Pünktlich zum offiziellen Saisonstart (ab dem 1. September des Vorjahres dürfen nach den EBU-Regularien potentielle Eurovisionsbeiträge veröffentlicht werden, daher beginnt zu diesem Stichtag das Grand-Prix-Jahr 2015) sickern die ersten, allerdings noch unbestätigten Gerüchte zum deutschen Vorentscheid für Wien durch. Wie unter anderem der Prinz-Blog vermeldet, hatte ein Brainpool-Praktikant wohl zu Testzwecken ganz kurz die offizielle Website für Unser Song für Österreich online gestellt: Zeit genug für die stets wissbegierigen Eurovisionsspione, um die relevanten Daten zu erhaschen. Danach findet, falls es sich um keinen Hoax handelt, die deutsche Vorentscheidung am Donnerstag, dem 5. März 2015, in der TUI-Arena auf dem ehemaligen Expo-Gelände in Hannover statt, wo die Veranstaltung bereits 2013 gastierte und was die Frage aufwirft, woher nur diese merkwürdige Verbundenheit des NDR zu dieser speihässlichen, unwirtlichen Location in der wohl langweiligsten aller deutschen Städte kommen mag?
Eine der Perlen aus dem Nachwuchswettbewerb 2014: Tomas Tulpe
Erneut schaltet der NDR einen Nachwuchswettbewerb vor, für den hoffnungsfrohe Talente ein Youtube-Video auf obige Plattform hochladen können, sobald sie denn freigeschaltet wird, und aus denen vermutlich erneut ein paar Brainpool-Schergen alles Kreative aussortieren und die zehn drögsten, mainstreamigsten Titel handverlesen, damit bloß keine Abwechslung aufkommt beim Wildcard-Finale, das für den 19. Februar 2015 in der Großen Freiheit 36 in Hamburg terminiert ist. Es kommt aus meiner Sicht nicht von ungefähr, dass der Talenteabend in einem richtigen Club in einer richtigen Großstadt stattfindet, während das USFÖ-Finale in einer sterilen Provinzhalle läuft. Denn ob der kollektiven Liebe der Deutschen für den Underdog (vgl. Max Mutzke [2004] und Elaiza [2014]) scheint es fraglich, ob der NDR in diesem Jahr erneut etablierte Künstler vom kommerziellen Gewicht eines Grafen in den sicheren Untergang gegen ein musikalisches Aschenputtel locken kann. Andererseits wäre der volkskammerkompatible Sieg des Raab-Protagonisten Mutzke ohne die wochenlang zur besten Sendezeit präsentierte Pro-Sieben-Castingshow SSDSGPS nicht denkbar gewesen, gegen die das vermutlich erneut nur auf Nord 3 gezeigte Sankt-Pauli-Clubkonzert natürlich abstinkt. Und die netten Mädels von Elaiza profitierten erheblich vom Spaltpotenzial ihrer Endrundenkonkurrenten Unheilig. Kommt also diesmal alles anders? Schließlich ist der Song Contest – und das schließt die Vorentscheidungen mit ein – stets für eine Überraschung gut, und das ist ja das Schöne an ihm!
Unheilig – 10 Years ago: auch Scooter mussten sich einem weniger kontroversen Nachwuchskünstler geschlagen geben
Nachwuchswettbewerb plus etablierte Stars – stimmt das NDR-Konzept?
- Hoffentlich gibt es bei der Wildcardrunde diesmal mehr als nur zehn Schattierungen von beige! (80%, 71 Votes)
- So kann man sich das Beste aus beiden Welten aussuchen: ist doch prima! (16%, 14 Votes)
- Beides zu vermischen, ist unfair gegenüber den Stars: die können dann nur verlieren. (4%, 4 Votes)
Total Voters: 89

Deutschland braucht ein Melodienvestivalen, aber das bekommt der zuständige Sender leider nicht gemanaget. Also wieder Beige aus Deutschland!
Aufgrund des unterschiedlichen Stellenwertes des ESC in Deutschland und Skandinavien sowie eines einheimischen Musikmarktes, der einen Künstler ohne weiteres allein versorgt bekommt, ist ein deutsches Melodifestivalen zur Zeit schlicht illusorisch (ebenso wie ein französisches, spanisches oder britisches). Es braucht nun mal einige Zeit, sowas aufzubauen – Akzeptanz unter den Künstlern und Plattenfirmen schaffen, vom Publikum gar nicht anzufangen – und wie soll der NDR die Sache denn sonst angehen, zumal bei zu hohen Ausgaben vermutlich auch wieder irgendjemand schreien würde?
Davon mal unabhängig: Deutschland “braucht” ein Mello? Warum? Wieso ist dieses Endlosfestival mit gefühlt achtundzwanzig Vor‑, Zwischen und Finalrunden eigentlich der ultimative Modus? Ich fand USFD nicht so verkehrt – einige Dinge hätten besser geregelt werden können, insbesondere die Vorauswahl für das Clubkonzert, aber auch das Mello ist in der Hinsicht alles andere als perfekt.
Woher die Verbindung zu Hannover kommt? Könnte es sein, dass Zlatkos mediale Grabstätte (2001 gab es in der Halle, die mal “Preussag-Arena” hieß, auch einen Vorentscheid) die billigste Lösung war?
Dass die Talentsuche keine schlechte Idee war, haben Elaiza ja gezeigt. Ich hoffe nur, dass das Clubkonzert nicht schon wieder zu einer unchristlichen Zeit gezeigt wird, denn gerade dieser Punkt war der Grund, warum ich es nicht gesehen habe. Was mich allerdings nie so richtig geärgert hat, da die Sendung langweilig gewesen sein muss.
Dafür war der Vorentscheid nicht ganz so der Burner wie 2013, als es noch interessantere Beiträge gab (“Heart On The Line” von den Blitzkids z.B. hatte danach für längere Zeit meinen Geschmack getroffen) und das Problem an der ganzen Sache ist, dass das nicht nur vom NDR, sondern auch von Künstlerseite nicht so ernst genommen wurde (außer vielleicht noch vom Grafen, der ja den ganzen ESC gewinnen wollte). Ich hoffe, dass größere Namen bald an Land gezogen werden. Adel Tawil z.B. sollte nicht nach Talenten suchen, sondern vielleicht mal selbst antreten.
Und vielleicht muss man es nicht wie die Schweden, sondern wie die Esten halten und mit DSDS-Siegern verhandeln, auch wenn man es nicht gerne tut. Aber karrieretechnisch allzu viel kaputt machen kann man bei denen ganz bestimmt nichts.
Castingshow-Teilnehmer? Das haben wir 2005 und 2008 versucht und sind in beiden Fällen ganz hinten gelandet. Keine gute Idee.
Es sei denn die Casting-Show ist der Vorentscheid. Dann ist auch schon mal ein Sieg drin. *g*
Nun also auch vom NDR offiziell bestätigt: http://www.eurovision.de/news/Jetzt-bewerben-fuer-deutschen-Vorentscheid,vorentscheid384.html
[…] es durch, und nur eine Woche später bestätigte der NDR heute morgen, was Leser dieses Blogs schon wissen: der deutsche Vorentscheid Unser Song für Österreich findet am Donnerstag, dem 5. März 2015, in […]