Offiziell befinden sich noch immer drei österreichische Städte im Rennen um die Austragung des Eurovision Song Contest 2015, dessen Termin der ORF vor zwei Tagen gegenüber der provisorischen Planung um eine Woche auf Pfingstsamstag verschob (Finale am 23. Mai 2015, die beiden Semis am 19. und 21.): Graz, Innsbruck und die Hauptstadt Wien. Die Newsseite Vienna Online kolportiert nun unbestätigte Gerüchte, wonach die EBU die Stadthalle Wien (ein zweiter möglicher Metropolen-Standort schied zwischenzeitlich aus) präferiere, weil man in dieser Location aufgrund ihrer Größe den Green Room in den Zuschauerraum integrieren und die meisten Eintrittskarten zur Refinanzierung der Veranstaltungskosten verkaufen könne. Als weitere Vorzüge zählt der Artikel die Hotelbettenkapazität, die Verkehrsinfrastruktur, den international bekannten Namen Wiens und die Tatsache auf, dass der ORF ebenfalls in der Hauptstadt residiert, wodurch sich Kosten sparen ließen. Eine endgültige Entscheidung soll jedoch erst Anfang August fallen.
Der Opening Act für den ESC 2015 ist gefunden!
Unterdessen beschäftigt sich die Europa-Ausgabe des US-Magazins Newsweek diese Woche mit der Intervision. Unter dem Namen des zu Hochzeiten des Kalten Kriegs zwischen 1977 und 1980 vier Mal im polnischen Sopot ausgetragenen Sowjet-Grand-Prix veranstaltet Russland am 25. Oktober 2014 in Sotschi erstmalig wieder, wie Newsweek treffend titelt, “seinen eigenen heterosexuellen” Gegenentwurf zum Eurovision Song Contest und folgt damit dem Beispiel der Türkei, die mit der Türkvizyon im November, also nur wenige Wochen später, bereits in die zweite Runde geht. Von Despot Putin nach dem Moskauer Contest 2009 als Idee ins Gespräch gebracht, zunächst jedoch nicht weiterverfolgt, scheinen nun die politisch bedingten, feindseligen Reaktionen der Grand-Prix-Fans auf den diesjährigen russischen Beitrag der Tomalchevy-Schwestern in der Kopenhagener B&W‑Halle und der Triumph der bärtigen Frau das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben: bereits wenige Tage nach dem Sieg Conchita Wursts gab man die Wiederaufnahme der Veranstaltung bekannt, wie Eurovoix schon am 23. Mai berichtete. Der Vertreter Russlands steht ebenfalls fest: bereits am 15. Juni gewann der neunzehnjährige gebürtige Weißrusse Alexander Ivanov die pikanterweise in Jalta (Krim) durchgeführte Vorentscheidungsshow Five Stars. Über seine Konkurrenten in Sotschi ist noch nichts bekannt. Grundsätzlich teilnahmeberechtigt sind die Mitglieder der sogenannten Shanghai-Gruppe, das sind Russland und seine Exrepubliken Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan sowie China, desweiteren sämtliche ehemaligen Sowjetstaaten inklusive des Baltikums (welches sicher verzichten dürfte).
Langhaariger Bombenleger: Alex Ivanov
Der Songschreiber und Five-Star-Produzent Igor Matvienko erklärte im Zusammenhang mit der Intervisionsvorentscheidung, die Eurovision sei “mit äußerst seltenen Ausnahmen nie eine wichtige Plattform für russische Musiker” gewesen. Nun habe man einen würdigen Vertreter, vor allem aber müsse man bei der Intervision “keinem Kind erklären, warum eine bärtige Frau singt”. Was die Erdgas-Supermacht entgegen aller Spekulationen dennoch nicht davon abhält, auch beim verderbten Westwettbewerb mitzutun: bereits am 10. Juni erklärte der russische Staatssender Channel One nach einer Meldung von Eurofire offiziell, am Eurovision Song Contest 2015 in (hoffentlich) Wien teilnehmen zu wollen. So ganz scheint man sich vom Alten Europa also nicht abwenden zu wollen, zumal laut Newsweek der selbe Matvienko den Sieg Ivanovs in Jalta damit erklärte, dass der langhaarige Rocksänger die fünfköpfige Jury an David Coverdale, den Leadsänger der britischen Hardrockbands Deep Purple und Whitesnake, erinnert habe. Vielleicht sollte die BBC, falls sie jemals wieder zu ihrer Uralte-Legenden-Strategie zurückkehrt, anstelle von Schnulziers wie Engelbert Humperdinck lieber Ozzy Osbourne schicken? Der beißt schließlich nur Fledermäusen die Köpfe ab, zieht aber wenigstens keine Frauenkleider an – bekanntlich die schlimmere Sünde, da dürften sich die Russen[ref]Im Sinne von: den sich öffentlich zum Thema äußernden Hohlbohrern, nicht im Sinne von: alle Russen.[/ref] sogar mit mindestens der Hälfte der US-Amerikaner einig sein…
Paranoia? Damit kennen sich die Russen aus!
Wo sollte Deiner Meinung nach der Contest 2015 stattfinden?
- In Wien, wo sonst? (56%, 41 Votes)
- In_nsbruck. (22%, 16 Votes)
- Ist mir Conchita. (21%, 15 Votes)
- Im grazilen Graz. (1%, 1 Votes)
Total Voters: 73
Laut Standard führt Innsbruck in der internen ORF-Wertung – noch sind aber wohl nicht alle Bereiche ausgewertet.
Irgendwer hatte die Tage mal bei Facebook Auszüge aus irgendeiner österreichischen Tageszeitung gepostet, die am gleichen Tag in drei unterschiedlichen Lokalteilen ihrer Ausgabe jeweils eine andere Stadt zum sicheren Favoriten des ORF ausrief…
Da ich aber nach Wien will, fokussiere ich hier natürlich lieber auf Gerüchte, die das unterstützen. Wishful Thinking, aber manchmal hilft’s.
“Der Songschreiber und Five-Star-Produzent Igor Matvienko erklärte im Zusammenhang mit der Intervisionsvorentscheidung, die Eurovision sei “mit äußerst seltenen Ausnahmen nie eine wichtige Plattform für russische Musiker” gewesen.”
Klar. Auf unwichtige Plattformen schickt man ja auch Superstars vom Kaliber Tatu, Alla Pugacheva oder Dima Bilan. *rolleyes*
[…] Informationen von ESCkaz verschiebe sich die ursprünglich für Herbst 2014 geplante russische Intervision “aufgrund der aktuellen politischen Situation” auf den Frühling 2015. Man verhandele […]