Heute gegen Mitternacht gab der NDR die fünf deutschen Juroren bekannt, deren gemeinschaftliche Punkte genau so viel zählen wie die der üblicherweise weit über eine Million deutscher Televoter/innen. Praktisch sogar noch ein bisschen mehr, weil die Fantastischen Fünf alle Teilnehmertitel ranken dürfen / müssen, während ein Zuschauer maximal zwanzig Mal anrufen kann. Die Jury besteht aus Musikmanager Konrad Sommermeyer, Jennifer “Rostock” Weist, Bundesvision-Song-Contest-Teilnehmer (2011) Andreas Bourani, der aktuellen USFD-Partizipantin Madeline Juno sowie Hip-Hopper Sido, der sich vom umstrittenen und anfänglich indizierten Aggro-Berlin-Rapper (“Arschficksong”) zum mittlerweile vergleichsweise bürgerlichen Popinterpreten (aktueller Titel: “Liebe”) wandelte. Und bereits Eurovisionserfahrung im Ausland vorweisen kann: 2012 castete er (nachdem kein deutscher Sender das Konzept wollte) im ORF Sidos Blockstars und durfte die daraus hervorgegangene Formation 3punkt5 zur österreichischen Vorentscheidung schicken, wo sie allerdings gegen den aufmerksamkeitsstarken Zweikampf Conchita Wurst vs. Trackshittaz keinen Stich machen konnten. Ich hoffe, Sido grollt darob nicht mehr und hat dennoch ein paar Punkte für die Wurst übrig…
Mit schwulem Kuss (bei 1:39 Minute): Sido zeigt Toleranz
Die Kaffeesatzleserei, wer von den fünf deutschen Juroren nun vermutlich seine Höchstpunktzahlen an welchen der 37 Grand-Prix-Acts geben könnte, überlasse ich bei Bedarf gerne meinen Lesern in der Kommentarspalte – mir grenzt das zu sehr an Hysterie. Wie übrigens auch die bereits vor Tagen anlässlich der Ernennung Deutschlands führender Schlagerikone Helene Fischer zur nationalen Punktesprecherin beim diesjährigen Contest stehenden Fußes erfolgten Spekulationen, dies könne untrüglicherweise nur bedeuten, dass Birne Helene endlich die Stoßgebete ungezählter Grand-Prix-Fans erhört hat und 2015 beim Vorentscheid mitmachen will. Sicher: Nena nahm 1999 ja auch am Countdown Grand Prix teil, nach dem sie 1998 moderierte die deutschen Punkte verlas (“Eisländ”). Oh, Moment… Und wo wir gerade beim Thema Hysterie sind: eine der im Zusammenhang mit der Besetzung der Krim durch Russland drängendsten Fragen klärte die EBU gestern in Kopenhagen endlich auf: die Telefonanrufe von der Halbinsel fließen ins Televoting der Ukraine ein, so Jan Ola Sand. Was weniger politisch als technisch bedingt ist, da die Krim noch immer Teil des ukrainischen Telefonnetzes ist. Nun dürften die Krimbewohner derzeit andere Sorgen haben, und im Vergleich mit den Einwohnerzahlen der anderen ebenfalls pro-russischen südöstlichen Landesteile der Ukraine fallen ihre Stimmen ohnehin nicht ins Gewicht: die Tomalchevy-Twins können 12 Punkte aus dem ukrainischen Televoting schon mal fest einkalkulieren – wenn ihnen die Jury des Landes nicht einen dicken Strich durch die Rechnung macht, wovon man wohl ausgehen kann.
Maybe there’s a Day you’ll be mine: geht die Annektierung weiter?