokov | Altayım Menin | Mein Altai |
Aserbaidschan | AZ | Fərid Həsənov | Yaşa | Leben |
Balkarien | RU | Eldar Zhanikaev | Adamdı Bizni Atıbız | Sein Name ist Adam |
Baschkortostan | RU | Diana Ishniyazova | Kuray Şarkısı | Das Qurai-Lied |
Bosnien | BA | Emir & the frozen Camels | Ters Bosanka | Zänkische Bosnierin |
Chakassien | RU | Vladimir Dorju | Tus çirinde | Traum |
Gagausien | MD | Ludmila Tukan | Vernis Lubov | Komm, mein Schatz |
Georgien | GE | Eynar Balakişiyev + Afik Novruzov | Kalbini Saf Tut | Halte dein Herz rein |
Irak | IQ | Ahmed Duzlu | Kerkük’ten yola Çıkak | Von Kirkuk aus |
Kasachstan | KZ | Rin’Go | Birlikpen Alğa | Gemeinsam voran |
Kemerowo | RU | Çıldız Tannakeşeva | Şoriya’nın Unu | Der Klang Bergschoriens |
Kirgisien | KG | Çoro | Kaygırba | Sei unbesorgt |
Kosovo | KO (RS) | Ergin Karahasan | Şu Prizren | Nach Prizren |
Krim | UA | Elvira Sarihalil | Dağların Elları | Bergpfade |
Mazedonien | MK | İlkay Yusuf | Düşlerde Yaşamak | Leben in Träumen |
Nordzypern | CY | Gommalar | Havalanıyor | Aufsteigend |
Rumänien | RO | Genghiz Erhan Cutcalai | Ay Ak Shatır | Weiße Linie |
Sacha (Jakutien) | RU | Olga Spiridonova | Sulus Uonna Tuun | Fliegend |
Tatarstan | RU | Alina Şaripjanova | Üpkelemim | Ich bin nicht nachtragend |
Türkei | TR | Manevra | Sen, Ben, Biz | Du, ich, wir |
Tuwa | RU | Sailyk Ommun | Cavidak | Ohne Sattel |
Ukraine | UA | Fazile Ibraimova | Elmalım | Mein Apfel |
Usbekistan | UZ | Nilüfer Usmanova | Unutgin | Vergiss mich |
Weißrussland | BY | Gunesh Abasova | Son hatiralar | Letzte Erinnerungen |
Die EBU verlängert die Anmeldefrist für die Griechen
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- Die EBU sollte Griechenland wegen der Auflösung von ERT boykottieren. (4%, 1 Votes)
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