Wie ESC Insight unter Bezugnahme auf die norwegische Boulevardzeitung VG berichtet, tobe derzeit ein Streit um die Veröffentlichungsrechte an den Songs des Eurovision Song Contest. Hintergrund sei eine kleine, aber wirkungsvolle Änderung in den seit 2004 zwischen der EBU und dem international agierenden Musikkonzern Universal bestehenden Verträgen. Universal vertreibt den jährlichen offiziellen Eurovisionssampler, also das Doppelalbum mit allen rund 40 Teilnehmertiteln. Da der Sampler im Vergleich zu anderen Musikkompilationen verhältnismäßig wenig Umsatz macht, erhielt Universal in diesem Jahr erstmals das Recht zugestanden, die Songs in allen Vertriebsländern auch zum digitalen Einzeldownload anzubieten, so dass sich Fans gezielt ihre Wunschtitel herauspicken können, ohne das ganze Album kaufen zu müssen. Dies bringt zwar Vorteile insbesondere für Künstler aus kleineren Ländern, die keine große Plattenfirma im Rücken haben, weil ihr sonst nur über das Komplettalbum erhältlicher Song nun auch europaweit zum Einzeldownload zur Verfügung steht, empört aber andere Majors wie Sony Music, bei denen beispielsweise Carl Espen unter Vertrag steht, an dessen Eurovisionsbeitrag und kleinerem Eurohit ‘Silent Storm’ (#47 DE) sein Label nun nichts mehr verdient, weil die Profite aus den Einzelverkäufen via Sampler an Universal gehen. [ref]Allerdings kann ich für Sony hier kein Mitleid empfinden: der Löwenanteil der Verkäufe dürfte während und nach dem Melodi Grand Prix in Norwegen erfolgt sein, also als Kauf oder Download der von Sony vertriebenen Single. Sony hätte auch die Möglichkeit, diese Single parallel zum Eurovisionssampler selbst europaweit anzubieten, davon aber wohl Abstand genommen, weil man an einen Erfolg über das Heimatland hinaus nicht glaubte.[/ref]
Stiller Sturm im Wasserglas: Carls Plattenfirma will den ESC bestreiken
Sony Norwegen habe bereits angedroht, die dortige Eurovisionsvorentscheidung Melodi Grand Prix nicht mehr mit Künstlern aus dem eigenen Hause zu bestücken. Außerdem überlege man, den Eurovision Song Contest eventuell auch in anderen Teilnehmerländern nicht mehr zu beliefern. Auch kleinere Firmen wie das norwegische Indie-Label daWorks, bei dem der rumänische Teilnehmer Ovi unter Vertrag steht, wollen sich dem Boykott anschließen. ESC Insight zufolge stehe auch Warner Music der Protestaktion unterstützend gegenüber. Das norwegische Fernsehen NRK sei nun bei der EBU vorstellig geworden, um auf eine Rücknahme der Regelung drängen, weil diese den Fortbestand des MGP (und, sollte Sony seinen Lieferstreik auf andere Länder ausdehnen, des gesamten Eurovision Song Contest) gefährde. Eine verzwickte Situation, denn außer Universal soll dem Vernehmen nach kein weiteres Label bereit sein, den Eurovisionssampler zu vertreiben, dessen verlässliche Verfügbarkeit mit ein Grund für den stärkeren kommerziellen Erfolg der Eurovisionstitel in den letzten Jahren darstellte.
Siegertitel ohne Hitchance: die dicke Lesbe hatte keinen Major im Rücken
Als Gegenbeispiel kann der Siegertitel von 2007, ‘Molitva’, gelten. Der war als physikalische Single bzw. Einzeldownload seinerzeit in Deutschland erst Wochen nach dem Grand-Prix-Sieg erhältlich, angeboten von einem kleinen House-Music-Independent-Label. Da wollte ihn aber schon keiner mehr haben: Hit verschenkt. Insofern profitieren der Wettbewerb und auch die teilnehmenden Künstler stark vom Engagement Universals. Die EBU wolle laut ESC Insight daher an der aktuellen Regelung festhalten. Allerdings würde ein Boykott durch andere führende (oder unabhängige) Labels, wie von Sony angedroht, den Wettbewerb und seine musikalische Bestückung erheblich schwächen. Es bleibt spannend, wie es hier weitergeht.
Sach mal, was sind das denn für Zicken? Das sollen sie mal schön außerhalb des ESC-Universums klären!
Klar das die Profitgier am Ende alles wieder kaputt machen muss!