Es war eine triumphale Rückkehr, die Alcazar gestern Abend im vierten Semifinale des Melodifestivalen hinlegten. In einer gigantischen, glitzernden Discokugel – vermutlich günstig aus belarussischen Beständen aufgekauft – schwebten sie auf der Mello-Bühne ein und lieferten mit ‘Blame it on the Disco’ das Musterbeispiel eines klassischen schwedischen Discoschlagers ab. Also das musikalische Sujet, wegen dem in der Wolle gefärbte Grand-Prix-Fans wie ich die dortige Vorentscheidung überhaupt einschalten. Und sie taten das perfekt: in figur- und ausstattungsbetonende Glitzerhosen eingepackt, präsentierten die Drei simple und damit glücklich machende Synchronbewegungen und versprühten Frohsinn und Selbstvertrauen, ganz zur hedonistischen Botschaft ihres Beitrags passend, der die vorbeugende und heilende Wirkung des nächtlichen Durchfeierns in Kombination mit einem erquicklichen One-Night-Stand auf die Psyche des Menschen preist. Erfolgreich: ausnahmsweise fällte das schwedische Publikum mal die richtige Entscheidung und wählte die Disco-Helden ins Finale weiter. Danke!
Balsam für die Schwedenschlagerseele: Alcazar
Auch der zweite Finalist des Abends, Anton Ewald, versuchte sich an einem ähnlichen Rezept – allerdings, ohne mich damit ansprechen zu können. Dafür lag bei ihm der Fokus all zu sehr auf dem Tanzen, stimmlich konnte das auf der Eric-Saade-Schiene reitende Bübchen überhaupt nicht überzeugen, zumal in den Parts, in denen ihm nicht das Backing Tape mit dem gesampelten Gospelchor zur Rettung kam. Auch Alcazar, das soll hier gesagt sein, verließen sich zwar voll und ganz auf das vorproduzierte Band und mimten eher, als live zu singen. Allerdings sind sie nur zu dritt auf der Bühne, könnten in Kopenhagen also noch drei Chorsänger mitbringen, welche sie bei der Vokalarbeit unterstützen. Antons Nummer hingegen funktioniert nur, wenn er die Bühne randvoll mit Tänzern hat: er wäre beim Song Contest im Hinblick auf die Sechs-Personen-Regel vollends verloren.
Auch, wenn er jault wie ein Hundebaby: Welpenschutz genießt Anton Ewald bei mir nicht
Zwei musikalisch als jeweils andere Stilrichtung getarnte Schlager schmuggelten die Metaller Ammotrack und Mello-Dauergast Linda Bengtzing auf die Bühne. Die Gitarrenschänder, die wie alle (vermutlich zur Erfüllung einer vom schwedischen Gesetzgeber vorgegebenen Quote georderten) Pseudo-Hardrock-Acts in der Andra Chansen landeten, bestätigten vor allem mal wieder die alte Regel, dass in Rockbands meist der Trommler die geilste Sau das bestaussehendste Bandmitglied ist (prominente Ausnahme: Metallica). Vor allem, wenn er, wie in diesem Fall, mit nacktem Oberkörper spielt – und sich das auch leisten kann. Schlagerikone Bengtzing, die bei keinem Mello fehlen darf (und das meine ich völlig ironiefrei) versuchte leider vergebens, mit goldglänzender Fischschuppenhose, massivem Windmaschineneinsatz und halbherziger Elektroverzierung von der melodiösen Dürftigkeit ihres diesjährigen Beitrags ‘Ta mig’ abzulenken. Stimmlich überstand sie ihre drei Minuten gerade so, wie ihr heftiges Keuchen am Schluss unterstrich. Sie blieb im Semi hängen, und das mit Recht.
Schwedens Andrea Berg: Linda Bengtzing
Insgesamt eine wenig überzeugende Vorrunde, in der noch eine am Asperger-Syndrom erkrankte Balladenqualle in einem panzerhaften blauen (!) Lederkorsett (dank Mitleidsbonus in die AC delegiert) sowie die optische Wiedergängerin von Helena Paparizou (letzter Platz) ein Nebenrolle spielten. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Publikum – und die verfluchten Jurys – auch im Finale richtig entscheiden und Alcazar endlich, endlich zum Song Contest schicken! Bitte, Schweden!
Anton hat mich überhaupt nicht erreicht – umso dankbarer für den geilen Disco-Auftritt – ich habe ihn genossen 🙂
Also mal ganz ehrlich, besonders originell ist der Song und der Auftritt von Alcazar nicht gerade. Mich reißt er nicht mit. Ich finde den Song von Alcazar sogar ziemlich langweilig und altbacken.
Der wievielte schale Aufguss des immer gleichen Disco-Gehampels wurde uns denn hier kredenzt? Wenn irgendwas davon weiterkommt, hat das keine Punkte verdient. Die Beispiele Tooji und Robin Stjernberg haben doch gezeigt, dass so was inzwischen völlig out ist.
Der Burner ist die Alcazar-Nummer nicht, außerdem fehlt der (hübsche) zweite Kerl.
ich find alcazar gut. hat mir schon vor 10 jahren gut gefallen. aber ob stay the night 2009 nehmen und drei mal draufhauen die richtige lösung ist? und der Anton? pffffffffffffffff.….….…massgeschneiderter Schönling ohne Ausstrahlung.
ich denke, es ist endlich das jahr von sanna. endlich.