Neues vom türkischen Ableger des Eurovision Song Contests: während der griechische Süden der geteilten Mittelmeerinsel 2014 aus Geldnot zu Hause bleibt und somit keine 12 Punkte mit dem voraussichtlich teilnehmenden Mutterland tauschen kann, fand im türkischen Nordteil gestern Abend die Vorentscheidung für die Türkvizyon statt. Unter zehn Teilnehmern vergab die Jury ihre Höchstpunktzahl an gleich zwei Acts. Der höhere Prozentanteil im Televoting gab dann denn Ausschlag für den Sieg der Band Gommalar. Die Performance ihres Beitrags ‘Ayrıntılar’ überrascht den westlich geprägten Zuschauer vor allem durch die Diskrepanz zwischen der mimischen Ernsthaftigkeit, mit der das musikalisch nur als Totenklage identifizierbare Songkonstrukt zum Vortrage gebracht wird, und der ostentativen Nachlässigkeit im Kleidungsstil der beiden Leadsänger der Band. Es ist so ein bisschen, als würden Mr. President ‘La Mamma morta’ singen – in ihrer üblichen Dienstkleidung. Immerhin: gerade, als einen das depressive Stück nach viereinhalb seiner sechs (!) Minuten soweit hat, dass man allen Lebenswillen verliert, holt einen ein bis dahin beschäftigungsloser Perkussionist wieder aus dem Koma zurück. Danke! Weitere Highlights der nordzyprischen Vorentscheidung: laut Eurovoix trat eine Sängerin, offenbar in Unkenntnis der Regeln, mit einer Coverversion von ‘I will survive’ an. Ein anderer Kombattant zeigte sich ob der negativen Kritik der Jury so erbost, dass sich eine erhitzt geführte Debatte über eine geschlagene Viertelstunde anschloss. Sehr gut! So etwas würde ich mir ja auch mal bei einer unserer unsäglichen Castingshows wünschen!
https://youtu.be/6mgI3X98gNs
Gesichter wie tausend Jahre Regenwetter: Gommalar aus Nordzypern.
Nachdem es als “Gegreine” angeteasert wurde, bin ich doch äußerst angenehm überrascht. Das ist ein sehr schönes, angenehmes Stück, das zwar die Bezeichnung “Hit” niemals verdient, aber sich doch hervorragend als nettes Hintergrundgedudel eignet. So was muss es ja auch geben.