Keine drei Wochen mehr bis zur deutschen Vorentscheidung Unser Song für Dänemark (USFD, am 13.03. in Köln), und mittlerweile kennen wir zumindest schon mal die Namen aller Einreichungen. Unheilig veröffentlichten zudem diese Woche den vollständigen Videoclip für ihren Beitrag ‘Als wär’s das erste Mal’ – und unterstrichen damit ihre klare Favoritenrolle. Denn so wie der Song mit romantischen Streichern und wunderschönen lyrischen Klischees arbeitet, so ergänzt das Video die herzergreifend melancholische Stimmung des Liedes mit ebenso grandiosen, atmosphärisch dichten Bildern. Und fügt dem Song gar eine weitere Dimension hinzu, in dem es die Geschichte eines offensichtlich unter Demenz leidenden Mannes erzählt, der ziellos in der Gegend herumirrt, schlussendlich aber wieder nach Hause findet und für den das Wiedersehen mit seiner Frau, an die er sich nur noch schattenhaft erinnert ist, so essentiell ist, ‘als wär’s das erste Mal’. Ganz großes Kino, das mich alte Kitschsuse wirklich berührt!
Beim ersten Mal tat’s noch weh: Unheilig
Ein neues Video legte auch Das Gezeichnete Ich vor, der sich in ‘Weil Du da bist’ nicht nur meines Wissens das erste Mal selbst zeigt, sondern auch die allseits bekannte und unbeliebte Veronica Ferres anheuerte, die im Clip eine Art fahle Lara Croft spielt. Kann man machen, muss man aber nicht! Der Song bleibt dennoch schön, aber chancenlos. Auch Madeline Juno bleibt dem Thema Spielfilm treu: wie bei ihrem Erstlingshit ‘Error’, der als Titelmusik zur deutschen Pennäler-Filmklamotte Fack ju, Göhte (und nun doch als Zweitrundentitel) dient, findet auch ihr Vorentscheidungsbeitrag ‘Like Lovers do’ Verwendung als Soundtrack zum Hollywood-Sandalenstreifen Pompej. Sollte es mit Maddis Grand-Prix-Karriere nichts werden, muss uns also um ihre Zukunft dennoch nicht bange sein: mit Filmmusik kann man meines Wissens ganz gut Geld verdienen!
Halbnackte Gladiatoren lenken erfolgreich ab: Madeline Juno
Flauschig-süß wie Zuckerwatte: MarieMarie
Für den ‘Candy Cotton Hurricane’ meiner Lieblingskombattantin MarieMarie existiert nun neben der leider sehr dröge ausgefallenen Unplugged-Variante aus der Startrampe des Bayerischen Fernsehens endlich auch ein zweiminütiger Auszug des offiziellen Radio-Edits, der die Nummer Gott sei Dank mit treibenden elektronischen Beats aufmischt und ordentlich Schub in die Sache bringt. Noch einen Tick besser gefällt mir der Milk-&-Sugar-Remix, der es schafft, den sanft versponnenen Elektrofolksong in einen Tanzflächenfüller zu verwandeln, ohne die Intimität des Originals zu korrumpieren. Chapeau! Sie kann sich wohl dennoch nur wenig Chancen ausrechnen gegen die Platzhirsche Unheilig und Santiano, deren beide Nummern – ein nach hartem Alkoholgenuss lechzendes, leider ziemlich ironiefrei daherkommendes Piratenshanty (‘Wolves of the Sea’, anyone?) und ein deutsch gesungenes Schlachtenbummlerlied – mich erschaudern lassen, und das nicht im positiven Sinn!
Sieben Fässer Wein können ihnen nicht gefährlich sein: Santiano
Bleiben noch die Baseballs, die für ihre Rockabilly-Nummer ‘Mo hotta mo betta’ eines dieser in letzter Zeit inflationär eingesetzten, äußerst kostengünstig vom Grafik-Praktikanten zu produzierenden Lyric-Videos ins Netz stellten, die einem das textliche Elend auch noch vor Augen führen, damit die Ohren nicht alleine leiden müssen. Nun gut. Die Zweittitel unserer sieben etablierten Künstler sind bislang größtenteils auszugsweise auf der NDR-Homepage zu hören (oder noch gar nicht). Links hierzu, aber auch ergänzende Informationen und Kommentare finden sich im ausführlichen Vorentscheid-Special auf diesen Seiten. Viel Vergnügen!
