Irland 2014: River­dance und Catfights

Ein Hauch von Den­ver-Clan lag in der Luft, als es ges­tern beim iri­schen Euro­vi­si­ons­vor­ent­scheid in der Late Late Show bei­na­he zu einem Hand­ge­men­ge zwi­schen der Grand-Prix-Sie­ge­rin von 1992, Lin­da Mar­tin, und dem Song­pa­ten Bil­ly McGuin­ness (kann man sich einen iri­sche­ren Namen vor­stel­len?) kam. McGuin­ness, der dem gleich­na­mi­gen Stark­bier vor Beginn der Sen­dung offen­bar bereits zuge­spro­chen hat­te, echauf­fier­te sich laut­stark über die Mit­wir­kung des Boy­zo­ne-Erfin­ders, Jed­ward-Mana­gers und X‑Factor-Jurors Lou­is Walsh in der (nicht stimm­be­rech­ti­gen) “Exper­ten­ju­ry”. Sein Zorn ent­zün­de­te sich dar­an, dass Eog­han Quigg, einer der Favo­ri­ten des Abends und somit Kon­kur­rent von McGuin­ness’ Schütz­ling Lau­ra O’N­eill, durch eben jenes X‑Factor Berühmt­heit erlang­te, in dem Walsh eine tra­gen­de Rol­le spiel­te. Somit kön­ne die­ser nicht mehr unvor­ein­ge­nom­men urtei­len und habe in dem Panel nichts zu suchen.


“Ich habe ein Gehirn”: Lin­da Mar­tin über­rascht mit ihren Aussagen

Walshs Co-Juro­rin Lin­da Mar­tin, mit Walsh (wie unge­fähr 50% der iri­schen Musik­in­dus­trie) eben­falls geschäft­lich ver­ban­delt, die sich zu Beginn der Show bereits mit der inter­es­san­ten Aus­sa­ge her­vor­ge­tan hat­te, dass ihrer Auf­fas­sung nach aus­schließ­lich die “Ost­block­län­der” durch die Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­den soll­ten und den west­eu­ro­päi­schen Grand-Prix-“Getreu­en” wie Irland alle­samt Frei­fahrt­schei­ne für das Fina­le zustün­den, ver­lor nach die­sem Anwurf ein klein wenig die Con­ten­an­ce: sie nann­te McGuin­ness einen “wider­wär­ti­gen klei­nen Mann” und lie­fer­te sich, nach dem er auch sie der Vor­ein­ge­nom­men­heit bezich­tig­te, mit ihm Aug’ in Aug’ ste­hend eine Rede­schlacht, die ver­mut­lich nur des­halb nicht in Hand­greif­lich­kei­ten aus­ufer­te, weil McG der wie ein Preis­bo­xer im Tran­sen­fum­mel aus­se­hen­den Lin­da klar kör­per­lich unter­le­gen war und sich daher nicht trau­te, sie anzugreifen.


