Am Dienstag gab das Schweizer Fernsehen den ersten Zwischenstand seiner Songsuche für Wien bekannt. Wie es sich für die sprachlich und kulturell dreigeteilte Eidgenossenschaft gehört, verfügt das Land über das komplizierteste Vorauswahlverfahren Europas. Derzeit stehen 18 Lieder (9 aus der deutschsprachigen Schweiz, 6 aus dem frankophonen Teil und 3 aus dem italienischen Terrain) auf der Warteliste für den am 7. Dezember terminierten “Expertencheck”, bei denen sich die dazugehörigen Interpreten live vor einer Jury präsentieren müssen. Nur jeder dritte dieser Beiträge wird dann in die öffentliche Entscheidungsshow am 31. Januar 2015 durchgelassen. Während die Romandie und das Tessin intern vorbestimmten, qualifizierten sich die deutschschweizerischen Kandidat/innen im berüchtigten Internet-Vor-Vorentscheid, der uns Jahr für Jahr die schönsten und schrägsten Perlen aus ganz Europa beschert, die dann – im 50/50-Verfahren durch Voting und Senderjury – allesamt ausgesiebt werden.
Ein Cocktail der Fantasie: The Vad Vuv
Denn obschon die SRF-Internetplattform offiziell für alle Bewerber/innen offen steht und von künstlerisch Verzweifelten aus aller Welt auch fleißig als Abladestelle genutzt wird, schaffen es Jahr für Jahr ausschließlich helvetische Kandidat/innen in die engere Auswahl. Dass die Schweizer nicht nur stark xenophob, sondern auch sehr langweilig sind, bestätigen sie leider ebenso Jahr für Jahr mit ebendieser Vorauswahl, in der sämtliche auch nur ansatzweise schrägen und unterhaltsamen Beiträge konsequent rausfliegen. Legen wir an dieser Stelle also eine stille Gedenkminute beispielsweise für die fabelhafte Inge Ginsberg und ihren In-your-Face-Song an den Grimmen Schnitter, ‘Totenköpfchen’, ein! Und wenden uns dann den Liedern zu, die es weiter schafften. Hier sticht, neben der netten Hintergrunduntermalung ‘Vu d’en Haut’ von Alenko aus der Romandie, unter all dem drögen Gesumms nur ein Titel[ref]Darunter, fast überflüssig es zu erwähnen, kein einziger aus dem deutschsprachigen Teil der Konföderation,[/ref] als nennenswert hervor: ‘Cocktail e Fantasmi’ der Band The Vad Vuc. Nun kriege ich bei allem auch nur im Entferntesten keltisch Klingenden üblicherweise sofort ästhetischen Herpes. Doch hier überzeugt mich die Eingängigkeit des Songs und das hübsch morbide Video, in dem ein gehörnter Catweazle im verwunschenen Wald die sehr junge Lena Odenthal meuchelt.
http://youtu.be/RqVyQ6Ef8fs
Muss leider draußen bleiben: die fabelhafte Inge Ginsberg. Chance vergeben, Schweiz!
bitte bei der Wahrheit bleiben! Letztes Jahr sang eine Polin im Schweizer Vorentscheid, vor ein paar Jahren eine Kanadierin, und es war nicht Celine Dion…