Vergangenen Freitag wurden in der maltesischen Show Xarabank anderthalbminütige Ausschnitte aus den zwanzig Vorentscheidungsbeiträgen vorgestellt. Ein einziger Titel ragt als anhörbar hervor aus dem Sumpf völliger einfalls- und belangloser Mittelmäßigkeit: ‘Hypnotica’ von Jessika Muscat, eine Art notdürftig kaschierter Mashup der beiden Loreen-Songs ‘My Heart is refusing me’ und ‘Euphoria’, letzterer bekanntlich der Siegertitel des Eurovision Song Contest 2012. Nun steht es nach Cascadas ‘Glorious’ (DE 2013) sicherlich keinem Land weniger zu, über das Hinterherlaufen von einmal erfolgreichen Grand-Prix-Trends zu lästern, als uns. Und vielleicht erweist sich der zeitliche Extrapuffer noch als geschickter Schachzug, wenn es um die Chancen des Songs in Kopenhagen geht. Ob er es dorthin schafft, bleibt abzuwarten: die maltesische Jury hat bekanntlich ein Händchen dafür, drögen Mist am Publikumswillen vorbei zu manipulieren – und den gibt es beim Malta Song for Europe bis zum Abwinken!
Bis Mai lernt sie sicher auch noch den Krabbentanz: Jessika, die taube Muskatnuss
So wie beispielsweise der diesjährige Beitrag des zweimaligen maltesischen Eurovisionsvertreters Fabrizio Faniello (MT 2001 und 2006): ‘Just no Place like Home’ klingt unglaublich dröge und ausgelutscht, wie bereits tausend Mal gehört. Auch Miriam Christine, das einstige von mir so titulierte “Vorstadtflittchen” von 1996 (‘In a Woman’s Heart’), spielt es diesmal ‘Safe’ – ihre kitschige Ballade schläfert dementsprechend in Sekunden ein. Durch obskure sprachliche Gebilde (“Tiefer als Laserstrahlen, die sich durch die Mauern der Stadt schneiden”) besticht der Uptemposong ‘Love Tricity’ von Christabella (warum nicht gleich Tinkerbell?) Borg, der aber gegen Frau Muskat und ihre Hypnose den Kürzeren ziehen dürfte. Mit der seichten Pop-Gitarrennummer ‘Let the Sunshine in’ schändet eine gewisse Sophie die Erinnerungen an die großen, vergangenen Tage von ‘Hair’ und dem Summer of Love. Immerhin hebt sie sich mit lila gefärbten Haaren wenigstens optisch ein wenig heraus aus dem Strom geklonter, gelangweilter Hausfrauen und farblosen Bübchen, die sonst das maltesische Semi bevölkern.
Das Jackett würde ich aber noch mal überdenken, Sophie!
Jessika hat im letzten Jahr mit “Ultraviolet” ja schon einen der stärkeren Songs des maltesischen Vorentscheids geliefert. Und “Hypnotica” klingt wirklich so, als ob es nach einem Käseigel und einer Flasche Verdauungsschnaps tatsächlich der richtige Song sein könnte, um meine Telefonrechnung in die Höhe zu treiben. Ich bin mal auf die kompletten Versionen der Songs gespannt!