Am Sonntag startete die erste Runde der siebenteiligen belgischen Vorentscheidung, in welcher 30 Acts gegeneinander kämpfen. Und da die meisten von ihnen eine Castingshow-Vergangenheit mitbringen, zog der in diesem Jahr zuständige flämische Sender den Eurosong 2014 gleich als solche auf. Grand-Prix-Songs vergangener Jahre oder Dekaden mussten die 15 ersten Kandidaten heute also vortragen, eine Jury siebte daraus vier Glückliche für die Semis und vier weitere für eine Second-Chance-Runde aus. Eine der vier Höchstwertungen der Jury ging dabei an den einzigen wallonischen Teilnehmer: Axel Hirsoux überzeugte mit einer stimmgewaltigen Interpretation von Anne-Marie Davids ‘Tu te reconnaîtras’ (LU 1973). Und ich erkannte mich, wie im Titel geheißen, in dem Sänger wieder, zumindest figürlich. Dass er es schaffte, trotz seines wenig filigranen Äußeren, seiner hohen Stimme und seiner Neigung zur großen Geste natürlich zu wirken, grenzt an ein Wunder.
Eine Chansonette, gefangen im Körper eines Bäckerburschen: Axel Hirsoux
Auch Céline Dions Klassiker ‘Ne partez pas sans moi’ (CH 1988), der vor wenigen Wochen erst in Litauen bei einem ganz ähnlichen Format dem einstigen baltischen Vertreter und offenbar tragisch veranlagten Sasha Song zum Verhängnis wurde, musste erneut dran glauben. Udo Mechels meisterte das anspruchsvolle Stück jedoch mit Bravour und gewann damit diese Runde. Weniger Glück hatten die lustig benannten Fuckuleles, die sich am wohl bekanntesten Eurovisionstitel aller Zeiten, Abbas ‘Waterloo’ (SE 1974), vergriffen. Ihre Babygitarrenvariante klang zwar possierlich, aber eben doch zu harmlos. Nur für die Second-Chance-Runde reichte es für das bekannte belgische Danceproject 2Fabiola, die Helena Paparizous ‘My Number One’ (GR 2005) schlachteten. Ihr Glück, dass die Griechin mit schwedischen Wurzeln gerade in ihrer Heimat weilt, wo sie mit einer Mello-Teilnahme ihre Karriere wieder ins Rollen bringen will – so kann sie sie nicht töten, was die angemessene Reaktion wäre.
Der Glatzköpfige dürfte mir seine Fuckulele gerne nochmal näher zeigen!
Eine ziemliche bizarre Vorstellung lieferte Elvya Dulcimer, die sich zu Alyoshas furchtbarem ‘Sweet People’ (UA 2010) selbst auf dem Hackbrett begleitete: nicht nur, dass die gute Liesbeth De Wee (so ihr bürgerlicher Name) aussah wie eine lange verschollene Verwandte der Kelly Family (DVE 2002) – und zwar aus der Epoche, als die Familie noch auf der Straße um Hartgeld sang und das Budget für Haarpflegemittel knapp war. Mit ihrem Gesang verwandelte sie zudem in den Haushalten der Zuschauer noch spontan Milch in Sauerrahm. Angenehm hingegen die sanfte Klavierballadenversion von Cascadas ‘Glorious’ (DE 2013), dargeboten vom schnuckligen mehrfachen Eurosong-Teilnehmer Nelson Moraïs. Besonders hübsch: auch er sang, wie schon Natalie in Schweden, im Refrain “We are young and hard and we’re free”…
Schönes Haar ist Dir gegeben / lass es kleben / mit Quark: Elvya
In der zweiten Runde nächsten Sonntag kämpfen es unter anderem Sylvie De Bie von Sylver und die zwei Frauen von Urban Trad (BE 2003) gegeneinander aus.
Der eine Juror sieht doch aus wie der verschollene und erheblich missgelaunte Bruder von Christer Björkman!
Ha ha ha! 🙂 Stimmt auffallend!