Schnell zusammengeschustert: Das Baseballs-Promo
USFD 2014 Teilnehmerliste
Deutsche Vorentscheidung 2014. Donnerstag, 13.03.2014, ab 20:15 Uhr aus der Kölnarena. 8 Teilnehmer, Moderation: Barbara Schöneberger# | Interpret | Titel 1 | Titel 2 |
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1 | Das Gezeichnete Ich | Weil Du da bist | Echo |
2 | Oceana | Thank you | All Night |
3 | Santiano | The Fiddler on the Deck | Wir werden niemals untergehn |
4 | MarieMarie | Cotton Candy Hurricane | Candy Jar |
5 | The Baseballs | Mo hotta mo betta | Goodbye Peggy Sue |
6 | Elaiza | Is it right? | Fight against myself |
7 | Unheilig | Als wär’s das erste Mal | Wir sind alle wie eins |
8 | Madeline Juno | Like Lovers do | Error |
Man stelle sich nur den ultimativen Aufschrei vor, sollte Santiano diesen Vorentscheid gewinnen – eben weil die meisten von einem sicheren Unheilig-Sieg ausgehen. Ich glaube das wird noch richtig lustig, schon alleine meinen Nicht-ESClern die Titel vorzuspielen wird herrlich.
Danke für die treffliche Einschätzung. Ich denke auch, dass der Drops heuer noch nicht gelutscht ist. Es wird wesentlich spannender werden als letztes Jahr und wahrscheinlich werden die Interpreten sich mehr ins Zeug legen müssen. MarieMarie ist auch “meine Lieblingskombattantin”, der ich die Reise nach Kopenhagen gönnen würde. Unheilig ist in der Tat anrührend und nicht so schlecht, in meinen Ohren könnte das Lied musikalisch noch etwas vielfältiger sein. Zu viel Disco-Fox für meinen Geschmack. Santiano, tja ja. Wenn die antreten, wollen die auch gewinnen, wie Unheilig auch. Ich halte Santiano für ziemlich ESC-kompatibel, je nach Lied. Und The Baseballs hatte ich gar nicht auf dem Zeiger, aber Rock ’n Roll ist wie Swing auf der europäischen Bühne chancenlos. Zumindest in der Weise, wei die drei Schnuckels ihn darbieten. Wie auch immer, mir gefällt, dass da geballte Menpower auf die ESC-Bühne zurollt und mit Unheilig endlich wieder deutsch gesungen wird und dies so, dass es angenehm hörbar ist.
Meine Favoritinnen sind zwar MarieMarie und Madeline, aber verdammt, das unheilige Lied ist in der Tat gar nicht so scheiße wie ich es gerne finden möchte. Hat aber europaweit wahrscheinlich keine so großen Chancen wie ein englischsprachiger Titel.
Vermutlich. Allerdings gibt es europaweit immer wieder auch Stimmen, die sagen, dass sie sich ESC-Beiträge wünschen, die auf deutsch gesungen werden. Vielleicht würde das sogar honoriert werden. Im Grunde ist inzwischen ja jeder deutsche Beitrag ein russisches Roulette.
PS.: MarieMarie und Madeline sind auch meine Favoritinnen, obwohl Madelines Stimme eine ähnliche Klängfärbung wie die Emmelie de Forests hat. Aber Emma Marrone klingt ja auch wie Gianna Nannini.
Gianna hat aber im Gegensatz zu Emmelie nicht im letzten Jahr den ESC gewonnen. Ich befürchte nach wie vor, dass Madeline wieder nur als Kopie wahrgenommen werden wird: Stimme von Emmelie und das schneewittchenhafte von Lena. Mögen ihre Beiträge noch so gut sein.
Und jeder Beitrag beim ESC ist ein bißchen russisches Roulette, das beschränkt sich nicht nur auf die deutschen. Die anderen Länder kämpfen mit denselben Problemen wie wir. 😉
Stimmt und stimmt und stimmt … 😉