Drei Titel stehen unseren gallischen Nachbarn heuer zur Auswahl: erstmals seit gefühlt hundert Jahren führt das französische Fernsehen wieder eine öffentliche Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest durch. Alle drei Songs gab es heute Nachmittag in der wöchentlichen Musikshow Les Chansons d’abord, moderiert von der Grand-Prix-Vertreterin Frankreichs von 2001, Natasha St-Pier, erstmalig zu hören. In der weit ausladenden Sitzgruppe des Sendestudios tummelten sich außerdem die Kollegin Natashas von 1977, Marie Myriam (letzte französische Siegerin), sowie die ein bisschen weniger erfolgreichen Amaury Vassili (2011) und Anggun (2012). Zwischen den unvermeidlichen Clip-Rückschauen der lustigsten Eurovisionsmomente und Neuinterpretationen frankophiler Grand-Prix-Beiträge aus allen Epochen durch die Stargäste und eine Handvoll Casting-Kandidaten kamen dann auch die drei Kombattanten ums gallische Ticket 2014 zu Gehör.
Wie von Cadinot gecastet: Destin
Dazu gehören Destan, eine dreiköpfige Boyband, bei dessen Anblick sich mir zunächst die Frage stellte, ob sie nicht versehentlich hier gelandet seien und sich eigentlich für den Junior-ESC bewerben wollten. Gerade einer der drei Milchbubis verfügte über einen ersten zarten Flaum. Und auch, wenn ich diesen sofort adoptieren würde: stimmlich wie musikalisch konnten die Buben mit ihrem lahmen zweisprachigen Midtemposchnarcher ‘Sans toi (Without you)’ nicht überzeugen. Ganz im Gegensatz zur zweiten Interpretin, Joanna, einer anbetungswürdigen jungen Diva mit sensationeller Frisur, wunderschönen Lippen, einer atemberaubenden Ausdrucksstärke und einer großen Stimme, die mit ‘Ma Liberté’ eine zwar dezente, dennoch dramatische Klavierballade intonierte. Hinreißend!
Ein bedrohtes Gut, das Joanna da besingt: die Freiheit
Bleiben noch die sicherlich umstrittensten Teilnehmer des Vorentscheids: das Trio Twin Twin mit ‘Moustache’. Die mehr oder minder lustig verkleideten Herren liefern hier einen mit Hip-Hop-und Elektro-Elementen arbeitenden Ohrwurm ab, der ganz entfernt an Helmut Fritz’ ‘Ca m’enerve’ erinnert, allerdings auch ein bisschen an Sébastien Telliers ‘Divine’ (FR 2008). Ob es sich um eine Ode an oder eine Parodie über die schmückende Gesichtsbehaarung des Mannes handelt, konnte ich noch nicht richtig verstehen. So oder so: die Nummer rockt! Sollten es Twin Twin schaffen, könnte es noch ein Problem mit den EBU-Regeln geben, denn der Song arbeitet mit prominent eingesetzten, synthetisierten Frauenstimmen im Refrain. Vom Band, nicht live. Jetzt aber haben die Franzosen erst mal eine vier Wochen Zeit, zu voten. Allerdings stimmt auch eine Jury ab – Vorteil für Joanna? Mich würde es in diesem Falle freuen! Nächsten Monat wissen wir mehr.
Lustiger als Rodolfo Chikilicuatre (ES 2008) sind sie schon mal: Twin Twin
Wen würdest Du gerne für Frankreich sehen?
- Die lustigen Twin Twin. (42%, 32 Votes)
- Die fabelhafte Joanna. (29%, 22 Votes)
- Die niedlichen Jungs von Destan. (16%, 12 Votes)
- Keinen von den Dreien. (14%, 11 Votes)
Total Voters: 77
1 Woche ist doch etwas knapp, die lieben Franzosen dürfen bis zum 23.2. und damit vier Wochen wählen.
Mon Dieu, c’est vrai! Ma faute, ich hab’s korrigiert. Merci!
Je suis désolé kein Song haut mich um – am ehesten die Lady – ma liberté – schade, wieder nix Großes aus dem Land der Liebe
Da du nur gefragt hast, wen man gerne für Frankreich SEHEN würde, habe ich natürlich für Destan gestimmt. 😉 Ansonsten würde wohl auch Joanna bei mir gewinnen.
4 Wochen? Warum? So lange hat es doch noch nicht mal in den 70ern gedauert, als man bei den Vorentscheidungen per Postkarte abstimmen konnte.
3 Stunden hätten auch gereicht, bei diesem mageren Angebot.
[…] am Ende ihres knapp sechzigminütigen Dalida-Specials von Les Chansons d’abord erwähnte Nastasha St-Pierre (FR 2001) es ganz en passant: die französischen […]