Die Finanzkrise steckt Portugal nach wie vor in den Knochen: nach einem Jahr Eurovisionspause macht man heuer zwar wieder mit, entscheid sich aber aus Gründen der Kostenersparnis, einfach den Beitrag von 2007 kurz aufzubügeln und nochmal zu schicken. Vorteil: damit ist das Ausscheiden im Semi garantiert, so dass RTP auch an den Hotelkosten sparen kann. Im der Form halber gestern Nacht abgehaltenen Finale des Festival da Canção setzte sich Susana Guerra, optisch die Zwillingsschwester der ungarischen Teilnehmerin von 2011, Kati Wolf, unter dem hochkomplizierten Künstlerinnennamen Suzy gegen Hauptkonkurrentin Catarina Pereira, bereits beim Festival da Canção 2010 unglückliche Zweite, durch. Und wie schon 2010 verließen etliche Grand-Prix-Fans lauthals buhend im Sturm der Entrüstung den Saal – und starteten umgehend eine Petition zur Annullierung des ihrer Meinung nach nur durch Betrug zustande gekommen sein könnenden Ergebnisses.
Hmmmm, die Brötchen der Tänzer: knackig!
Auch, wenn diesmal nicht die sonst üblichen siebenhundertfünfundzwanzig regionalen Juries abgefragt wurden, liegt dieser Verdacht auf der Hand: stammt der Siegertitel ‘Quero ser tu’ doch aus der Feder desselben Komponisten, der auch den portugiesischen Beitrag von 2007, ‘Dança comigo’, verfasste. Und das hört man auch: wie schon Sabrina seinerzeit, lädt auch Suzy heuer die Zuschauer über 70 zum gepflegten Seniorentanztee ein, sich zu einer entkoffeinierten Fassung des Achtzigerjahre-Welthits ‘Lambada’ die Hüfte zu brechen. Auch bei der Bühnenshow geht es zurück ins Jahr 2007: hier klaute man sich zusätzlich noch Elemente der damaligen maltesischen Vertreterin Olivia Lewis (‘Vertigo’) zusammen und lässt ein paar knackige Tänzer in hautengen Hosen (herzlichen Dank!) mit Fahnen wedeln und auf Trommeln herumschlagen. Da fällt dann auch kaum noch auf, wie überfordert die gute Suzy mit ihrem Gesangspart ist. Insgesamt also (bewusst) chancenlos, aber hochgradig unterhaltsam. Clever gemacht, Portugal!
Katzengesänge: Catarinas Tanzteeschlager aus der Babić-Kollektion
Schafft es Portugal mit Suzy ins Finale?
- Natürlich nicht, aber das ist wohl auch die Absicht. (51%, 28 Votes)
- Hätte man mal Catarina Pereira genommen! (25%, 14 Votes)
- Klar, warum nicht? Ist eine schöne Nummer, könnte was reißen. (24%, 13 Votes)
Total Voters: 55

“Portgual”? 😉
Und da “Dança comigo” 2007 nur um drei Punkte am Finale vorbeigekratzt ist (zum Vergleich: der Song hatte acht Punkte mehr als die damaligen Idealbilder des unfair ausgeschiedenen Westlandes, Andorra), wäre ich mit dem Abschreiben vorsichtig, auch wenn Portugal das schwierigere Semi erwischt hat.
Danke, korrigiert!
Armes Portugal. Da hat man eigentlich ein ganz ordentliches Teilnehmerfeld, wählt auch die besten 5 ins Finale, und versemmelt das ganze dann auf den letzten Metern, indem man die allerbesten beiden Beiträge auf die Plätze 4 und 5 verbannt. Mit Frau Pereira hätte man ja noch halbwegs mit einem blauen Auge davonkommen können, aber DAS DA wird hoffentlich nicht weiterkommen. Dabei ist das Stück selbst ja gar nicht mal so übel (natürlich Geschmackssache), aber die Interpretin stimmlich ganz offensichtlich überfordert. Echt schade.
Das schwierigere vielleicht, aber auch das mit den meisten Balladen. Da könnte der Song durchaus positiv herausstechen und auf Platz 9 oder 10 ins Finale gespült werden. Ich brauche ihn dort aber nicht wirklich, wenn schon ein Underdog aus dem ersten Semi, dann bitte San Marino.
Die Nummer ist richtig billig und ne ganz andere Liga als “Dança comigo”. Wird wohl ein ähnliches Schicksal ereilen wie seinerzeit “Vertigo”, wenn schon darauf angespielt wird – nur dieses Mal völlig zu Recht!