Per­len der Vor­ent­schei­dun­gen: der Schweiß tropft bis zur Lippe

Heu­te früh stell­te der ORF die 16 Kandidat:innen um die Nach­fol­ge Con­chi­ta Wursts beim Euro­vi­si­on Song Con­test vor. Außer den Mak­e­makes, die mit dem rund­weg furcht­ba­ren ‘Mil­li­on Euro Smi­le’ zuhau­se einen unver­dien­ten Num­mer-Zwei-Hit lan­den konn­ten, han­delt es sich dabei aus­schließ­lich um jun­ge Bands und Solokünstler:innen, deren rich­ti­ger kom­mer­zi­el­ler Durch­bruch noch bevor­steht. Was Sinn macht, soll das For­mat Wer singt für Öster­reich? doch der Nach­wuchs­för­de­rung die­nen. Und im Gegen­satz zum NDR, der beim deut­schen Vor-Vor­ent­scheid 2014 zehn Schat­tie­run­gen des­sel­ben Beige aus­such­te, beein­druckt die enor­me musi­ka­li­sche Band­brei­te der Aus­tria-Acts, die sich nun am 20. Febru­ar 2015 einer Jury stel­len müs­sen. Sechs von ihnen kom­men dann in die nächs­te Run­de am 27. Febru­ar, wo sich die “Coa­ches” Anna F., Nazar und die bereits in der deut­schen Cas­ting­show The Voice in ähn­li­chem Auf­trag täti­gen Boss­Hoss ihrer anneh­men und sie vor “ver­schie­de­ne Chal­lenges” stel­len. Am dar­auf­fol­gen­den Frei­tag bekom­men sie die Mög­lich­keit, jeweils zwei Songs vor­zu­stel­len, und am 13. März 2015 ent­schei­det das Publi­kum und eine Jury schließ­lich, wer von ihnen im Mai das Aus­tra­gungs­land vertritt.

Die Play­list mit allen Vorauswahltiteln.

Für das mög­li­che Wett­be­werbs­lied will der ORF den sechs aus­ge­wähl­ten Acts “inter­na­tio­nal ver­sier­te Song­wri­ter und erfolg­rei­che Pro­du­zen­ten zur Sei­te” stel­len, dar­un­ter bei­spiels­wei­se Julie Frost, die schon für Lena Mey­er-Land­ruts ‘Satel­li­te’ ver­ant­wort­lich zeich­ne­te. Die Aus­wahl der heu­te prä­sen­tier­ten glück­li­chen Sech­zehn erfolg­te laut ORF eben­falls über Talent­scouts, und das Ergeb­nis spricht laut dem öster­rei­chi­schen Aufrechtgehn.de-Korrespondenten, Buch­au­to­ren und Con­test-Ken­ner Mario Lack­ner dafür, dass es sich um die “ehr­lichst bemüh­tes­te Suche seit Jah­ren” han­delt. Nach einer ersten­Y­ou­tube-Sich­tung sind ziem­lich fabel­haf­te Acts dar­un­ter, allen vor­an die Miz­ge­bo­nez, ein fünf­köp­fi­ges Unter­hal­tungs­kol­lek­tiv, das der eige­nen Legen­de zufol­ge aus einem ledig­lich aus fünf Bau­ern­hö­fen bestehen­den Kaff namens Gröpz stam­men will. Sie prä­sen­tie­ren einen tol­len Mix aus den ver­schie­dens­ten Musik­sti­len und wun­der­bar sub­ver­si­ver Come­dy und gehö­ren auf jeden Fall in die Endrunde!

Quetsch die Luft­quetschn: die Folkshilfe.

So wie bit­te­schön auch die Folks­hil­fe. Die drei “Bur­schen” (ORF) stam­men aus Ober­ös­ter­reich und kreu­zen Volks­mu­sik-Sound mit super­ein­gän­gi­gem Pop. Laut Sen­der außer­dem mit “Humor”, was ich man­gels Sprach­kennt­nis (die Jungs sin­gen in Mund­art und ich ver­ste­he kaum ein Wort) mal unbe­se­hen glau­ben muss will. Vor hei­mi­schem Publi­kum sor­gen sie jeden­falls für Stim­mung, und auch mei­ne Mund­win­kel gehen bei ‘Seit a poa Tog’ unwei­ger­lich nach oben. Das auf dem Bewer­bungs­fo­to furcht­bar zickig fri­sier­te und geschmink­te Damen­trio The Su’sis macht hin­ge­gen in Swing, und zumin­dest im DJ-Farr­a­po-Remix klingt ‘This and that’ ziem­lich geil. Ein pro­fes­sio­nel­les Video kön­nen die Elek­tro­ko­ko-Künst­ler Johann Sebas­ti­an Bass vor­wei­sen, die nach Wer­be­pro­sa eine “Ver­schmel­zung von live gespiel­tem Elek­tro­pop und baro­ckem Prunk” zele­brie­ren. Oder, um es mit einem sehr bekann­ten und lei­der viel zu früh ver­stor­be­nen Öster­rei­cher zu sagen: ‘Rock me, Ama­de­us’.

Milch macht müde Zom­bies mun­ter: Johann Sebas­ti­an Bass.

Sehr hübsch auch der tanz­ba­re Indie-Sound des vier­köp­fi­gen Kom­man­dos Ele­fant, das allei­ne schon für den gran­dio­sen Album­ti­tel ‘Schei­tern als Show’ von 2012 Cool­ness-Punk­te sam­melt, oder Lemo, der optisch ein wenig an den attrak­ti­ven Mol­da­wi­er Pasha Par­fe­ny erin­nert, musi­ka­lisch aller­dings lei­der eher an den aktu­el­len, supers­eich­ten Deutsch­pop eines Tim Bendz­ko. Mit ‘Viel­leicht der Som­mer’ hat­te er die­ses Jahr sogar einen klei­ne­ren Hit (#24 AT), auch wenn der Song eben­so unent­schlos­sen klingt, wie der Titel es sug­ge­riert. Einen Mix aus Reg­gae und Hip Hop prä­sen­tiert die Roy­al Kom­bo, und auch wenn ich nicht genug kif­fe, um die­se Art von Musik zu gou­tie­ren, kann ich dem ORF nur dazu gra­tu­lie­ren, auch eine sol­che Klang­far­be in ihren Vor­ent­scheid zu holen. Eine Vor­la­ge für bil­li­ge Flach­wit­ze lie­fert das bal­ka­nös­ter­rei­chi­sche, laut Eigen­be­schrei­bung in “Dra­ma­pop” machen­de Duo Tan­dem mit dem Song­ti­tel ‘Zeig ihn mir’. Aber auf die­ses Niveau wol­len wir uns natür­lich nicht hin­ab­las­sen, und so sage ich denn ‘Adieu’, gemein­sam mit Chan­son­sän­ge­rin Zoë Straub, und wün­sche unse­ren Nach­barn gutes Gelingen!

Find ich selt­sam und mag ich gern: das Kom­man­do Elefant.

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