Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen Island, wo heute Abend das Finale des Söngvakeppni 2014 stattfand, und Malta, das bereits vor einer Woche entschied: beides sind selbstständige Inselstaaten, beide verfügen über die Einwohnerzahl einer mittleren Ruhrgebietsstadt und – im Verhältnis dazu – über eine erstaunlich lebendige Musikszene. Außerdem ziehen beide Länder ihre nationale Vorentscheidung, die ihnen jeweils Einschaltquoten nur knapp unterhalb von 100% beschert, unnötig in die Länge, um mehr Werbespots unterbringen zu können. Und in beiden Staaten sorgt die Beteiligung der Jury dafür, dass der klare Publikumsfavorit meistens den Kürzeren zieht. So auch heute Abend in Reykjavik, wo der absolute Liebling der Fans, die optisch stark an Daryl Hannah erinnernde Greta Mjöll Samúelsdóttir mit ihrem niedlichen Countryschlager ‘Eftir eitt lag’ (mit Ukulele und Akkordeon!) zur allgemeinen Fassungslosigkeit nicht ins Superfinale einzog.
Cuteness overload: Meerjungfrau Greta
Denn die zu 50% an dieser Entscheidung beteiligte Jury, so steht es jedenfalls zu vermuten, zog den Cabaretact von Sigríður Eyrún Friðriksdóttir vor – übrigens ebenfalls keine schlechte Wahl, so wie überhaupt vier der sechs Finaltitel mir pläsierten, eine ungewöhnlich hohe Quote für eine nationale Vorentscheidung. Irgendetwas scheinen die Isländer also richtig zu machen. Im Superfinale jedoch entschied korrekterweise alleine das Volk (anders als in Malta), und das wählte die lustigen singenden Kindergärtner von Pollapönk: vier Herren in unifarbenen Anzügen und mit Rauschebärten im ZZ-Top-Format, die eine unbeschwert-fröhliche, zum Mitsingen und ‑klatschen hervorragend geeignete Fun-Punk-Nummer namens ‘Enga fordóma’ zum Besten gaben. Eine Entscheidung, die mir ein wenig den Glauben an den Eurovision Song Contest zurückgibt: endlich mal wieder ein bisschen Spaß und nicht nur ödes Mittelmaß! Einziger Wermutstropfen: die gesichtsbehaarten Herren trugen den Song im Superfinale – und damit nach den Söngvakeppnin-Regeln auch in Kopenhagen – im mir so unendlich verhassten Sprachmischmasch (erste Hälfte isländisch, Rest englisch) vor, der dem Titel einiges von seinem natürlichen Charme raubt. Kann man da nicht noch was dran machen?
Bitte in Kopenhagen wieder im Trainingsanzug, sieht sexier aus: Pollapönk
Übrigens böte ich nur zu gerne sowohl der unterlegenen Siggi als auch der bezaubernden Daryl Greta Schlagerasyl beim deutschen Vorentscheid an, der eine Aufpäppelung durch isländische Goodies dringend gebrauchen könnte, wo der NDR schon die fabelhafte Ása Ástardóttir beim Nachwuchswettbewerb aussortierte. Kann die EBU nicht ein internationales Vorentscheidungs-Superfinale einführen, in dem die zweit- und drittplatzierten Songs des Söngvakeppnin gegen die zwei von den Fans in einer Internetabstimmung als schlechteste Beiträge anderer Länder bestimmten Titel zwangsweise ausgetauscht werden?
Alle sechs Söngvakeppni-Beiträge im handgespielten Fan-Medley. Ich liebe die Isländer!
Pollapönk für Island.
- Großartig! Endlich mal wieder etwas Lustiges! (33%, 23 Votes)
- Katastrophe. Wie kann man so einen Scheiß wählen? Es gab so viel Besseres! (33%, 23 Votes)
- Es gab zwar nichts Besseres, aber Müll ist das trotzdem. (17%, 12 Votes)
- Greta / Siggi / Ásdis mochte ich lieber, die Jungs sind aber auch gut. (10%, 7 Votes)
- Ich mag die Nummer, aber fürs Finale reicht das nicht. (7%, 5 Votes)
Total Voters: 70
Schade um Greta! Ich kann mit Pollapönk leider gar nichts anfangen. Das mag zwar einen gewissen Spaßfaktor haben, aber melodisch ist das aus meiner Sicht noch nicht mal untere Mittelklasse. Ich glaube nicht, dass das für einen Finaleinzug reicht.
Oh Gott, da wird im Mai eine ganz lange Qualifikationskette reißen. Willkommen im Reigen von Selma, Silvia und Eirikur, Pollapönk.
Wenn das ins Finale kommt, weiß ich wenigstens jetzt schon, wann ich meine Toilettenpause mache
[…] abschließend zur betrüblichen Nachricht des Tages: die Isländer von Pollapönk haben ihre Drohung wahr gemacht und eine rein englischsprachige Fassung von […]