Nie­mand nennt es groo­vy, und zu Recht: Eog­han Quigg

Selbst­re­dend war alle Auf­re­gung umsonst: McGuin­ness’ Pro­te­gé, die fül­li­ge Lau­ra, hat­te eine eine kraft- und saft­lo­se Bal­la­de am Start, vom Song­ti­tel bereits auf das Tref­fends­te zusam­men­ge­fasst: ‘You don’t remem­ber me’. Inde­ed. Der knub­be­li­ge Quigg lie­fer­te mit dem kit­schi­gen, aber ein­gän­gi­gen ‘Movie Song’ und sei­ner merk­wür­di­gen Kern­for­de­rung, wie­der ver­al­te­te Adjek­ti­ve wie “groo­vy” ver­wen­den zu dür­fen, hin­ge­gen einen eini­ger­ma­ßen ernst­haf­ten Wett­be­werbs­bei­trag und erfuhr vom vier­köp­fi­gen “Exper­ten­gre­mi­um” ein­hel­li­ges Lob – vor­her­seh­bar auch von Walsh, der den Song als “Sie­ger­ti­tel” apo­stro­phier­te. Den­noch unter­lag er in der Abstim­mung – bestehend aus fünf regio­na­len Jurys und dem Ergeb­nis der Tele­vo­ter – glasklar[ref]Obwohl das iri­sche Fern­se­hen wohl aus Kos­ten­grün­den ver­ges­sen hat­te, in einen Gra­fik­com­pu­ter zu inves­tie­ren, der auch bis über 100 zäh­len kann und so einen 99-Punk­te-Gleich­stand mit dem ‘Movie Song’ anzeig­te: tat­säch­li­che Sie­ger waren Can-linn.[/ref] dem So-irisch-das-es-quietscht-Bei­trag ‘Heart­beat’ von Can-linn feat. Kasey Smith, einem vom Songauf­bau her eng am Vor­jah­res­sie­ger ‘Only Teardrops’ ange­leg­ten Folk­pop­song, der die ner­vi­ge Flö­te durch kel­ti­sche Fie­deln ersetz­te und mit einem völ­lig unpas­sen­den, aber enthu­si­as­tisch per­form­ten River­dance an Irlands erfolg­reichs­ten Pop­ex­port aller Zei­ten erin­ner­te. Das zog wohl.


1994 hat ange­ru­fen und will sei­nen Pau­sen­act zurück: Kasey Smith

In die glei­che Frü­her-war-alles-bes­ser-Ker­be hack­ten auch die bei­den Pau­sen­acts der Show, die erschre­ckend alt gewor­de­nen Paul Har­ring­ton und Char­lie McGet­tig­an (IE 1994), wel­che die Zuschau­er im Late-Late-Show-Stu­dio in einem kol­lek­ti­ven Trä­nen­meer aus seli­ger Ver­gan­gen­heits­ver­klä­rung baden lie­ßen, sowie der unver­meid­li­che John­ny Logan (IE 1980 und 1987), der sich als Urhe­ber des belieb­ten T‑Shirt-Spru­ches “I’m not gay, but my Boy­fri­end is” oute­te. Und bes­ser lie­ße sich das Kern­pro­blem des selbst­er­nann­ten Home of Euro­vi­si­on gar nicht illus­trie­ren, als mit die­ser Amok lau­fen­den Rück­wärts­ge­wandt­heit, die das iri­sche Fern­se­hen ges­tern Abend prä­sen­tier­te. Mögen sie erneut an die Wand fah­ren beim Song Con­test – und möge bit­te jemand schleu­nigst Frau Mar­tin aus dem Ver­kehr zie­hen. Die Frau macht mir Angst!

Wie sind die Final­chan­cen für Kasey Smith?

  • Wen inter­es­siert der Song? Ich will mehr Cat­fights mit Lin­da Mar­tin sehen! (37%, 20 Votes)
  • Star­ker Song, erkenn­ba­rer Absen­der: sicher im Fina­le. (30%, 16 Votes)
  • Schwa­cher ‘Only Teardrops’-Abklatsch: bleibt im Semi kle­ben. (26%, 14 Votes)
  • Liegt voll im Neo-Folk-Trend, könn­te sogar sie­gen. (7%, 4 Votes)

Total Voters: 54

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3 Comments

  • Die­se River­dance-Ker­le sind ja nun wirk­lich mehr als peinlich…

    Und war­um habe ich bei dem Refrain immer wie­der “Lotos­blu­me” von den Flip­pers im Ohr?

  • Kasey fand ich schon letz­tes Jahr geil, nein sagen wir bes­ser gut­aus­se­hend. Denn die Stim­me ist eher so lala. Trotz­dem ist das Lied eine ech­te Num­mer und wird sehr wahr­schein­lich 5 ande­re Bei­trä­ge über­trump­fen kön­nen. Mehr braucht es die­ses Jahr schließ­lich zum Final­ein­zug nicht.

  • D´accord. Die­ses River­dance im Hin­ter­grund ist tat­säch­lich zuviel. Viel zuviel. Aber ansons­ten ist der Song genau so, wie ich mir einen iri­schen Bei­trag vor­stel­le. Inso­fern für mich abso­lut fein.

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